Sind Verbrechen wirklich eine Bedrohung?
Bist du je ausgeraubt worden? Oder kennst du jemanden, dem das widerfahren ist?
Fürchtest du dich, nach Sonnenuntergang auf die Straße zu gehen? Triffst du Vorsichtsmaßnahmen, wenn du es trotzdem tust?
Meidest du zu bestimmten Zeiten die Untergrundbahn oder andere öffentliche Verkehrsmittel?
Hast du kleine Kinder, die du davor warnst, mit Fremden zu sprechen?
Machst du dir Sorgen, daß deine Kinder von anderen in der Schule geschlagen werden könnten?
Hat deine Haustür mehr als eine Sperrvorrichtung? Ist dein Fahrzeug mit einer Alarmanlage oder Diebstahlsicherung ausgestattet? Schließt du dein Fahrrad ab, wenn du es abstellst?
Wenn du einige dieser Fragen bejaht hast, dann sind Verbrechen für dich wirklich eine Bedrohung.
IN LETZTER Zeit treten Verbrechen immer deutlicher zutage. Warum? Weil die unmittelbare Nachbarschaft, der Freundeskreis, die Familie oder man selbst betroffen ist. Daher erschien in der New York Times die Schlagzeile: „Furcht vor Verbrechen gehört nun zum Leben in der Stadt“. In dem Artikel wurde gesagt: „Für die Bürger der Stadt New York, ob arm oder reich, ist das Verbrechen nicht mehr etwas, was an anderen verübt wird. Die ganze Stadt ist davon durchsetzt, und die Menschen haben sich gezwungenermaßen darauf eingestellt — teils kaum wahrnehmbar, teils sehr auffallend.“ Und das trifft nicht nur auf New York zu, sondern auch auf viele andere Städte in der ganzen Welt.
Verbrechen — weltweit eine „Wachstumsbranche“
INDIEN: Verbrechen sind durchaus kein rein amerikanisches Problem. Die Seuche grassiert weltweit. So bezeichnete zum Beispiel die Zeitschrift India Today den im Norden Indiens gelegenen Bundesstaat Bihar als das „Königreich der Kidnapper“. Der Bruder eines Opfers beklagte sich: „Es herrscht totaler Terror. Nach Sonnenuntergang gehen wir nicht mehr aus dem Haus. Wir leben ständig in Angst.“ Eine Schlagzeile lautete: „Organisiertes Verbrechertum — eine Wachstumsbranche in Indien“.
ITALIEN: Auch Italien wird von Verbrechen heimgesucht — und nicht nur seitens der Mafia. Ihr Unwesen treibt dort außerdem gemäß Berichten der Zeitung Washington Post „die Kamorra, ein der sizilianischen Mafia ähnliches Verbrecherimperium, das vor über einem Jahrhundert gegründet wurde — ein Staat innerhalb des Staates“. Diese Verbrecherorganisation „soll für nahezu 1 000 Morde verantwortlich sein, die in den letzten drei Jahren begangen wurden“, heißt es im selben Blatt.
JAPAN: Auch in Japan ist die Bevölkerung wegen der Verbrechen beunruhigt. Eine Zeitung berichtete kürzlich, daß der japanischen Polizei 2 330 Verbrecherbanden bekannt sind, denen insgesamt fast 100 000 Gangster angehören.
CHINA: Wie die Zeitschrift Far Eastern Economic Review berichtet, hat die chinesische Regierung drastische Maßnahmen ergriffen, um das im Land „aufkommende Problem der Verbrechen“ zu verringern. Mörder und Vergewaltigungstäter werden zuweilen öffentlich hingerichtet, und andere Kriminelle führt man durch die Straßen mit Plakaten um den Hals, auf denen ihr Name und ihr Verbrechen geschrieben stehen.
BRASILIEN: Eine Umfrage in São Paulo und in Rio de Janeiro ergab, daß 65 % der Bevölkerung bekannte Gefahrenbezirke bewußt meiden; 85 % tragen außerhalb des Hauses keinen Schmuck mehr und nehmen keine Wertsachen mit. Über 90 % der Befragten rechnen jederzeit damit, überfallen zu werden.
NIGERIA: In den afrikanischen Ländern gehört das Verbrechen zum Alltag. In der Zeitung New Nigerian erklärte der Korrespondent A. Adamu: „Die Brutalität, mit der Straftaten wie Einbrüche, Raubüberfälle, Brandstiftungen, Morde und schwere Körperverletzungen heute in diesem Land begangen werden, macht einen sprachlos und unfähig, den Zustand des Terrors und des Wahnsinns zu beschreiben, in den das Verbrechen die Allgemeinheit versetzt hat.“
Die Wahrheit ist, daß das Verbrechertum in den meisten größeren Städten sein Unwesen treibt. Die Erkenntnis, daß das Verbrechen so weit verbreitet ist, belastet den gesetzestreuen Teil der Gesellschaft. Die Menschen sind es leid, eingeschüchtert zu sein und unzureichend beschützt zu werden. Wenn sich ein Bürger daher selbst gegen Verbrecher zur Wehr setzt, schlägt ihm augenblicklich eine Welle der Sympathie entgegen.
Warum werden aber so viele Menschen kriminell? Könnten sich Verbrechen entgegen dem alten Sprichwort doch bezahlt machen?