Nierensteine — ein altes Übel, das auch heute noch viele plagt
NIERENSTEINE sind eines der ältesten Übel, die die Menschheit plagen. Den Beweis dafür liefern Mumien und sehr alte Indianergräber. Und wenn du schon einmal Probleme mit Nierensteinen hattest, dann weißt du, daß sie eines der schmerzhaftesten Übel sein können.
Gewöhnlich wird der Schmerz dadurch verursacht, daß sich ein Stein im Harnleiter festsetzt. Dadurch entstehen qualvolle Schmerzen im Rücken oder in der Seite, und sie breiten sich über den Unterleib aus bis hinab zur Leiste und zur Innenseite des Oberschenkels. Laut Statistiken sind ein Prozent aller Europäer, Asiaten und Amerikaner Träger von Nierensteinen. In den Vereinigten Staaten werden jährlich etwa 200 000 Personen wegen Nierensteinen ins Krankenhaus eingeliefert.
Wenn du zu den Betroffenen gehörst, bist du wahrscheinlich unter vierzig Jahre alt. Und wenn man schon einmal eine Nierenkolik hatte, besteht in 4 von 5 Fällen die Aussicht, keine mehr zu bekommen. Das trifft besonders dann zu, wenn man nach der ersten Kolik nicht operiert werden mußte.
In der medizinischen Fachsprache heißt das Leiden „Nephrolithiasis“. Es gibt Steine, die fast mikroskopisch klein sind, sogenannter „Nierensand“; andere dagegen sind so groß, daß sie eine ganze Niere ausfüllen. Sie können sich in irgendeinem Teil der Harnwege befinden. Die Steine setzen sich aus verschiedenen Substanzen zusammen und haben verschiedene Formen. Es gibt hauptsächlich drei Arten von Nierensteinen, die offensichtlich durch drei verschiedene chemische Stoffe gebildet werden. Am häufigsten sind die Calciumoxalatsteine. Was die Bildung von Nierensteinen verursacht, ist bei den meisten Arten von Steinen nicht bekannt, aber man weiß, daß sich bestimmte Bestandteile des Urins um einen Kern sammeln, und so entsteht im Laufe der Zeit ein Stein.
Ursachen
Warum entstehen eigentlich Nierensteine? Ein Spezialist, der auf einem internationalen Symposium über Nierensteine sprach, sagte über Calciumphosphat- und Calciumoxalatsteine, über ihre Entstehung sei wenig bekannt und die Behandlungsmethoden seien recht unbefriedigend.
Auf dem gleichen Symposium erklärte ein anderer Sprecher, bei der Bildung von Nierensteinen spielten viele Faktoren eine Rolle. Einige dieser Faktoren seien Mineralien, anatomische und endokrinologische Störungen sowie Funktions- und Stoffwechselstörungen (zum Beispiel Überfunktion der Nebenschilddrüsen), aber auch durch Bakterien verursachte Störungen.
Außerdem sprechen viele Tatsachen dafür, daß auch Erbfaktoren eine Rolle spielen. So zum Beispiel erfahren Patienten, die Cystinsteine haben, von gewissen Fachärzten: „Das ist keine Krankheit im üblichen Sinne. Es ist ein Dauerzustand, der darauf zurückzuführen ist, daß Sie etwas von Ihrer Mutter und Ihrem Vater geerbt haben, wofür diese selbst nichts können.“
Es wird auch anerkannt, daß die Lebensbedingungen einen Einfluß auf die Bildung von Nierensteinen haben. Nierensteine kommen in heißen und feuchten Gebieten viel häufiger vor als in gemäßigtem Klima. So leiden im Südwesten der Vereinigten Staaten fast doppelt so viele Menschen an Nierensteinen wie im Norden des Landes. Eine sitzende Beschäftigung scheint ebenfalls die Bildung von Nierensteinen zu begünstigen.
Das gleiche kann von einem „höheren“ Lebensstandard gesagt werden. So sind Nierensteine unter der weißen Bevölkerung Südafrikas weit häufiger als unter den eingeborenen Bantus. Dieser Unterschied mag hauptsächlich auf die unterschiedlichen Eßgewohnheiten zurückzuführen sein. Tatsächlich erkennt man immer mehr, daß die Kost eine wesentliche Rolle bei der Bildung von Nierensteinen spielt. Zum Beispiel hat man eine Beziehung zwischen Nierensteinen und dem häufigen Genuß scharf gewürzter Speisen (zum Beispiel Worcestersoße, die flüchtige Öle und scharfe Gewürze enthält) nachgewiesen. Auch Curry gehört zu diesen Gewürzen. So gibt es unter Fidschianern, deren Kost mild ist, praktisch keine Nierensteine, wohingegen ein hoher Prozentsatz der Inder, die auf der gleichen Insel leben, aber reichlich Curry verwenden, an der Nierensteinkrankheit leidet.
Sogar der Genuß von Speisen und Getränken mit einem hohen Gehalt an Kohlenhydraten, wie zum Beispiel von solchen, die viel Zucker enthalten, hat einen Einfluß auf die Bildung von Nierensteinen. Das gleiche trifft auf den Genuß vieler Molkereiprodukte zu.
Was du tun kannst
Schon eine Betrachtung der Ursachen hilft einem erkennen, was man tun kann und was man nicht tun sollte, möchte man vermeiden, noch einmal Nierensteine zu bekommen. Auf die Erbfaktoren selbst hat man natürlich keinen Einfluß, aber man kann dafür einen Ausgleich schaffen.
Anscheinend ist jemand, der in einem heißen und feuchten Klima lebt und nicht genügend Wasser trinkt, um das Wasser, das er durch starkes Schwitzen verloren hat, zu ersetzen, anfälliger für Nierensteine als jemand, der in einem gemäßigten Klima lebt. Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme zur Vorbeugung in dieser Situation wäre, eine Menge Wasser zu trinken. Und das ist auch das erste, was man bei einer Nierenkolik tun sollte, nämlich viel Wasser trinken. Das zusammen mit Ruhe und schmerzstillenden Mitteln wird vielen Erleichterung verschaffen. Aber in schweren Fällen, z. B., wenn ein Nierenstein im Harnleiter eingeklemmt ist, mag eine Operation notwendig sein.
Wenn du eine sitzende Beschäftigung hast, solltest du dir mehr körperliche Bewegung verschaffen. Tatsächlich sollen auch Patienten, die ans Bett gefesselt sind, sich im Bett bewegen und nicht in einer Stellung liegenbleiben.
Wenn du für Calciumsteine anfällig bist, wäre es ratsam, nicht viel Milch zu trinken und nicht viel Käse zu essen. Und da auch häufiger Genuß von scharf gewürzten Speisen Nierensteine verursachen kann, sollte man mit Gewürzen sparsam umgehen.
Fachärzte verordnen oft eine Therapie mit Magnesiumoxid und Vitamin B6, um der Bildung von Calciumoxalatsteinen vorzubeugen. In medizinischen Zeitschriften wird von Ärzten berichtet, die mit der einen oder anderen Methode im Verlauf mehrerer Jahre guten Erfolg hatten. Natürlich sollte jede Behandlung unter der Aufsicht eines Arztes erfolgen, der mit der Therapie völlig vertraut ist. Das gleiche trifft zu, wenn die Neubildung von gewissen Nierensteinen mit Hilfe von Phosphatsalzen und Antibiotika bekämpft wird.
Doch das einfachste und am meisten empfohlene Heilmittel ist, viel Wasser zu trinken. Einige Ärzte haben beachtliche Ergebnisse erzielt, wenn sie ihren Patienten empfahlen, alle vier Stunden einen halben Liter Wasser zu trinken und zu diesem Zweck sogar den Schlaf zu unterbrechen. Das ist besonders wichtig, da sich Nierensteine anscheinend hauptsächlich in der Nacht bilden. Wer diese Anregungen beachtet, kann es viel leichter vermeiden, sich die Nierensteinkrankheit zum zweiten Mal zuzuziehen.