Wir beobachten die Welt
Vatikan verliert an Einfluß
Jahrhundertelang bürgten die Namen Frankreich und Spanien für süffige Weine und strengen Katholizismus. Der Wein fließt in den beiden Ländern nach wie vor, doch die katholische Kirche findet bei der Bevölkerung merklich weniger Unterstützung. Die niederländische Zeitschrift Kruispunt, ein katholisches Blatt, berichtet, daß nur noch 46 Prozent der Spanier als praktizierende Katholiken gelten möchten und daß nur noch 18 Prozent jede Woche zur Kirche gehen. Ähnlich lauten die Angaben eines Pariser Instituts (Sofres), wonach 55 Prozent der Katholiken in Frankreich der Meinung sind, sie könnten sich über die offiziellen Verlautbarungen des Papstes hinwegsetzen und dennoch gute Katholiken sein. Man glaubt, daß Abtreibung und voreheliche Geschlechtsbeziehungen erlaubt seien und daß „es völlig unnötig ist, einer Gemeinde oder einer katholischen Organisation anzugehören“. Studien zeigen, daß sowohl in Spanien als auch in Frankreich 15 Prozent der Bevölkerung der Religion den Rücken gekehrt haben.
Lebensverkürzendes Gespann
„Fehlernährung und zu häufige Schwangerschaften können das Leben einer Frau je Kind um fünf Jahre verkürzen“, meldet die Zeitschrift Asiaweek. „Internationale Spezialisten empfehlen eine Pause von mindestens zwei bis drei Jahren zwischen den Schwangerschaften.“ Längere Pausen schützen die Mutter vor Erschöpfung durch die Schwangerschaft und durch das Stillen und wirken sich auch günstig auf die Gesundheit des Kindes aus. In dem Bericht wird außerdem der Vorteil angeführt, daß das Stillen „die Fehlernährung des Säuglings verhindert und die Säuglingssterblichkeit senkt“.
Musik im Operationssaal
Kann Musik bei chirurgischen Eingriffen dienlich sein? Die Ergebnisse, zu denen man am Jefferson General Hospital in Port Townsend (Washington, USA) gelangt ist, sprechen dafür. Die Musiktherapeutin Helen Lindquist Bonny und die Anästhesieschwester Noreen McCarron untersuchten an 25 Patienten den Einfluß von Musik bei Operationen. Die Geräusche im Operationssaal, die oft vor einem Eingriff Angst auslösen, wurden nicht mit Beruhigungsmitteln bekämpft, sondern mit Musik übertönt. Melodische Klänge ließen den Blutdruck sinken und das Herz langsamer schlagen, so die Zeitschrift American Health. Auch benötigte man nur noch die halbe Dosis an Medikamenten, um die Patienten zu beruhigen. Eine vergleichbare Untersuchung in der Bundesrepublik Deutschland ergab eine ähnliche Dosisverringerung. Gespielt wurde klassische Musik und Musik der 40er und 50er Jahre. Wilde, rauhe Klänge wurden gemieden. Schwester McCarron gab an, daß die besänftigende Wirkung der Musik der Wirkung von 2,5 mg Valium gleichkomme. Patienten, die mit Musikbegleitung operiert wurden, fühlten sich nach der Operation allgemein besser und konnten früher als andere entlassen werden.
Wüsten breiten sich aus
„Jährlich wird eine Fläche von der doppelten Größe Belgiens — das sind 60 000 Quadratkilometer — zur Wüste“, heißt es in der Zeitschrift New Scientist. „Das geschieht, obwohl sich vor 10 Jahren 94 Staaten dazu verpflichteten, die Sandwoge zurückzudrängen.“ Die 6 Milliarden Dollar, die bislang von den wohlhabenden Ländern zur Verfügung gestellt worden sind, um der Ausbreitung der Wüsten entgegenzuwirken, sind größtenteils in das Gesundheitswesen und in den Straßenbau geflossen. Abgesehen von einigen regionalen Erfolgen, konnte kein einziges Land die Ausbreitung der Wüsten aufhalten.
Überbeanspruchung der Erde
Die Belastung der lebenerhaltenden Kreisläufe der Erde überschreitet die „Grenzwerte“, wodurch dauerhafte Veränderungen und Schäden eintreten. Darauf macht das Worldwatch Institute aufmerksam. Gemäß dem Bericht State of the World 1987 „beginnen Bemühungen um eine Verbesserung des Lebensstandards die Gesundheit des weltweiten organischen Systems zu bedrohen“. Die Folgen der Verschmutzung, die Ausrottung von Pflanzen- und Tierarten sowie der Rückgang der Nahrungs- und Brennstoffproduktion „machen die Erde für künftige Generationen weniger bewohnbar“, wird in dem Bericht gesagt. Weiter ist zu lesen: „Nie zuvor stand eine Generation vor einer solch komplexen und zugleich unaufschiebbaren Aufgabe. Sorgen um die Zukunft hatten frühere Generationen zwar auch, doch wir sind die erste, die entscheidet, ob die Erde, die wir unseren Kindern hinterlassen, bewohnbar sein wird oder nicht.“
Teures Gift
Viele Giftstoffe sind weit teurer als Edelsteine oder Gold. Das schreibt die sowjetische Zeitschrift Sputnik. „Zum Beispiel kostet eine Unze [28 Gramm] Gift der Kobra 9 000 Dollar, der Bungarus caeruleus 14 000 Dollar, der Seeschlange 43 000 Dollar, der nordamerikanischen Korallen-Rollschlange 56 000 Dollar, der afrikanischen Boomslang 283 000 Dollar, der Hummel (Bombus muscorum) 1 134 000 Dollar und der amerikanischen Schwarzen Witwe 2 360 000 Dollar.“ Warum sind die Gifte so teuer? Ihre Gewinnung ist sehr schwierig, weil einige Tierarten selten sind. Außerdem liefern Insekten nur Milligrammengen an Gift und Schlangen nur ungefähr zehn Tröpfchen. Obendrein kann es einen Monat dauern, bis eine weitere Dosis bereitsteht. Trotz der hohen Kosten sind solche Gifte sehr gefragt, weil sie zur Herstellung von Seren dienen, mit deren Hilfe Personen, die gebissen oder gestochen wurden, gerettet werden können. Darüber hinaus werden sie als Heilmittel verwendet.
Hoher Tribut der Verschmutzung
„In der Schweiz, die zur Hälfte mit Wald oder Bergen bedeckt ist, fordert der saure Regen einen Tribut in Höhe von 50 Prozent“, meldet die International Herald Tribune. „In manchen Regionen ... hat der Anteil toter oder sterbender Bäume 65 Prozent erreicht.“ Solche Statistiken lassen Ökologen aufhorchen, die den sauren Regen als ernstes Problem ansehen, das weite Teile Nordeuropas betrifft. In der Bundesrepublik Deutschland sterben zum Beispiel über 50 Prozent der Bäume oder sind bereits tot, und in Frankreich trifft dasselbe auf die Vogesen zu. In Polen fordert der saure Regen einen Tribut von 40 Prozent. Gemäß einem Dokument der Polnischen Akademie der Sozialwissenschaften, das in der französischen Wochenzeitung L’Express zitiert wird, hat die Luft- und Wasserverschmutzung in Polen katastrophale Ausmaße erreicht. Aber obwohl Europa ernste Probleme mit der Verschmutzung hat, besteht, wie Dr. Claude Martin, Experte auf dem Gebiet des sauren Regens, zugibt, „eine gewisse Abneigung, entschieden genug dagegen einzuschreiten“.
Sofortprogramm
Niemand weiß genau, wie viele Pflanzen- und Tierarten es gibt. Schätzungen schwanken zwischen 5 und 30 Millionen. Identifiziert hat man bisher allerdings erst 1,6 Millionen Arten. Da im Verhältnis nur so wenige Arten für den wissenschaftlichen Unterricht oder zur wirtschaftlichen Nutzung erforscht worden sind, fordern die Biologen laut einer Meldung der New York Times „ein neues Zeitalter der Naturforschung, ein Sofortprogramm, um Millionen von Arten aufzuspüren und zu studieren, bevor sie ausgerottet sind“. Die meisten dieser Arten leben in tropischen Regenwäldern, die durch Abholzung oder Umwandlung in Agrarland zerstört werden. Die kleinen Lebewesen und Pflanzen sind allgemein nicht so beliebt wie die Wale oder die Pandas, „bilden aber die Grundlage komplizierter Vernetzungen, die letztlich allen Lebewesen zugute kommen, auch den Menschen“, berichtet die Times.
Neue Gefahr im Blut
Die amerikanischen Gesundheitsbehörden befürchten die Ausbreitung eines seltenen Krebs-Virus, das sich ähnlich ausbreitet wie das Aids-Virus. „Neuerdings liegen Beweise vor, die zeigen, daß in den Vereinigten Staaten ein durch Blut übertragbares Virus aufgespürt worden ist, das mit einer äußerst schlimmen Krankheit in Verbindung gebracht wird“, erklärte S. Gerald Sandler, medizinischer Leiter des amerikanischen Roten Kreuzes. Das Virus, das humanes T-Zell-Leukämie-Virus-Eins oder HTLV-I genannt wird, ist das erste, von dem man weiß, daß es Krebs erregt. Außer der Tatsache, daß es eine Form adulter Leukämie hervorruft, wird es mit einer der multiplen Sklerose ähnelnden Nervenkrankheit in Verbindung gebracht — der TSP oder tropischen spastischen Paraparese. „Das Virus stellt wegen seiner langen Latenzzeit eine außergewöhnliche Bedrohung dar“, heißt es im Wall Street Journal. „Bei Infizierten dauert es mehrere Jahre, bis die Leukämie ausbricht.“ Kommt es dazu, lebt der Infizierte in der Regel nur noch drei Monate.