Wir beobachten die Welt
Äthiopien: Ausrottung der Religion?
◆ Wie vor einiger Zeit bekannt wurde, plant die revolutionäre Führung Äthiopiens eine Aktion zur Vernichtung und Ausrottung der Religion im Land. In einem von der in London erscheinenden arabischen Zeitung al Schorq al ausat (Der Mittlere Osten) veröffentlichten Dokument wird von der „verderblichen Rolle der Religion“, der „Kraft des Imperialismus“, gesprochen. Wie aus einer Übersetzung des Originaldokuments in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hervorgeht, plant man offenbar, große Klöster und Kirchengebäude in Theater- und Kulturstätten umzuwandeln, „heilige Schriften“ einzusammeln, „alle liturgischen Gewänder, alle Gegenstände der Verehrung aus Kirchen und Klöstern zu sammeln und zu verbrennen“ oder wegzuschaffen. Es müsse, so hieß es, „unerbittlich gegen jeden vorgegangen werden, der, sei es in der Kirche oder zu Hause, religiöse Neigungen“ zeige. Aus neueren Meldungen geht hervor, daß im Westen des Landes bereits fast alle Kirchen und Moscheen geschlossen, Pastoren und Imame verhaftet und in einigen Fällen ganze Gemeinden eingesperrt worden sind.
Ratlos
◆ Den Friedensnobelpreis für 1981 erhielt „weder eine Persönlichkeit aus dem humanitären Bereich noch ein Wissenschaftler oder aktiver Politiker“, schreibt die Neue Westfälische, „sondern eine Organisation, das UNO-Kommissariat für Flüchtlinge“. Mit dieser Entscheidung sei das norwegische Nobelkomitee „allen Versuchungen und Schwierigkeiten, vor allem Mißverständnissen, aus dem Wege gegangen, die eine Entscheidung für eine bestimmte Person mit sich gebracht hätte“. Es erhelle damit die gegenwärtige Situation in der Welt, in der Friedensbemühungen, von einzelnen in Friedenserfolge umgesetzt, sich oft genug als Scheinerfolge herausstellen“. Die Entscheidung des Nobelkomitees lasse ahnen, daß „Ratlosigkeit und Resignation ebenso dabeigewesen sind“, bemerkt die Zeitung.
Arbeitsstatistik
◆ Aus einer Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) geht hervor, wie viele Stunden die Bürger verschiedener Länder im Durchschnitt arbeiten. Während beispielsweise in Südkorea die Frauen 53,5 Stunden und die Männer 52,8 Stunden in der Woche arbeiten, beträgt die Arbeitszeit in Norwegen für die Frauen nur 28,5 Stunden und für die Männer 31 Stunden. Südkorea und Norwegen sind die beiden Staaten mit der höchsten bzw. niedrigsten Wochenarbeitszeit. Wie man der Berner Zeitung weiter entnehmen kann, arbeiten die Schweizer länger als zum Beispiel die Franzosen (40,6 Std.), die Amerikaner (39,7 Std.) und die Österreicher (33,7 Std.), denn die Schweizer Männer arbeiten 44,2 und die Frauen 42,7 Stunden. Die Bundesrepublik Deutschland hält mit einer Arbeitszeit von 42,2 Stunden (Männer) und 40 Stunden (Frauen) einen guten Mittelwert.
Hunden wird der Prozeß gemacht
◆ „Die Justiz ist in den Vereinigten Staaten auch für Hunde da“, meint das Tageblatt aus Luxemburg. „Ihnen kann der Prozeß gemacht werden, wenn sie ihre Umgebung durch Dauergebell belästigen oder Passanten beißen. Rückfalltätern droht offiziell die Todesstrafe.“ Seit ein Hund vor einigen Jahren in Portland (Oregon) den Richter gebissen hat, werden die Hunde selbst nicht mehr auf die Anklagebank zitiert. Es genügt das Erscheinen des Besitzers. Das Gericht der County von Multnomah (Portland) tagt zum Beispiel jeden zweiten Dienstag und dritten Donnerstag im Monat in Hundeangelegenheiten. Nahezu 2 000 Urteile werden jährlich allein in diesem Bezirk gefällt, einige davon werden auch zur Bewährung ausgesetzt. In den USA gewähren an die 1 500 örtliche Verordnungen Personen rechtlichen Schutz vor Hunden. So kann auf Klagen aus der Nachbarschaft ein nächtliches „Kläffkonzert“ von der Polizei auf Tonband aufgenommen und später beim Prozeß als Beweis verwendet werden. Meist reicht eine kleine Geldstrafe oder eine Verwarnung aus, den Hundebesitzer zu veranlassen, sein Tier dressieren zu lassen. Bisweilen aber werden Herr und Hund gemeinsam zum Besuch von „Erziehungskursen“ verurteilt gemäß dem Prinzip, daß „ein Hund nur bellt, wenn er schlecht erzogen ist“.
Bestseller
◆ Im Guinness Buch der Rekorde (deutsche Ausgabe 1982) wird nach der Bibel („das meistgedruckte Buch“) und dem Kleinen roten Buch mit Mao-Zitaten das „von den Zeugen Jehovas in 116 Sprachen auf nicht kommerziellem Wege vertriebene 192 Seiten starke gebundene Buch The Truth that Leads to Eternal Life (Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt), das am 8. Mai 1968 von der Watchtower Bible & Tract Society in Brooklyn, New York (USA) herausgegeben wurde“, erwähnt. Die drei Bücher erscheinen in der Rubrik „Bestseller“. (Vergleiche Erwachet! vom 22. Januar 1981, Seite 29.)
„Wiedertäufer“ verstoßen
◆ Im Dezember letzten Jahres sind einem evangelischen Geistlichen aus Schönstadt (Hessen) die Rechte als Pfarrer aberkannt worden, weil er sich mit seiner Frau einer Erwachsenentaufe unterzogen hatte. Bereits einige Monate zuvor befaßte sich der Geistliche mit dem Gedanken der Wiedertaufe und war sich im klaren, welche Konsequenzen sich für ihn daraus ergeben würden. Wie der Oberhessischen Presse zu entnehmen ist, rechtfertigte der Pfarrer seinen Schritt mit der Feststellung, daß „seine Babytaufe unvollständig gewesen sei. Er habe sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich für Jesus entscheiden können und wolle diese Taufe als Zeichen für das ,Sterben‘ des bisherig geführten Lebens verstanden wissen.“ „Im Neuen Testament werde nie von einer Babytaufe, sondern immer von Erwachsenentaufen gesprochen“, brachte er gegenüber der Zeitung zum Ausdruck. Seine Maßnahme sei daher „in biblischem Rahmen“ nicht antastbar. „Die Babytaufe sei genausowenig im biblischen Sinne, wie es viele Taufen in Lateinamerika gewesen seien, wo Menschen, ohne über den Glauben an sich unterrichtet worden zu sein, mit ,Wasser bespritzt wurden‘ und dann ,so und so viele Bekehrungen‘ nach Europa gemeldet wurden.“ Eine Babytaufe sei seiner Ansicht nach nicht unbedingt nötig, denn „wenn die Eltern oder ein Elternteil christlich lebten, so heilige ... dieser Glaube die Kinder. Durch sein erneutes Untertauchen wolle er ganz den konsequenten Weg mit Jesus beschreiben.“ Der Bischof der Landeskirche Kurhessen-Waldeck reagierte prompt mit der Entlassung des Geistlichen und zweifachen Familienvaters auf die Wiedertaufe, die im Augsburger Bekenntnis verworfen wird. „Der pastorale Grund seiner Entlassung sei darin zu sehen, daß er durch seine Wiedertaufe alle Kindertaufen als nicht ausreichend erscheinen lasse“, erklärte ein Dekan auf Anfrage der Zeitung.
Rauchen — schlimmer als Industriestaub
◆ Jährlich werden 12 000 bis 16 000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland wegen Erkrankung der Lunge und der Atemwege vorzeitig arbeitsunfähig. Bereits im Jahre 1964 hatte daher der Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung das Forschungsprogramm „Chronische Bronchitis“ angeregt. Inzwischen liegen die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurden, als DFG-Forschungsbericht „Chronische Bronchitis Teil II“ vor. Acht deutsche wissenschaftliche Institute waren an der Erfassung und Auswertung der Daten beteiligt, die in ausgewählten Industriezweigen (Asbestindustrie, Hüttenindustrie, keramische Industrie, Maschinenbau, Steinkohlenbergbau und Zementwerke) gesammelt wurden. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, lautet ein Ergebnis wie folgt: „Rauchen ist nicht nur ein starker krebsauslösender Faktor, es ist auch eines der Hauptübel beim Entstehen der ,Chronischen Bronchitis‘ und rangiert noch vor der Staubbelastung am Arbeitsplatz an erster Stelle der Ursachen.“ Dies gelte zumindest für das starke Rauchen (mehr als zehn Zigaretten pro Tag), „das als Einflußfaktor noch vor dem Alter und der an dritter Stelle rangierenden Staub-Exposition am Arbeitsplatz liegt“.
Was das Gedächtnis beeinträchtigt
◆ Angst vor Versagen und Furcht vor Mißerfolg beeinträchtigen die Leistungen des Gedächtnisses, was wiederum zu verstärkter Versagensangst führt. Mit diesem Problem zahlreicher Erwachsener beschäftigt sich, wie der Pressedienst der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) berichtet, ein Projekt ihres neugegründeten Instituts für psychologische Forschung in München. „Wenn jemand seine Aufmerksamkeit nicht vor allem auf die Lösung der Aufgabe konzentriert, sondern sich dauernd Gedanken über das befürchtete eigene Versagen macht, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß das Befürchtete tatsächlich eintritt und die Leistungen schlechter werden“, fand der Institutsdirektor F. E. Weinert in Versuchen heraus. Die Zunahme der Gedächtnisleistung während der Kindheit und die Abnahme einiger Lern- und Erinnerungsfähigkeiten im höheren Erwachsenenalter sind — so wird zunächst noch vermutet — wenigstens teilweise durch Veränderungen des Wissens über das eigene Gedächtnis erklärbar. Die Forscher wollen diesem Problem jetzt auf den Grund gehen.
Den „typischen“ Terroristen gibt es nicht
◆ In einer vom Bundesinnenministerium geförderten wissenschaftlichen Untersuchung wurden die Lebensläufe von 250 politisch motivierten Gewalttätern analysiert und typische Verhaltensmerkmale herausgearbeitet. Das höhere Bildungsniveau und auch die Herkunft aus „besseren Kreisen“ würden bei einer Erklärung der Ursachen des „Linksterrorismus“ keine Rolle spielen, hieß es in der Studie. „Überhaupt müßten einige gängige Klischees über die Ursachen des Links- und Rechtsterrorismus relativiert werden“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. „Die Entstehung des Terrorismus könne weder auf ein individuell-psychologisches Problem reduziert noch völlig losgelöst von der Lebensgeschichte der einzelnen Täter als nur ,gesellschaftliches Problem‘ gesehen werden. Es gebe weder den ,typischen Terroristen‘ noch die ,typische Terroristen-Karriere‘. Der Anschluß an eine terroristische Gruppe werde zumeist durch eine Reihe entscheidender und sich ähnelnder Ereignisse in der persönlichen Entwicklung beeinflußt.“
Heilung beeinflußt
◆ Die Wirksamkeit eines Schmerzmittels kann auch von der Aufmachung seiner Verpackung beeinflußt werden. Zu diesem Schluß kamen britische Ärzte bei einem Versuch mit 835 Frauen, die regelmäßig Kopfschmerzmittel einnahmen. Wie das British Medical Journal berichtet, spielen offenbar Farbe, Geschmack, Größe und Verpackung, aber auch die mit bestimmten Präparaten verbundene Erwartung eine wesentliche Rolle. Beispielsweise verflog der Kopfschmerz bei 50 Prozent der Versuchspersonen rasch, nachdem sie ein Scheinmedikament eingenommen hatten, das die Aufschrift Aspirin trug.
Gefährliche Schüler
◆ Die Zahl der Kinder, die in New York mit Waffen zur Schule kommen, steigt ständig. In der Zeit zwischen Anfang September und Dezember 1981 hat man dort gemäß einer Nachricht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 254 Kindern Waffen abgenommen. Ein Jahr zuvor hat man im gleichen Zeitraum „nur“ bei 97 Schülern Waffen entdeckt.
Reifen und Schuhsohlen
◆ Der amerikanische Wüstenstrauch Guayule der Gattung „Parthenium“ könnte als Rohstoffquelle Bedeutung erlangen. Wissenschaftlern der Firma Goodyear gelang die Feststellung, daß diese Pflanze bis zu 90 g Naturkautschuk enthält. Auf firmeneigenen Versuchsfarmen in Arizona hat das Unternehmen — so berichtet die Zeitschrift bild der wissenschaft — den Guayule-Strauch bereits unter Kultur genommen. Aus Guayule-Kautschuk entwickelte Versuchsreifen für PKWs und Baumaschinen entsprachen sämtlichen Anforderungen des US-Verkehrsministeriums. Auch für Schuhsohlen ist der Guayule-Kautschuk bestens geeignet.
Tuberkulose ist unbesiegt
◆ Hundert Jahre nach der Entdeckung des Erregers der Tuberkulose ist diese Krankheit „nicht nur unbesiegt, sie breitet sich sogar — besonders in den Entwicklungsländern — weiter aus“, meldet Der Tagesspiegel. Weltweit gesehen, habe sich die Zahl der Tuberkulosefälle in den letzten 30 Jahren vermehrt. An Tb sterben noch heute mindestens drei Millionen Menschen im Jahr, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit. In jedem Jahr sollen vier bis fünf Millionen neue Fälle von akuter, ansteckender Lungentuberkulose bekanntwerden. Hinzu komme eine gleiche Zahl von milderen und weniger ansteckenden Formen von Tuberkulose, die als Meningitis oder als Knochen- und Gelenktuberkulose besonders bei Kindern und Jugendlichen aufträten und ebenfalls als gefährlich anzusehen seien. „Robert Kochs brillante Entdeckung des Tuberkel-Bazillus war der erste Schritt auf der langen Straße zur Ausmerzung dieser alten Menschheits-Geißel. Aber wie kommt es, daß heute, hundert Jahre später, die Zahl der Tb-Fälle in der Welt tatsächlich im Steigen begriffen ist?“ fragte der WHO-Generaldirektor in der Zeitschrift World Health. Nach Angaben seiner Organisation sind hochwirksame Arzneimittel und Impfstoffe, die die Tuberkulose zu einer verhinderbaren und heilbaren Krankheit machten, seit über 30 Jahren verfügbar. Die Kosten für eine Heilbehandlung Tb-Kranker lägen zwischen 15 und 250 US-Dollar; eine Impfung, die Kinder gegen Tuberkulose schütze, koste zwischen zwei und fünf US-Cent pro Dosis. „Wir besitzen alle notwendigen Waffen, um die Tuberkulose auszulöschen“, hieß es in der Zeitschrift World Health. „Aber Geld und der politische Wille, es möglich zu machen, sind die Hauptelemente, die notwendig sind, um die Krankheit in den armen Ländern ein für allemal zu besiegen.“