Millionen bereits Lebender werden nie geboren werden
VOM „AWAKE!“-KORRESPONDENTEN IN SCHWEDEN
MILLIONEN von Kindern, die bereits im Mutterleib leben, werden nie geboren werden. Sie werden nicht die Gelegenheit erhalten, ihre eigenen Eltern zu sehen oder kennenzulernen oder sich ihres genetischen und ihres gesetzlichen Erbes zu erfreuen. Alles wird ihnen versagt bleiben. Warum? Hauptsächlich, weil sie ins Dasein gekommen sind, ohne erwünscht zu sein, und weil diejenigen, die sie nicht wünschen, beschließen werden, sich ihrer zu entledigen. Die Ausführung dieser Entscheidung nennt man Abtreibung.
Obwohl es in vielen Ländern keine Statistiken über Abtreibungen gibt, gibt es Anzeichen dafür, daß jedes Jahr Millionen „legaler“ und illegaler Abtreibungen auf der ganzen Erde vorgenommen werden. Ungefähr eine halbe Million „legaler“ Abtreibungen wurden während des Jahres 1971 in den Vereinigten Staaten vorgenommen. In der Tschechoslowakei, in Ungarn, Polen und Jugoslawien gibt es mehr Abtreibungen als Lebendgeburten. Und in Japan wurden im Jahre 1969 ungefähr 744 000 Abtreibungen von besonders dazu bestimmten Ärzten vorgenommen.
Liberalisierung der Abtreibungsgesetze
Fast überall nimmt die Zahl der unerwünschten Schwangerschaften zu. In vielen Ländern wird gefordert, die Abtreibungsgesetze zu liberalisieren. Ein Beispiel dafür ist Schweden. Die gegenwärtige Gesetzgebung in Schweden verbietet — abgesehen von wenigen Ausnahmen bei besonders untragbaren Verhältnissen — die Abtreibung. Aber viele weitere Frauen wünschen Abtreibungen aus anderen als den vom Gesetz eingeräumten Gründen. Tausende schwangere Frauen gehen in benachbarte Länder, in denen es eine weniger strenge Gesetzgebung gibt, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Viele weitere lassen illegale Abtreibungen vornehmen. Das hat dazu geführt, daß das gegenwärtige Gesetz großzügiger ausgelegt wird und daß immer mehr Ausnahmen gemacht werden. All das bildete die Grundlage dafür, daß man sich Gedanken über eine neue Gesetzgebung machte. Daher begann im Jahre 1965 ein offiziell beauftragtes Expertenkomitee in Schweden, an einem Bericht zu arbeiten, in dem Vorschläge für eine solche neue Gesetzgebung dargelegt wurden. Im Jahre 1971 wurde der Bericht dem Justizminister und der Öffentlichkeit unterbreitet. Das Komitee empfahl, daß der Staat die Frau schützen solle, „indem er ihr das gesetzliche Recht gibt, so früh wie möglich operiert zu werden, und zwar immer mit dem Verfahren, das für sie am leichtesten ist“.
Warum Frauen Abtreibungen wünschen
In Entwicklungsländern sind Armut, Krankheit und die Überbevölkerung die wesentlichen Faktoren für den Wunsch nach Abtreibungen. Aber in Schweden und in anderen technisch fortgeschritteneren Ländern hängt der Wunsch, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, in erster Linie mit persönlichen Umständen zusammen. Der Grund mag sein, daß eine Frau körperlich schwach ist, Kinder nicht mag, Angst vor der Entbindung hat, zu alt oder zu jung ist, daß sie vergewaltigt worden ist, daß einer der Ehepartner untreu ist, daß sie, was ihre Bildung betrifft, benachteiligt ist, daß der Vater unbekannt ist oder daß es mehrere mögliche Väter gibt, daß die Eltern Druck ausüben daß sie sich schämt usw. Die sogenannte sexuelle Revolution, die Promiskuität und ein frühes sexuelles Erwachen der Jugendlichen mit sich gebracht hat, hat zu einem gewaltigen Anstieg an unerwünschten, besonders an unehelichen Schwangerschaften geführt. Auch dies hat dazu beigetragen, daß immer mehr fordern, es solle leichter werden, eine Abtreibung vornehmen zu lassen.
Jedoch wird das Problem der unerwünschten Schwangerschaften nicht dadurch gelöst, daß die Abtreibung legalisiert wird. Die Abtreibung ist nicht einfach eine weitere Form der Empfängnisverhütung. Sie ist eine schwierige Operation am menschlichen Körper, für die Krankenbetten, geschulte Ärzte, Pflegepersonal, medizinische Behandlung, Instrumente und natürlich Geld erforderlich sind. Eine Abtreibung hat die Tötung der Leibesfrucht zur Folge, und in vielen Fällen mag die Mutter körperlichen und seelischen Schaden davontragen.
Abtreibungsmethoden
Bei einer frühen Abtreibung, wenn die Leibesfrucht nicht älter als zwölf Wochen ist, wird sie durch Ausschaben entfernt. Die Patientin erhält eine Narkose, und der Gebärmutterhals wird mit Hilfe metallischer Instrumente erweitert. Dann „schabt“ der Gynäkologe die Wand der Gebärmutter mit einer Kürette, einem löffelförmigen Instrument, aus, bis der Embryo herauskommt. Zu den möglichen Komplikationen dieser Operation gehören großer Blutverlust, Infektion und Perforation der Gebärmutter. Die Operation kann auch zu Menstruationsstörungen führen, zu Unfruchtbarkeit und zu Komplikationen bei einer künftigen Schwangerschaft.
Die Methode der Absaugung verdrängt immer mehr die der Ausschabung bei frühen Abtreibungen. Zunächst wird der Gebärmutterhals erweitert. Dann führt der Gynäkologe einen Plastikschlauch ein. Dieser Schlauch ist mit einer Vakuumpumpe verbunden, die, wenn sie angeschaltet wird, den Embryo, die Plazenta und die Eihäute absaugt. Der Operation mag ein Ausschaben mit einer kleinen Kürette folgen, um sicherzugehen, daß sämtliches Gewebe des Embryos und der Plazenta entfernt worden sind. Die Komplikationen bei der Methode des Absaugens sind zwar nicht so schwerwiegend, aber sie sind ähnlich wie bei der Methode des Ausschabens.
Die Injektionsmethode wird nach der zwölften Woche der Schwangerschaft angewandt. In Dänemark und Großbritannien werden medizinische Seifen eingespritzt. In anderen Ländern wird eine ähnliche Injektion mit einer 20prozentigen Salzlösung bis zur 16./17. Woche der Schwangerschaft angewandt.
Nach diesem Stadium der Schwangerschaft wird gewöhnlich eine andere Injektionsmethode angewandt. Der Gynäkologe führt eine lange hohle Nadel entweder durch den Unterleib unterhalb des Nabels oder durch die Scheide und den Gebärmutterhals in die Gebärmutterhöhle ein und zieht einen Teil des Fruchtwassers ab, das den Fetus umgibt. Dann injiziert er langsam eine entsprechende Menge einer Salzlösung. Statt Salz benutzen einige Ärzte Glucose oder Formalin. Die Lösung tötet den Fetus und leitet, gewöhnlich innerhalb von zwölf bis achtundvierzig Stunden nach der Injektion, Wehen ein. Der Fetus wird genauso ausgestoßen wie bei einer normalen Geburt.
Die Möglichkeit, daß Komplikationen bei dieser Form der Abtreibung auftreten, ist größer als bei Abtreibungen, die in einem früheren Stadium der Schwangerschaft vorgenommen werden. Es mag ein Teil des Gewebes der Plazenta zurückbleiben. Das kann Infektionen zur Folge haben. Oft sind diese Komplikationen mit Fieber und Blutungen verbunden. In einigen Fällen gelangt ein Teil der Salzlösung in den Blutkreislauf der Frau. Das kann zu Krämpfen und zur Blutgerinnung in den Gefäßen mit all ihren Gefahren führen.
Eine Abtreibung mit Hilfe des Kaiserschnitts, einer Hysterotomie, ähnelt der Operation, die vorgenommen wird, wenn eine Frau ein Kind nicht normal zur Welt bringen kann. Die Patientin erhält eine Narkose, und danach macht der Gynäkologe einen Einschnitt durch den Unterleib in die Gebärmutter. Darauf werden der Fetus und die Plazenta aus der Gebärmutter entfernt.
Diese Methode, eine Abtreibung vorzunehmen, bringt größere Risiken mit sich als die Injektion einer Salzlösung. Außerdem mag die Narbe in der Gebärmutter bei einer späteren normalen Geburt aufbrechen. Deshalb sind viele Ärzte der Meinung, daß zukünftige Entbindungen durch einen Kaiserschnitt vorgenommen werden sollten.
Andere Gefahren und nachteilige Auswirkungen
Ungeachtet des Stadiums der Schwangerschaft ist bei jeder Abtreibung ein tödlicher Blutverlust möglich. Aus diesem Grund werden selbst sehr frühe „legale“ Abtreibungen in gut ausgerüsteten Krankenhäusern vorgenommen. Dort wird in jedem Fall vorher die Blutgruppe der Frau festgestellt, und es werden Flaschen mit Blut bereitgehalten, falls eine Transfusion nötig werden sollte.
Nach einer Abtreibung kann eine Frau unfruchtbar werden. Einer der möglichen Gründe dafür ist eine Entzündung der Eileiter nach der Operation.
Eine Abtreibung bringt auch ein gewisses Maß seelischer Leiden mit sich, und das ist eine sehr schwerwiegende Auswirkung. Eine Schwangere weiß, daß sie für das weitere Leben eines neuen Menschengeschöpfes verantwortlich ist. Es ist ganz natürlich, daß sie über das Kind nachdenkt, das sich gerade entwickelt. Wenn sie daher gezwungen ist, sich nach jemandem umzusehen, der die Leibesfrucht tötet, bedeutet das für sie eine beträchtliche seelische Belastung, da dies im Gegensatz zu ihrer Mutterliebe steht. Sie versucht sich vielleicht einzureden, daß ein Embryo mit sechs, zwölf oder sechzehn Wochen noch kein richtiges Kind ist und daß sie später immer noch ein anderes Baby haben kann. Doch sie weiß, daß die Möglichkeit besteht, daß sie nie wieder ein Kind bekommen kann, und sie weiß bestimmt, daß es unmöglich sein wird, das gleiche Kind noch einmal lebendig auszutragen.
In Verbindung mit der Abtreibung selbst erleben viele Frauen eine seelische Belastung. Das Warten zwischen der Einspritzung der Salzlösung und der darauffolgenden Fehlgeburt ist für viele Frauen sehr unangenehm. Zuerst muß die Frau erleben, wie der Fetus getötet wird, und dann ist sie aktiv an der mühsamen Entbindung beteiligt.
In einem Krankenhaus in Schweden untersuchte man die Reaktionen von Frauen, bei denen eine Abtreibung mit Hilfe einer Salzlösung vorgenommen worden war. Einige äußerten sich wie folgt: „Als sie die Salzlösung einspritzten, wußte ich, daß es kein Zurück mehr gab.“ „Ich ging in den Waschraum, und da kam die Fehlgeburt. Ich mußte selbst mit dem Fetus fertig werden.“ „Ich fühlte etwas aus mir herauskommen, und als ich meine Decke fortzog, erblickte ich den Fetus.“ „Es war schrecklich.“ „Es ist nicht halb so schmerzhaft, ein Kind zur Welt zu bringen.“
Selbst Jahre nach einer Abtreibung fühlt eine Frau immer noch die seelische Belastung. So schrieb Naomi Leiter, die Studenten Unterweisung am Krankenbett erteilt: „Sie wird die Schwangerschaft, die Angst und die Abtreibung nie wirklich vergessen. Häufig fühlt sie sich niedergedrückt, manchmal schuldig.“ Naomi Leiter bemerkt auch: „Ich habe verschiedene Frauen gesehen, die noch fünfzehn Jahre nach ihrer Abtreibung Gewissensbisse und Gefühle der Reue hatten, weil sie nun in den Wechseljahren und kinderlos waren“ (New York State Journal of Medicine, 1. Dezember 1972).
Wenn eine Abtreibung für viele Frauen etwas Schreckliches ist, ist sie auch für viele Gynäkologen, Krankenschwestern und andere Glieder des ärztlichen Personals schrecklich. Einige Abtreibungen werden sehr spät vorgenommen, und die Fetusse sind zu dieser Zeit schon stark und gesund. Es gab Fälle von abgetriebenen Babys, die in den Abfalltüten neben den Verbrennungsöfen des Krankenhauses noch Lebenszeichen von sich gaben. Besonders die Beseitigung lebender Fetusse führt zu Gewissenskonflikten. Krankenschwestern haben ihren Beruf aufgegeben, um nicht völlig zusammenzubrechen. In einigen Fällen waren sie versucht, großen lebenden Fetussen eine Überlebenschance zu geben und sie privat zu pflegen.
Der biblische Standpunkt
Trotz aller Gefahren und widerwärtigen Aspekte gibt es Personen, die Abtreibungen rechtfertigen. Aber man könnte fragen: Wenn es verkehrt ist, neugeborene Kinder zu töten, ist es dann nicht genauso verkehrt, ein Kind zu töten, das sich im Mutterleib entwickelt? Wenn es recht ist, das Leben von Frühgeburten in Brutkästen zu bewahren, ist es dann nicht genauso richtig, das Leben eines Kindes im Mutterleib zu bewahren?
Der Schöpfer des Lebens, Jehova Gott, betrachtet das Leben als heilig. Eine willentlich herbeigeführte Abtreibung ist in Gottes Augen ein Verbrechen. Sein Gesetz für die Nation Israel zum Beispiel schützte das Leben eines ungeborenen Kindes. Wenn eine schwangere Frau in einem Streit unter Männern gestoßen wurde, so daß für die Leibesfrucht ein tödlicher Unfall entstand, mußte Leben für Leben gegeben werden. — 2. Mose 21:22-25.
Die Häufigkeit der Abtreibungen in der heutigen Zeit hängt auch damit zusammen, daß der Mensch andere Gesetze Gottes außer acht läßt. Die Menschen haben die sogenannte freie Moral gewollt, und sie haben die unerwünschten Folgen erlebt: unerwünschte Ehepartner, unerwünschte Krankheiten und unerwünschte Schwangerschaften. In ihrem Bemühen, den Folgen auf eine leichte Weise zu entgehen, wünschen sie Erleichterungen, was die Scheidung betrifft, Erleichterungen bei medizinischen Behandlungen und eine weniger strenge Gesetzgebung. Aber dies hat sie nicht vor weiteren tragischen Folgen bewahrt. Die einzige Lösung für die traurige Situation auf sittlichem Gebiet heute besteht darin, daß sich Mann und Frau innerhalb der Ehebande lieben, gemeinsam Pläne für ihr Leben machen und loyal ihrem Gott und Schöpfer gehorchen.
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„Abtreibung ist heute vielleicht die am häufigsten angewandte Methode der Geburtenkontrolle in der Welt“ (UN-Abteilung für Bevölkerungsfragen).
Die meisten Abtreibungen werden bis zur zwölften Schwangerschaftswoche vorgenommen. So sieht das aus, was nach elf Wochen vernichtet wird.
Einige Abtreibungen werden nach der zwanzigsten Woche vorgenommen. So sieht das lebende Geschöpf aus, das mit achtzehn Wochen vernichtet wird.