Die Töpferkunst der Pillenwespe
VERBORGEN unter einem losen Stück Baumrinde sind fünf winzige Lehmkrüge, jeder ungefähr von der Größe einer kleinen Kirsche. Die Pillenwespe hat diese Krüge getöpfert und sie für ihre Nachkommen mit Futter beschickt. Das hat viel Arbeit gemacht.
Nur um den Lehm heranzuschaffen, muß die Wespe 160 bis 320 Kilometer weit fliegen. Ist der Lehm zu trocken, feuchtet sie ihn mit Wasser, das sie hervorwürgt, an. Aus dem Lehm formt sie kleine Kügelchen und verfertigt daraus eine Scheibe, die den Krugboden abgibt. Andere Lehmkügelchen zieht sie zu Streifen und baut damit das krugähnliche Nest weiter. Die Wand am oberen Ende wölbt sie nach außen, so daß ein Hals entsteht. Außen ist der Krug rauh, innen dagegen glatt.
Als nächstes benötigt sie einen Nahrungsvorrat. Um den Krug damit zu beschicken, lähmt sie kleine Raupen durch einen Stich und schiebt sie in den Krug. Da die Raupen nicht tot sind, steht der Wespenlarve, die dann dem Ei entschlüpft — jeder Krug birgt nur ein Ei —, frisches Futter zur Verfügung.
Das Ei pendelt an einem feinen Faden, der oben am Krug befestigt ist. Wie kommt es an diesen Faden? Während die Wespe das Ei legt, berührt sie mit der Spitze ihres Hinterleibes die Innenwand des Kruges und sondert eine Flüssigkeit ab. Sobald sie den Hinterleib wegzieht, bildet sich ein Faden, der sofort hart wird. Wenn das Ei herauskommt, klebt es am Faden fest.
Für eine weibliche Larve muß die Anzahl Raupen größer sein als für eine männliche — das Larvenstadium der Weibchen ist ein bis zwei Tage länger. Woher die Wespe weiß, welches Ei ein weibliches ist und daher mehr Nahrung braucht, ist ein Geheimnis.
Mit einem Lehmkügelchen verschließt die Wespe den Krug mit dem Ei und den Raupen; dann streicht sie den Hals glatt. Wenn der letzte Krug verschlossen ist, hat die Mutterwespe ihre Arbeit beendet.
[Bilder auf Seite 24]
Das Wespenei hängt an einem dünnen Faden.
Eine Wespe schafft ein Lehmklümpchen heran, mit dem sie den Krug verschließen will.