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  • Wie die Christenheit trinitarisch geworden ist
  • Erwachet! 1973
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Erwachet! 1973
g73 8. 4. S. 16-20

Wie die Christenheit trinitarisch geworden ist

SEIT dem Zweiten Vatikanischen Konzil sieht man immer deutlicher, daß sich in der katholischen Kirche eine Kluft aufgetan hat. Die eine Gruppe lehnt jegliche Neuerungen ab, die andere Gruppe dagegen wird ungeduldig, weil nicht mehr Neuerungen eingeführt werden. In einer von Jesuiten herausgegebenen Zeitschrift konnte man folgendes lesen: „Einigen Katholiken erscheinen diese Änderungen zu radikal und zu überstürzt, auch befürchten sie noch radikalere, die noch hastiger durchgeführt werden. Andere dagegen finden, diese Neuerungen seien nicht umfassend genug und kämen zu spät, auch bestehe keine Hoffnung, daß ihre Durchführung beschleunigt werde.“ Das erste ökumenische Konzil der katholischen Kirche wurde 325 u. Z. in Nizäa abgehalten, und dieses Konzil löste in der katholischen Kirche ebenfalls einen großen Streit aus. Worum handelte es sich dabei? Es ging um das Trinitätsdogma.

Über die damalige Situation schreibt ein neuzeitlicher Historiker: „Zwei Gruppen von Theologen übten einen solch großen Einfluß aus, daß die Christenheit sozusagen in zwei Lager gespalten wurde, die einander zwei Jahrhunderte lang [und noch länger!] wegen theologischer und politischer Fragen bekämpften. Die ,rechtgläubige‘ Gruppe wurde von Athanasius angeführt, einem Archidiakon der Kirche in Alexandria, die anderen nannte man Arianer, nach Arius, einem Diakon der gleichen Kirche. ... Die Anhänger des Athanasius verfochten das Trinitätsdogma; die Arianer lehnten dieses Dogma ab.“ Der lateinische Westen mit Rom als Zentrum hing fast ganz der Lehre des Athanasius an, während der hellenisierte östliche Teil des Römischen Reiches mit Konstantinopel als Zentrum sich hauptsächlich zum Arianismus bekannte.

Was glaubten die Arianer? Sie vertraten „die Lehre, daß Christus, der Sohn, Gott, dem Vater, untergeordnet“ sei „und daß keine Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater“ bestehe, „weil Christus von Gott erschaffen wurde und daher nach Gott ins Dasein kam“.a

Und was glaubten die Athanasier? Ihre Lehre wird heute wie folgt definiert: „Es sind drei Personen in Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist“, „jede dieser Personen ist wahrer Gott“, wesensgleich, gleich groß, nicht erschaffen und allmächtig.

Es wird jedoch allgemein zugegeben, daß das Trinitätsdogma das Ergebnis einer allmählichen Entwicklung ist. So schrieb Kardinal Newman, daß diese „katholische Lehre“ in den Bekenntnissen der vorkonstantinischen Zeit überhaupt nicht erwähnt werde. „Sie sprechen freilich von einer Dreiheit; aber daß da irgendein Geheimnis in der Lehre ist, daß die Drei Einer sind, daß Sie einander gleich sind, gleich ewig, alle ungeschaffen, alle allmächtig, alle unbegreiflich, wird nicht festgelegt und könnte aus ihnen niemals entnommen werden“ (Die Entwicklung der christlichen Lehre, S. 14)

Etwas Ähnliches lesen wir in einem zeitgenössischen katholischen Nachschlagewerk: „Es ist schwierig, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen klaren, sachlichen und ehrlichen Bericht über die Offenbarung, die dogmatische Entwicklung und theologische Behandlung des Trinitätsdogmas zu geben. ... Man darf nur bedingt von einem Trinitätsglauben im Neuen Testament sprechen. ... Wenn man von einem unbedingten Trinitätsglauben spricht, befindet man sich nicht mehr in der Zeit des Urchristentums, sondern mindestens im letzten Viertel des vierten Jahrhunderts“ (The New Catholic Encyclopedia, 1967, Bd. XIV, S. 295)

Konstantin und Nizäa

Konstantin gab vor, sich zum „Christentum“ bekehrt zu haben; allerdings hat er das sehr wahrscheinlich nicht nur aus religiösen, sondern auch aus machtpolitischen Gründen getan. Deshalb beunruhigte ihn der theologische Streit, denn er sah darin eine Bedrohung der Einheit seines Reiches. In seiner Eigenschaft als Pontifex maximus, das heißt als Oberpriester, berief er im Jahre 325 u. Z. nach Nizäa das erste ökumenische Konzil ein. Obwohl er noch kein getaufter Christ war, führte er auf diesem Konzil den Vorsitz. Nur 318 Bischöfe hatten sich eingefunden, und mit ihrem Gefolge mag die Zahl der Anwesenden 1 500 bis 2 000 betragen haben.

Zwei Monate lang stritten die Trinitarier und die Arianer miteinander, die Trinitarier zeigten sich oft außerordentlich intolerant. Konstantin bemerkte, daß die Trinitarier in der Übermacht waren, daher entschied er zu ihren Gunsten. Er „unterdrückte die Opposition in den Reihen der Bischöfe und forderte, daß alle Anwesenden unterschrieben, da sie sonst verbannt würden. Nur zwei Bischöfe aus Libyen verweigerten die Unterschrift; zusammen mit Arius und den Priestern, die treu zu ihm hielten, wurden sie nach Illyrien verbannt“, in ein Gebiet, das heute dem westlichen Jugoslawien entspricht. Die Schriften des Arius wurden beschlagnahmt und verbrannt, und auf den Besitz seiner Schriften wurde die Todesstrafe gesetzt.

Aber der Sieg des Athanasius und seiner Anhänger war von kurzer Dauer. Konstantin, der sich — sehr wahrscheinlich aus politischen Gründen — für die Trinitarier entschieden hatte, war genauso bereitwillig, die andere Seite zu unterstützen. Einige Jahre später erhob Konstantin Byzanz zur Hauptstadt des Reiches und nannte es Konstantinopel. Hier hatte Arius viele überzeugte Anhänger; die Bischöfe dieses Gebietes hatten die nizäische Formel nur aus Furcht unterschrieben.

Der führende Bischof von Konstantinopel, Eusebius von Nikomedien, war Arianer, und es gelang ihm, Konstantin zu veranlassen, in diesem Lehrstreit „auf das andere Pferd zu setzen“. Nun wurden die Trinitarier verbannt. Im Jahre 335 schickte Konstantin Athanasius nach Trier ins Exil. Nicht lange danach, kurz vor seinem Tode, empfing Konstantin von dem arianischen Bischof Eusebius die Taufe.

Konstantin hinterließ sein Reich einigen Neffen und seinen drei Söhnen, Konstantin II., Konstantius und Konstans. Die Söhne entledigten sich sofort der übrigen Erben und teilten das Reich unter sich. Konstantius, ein überzeugter Arianer, erlangte nach dem Tode seiner trinitarischgesinnten Brüder die Alleinherrschaft über das ganze Römische Reich — über den östlichen und über den westlichen Teil. Da es ihm daran lag, den Arianismus zu fördern, befahl er, die trinitarischgesinnten Bischöfe durch arianischgesinnte abzulösen; dieser Wechsel veranlaßte einen heidnischen Historiker jener Zeit zu der spöttischen Bemerkung, auf den Straßen sehe man „lauter galoppierende Bischöfe“.

Die Trinitarier gewinnen schließlich die Oberhand

Die Vorherrschaft der Arianer dauerte jedoch nur bis zum Tode des Konstantius, denn die Trinitarier waren immer noch in der Mehrheit. Das darf nicht überraschen, denn da Satan der „Gott dieses Systems der Dinge“ ist, findet der Irrtum im allgemeinen mehr Anklang als die Wahrheit. (2. Kor. 4:4) Ein weiterer Grund, warum die Arianer den Kampf verloren, war die Tatsache, daß sie selbst uneinig waren. Sie hatten kein gemeinsames Bekenntnis, in dem ihre Ansichten formuliert gewesen wären, auch hatten sie keine leitende Körperschaft, die sie hätten anrufen können. So waren sie in sich selbst entzweit, und wie könnte ein „Haus, das gegen sich selbst entzweit ist“, bestehen? — Matth. 12:25.

Aber vielleicht mehr als alles andere trug die Tatsache, daß die Trinitarier immer bereit waren, Gewaltmittel anzuwenden, dazu bei, daß die Trinitarier schließlich über die Arianer siegten. Als Arius auf dem nizäischen Konzil aufstand, um das Wort zu ergreifen, soll Nikolaus von Myra ihn ins Gesicht geschlagen haben, und während Arius seine Rede fortsetzte, sollen viele Bischöfe, die der trinitarischen Auffassung huldigten, sich die Ohren zugehalten haben und aus dem Saal gelaufen sein, um ihre Abneigung gegen seine Ketzereien zu demonstrieren. Ein weiteres typisches Beispiel für die Unduldsamkeit der Trinitarier war der „Sitzstreik“, zu dem Ambrosius, Bischof von Mailand, aufgerufen hatte, um zu verhindern, daß der Befehl Kaiser Valentinians ausgeführt und den Arianern in jener Stadt eine Kirche überlassen würde. Ambrosius verharrte mit seiner Gemeinde zwei Wochen lang Tag und Nacht in der umstrittenen Kirche und sang mit seiner Gemeinde Hymnen, bis der Kaiser nachgab.

Als weiteres Zeugnis für die Unduldsamkeit der Trinitarier gegen die Arianer und dafür, daß sie Gewaltmittel gegen sie anwandten, mögen die unterschiedlichen Erklärungen angeführt werden, die zwei der berühmtesten Herrscher der Germanen, die zu den „Barbaren“ zählten, machten. Chlodwig, König der Franken, der den orthodoxen Katholizismus angenommen hatte, also Trinitarier geworden war, ging gegen die arianischen Westgoten in Gallien vor mit der Begründung: „Es schmerzt mich, zu sehen, daß diesen Arianern ein Teil Galliens gehört. Laßt uns mit der Hilfe Gottes gegen sie in den Kampf ziehen und sie unterwerfen.“ Und das geschah auch. Über die Ernte, die diese Saat der Unduldsamkeit hervorbrachte, lesen wir: „Es ist ein einziger Bericht von Grausamkeiten, Habsucht und Verrat, von entsittlichten Königen und rachsüchtigen Königinnen, die [Papst] Gregor zu entschuldigen suchte, weil sie die katholische Orthodoxie verteidigten.“

Einen auffallenden Gegensatz zu der Unduldsamkeit des orthodoxen Chlodwig bildete der arianische Theoderich, König der Ostgoten. Zeno, ein oströmischer Kaiser, ermächtigte ihn, Italien zu besetzen, da dort damals ein König herrschte, der Zeno nicht als Kaiser des Oströmischen und Weströmischen Reiches anerkannte. Theoderich eroberte Italien, in bezug auf seine Religionspolitik sagte er aber: „Über die Religion hat der König keine Befehlsgewalt, denn man kann niemand zwingen, gegen seinen Willen etwas zu glauben.“

Ein weiterer Faktor, der sich zugunsten der Trinitarier auswirkte, war das Aufkommen des Mönchtums, das heißt, Männer begannen in Klöstern gemäß dem Gelübde der Keuschheit ein asketisches, religiöses Leben zu führen. Athanasius war der erste führende katholische Theologe, der das Mönchtum förderte. Die Klöster waren nicht nur ein Bollwerk der nizäischen Orthodoxie, sondern die Mönche schreckten auch nicht davor zurück, in ihrem Eifer für ihren trinitarischen Glauben bedenkenlos Gewaltmittel anzuwenden.

Ferner wirkte auch die Tatsache, daß die germanischen Krieger, die in das Römische Reich, und zwar sowohl in den östlichen als in den westlichen Teil, einfielen, Arianer waren, zugunsten der Trinitarier. Wieso waren diese „Barbaren“ Arianer? Weil sie von dem arianischen Bischof Wulfila bekehrt worden waren. Wäre ein Römer arianisch geworden, so hätte man ihm das als ein Sympathisieren mit diesen Eindringlingen ausgelegt.

Wahrscheinlich den schwersten Schlag gegen die Arianer führte der römische Kaiser Theodosius. In den Jahren 391 und 392 u. Z. zwang er durch amtliche Dekrete alle „Christen“ zur Annahme der katholischen Orthodoxie und verbot den Arianern, zum Gottesdienst zusammenzukommen, und den Heiden den Besuch der Tempel. Ein Historiker schreibt: „So wurde der gesetzliche Sieg der Kirche über die Ketzerei [Arianismus] und das Heidentum sowie ihre Entwicklung von einer verfolgten Sekte zu einer Staatskirche, die jetzt selbst andere verfolgte, vollendet.“

Die arianischen „Barbaren“

Vom 5. Jahrhundert an gab es keinen römischen Kaiser mehr, der arianisch gesinnt war. Doch damit hörte der Arianismus nicht auf, eine Volksreligion zu sein. Ganz im Gegenteil! Nach dem Tode des Theodosius drangen Germanen, die sich zum Arianismus bekannten, in Italien ein und eroberten Rom. In einem katholischen autoritativen Werk wird darüber gesagt: „Von den Goten aus breitete sich diese Form des Christentums [Arianismus], obschon sie da und dort verfolgt wurde, rasch unter ihren Nachbarstämmen aus. ... Die Stämme, die in die Westprovinzen einfielen und verschiedene germanische Reiche schufen, bekannten sich größtenteils zum Arianismus und verfolgten gelegentlich die Römer, die sich zum orthodoxen Katholizismus bekannten. ... Aber allmählich gelang es der katholischen Kirche, den Arianismus zu überwinden. In einigen Fällen erreichte man das durch kriegerische Operationen, denen die Goten bis auf kleine Reste zum Opfer fielen.“ Das geschah während der Herrschaft des oströmischen Kaisers Justinian, der das ehrgeizige Ziel verfolgte, den einstigen Glanz des Römischen Reiches wiederherzustellen, und der berüchtigt war wegen seiner Verfolgung, nicht nur der Arianer, sondern auch der Juden und der Samaritaner. Er verbot den Juden sogar, ihre Schriften in Hebräisch zu lesen!

Aber Justinian vermochte den Arianismus nicht auszurotten. Rom sollte noch mehr mit germanischen Barbaren zu tun bekommen denn einige Jahre nach Justinians Tod drangen die Langobarden, die als die kampflustigsten aller germanischen Stämme bezeichnet wurden, in Italien ein. Bald danach herrschten sie über einen großen Teil dieser Halbinsel. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts war die Bekehrung der Langobarden zum trinitarischen Katholizismus vollendet; die Langobarden bereiteten dem Papst allerdings fortwährend Schwierigkeiten, aber nicht aus religiösen, sondern aus politischen Gründen oder wegen Gebietsansprüchen.

Über diese Zeitperiode lesen wir: „Bei diesem Umschwung wechselte das Geschick [des Arianismus] weit häufiger als eine Folge politischer Veränderungen und der Begünstigung durch die Obrigkeit denn als Folge theologischer Argumente.“ In einem anderen historischen Werk wird über den Arianismus gesagt: „[Er] behauptete sich noch 200 Jahre; aber man war nicht aus freiem Willen und aus Überzeugung arianisch, sondern rein zufällig.“ Diese politische und kriegerische Tätigkeit der Arianer widerlegt übrigens den Vorwurf, der manchmal gegen die unpolitischen, friedliebenden christlichen Zeugen Jehovas erhoben wird, nämlich Arianer zu sein.

Wenn man sich mit der Geschichte der Trinitarier und der Arianer beschäftigt, muß man darüber staunen, wie genau Jesus und seine Apostel die Entwicklung in der Christenversammlung vorhergesagt haben. Jesus hat in einem seiner Gleichnisse erklärt: „Während die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut hinzu, mitten unter den Weizen.“ So kam es, daß das Feld, das ursprünglich mit Weizen besät worden war, von Unkraut überwuchert wurde. (Matth. 13:25) Und wenn man bedenkt, wie habsüchtig und gewalttätig die Trinitarier und Arianer waren, kann man erkennen, wie genau der Apostel Paulus die Entwicklung voraussagte: „Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden.“ Zu diesen Wölfen gehörten sowohl die Trinitarier als auch die Arianer, allerdings waren die Trinitarier die wilderen! — Apg. 20:29.

[Fußnote]

a Daß die Arianer Bibeltexte anführen konnten, um ihre Lehre zu beweisen, zeigen Texte wie Johannes 14:28; Kolosser 1:15-17; 1. Timotheus 1:17; Offenbarung 3:14.

[Bild auf Seite 17]

Trinitätssymbol in der katholischen Kirche in Tagnon (Frankreich)

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