Warum die Schwierigkeiten in der Wirtschaft?
SICH den Lebensunterhalt zu verdienen ist heute nicht mehr so einfach, wie es einmal war. Eine Hausfrau gibt heute auf dem Markt mehr Geld für weniger Nahrung aus. Ihr Mann bringt mehr Geld nach Hause denn je, aber er kann sich weniger dafür leisten. Wird es einmal besser werden?
Besonders die Entwicklung der Wirtschaft in der westlichen, nichtkommunistischen Welt hat Anlaß zu Vorhersagen über einen Zusammenbruch nationaler und internationaler Währungssysteme gegeben. Erstaunlicherweise gibt es aber auch Experten, die sagen, daß die gegenwärtige wirtschaftliche Notlage nur eine vorübergehende Phase sei, in der sich die Wirtschaft befinde, während sie sich grundlegend neuen Einflüssen anpasse. Bald, so prophezeien sie, werde es wieder bergauf gehen.
Wer hat recht? Nicht wenige Experten schlagen vorsichtig einen Mittelweg ein. In der Zeitschrift Business Week hieß es in einer Sonderausgabe über die „Schuldenwirtschaft“ der USA: „Die Schuldenlast der Nation gleicht einer sehr straff gespannten Saite. ... Die Saite ist noch nicht gerissen, und vielleicht wird sie auch nicht reißen. ... Aber keiner kennt die genaue Zerreißgrenze, und obwohl es jede Menge Pläne und Theorien gibt, weiß keiner wirklich, wie man die Spannung verringern kann.“
Aber warum ist es so schwer, die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft vorauszusagen? Warum kann man nicht wissen, wieviel das Geld morgen wert sein wird — wenn überhaupt noch etwas? Um das zu verstehen, muß man einige grundlegende Tatsachen der Wirtschaftslehre kennen.
Wirtschaft ist ein System
Unter Wirtschaft versteht man die planmäßige Tätigkeit sowie alle damit verbundenen Einrichtungen zur Erzeugung, Verteilung und Verwendung von Gütern. Das Studium der Wirtschaft ist daher das Studium eines Systems.
Praktisch in jeder Gesellschaftsordnung brauchen Menschen Dinge, die andere haben. Ein Mann, A, hat Schafe, die Wolle liefern; ein anderer Mann, B, besitzt Farben. Wenn jeder bereit ist, tauschen sie die Güter einfach aus, A bekommt Farben, und B bekommt Wolle. Wirtschaft ist im wesentlichen ein Tauschsystem.
Nehmen wir jedoch an, A braucht Farben von B, aber B hat schon genügend Wolle von A. Was macht dann A? Oder was ist, wenn beide die Dienste eines Webers, C, in Anspruch nehmen möchten? Wie soll dann C entschädigt werden? Ein Wirtschaftssystem muß groß genug sein, um diese etwas komplizierteren Geschäfte abwickeln zu können. Was tun?
Es wird Geld verwendet. Geld ist ein Wertträger; es steht für etwas, was Wert hat. Es ist ein Instrument, das einem Tauschsystem große Flexibilität ermöglicht. Geld darf natürlich nicht mit wahrem Reichtum verwechselt werden. Was A an wahrem Wert hat, sind seine Schafe. B und C indessen haben Farben bzw. technisches Können als wahren Wert. Das Geld steht also für das, was jeder an wahrem Wert hat.
Doch wodurch bekommt das Produkt oder die Dienstleistung Wert? Durch die Nachfrage. Wenn keiner Wolle brauchte, bliebe ihr Wert gering. Wenn aber jeder auf Wolle für Kleidung angewiesen wäre, bestände eine große Nachfrage nach diesem Produkt, und es hätte damit einen hohen Wert.
Die sogenannten klassischen Ökonomen wie der Schotte Adam Smith, der im achtzehnten Jahrhundert lebte, gaben den Rat, ein Wirtschaftssystem solle sich frei entwickeln und wie Wasser seinen eigenen „Pegel“, sein eigenes Preisniveau, suchen. Durch Angebot und Nachfrage würde der Preis jedes Produkts und jeder Dienstleistung festgelegt. Wenn also ein Mann oder eine Firma ein Produkt oder eine Dienstleistung billiger anbietet als die Konkurrenz, so wird diese schließlich durch die Nachfrage der Öffentlichkeit aus dem Geschäft getrieben.
Auch die Preise werden durch die Nachfrage geregelt. Ist die Nachfrage hoch und das Angebot begrenzt, so sind die Preise hoch. Doch wenn nur eine geringe Nachfrage nach einem Gut besteht, das in großer Fülle vorhanden ist, so sind die Preise niedrig. Das sind die Grundlagen einer „freien“ Marktwirtschaft. Wenn keiner in dieses System eingreife, so dachten viele, dann würde das System ewig bestehenbleiben.
Doch hier ist eine Warnung angebracht. Die Tatsache, daß man sich ein System ausgeklügelt hat, bedeutet noch lange nicht, daß es gut ist.
Wie „gut“ ist das Wirtschaftssystem?
An gewissen Maßstäben gemessen, mag das Wirtschaftssystem der westlichen Welt sehr wirkungsvoll erscheinen. Aber hat es sich wirklich als gut erwiesen? Oder wird es sich schließlich sein eigenes Grab schaufeln? Wir wollen sehen.
Besonders in den letzten Jahrzehnten ist die Wirtschaft immer mehr Kontrollen unterworfen worden. Warum? Wenn das Wirtschaftssystem wirklich funktioniert, indem die Preise durch Angebot und Nachfrage festgesetzt werden, warum sollte man dann versuchen, es zu manipulieren? Als Antwort werden viele Gründe genannt, aber im wesentlichen sind es zwei Faktoren.
Der eine Faktor ist Angst — verbunden mit dem Wunsch, einen Teil der Wirtschaft zu „schützen“. Ein Mann, eine Firma, eine Gruppe von Arbeitern oder eine ganze Nation — sie alle wissen, daß sie keine Arbeit haben werden, wenn sie gegen ihre Konkurrenz verlieren.
Sie mögen die Wirtschaftstheorie sehr gut kennen. Sie wissen, daß ihre Dienstleistung oder ihr Produkt durch den veränderten Bedarf der Öffentlichkeit unnötig geworden ist und daß sie einfach in ein anderes Gebiet der Wirtschaft hinüberwechseln sollten, wo sie eine produktive Rolle spielen und den Bedarf der Öffentlichkeit befriedigen können.
Aber sie wissen auch, daß dies radikale Veränderungen für sie persönlich bedeutet. Nehmen wir an, ein Mann ist schon älter und hat sein ganzes Leben in einem Beruf verbracht, der jetzt nicht mehr gefragt ist; sollte man von ihm erwarten, daß er jetzt plötzlich etwas ganz anderes lernt? Und wie steht es mit seinem Lohn? Offensichtlich wird ein Mann, der Spezialist in einem Beruf war, der nicht mehr gefragt ist, nicht mehr soviel Geld verdienen, wenn er in einen Beruf hinüberwechselt, für den er nicht ausgebildet ist. Das jedoch bedeutet, daß seine Familie weniger Geld für den Lebensunterhalt hat, und so wird sein Lebensstandard sinken. Und wer möchte das schon?
Ja, die Theorie von Angebot und Nachfrage und einem freien, unkontrollierten Markt usw. mag, über viele Generationen oder Jahrhunderte hinweg gesehen, recht gut erscheinen. Aber sie kann keinem helfen, der heute seinen Arbeitsplatz verliert. Daher schrieb der Wirtschaftsfachmann Henry Hazlitt:
„Es war das große Verdienst der klassischen Ökonomen ..., daß sie sich mit den Auswirkungen befaßten, die eine bestimmte Wirtschaftspolitik oder wirtschaftliche Entwicklung auf die Dauer auf eine Nation haben würde.“
Hazlitt fügte jedoch hinzu:
„Aber es war auch ihr Fehler, daß sie es in ihrer Weitsicht manchmal versäumten, die kurzfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen. Nur zu oft neigten sie dazu, die unmittelbaren Auswirkungen, die bestimmte Entwicklungen auf besondere Gruppen haben würden, zu bagatellisieren oder völlig außer acht zu lassen ... [Diese Situation] tritt bei nahezu jedem industriellen und wirtschaftlichen Fortschritt auf.“
Aus diesem Grund neigen die meisten modernen Ökonomen der westlichen Welt zum anderen Extrem, und die Auswirkungen, die eine Politik auf die Dauer hat, werden vergessen, weil bestimmte Arbeitsbereiche um jeden Preis erhalten bleiben sollen. Betrachten wir nur einige Beispiele, die zugegebenermaßen sehr einfach sind.
Nehmen wir an, ein wollener Herrenanzug kann in den USA für 80 Dollar hergestellt und verkauft werden. Doch Firmen in Hongkong stellen den gleichen Anzug her und können ihn für 40 Dollar in die Vereinigten Staaten exportieren und dort verkaufen. Viele, wenn nicht alle Kunden würden zwei Anzüge aus Hongkong für den Preis eines in den USA hergestellten Anzugs kaufen. Wenn das so weiterginge, wären amerikanische Anzüge bald nicht mehr gefragt, und viele tausend Arbeiter in der Textilindustrie würden arbeitslos.
Daher werden importierte Anzüge mit hohen Zöllen belegt. Dadurch steigt der Preis für im Ausland hergestellte Anzüge erheblich, und die Arbeitsplätze in den USA sind gerettet. Oberflächlich betrachtet, scheint es eine gute Sache zu sein; aber untersuchen wir es einmal genauer.
Was ist nun mit dem Käufer? Er zahlt 40 Dollar mehr für einen Anzug. Das Geld hätte er auf anderen Gebieten der Wirtschaft ausgeben können, zum Beispiel für ein Fernsehgerät oder einen Kühlschrank. Theoretisch könnte der amerikanische Textilarbeiter in einen dieser anderen Industriezweige hinüberwechseln. Aber durch die Zölle wird ihm dieser unbequeme Wechsel erspart. Doch was ist mit den chinesischen Textilarbeitern? Es kann sein, daß sie arbeitslos werden, weil ihre Anzüge durch die hohen Zölle zu teuer sind und daher kein Bedarf mehr dafür besteht. Sie sind gezwungen, ihren Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen. Das Problem ist also nicht wirklich gelöst, sondern in diesem Beispiel lediglich von den USA auf ein anderes Land abgeschoben worden. Und da in den letzten Jahrzehnten immer mehr Nachdruck auf nationale Souveränität gelegt wird, sind der Wirtschaft immer mehr Kontrollen dieser und ähnlicher Art auferlegt worden.
Der gleiche Vorgang spielt sich auch innerhalb jeden Landes ab. Zum Beispiel wurde mit der Einführung der Diesellokomotive der Beruf des Heizers unnötig. Es gab keine Kohlen mehr zu schaufeln. Aber den Gewerkschaften gelang es, den Beruf des Heizers zu erhalten. Danach wurden die Heizer sozusagen nur dafür bezahlt, daß sie mitfuhren. Der Beruf des Heizers wurde gerettet, aber nur auf Kosten der Eisenbahnreisenden und der Frachtkunden. Statt die Heizer umzuschulen und z. B. in der Herstellung von Anzügen auszubilden, die gefragt sein mögen, werden sie von dem System dafür bezahlt, daß sie bei der Eisenbahn bleiben. Unterdessen bezahlt der Kunde mehr Geld für die knapp gewordenen Anzüge und auch für die Dienste der Eisenbahn.
In den vergangenen Jahrzehnten sind praktisch in jedem Wirtschaftszweig viele Kontrollen eingeführt worden, angefangen von kleinen Betrieben bis zu den Farmen und Mammutkonzernen. Jede Nation, jede Gewerkschaft, jede Firma, ja jedermann ist auf seinen Vorteil bedacht. Die damit verbundene Furcht — die unter den gegebenen Verhältnissen recht verständlich ist — kommt durch die Erkenntnis zustande, daß keiner für sie sorgen wird, wenn sie nicht selbst für sich sorgen. Wie wir gesehen haben, wird es das System gewiß nicht tun, wenn nicht Kontrollen im besonderen Interesse irgend jemandes eingeführt werden.
Hier tritt eine große Schwäche des gegenwärtigen Wirtschaftssystems zutage. Wie kann es das allgemeine Prinzip von Angebot und Nachfrage endlos erhalten, wenn gleichzeitig einschränkende Maßnahmen ergriffen werden müssen? Doch das ist nötig, wenn die Menschen jetzt Arbeit haben sollen. Man braucht kein Wirtschaftsexperte zu sein, um zu erkennen, daß ein solch schwerfälliges und widersprüchliches System irgendwann einmal an seinem eigenen Gewicht untergeht.
Was die Probleme des Systems erschwert
Als wäre das noch nicht genug, kommt noch ein weiterer schwer zu kontrollierender Faktor ins Spiel. Und das ist die Habgier. Ungeachtet der tatsächlichen Bedürfnisse wünschen die Menschen mehr materielle Dinge und einen höheren Lebensstandard, und das sogar auf Kosten anderer. Jeder Arbeiter möchte höhere Löhne, und jeder Hersteller möchte höhere Preise für sein Produkt. Bruno Durieux beschrieb diese Situation in der Pariser Tageszeitung Le Monde als „einen ständigen Kampf zwischen sozialen Gruppen, die ihren Anteil am Reichtum der Nation beibehalten oder vergrößern wollen“.
Wenn ein Textilarbeiter höhere Löhne fordert, dann wird der Preis des Endprodukts unweigerlich die Lohnerhöhung widerspiegeln. Andere, die einen neuen Anzug kaufen wollen, brauchen dann mehr Geld von ihrem eigenen Arbeitgeber. Und so steigen die Preise für dessen Produkte und Dienstleistungen, und dadurch kommt es zu einer schrecklichen Lohn-Preis-Spirale. Wegen der immer größer werdenden Nachfrage können die Produkte nicht schnell genug hergestellt werden, und daher steigen die Preise weiter. Und das ist einer der Teufelskreise in Verbindung mit der Inflation.
Genauso verhängnisvoll, wenn nicht noch verhängnisvoller, ist die Rolle, die die Regierungen selbst bei der Anheizung der Inflation gespielt haben. Schon zu Anfang wurde erwähnt, daß Geld lediglich einen wahren Wert vertritt. Theoretisch sollte eine Nation nicht mehr Geld haben, als sie an wahrem Wert besitzt, das heißt, als sie produzieren kann. Aber die modernen Nationen haben diesen elementaren Grundsatz außer acht gelassen und haben weit mehr Geld gedruckt, als sie an wirklichem Wert besitzen. Gewöhnlich ist das aus einem bestimmten Grund geschehen — zum Beispiel, um in Zeiten nationaler Krisen Waffenhersteller zu bezahlen. Aber durch das überschüssige Geld, das in den Kreislauf der Wirtschaft gepumpt worden ist, verliert das Geld schließlich an Wert; alles kostet mehr.
Wenn die Inflation einsetzt, können die Bürger einer Nation für ihr Geld nicht mehr soviel kaufen wie vorher. Mit anderen Worten, die Währung verliert an Wert, und im Verhältnis zu den Währungen anderer Länder ist sie weniger wert als vor der Inflation. Daher muß sie auf dem Weltmarkt offiziell abgewertet werden. Das Ausland kann dann leichter die nun billigeren Produkte der betroffenen Nation kaufen, doch dadurch werden nur weitere Probleme geschaffen. Wieso? Das Ausland verlangt jetzt Güter, die bereits knapp waren und die die Inflation zum Teil mit verursacht haben. Und das Ergebnis? Die Inflation verschlimmert sich! Die Wirtschaft der meisten westlichen Nationen wird gegenwärtig von einer galoppierenden Inflation geplagt.
Wenn Geld abgewertet wird, verliert es natürlich mehr als nur seinen Wert. Es verliert das Vertrauen vieler Personen. Sie hören auf zu investieren und versuchen, an dem festzuhalten, was sie haben. Auf diese Weise verliert die Wirtschaft weiteres Kapital, das sie benötigt, um sich auszudehnen und um die Nachfrage nach Gütern decken zu können. Statt daß die Produktion erhöht werden kann, muß sie gedrosselt werden, aber die Preise bleiben hoch. Viele verlieren ihren Arbeitsplatz, und es kann zu einer Rezession kommen. Die gegenwärtige Situation in den USA und in anderen Ländern wird von einigen als eine Form der Rezession beschrieben. Durch eine Rekordzahl an Streiks ist die Produktion ebenfalls gesunken.
Inflation, Rezession, Arbeitslosigkeit — und das alles auf einmal — sind aufrüttelnd genug, um beachtet zu werden. Aber die bereits bestehende Überfülle an Problemen hat nun beängstigende Ausmaße angenommen. Inwiefern? Durch das Auftreten neuer, unerwarteter Faktoren. Die Ölpreise haben sich vervierfacht, und andere Bodenschätze sind immer schwerer zu beschaffen und werden folglich immer teurer. Diese radikalen Änderungen — von denen man vor einigen Monaten noch nichts ahnte — haben praktisch jede Industrienation in der westlichen Welt schwer getroffen.
Wegen des schlechten Wetters gab es niedrige Ernteerträge; die wachsende Erdbevölkerung greift nach den begrenzten Vorräten. Auf diese Weise haben sich sogar die Preise für einst billige Waren wie Bohnen und Zucker vervielfacht. Fast täglich muß der Durchschnittsbürger einen größeren Prozentsatz seines Einkommens verwenden, um das zum Leben Notwendige einzukaufen.
Der Wunsch der Menschen, von jedem mehr zu haben, hat das System noch auf eine andere Weise beeinflußt, und zwar in bezug auf Kreditkäufe. Als sich die Wirtschaft ausdehnte und noch sehr gesund erschien, waren Kredite populär. Gegenwärtig scheinen die Kreditkäufe nachzulassen, weil die Leute erkennen, daß sie ihre Schulden nicht mit Geld bezahlen können, das immer mehr an Wert verliert. Die hohen Zinssätze für schlechtes Geld schrecken ebenfalls viele davon ab, sich Geld zu leihen. Wenn weniger Kredite genommen werden, werden weniger Waren und Dienstleistungen verkauft, und somit wird die Produktion gebremst. Doch bis vor kurzem vertraute jeder blindlings darauf, daß das Wirtschaftswachstum stets weitergehen werde. In den USA sind die Gesamtschulden bereits auf 2,5 Billionen Dollar gestiegen. Das ist mehr als das Zweifache des Bruttosozialprodukts (oder der Summe aller Produkte und Dienstleistungen der Nation in einem Jahr). Auf jeden US-Dollar, der im Umlauf ist, kommen jetzt 8 Dollar Schulden.
Tatsächlich ist ein großer Teil des „Wirtschaftswunders“, das die westliche Welt in den letzten Jahrzehnten erlebt hat, nicht mehr als eine Fata Morgana, da es größtenteils auf Schulden — geborgtem Geld — beruht. Wie Thomas Oliphant in der in Boston erscheinenden Zeitung Sunday Globe schrieb, sind Amerikaner heute „viel schlechter daran als ihre Eltern ... Ihr größerer materieller Wohlstand scheint zumindest ebensoviel das Ergebnis einer großen Zunahme der Verwendung und Verfügbarkeit von Krediten zu sein wie das Ergebnis einer gesünderen Wirtschaft.“ Die USA sind ebenso wie andere Nationen hoffnungslos verschuldet.
Voraussagen unmöglich
Ist es bei all diesen Faktoren und den Hunderten weiteren Faktoren, die nicht erwähnt worden sind und die die Wirtschaft der westlichen Welt beeinflussen, zu verwundern, daß keiner genau vorhersagen kann, wohin sie treibt? Die Probleme sind nicht mehr auf einige Nationen beschränkt, sondern sie sind überall vorhanden und greifen ineinander. Die geringste Veränderung in der politischen oder wirtschaftlichen Situation eines Landes kann das ganze komplizierte Gefüge erschüttern.
Ökonomen ergeht es daher wie einem Schiffbrüchigen, der im Ozean treibt und verzweifelt paddelt, um sich über Wasser zu halten. Sie werden durch die große Vielzahl ineinandergreifender Faktoren verwirrt. „Die Erkenntnisse des Menschen über seine eigenen Wirtschaftsinstitutionen sind begrenzt“, gesteht R. W. Everett, der in der Abteilung für Wirtschaftsforschung der New Yorker Chase-Manhattan-Bank arbeitet. Er fügt hinzu: „Es ist heute immer schwieriger, gute Analysen zu machen, weil sich diese Institutionen ständig ändern.“
Die unmöglich zu bewältigende Aufgabe, vor der die Wirtschaftspropheten stehen, wird von dem Kolumnisten Max Lerner sehr anschaulich beschrieben:
„Dies sind sonnige Zeiten für Ökonomen. Sie scheinen nicht viel zu wissen, und das, was sie wissen, scheint nicht viel zu nützen. Aber sie sind wunderschön anzusehen, während sie sich wie Fische winden und zappeln, sich schlängeln und springen in dem sie umschließenden Netz der wirtschaftlichen Verhältnisse.“
Die meisten von ihnen hoffen das Beste, können aber keinen vernünftigen Grund dafür angeben, warum sie glauben, daß sich die Lage bessern wird. Wie könnte irgend jemand glauben, daß das System in der Zukunft sein Gleichgewicht bewahren kann, selbst wenn es aus der gegenwärtigen Krise vorübergehend gerettet werden könnte? Wie wir gesehen haben, scheint sein Ende unausweichlich zu sein. Die einzige Frage ist: Wann wird es enden?
Menschen, die der Bibel glauben, wissen, daß ein Weltwechsel — nicht nur eine größere Veränderung des Wirtschaftssystems — bevorsteht. Sie wissen, daß die Bibel sagt, daß das weltweite System nicht funktionieren kann und bald vergehen wird, um von einem neuen System ersetzt zu werden, das Gott einsetzen wird. Sie vertrauen nicht auf das System, in dem sie leben (Matth. 6:9, 10, 19-34). Sie suchen woanders nach einem genauen Verständnis der Zukunft, und zwar bei Gott.
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(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
INFLATION IN DEN USA SEIT DEM ERSTEN WELTKRIEG
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