Was der Alkohol im Körper bewirkt
UM ZU verstehen, wie sich der Alkohol auf den Körper auswirkt, muß man etwas über die Zellen und den Organismus des menschlichen Körpers wissen. Die Zellen und Organe arbeiten gewöhnlich nicht mit voller Kapazität. Sie haben eine sogenannte „Funktionsreserve“, die für besondere Belastungen des Körpers zur Verfügung steht. So kann zum Beispiel eine Niere vollständig entfernt werden, ohne daß ein normales Leben beeinträchtigt wird. Selbst wenn 90 % einer gesunden Leber oder ein beträchtlicher Teil des Gehirns entfernt wird, kann man noch seiner normalen Tätigkeit nachgehen.
Aufgrund dieser „Funktionsreserve“ kann man seinen Körper beachtlich belasten, indem man zum Beispiel übermäßig Alkohol trinkt, ohne daß man merkt, was im Körper vor sich geht. Man sollte es aber wissen.
Eine Zelle vergrößert sich unter Belastung Wenn die Belastung zu groß ist oder zu lange anhält, wird die Zelle schließlich platzen und absterben. Läßt die Belastung aber rechtzeitig nach, so mag die Zelle allmählich ihre normale Größe und Funktion wieder annehmen. Erst wenn man die Reserve verbraucht hat und zu viele Zellen geschädigt worden sind oder abgestorben sind, wird man gezwungen sein, zuzugeben, daß man krank ist und über zu lange Zeit zu weit gegangen ist.
Bei vielen führt ein relativ hoher Alkoholkonsum nicht unbedingt zu einem Zusammenbruch der Gesundheit. Jemand kann sich aber eine Anzahl Krankheiten zuziehen, die mit dem Alkoholgenuß zusammenhängen, die er aber nicht als Folge des Trinkens erkennt. Wenn er stirbt, mag scheinbar eine gewöhnliche Krankheit die Ursache gewesen sein. Doch in Wirklichkeit mag er zehn Jahre früher sterben als andere Menschen seines Alters und seiner Umgebung.
Trinkst du alkoholische Getränke? Wenn ja, wieviel trinkst du? Wieviel kann jemand trinken, ohne Schaden zu nehmen?
Das ungefährliche Maß
Die Frage, wieviel Alkohol der menschliche Körper verkraften kann, ist sehr schwer zu beantworten. Das Maß ist bei jedem anders. Was dem einen kein Problem bereitet, ist für den anderen bereits zuviel. Bei einigen wirkt sich schon die geringste Menge Alkohol nachteilig aus.
Experten sind sich nicht einig darüber, bei welchem Tagesverbrauch sie die Risikogrenze ansetzen sollen. Viele von ihnen sind jedoch der Auffassung, der Körper eines normalen, gesunden Erwachsenen könne nur 30 cm3 (30 ml) Spirituosen oder 60 cm3 schweren Wein oder 120 cm3 Tafelwein oder 240 bis 300 cm3 Bier pro Stunde aufnehmen und abbauen. Andere Experten sagen, man müsse dafür zwei Stunden einräumen. Natürlich ist nicht jeder gesund, und das kann das Bild beträchtlich ändern.
Wenn jemand mehr Alkohol zu sich nimmt, als sein Körper abbauen kann, steigt sein Blutalkoholspiegel. Zuerst mag er sich entspannt fühlen, doch ein weiteres Ansteigen des Alkohols im Blutstrom trübt das Urteilsvermögen und schwächt die Beherrschung der Gefühle. Darauf läßt die Koordination der Muskeln nach, und weitere ernsthafte Schwierigkeiten folgen.
Die meisten Jugendlichen würden Schaden erleiden, wenn sie versuchen würden, so viel zu trinken wie ein durchschnittlicher Erwachsener. Da ihr Körperbau sich von dem eines Erwachsenen unterscheidet, verspüren sie die beruhigende Wirkung des Alkohols viel schneller und stärker. Und weil die Gefühle eines jungen Menschen noch im Entwicklungsstadium sind, wird er vom Alkohol leichter beeinflußt, und er mag sehr leicht einem geschlechtlichen Verlangen nachgeben.
Ist jedoch anzunehmen, daß ein Erwachsener keinen Schaden nimmt, solange er seinen Alkoholgenuß über längere Zeit verteilt, so daß er pro Stunde nicht mehr trinkt, als sein Körper verarbeiten kann? Das ist nicht unbedingt der Fall. Der Körper kann pro Tag nur eine begrenzte Menge Alkohol verkraften. Wo ist die Grenze?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und medizinische Zeitschriften geben unterschiedliche Zahlen an. In einem Bericht der WHO z. B. wurden 120 Gramm Alkohol (12 durchschnittliche Drinks) als „übermäßiger Genuß bezeichnet. Zwei Jahre später hieß es in einem anderen Bericht der WHO, die Grenze könne schon bei der Hälfte liegen. Und eine Studie in Frankreich hat ergeben, daß sogar Frauen, die täglich nur einen normalen Drink nehmen (10 Gramm Alkohol), eher Leberzirrhose bekommen als Nichttrinker und daß sich zwei Drinks täglich auf Männer schädlich auswirken können. Weshalb die unterschiedlichen Zahlen? Ein Grund ist, daß die Versuche mit unterschiedlichen Personengruppen durchgeführt wurden. Die Menschen sind unterschiedlich. Nicht jeder kann die gleiche Menge Alkohol vertragen. Es wäre töricht, täglich eine bestimmte Menge zu trinken, nur weil andere diese Menge angeblich vertragen können.
Denke daran, daß deine Gesundheit auf dem Spiel steht. Wenn du durch das Trinken deinen Körper regelmäßig einer übermäßigen Belastung aussetzt, vernichtest du deine „Funktionsreserve“. Und das bedeutet, daß du in Schwierigkeiten geraten wirst.
Die Bibel verurteilt Trunkenheit eindeutig (Eph. 5:18; Gal. 5:21). Ein Trinker schadet nicht nur seiner Gesundheit und gefährdet nicht nur sein Leben; er gefährdet auch das Leben anderer. Doch außerdem warnt die Bibel: „Begib dich nicht unter starke Weintrinker“ (Spr. 23:20). Wie weise dieser Rat ist, zeigen die Auswirkungen des Alkoholmißbrauchs auf die verschiedenen Körperorgane.
Auswirkungen, die man kennen sollte
Wenn dem Körper häufig eine Überdosis Alkohol zugeführt wird, so wirkt sich dies auf viele Organe aus, und die Auswirkungen summieren sich.
LEBER: Dieses Organ spielt die wichtigste Rolle beim Entgiften des Körpers; es neutralisiert die Giftstoffe, die wir einatmen, chemische Substanzen aus unserer Nahrung und aus dem Wasser und aus Arzneimitteln. Wer zuviel Alkohol trinkt, behindert die Leber nicht nur bei dieser wichtigen Aufgabe, sondern erhöht auch noch die Belastung durch die chemischen Substanzen im Körper. Außerdem beeinträchtigt er die Fähigkeit der Leber, zur Bildung von roten Blutkörperchen, Gerinnungsfaktoren und Abwehrmechanismen gegen Bakterien beizutragen. Ein Leberschaden kann zu Leistungsschwund, Krampfadern, geschwollenen Knöcheln, Störungen im Hormonhaushalt, Impotenz und Gelbsucht führen, um nur einige Folgen zu nennen.
Durch Alkoholmißbrauch wird die Leber, die sonst weich ist, vergrößert, und sie verhärtet sich. Hört jemand noch rechtzeitig mit dem Trinken auf, so kann sie ihre normale Größe wieder annehmen. Doch wenn durch starkes Trinken ein großer Teil ihrer Zellen zerstört worden ist, mag sie bereits geschrumpft und für immer verhärtet sein.
SPEISERÖHRE: Bei einer schweren Leberentzündung steigt der Druck in den Adern des Verdauungstraktes. Die Blutgefäße, die sich dort befinden, wo die Speiseröhre in den Magen mündet, erweitern sich und werden dünnwandig. Es kommt dann leicht zu Blutungen, die sehr stark sein können.
MAGEN: Während kleine Mengen Alkohol die Absonderung der Magensäfte anregen, wird diese Absonderung durch große Mengen und starke Konzentrationen von Alkohol unterdrückt. Der Magen entzündet sich. Die Magenwand, die die Verdauungssäfte absondert, nimmt Schaden, und die Magenmuskeln erschlaffen. Infolgedessen wird die Nahrung nicht mehr genügend vermischt und chemisch zerlegt. So kommt es zu Unterernährung, weil dem Körper nicht mehr der volle Nutzen der verzehrten Nahrung zukommt und auch weil jemand, der übermäßig trinkt, seinen Appetit mit Alkohol stillt und seinem Körper die nötigeren Nährstoffe vorenthält.
BAUCHSPEICHELDRÜSE: Die Bauchspeicheldrüse sondert Enzyme ab, die die Nahrung zerlegen, sowie Insulin, das den Blutzuckerspiegel regelt. Übermäßiger Alkoholgenuß bewirkt, daß Enzyme die Bauchspeicheldrüse angreifen und einen großen Teil davon zersetzen. Infolgedessen wird die Insulinerzeugung herabgesetzt, was zu einer leichten Diabetes führt, und weil nicht genügend Verdauungsenzyme vorhanden sind, wird die Nahrung nicht richtig vom Körper aufgenommen. In Verbindung damit besteht die Gefahr, daß man aufgrund der entstehenden Schmerzen von schmerzstillenden Mitteln abhängig wird.
HERZ UND KREISLAUF: Übermäßiges Trinken bewirkt auch hohen Blutdruck und Herzrhythmusstörungen. Die Herzzellen vergrößern sich, und so wird das ganze Herz größer. Die Herzklappen funktionieren dann nicht mehr richtig, die Muskeltätigkeit läßt nach, und der Blutkreislauf wird beeinträchtigt. Der gesamte Körper wird nicht mehr richtig ernährt, und Gifte sammeln sich an. In dieser Situation muß man mit Herz- und Schlaganfällen rechnen.
LUNGE: Chronische Bronchitis und Lungenentzündung sind unter Trinkern üblich. Auch Tuberkulose ist eine häufige Komplikation, die man auf schlechte Ernährung und auf erhöhte Anfälligkeit für Lungeninfektionen zurückführt. Eine Studie ergab, daß mindestens 50 % aller Tuberkulosekranken Alkoholiker waren.
NIEREN: Übermäßiger Alkoholkonsum bewirkt, daß sich die Blutgefäße in den Nieren erweitern. Das führt zu einer übermäßigen Urinausscheidung, durch die dem Körper die benötigten Flüssigkeiten entzogen werden.
GEHIRN UND NERVENSYSTEM: Alkoholmißbrauch wirkt sich besonders auf das Nervensystem schädlich aus. Ebenso wie andere Organe hat das Gehirn eine große „Funktionsreserve“, so daß viele Zellen zerstört werden können, ohne daß sich beunruhigende Symptome bemerkbar machen. Doch im Gegensatz zu anderen Organen kann hier bleibender Schaden angerichtet werden. Man hat mit Hilfe szintigraphischer Gehirnuntersuchungen festgestellt, daß nicht nur bei Alkoholikern, sondern auch bei Personen, die bei geselligen Anlässen zuviel trinken, das Gehirn tatsächlich schrumpft.
Die Auswirkungen des Alkohols auf das Nervensystem können sich auch durch Gedächtnisverlust bemerkbar machen. Jemand mag sich daran erinnern, daß er getrunken hat, aber er weiß am nächsten Morgen nicht mehr, wie er nach Hause gekommen ist oder wo er seinen Wagen geparkt hat. Zittern und Probleme bei der Muskelkoordination halten nicht nur einige Stunden, sondern längere Zeit an und sind ein weiteres Zeichen dafür, daß das Nervensystem geschädigt worden ist.
Manche Leute prahlen damit, daß sie „einiges vertragen“ können. Sie mögen viel trinken, machen aber einen nüchternen Eindruck. Was ist in Wirklichkeit passiert? Es ist nicht unbedingt gesagt, daß der Betreffende mehr Alkohol trinken kann, ohne Schaden zu nehmen. Statt dessen hat er lediglich eine größere Toleranz für Alkohol entwickelt und kann infolgedessen mehr trinken, bevor sein Gehirn und das Nervensystem Warnzeichen geben. Gleichzeitig aber ist — wenn die Leber wegen übermäßigen Trinkens bereits geschädigt ist — die Fähigkeit des Körpers, Alkohol abzubauen, in Wirklichkeit herabgesetzt. Wer unter diesen Umständen weitertrinkt, fügt seinem gesamten Organismus noch größeren Schaden zu. Das ist kein Grund zu prahlen.
Das Gehirn und das Nervensystem kontrollieren auch die Atmung. Trinkgelage sind daher sehr gefährlich. Wenn der Blutalkoholspiegel zu hoch steigt, können wichtige Körperfunktionen aussetzen.
Wegen der Auswirkungen von übermäßigem Alkohol auf das Gehirn kann die Persönlichkeit des Trinkers geschädigt werden. Diese Schädigung kann schon eintreten, bevor die Gesundheit so ruiniert ist, daß der Betreffende ärztliche Hilfe sucht. Er mag schon lange vorher seine Frau mißhandeln oder wegen Unzuverlässigkeit oder irrationalen Verhaltens wiederholt seinen Arbeitsplatz verlieren.
Wenn man weiß, was sich bei starkem Alkoholgenuß im Körper abspielt und daß andere bei einem eine Persönlichkeitsveränderung beobachten, sollte man sich als vernünftiger Mensch die Zeit nehmen, seine eigenen Trinkgewohnheiten zu überprüfen. Warum sollte man warten, bis die „Funktionsreserve“ verbraucht ist, bevor man versucht umzukehren?
Alkohol und Medikamente
Das Risiko schwerer Organschäden nimmt erheblich zu, wenn Alkohol zusammen mit Medikamenten genommen wird, besonders mit so üblichen Haushaltsmedikamenten wie Schmerztabletten und Allergiemitteln. Eine medizinische Studie hat ergeben, daß von den 100 meistverschriebenen Medikamenten über 50 mindestens einen Bestandteil enthielten, der auf Alkohol ungünstig reagiert. In den Vereinigten Staaten liegt mindestens ein Mädchen, Karen Quinlan, schon seit einigen Jahren im Koma, weil sie Alkohol, mit Beruhigungsmitteln gemischt, getrunken hat.
Bei der Vermischung von zwei toxischen Bestandteilen entsteht kein neues toxisches Element, sondern in vielen Fällen wird die Wirkung des einen oder des anderen Bestandteils um das Vielfache verstärkt, wenn die falsche Mischung gebraucht wird. Die bereits geschwächte Leber muß dann mit einer Dosis fertig werden, die weit über das hinausgeht, was sie ungefährdet verarbeiten kann, ohne selbst weiteren Schaden zu nehmen.
Wie man Alkoholmißbrauch überwinden kann
Alkoholmißbrauch läßt sich nicht dadurch überwinden, daß man Kartoffelchips oder Eier ißt, um die Absorptionsrate zu verlangsamen. Das Problem läßt sich auch nicht dadurch lösen, daß man vor einem Trinkgelage Rahm trinkt. Es stimmt zwar, daß man bei verminderter Absorptionsrate nicht so schnell einen „Schwips“ bekommt, aber trotzdem mag man noch zuviel trinken.
Die Lösung besteht auch nicht darin, daß man sich kalt duscht, schwarzen Kaffee trinkt, an die frische Luft geht oder gymnastische Übungen macht oder schwimmen geht, um sich munter zu machen. Wenn man diese Dinge tut, mag man sich zwar anders fühlen, aber dadurch ändert sich weder der Blutalkoholspiegel im Körper noch verlangsamt sich die Schädigung der Zellen.
Das einzige, was wirklich hilft, ist Mäßigung im Genuß alkoholischer Getränke, falls man überhaupt noch trinken will. Was kann einem helfen, dies zu erreichen?
[Diagramm auf Seite 9]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Was passiert, wenn man zu oft zu viel trinkt?
HERZ
Kreislauf beeinträchtigt
LEBER
Ansammlung von Giften
NIEREN
Übermäßige Ausscheidung; benötigte Flüssigkeiten werden dem Körper entzogen
GEHIRN
Gedächtnisverlust; nachteilige Persönlichkeitsveränderungen
SPEISERÖHRE
Gefahr von Blutungen
LUNGE
50 % der Tbc-Patienten sind Alkoholiker
MAGEN
Verdauung beeinträchtigt
BAUCHSPEICHELDRÜSE
Teilweise zerstört