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  • Ich entkam der religiösen Irreführung
  • Erwachet! 1988
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Erwachet! 1988
g88 22. 3. S. 9-12

Ich entkam der religiösen Irreführung

ICH erinnere mich noch gut an das erste „Wunder“, das ich beobachtete. Damals war ich sechseinhalb Jahre alt. Wir, meine Mutter und ich, befanden uns in einer Versammlung der Pfingstgemeinde, die in einem Wohnhaus abgehalten wurde. Der Prediger sang und empfing den Geist, wie dies bei den Pfingstlern üblich ist, wenn sie singen. Es war Winter, und mitten im Raum stand ein großer runder Ofen. Ich sah, wie der Prediger singend und rufend in den Ofen griff und ein großes rotglühendes Stück Kohle herausnahm. Er hielt es mit beiden Händen hoch, trug es durch den Raum, gab kurze triumphierende Rufe von sich und sang. Die anderen sangen ebenfalls, riefen und tanzten um ihn herum. Nach der Versammlung schauten alle seine Hände an, um festzustellen, ob er sich verbrannt hatte. Es war nichts zu sehen!

Dies war nur eines der Zeichen in der Pfingstgemeinde in Kentucky, zu der meine Mutter ging. Die Pfingstler waren von Markus, Kapitel 16, Vers 17 und 18 überzeugt, wo das Zungenreden, das Heilen von Kranken, das Hochheben von Schlangen und das Trinken tödlicher Getränke erwähnt wird. (Diese Verse sind unecht, d. h., sie stehen nicht in den ältesten Bibelmanuskripten.) Nicht alle Pfingstgemeinden halten etwas von diesen Zeichen. Doch wenn man sie beobachtet, hat man das Gefühl, Gott müsse mit einer Gemeinde sein, die so etwas vollbringt, ohne daß jemand zu Schaden kommt.

Später zogen wir nach Indiana. Mit 12 Jahren — es war 1953 — ließ ich mich taufen. Ich lernte Gitarre spielen und begleitete die Gruppen, die bei den Versammlungen sangen. Meiner Meinung nach gehörte dies zu meinem Dienst für Gott — beim Singen empfängt die Pfingstgemeinde nämlich den Geist. Wenn ich den Geist empfing und in Zungen redete, wußte ich nicht, was ich sagte, aber es war ein schönes Gefühl.

Ich selbst nahm keine Schlangen in die Hand, doch ich erinnere mich an ein Wochenende, an dem ich zu Besuch in Kentucky war und in meine frühere Kirche ging. Ein reisender Prediger empfing den Geist und zog aus der Kiste, die er mitgebracht hatte, eine große Klapperschlange hervor. Er wirbelte sie um seinen Arm herum und schrie. Ich befand mich mit den Sängern auf der Bühne hinter ihm und sah, daß zwischen seinen Fingern Blut hervorströmte. Darauf empfing der Prediger, der Jahre zuvor die glühende Kohle in den Händen gehalten hatte, den Geist; er ging auf die Bühne, nahm dem anderen Prediger die Schlange aus der Hand und legte sie in die Kiste zurück. Der Mann, der gebissen worden war, zog sich keine Vergiftung zu. Ich weiß indessen, daß drei Personen an den Folgen von Schlangenbissen starben. Mein Schwiegervater gehörte zu ihnen.

Mit 19 Jahren heiratete ich einen jungen Mann, der als gerettet galt. Er war allerdings kein strenggläubiger Pfingstler. Ich sah ihn einmal mit Schlangen hantieren, doch der Geist, der in ihm wirksam war, war mit dem Geist, der in mir wirkte, nicht in Übereinstimmung. Eine Zeitlang war mein Mann eifrig im Glauben, aber dann wandte er sich ab, fing an zu rauchen und tat noch andere Dinge, die wir ablehnten. Die Sache mit den Geistern beunruhigte mich. Wenn Pfingstler den Geist empfingen, waren die Geister nicht immer gleich. Einige waren stärker als andere, manche harmonierten nicht miteinander, und wieder andere gerieten sogar aneinander.

Das konnte ich nicht verstehen. Ich fragte mich, warum es so viele verschiedene Geister gab. Solange ich zur Pfingstgemeinde gehörte, betete ich immer wieder: „Das ist von den Religionen, die ich kenne, die einzige, die richtig sein kann, Gott. Aber wenn ich dir nicht auf eine Weise diene, die dir wohlgefällig ist, Gott, so möchte ich es wissen. Wenn dies nicht die richtige Religion ist, dann zeige mir bitte die richtige.“ Dieses Gebet sprach ich oft.

Während meiner ersten Ehe kam ich mit den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! in Berührung. Als wir 1962 nach Cincinnati zogen, sprachen Zeugen Jehovas bei uns vor. Mein Mann unterhielt sich gern mit den Zeugen, ich hingegen war nie dazu bereit. Ich blieb in der Küche, wenn sie kamen. Mein Mann abonnierte die Zeitschriften, las sie aber nie. Doch ich las sie. Ich wußte, daß ich das nicht tun sollte, und hatte Schuldgefühle. Aber ich konnte es nicht leiden, wenn Lesestoff unbeachtet herumlag. Ich warf die Zeitschriften sogar in den Papierkorb und holte sie später wieder heraus, um sie zu lesen.

In den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! wurde erklärt, daß die Erde für immer bestehen wird. Ich las über ein irdisches Paradies, in dem gerechte Menschen leben werden. Das war das Großartigste, was ich je erfahren hatte. Es hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck, da die Pfingstgemeinde nicht so über die Erde dachte. Ich entsinne mich, daß ich einmal über diese paradiesische Erde las, die für immer bestehen sollte, und dachte: „Das stimmt nicht!“ Doch ich las gern darüber. Ich war hin und her gerissen. Und ich betete deswegen. Schließlich bat ich meinen Mann, die Zeitschriften nicht mehr anzunehmen, und er respektierte meinen Wunsch.

Mein Mann ließ sich mit anderen Frauen ein, und nach sieben Jahren Ehe wurden wir geschieden. Ich zog mit unseren beiden Söhnen zu Olene, einer langjährigen Freundin, die mit meinem Onkel verheiratet war. Sie war eine hervorragende Sängerin. Wir besuchten gemeinsam Versammlungen der Pfingstgemeinde und sangen in verschiedenen Kirchen. Olene war die Tochter des Predigers, der die glühende Kohle in den Händen gehalten hatte.

Zweimal wurde ich „geheilt“. Das erste Mal war, als ich nach einer Fehlgeburt Blutungen hatte. Trotz meiner Verfassung ging ich zu der Versammlung der Pfingstgemeinde. Ich war so schwach, daß ich befürchtete, hinausgehen zu müssen. Dann hörte ich Olene und ihren Vater singen. Sie empfingen den Geist und berührten sich gegenseitig an den Schultern. Darauf kamen sie und legten mir die Hände auf. Ich wurde sofort bewußtlos. Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich wohl. Ich hatte keine Blutungen mehr!

Das zweite Mal wurde ich „geheilt“, als ich eine Zahnfleischerkrankung hatte. Ich trug seit meinem 16. Lebensjahr ein künstliches Gebiß. Jetzt, nach Jahren, schwoll mein Gaumen unter der oberen Gebißplatte an. Drei Monate lang trug ich kein Gebiß und nahm nur Flüssignahrung zu mir. Ich war verzweifelt und besuchte einen Arzt. Er sah sich meinen Mund an und sagte: „Bei mir sind Sie falsch; Sie müssen zu einem Kieferchirurgen gehen.“ Er nannte den Namen der Krankheit — Papillom — und empfahl mir einen Zahnarzt.

Doch ich suchte ihn nicht auf. Eines Abends gingen Olene und ich zur Kirche in Kentucky. Spätabends sang ich und wurde völlig vom Geist erfüllt. Olene legte mir die Hände auf, ich verlor das Bewußtsein und sank zu Boden. Als ich wieder bei Bewußtsein war, spie ich etwas aus, was mir wie trockenes, zerkautes Fleisch vorkam. Zu Hause angekommen, konnte ich mein künstliches Gebiß wieder tragen. Von da an hatte ich keine Beschwerden mehr.

Olene las oft in der Bibel. Kurz nachdem ich zu ihr gezogen war, rief sie mich einmal zu sich. Ich sollte ihr eine Frage beantworten. Sie las mir Prediger 1:4 vor: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen“ (Lutherbibel). Dann sagte sie: „Ich möchte, daß du mir diese Schriftstelle erklärst. Wir glauben das nicht. Wovon ist also die Rede?“ Ich wurde ganz nervös.

„Ich möchte wissen“, bohrte sie, „warum du wegen dieser Schriftstelle so nervös bist. Sie steht in der Bibel, und wir müssen herausfinden, was sie bedeutet.“ Ich erwiderte: „Darüber habe ich in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! gelesen, aber ich wollte dir nicht sagen, daß ich die Zeitschriften von Jehovas Zeugen gelesen habe.“ Sie wollte Jehovas Zeugen sofort ausfindig machen.

„Mach dir keine Sorgen“, beschwichtigte ich sie. „Wenn wir hier wohnen bleiben, werden sie an unsere Tür kommen. Sie finden einen immer.“ Zwei Wochen später, als ich von der Arbeit nach Hause kam, nahm sie mich freudestrahlend an der Haustür in Empfang. „Rat einmal, wer heute hier war!“ Ich hatte keine Ahnung. „Jehovas Zeugen! Ich habe für uns beide ein Bibelstudium vereinbart.“ Ich war sprachlos. Eigentlich wollte ich nicht mit ihnen studieren. Ich hatte Angst vor ihnen.

Wir studierten dennoch. Sie luden uns zu ihren Zusammenkünften ein. Olene wollte nicht mitgehen, aber ich hatte den Wunsch. Ich nahm meinen kleinen Sohn, der damals drei Jahre alt war, mit zum Königreichssaal. Als wir in unserem Heimbibelstudium das Wahrheits-Buch zu Ende betrachtet hatten, wußten Olene und ich, daß die Pfingstbewegung nicht richtig war. Trotzdem stellte Olene das Studium ein, und so hörte auch ich damit auf.

Das war 1972. Im Jahre 1974 erhielt ich von Olene einen Anruf — damals wohnten wir nicht mehr zusammen. Sie fragte mich, ob ich ihren Vater heiraten wolle, den Mann, den ich mit sechseinhalb Jahren dabei beobachtet hatte, wie er eine glühende Kohle in den Händen hielt. Meine Scheidung lag sieben Jahre zurück, und so heiratete ich im Januar 1975 Olenes Vater.

Er lebte in Kentucky, und zwar in der Nähe der Kirche, die ich als Kind besucht hatte. Bevor wir heirateten, erklärte ich ihm, daß ich nie wieder zu den Pfingstlern gehen würde. Wenn ich mich je mit einer Religion befassen würde, dann mit Jehovas Zeugen. Er war einverstanden. Doch wir waren erst ein paar Monate verheiratet, als er von mir verlangte, ihn zu einer Versammlung der Pfingstgemeinde zu begleiten. Ich ging dieses eine Mal mit. Aber ich konnte nicht bis zum Ende dableiben. Die Gegenwart der Dämonen war bedrückend.

Ich hatte während des Bibelstudiums gelernt, daß Satan, seine Dämonen und seine Diener hier auf der Erde Zeichen und Wunder vollbringen können und daß sich die Kriegführung eines Christen gegen die dämonischen Mächte in den himmlischen Örtern richtet (2. Mose 7:11, 22; 8:7, 18, 19; 2. Korinther 11:13-15; Epheser 6:11, 12). Auch hatte ich gelernt, daß die Wundergaben in der frühchristlichen Kirche dazu dienten, diese in ihrem Anfangsstadium zu festigen, und daß mit dem Weggang der Apostel diese Gaben enden sollten. Über die Gabe des Zungenredens heißt es zum Beispiel: „Seien es Zungen, sie werden aufhören.“ Liebe, Glaube und Hoffnung sind nun die Grundpfeiler der reifen christlichen Kirche (1. Korinther 13:8-13).

Mein Mann wollte erreichen, daß ich mich erneut der Pfingstgemeinde anschloß, mit ihm sang und Gitarre spielte. Ich hingegen ging wieder in den Königreichssaal. Wenn er nach Hause kam, nachdem er am Wochenende in Kirchen der Pfingstgemeinde gepredigt hatte, zeigte er mir jeweils einen Geldbeutel voller Scheine, die er bei den Kollekten von den Pfingstlern erhalten hatte. Er lachte darüber, daß ihm die Leute all das Geld gaben, das er gar nicht verdient hatte.

Schließlich begleitete mich mein jüngerer Sohn zu den Zusammenkünften und wurde ein aktiver Zeuge Jehovas. Mein Mann war wütend, wenn wir spät von den Zusammenkünften nach Hause kamen. Als wir eines Abends gegen 22 Uhr zurückkehrten, war die Tür verschlossen. Er hatte uns ausgesperrt. Mein Sohn und ich mußten die Nacht im Auto zubringen. Dies war mehrmals der Fall. Mein Mann hatte eine Schußwaffe im Auto, und wenn er mich beim Lesen oder Studieren biblischer Literatur entdeckte, nahm er die Waffe und schoß vier- oder fünfmal unter meinen Stuhl. Wenn ich Limonadenflaschen auf den Hof trug, schoß er die Flaschen aus der Kiste. Er wollte mich nicht umbringen, sondern rasend machen. Doch ich betete zu Jehova und blieb ruhig, und das machte ihn rasend.

Als ich mich eines Tages für die Zusammenkunft fertigmachte, fragte er: „Willst du wirklich eine Zeugin Jehovas werden? Willst du wirklich von Tür zu Tür rennen und predigen?“ Ich erwiderte: „Ja, das will ich.“ „Ich gebe dir zwei Wochen“, sagte er, „um das Haus zu verlassen.“ So ging ich mit meinem Sohn weg. Wir zogen in ein kleines Haus, das jahrelang unbewohnt gewesen war. Wir hatten kein fließendes Wasser, sehr wenig Möbel und kein Geld.

Aber es war wunderbar, frei zu sein — wir konnten die Zusammenkünfte besuchen, ohne Angst haben zu müssen, ausgesperrt oder angeschossen zu werden, und wir konnten Jehova ungehindert dienen und im Predigtdienst von Haus zu Haus tätig sein (Apostelgeschichte 20:20). Wenn ich an einer Tür bei einem Pfingstler vorsprach, spürte ich oft die Gegenwart der Dämonen. Dann betete ich jeweils: „Jehova, ich weiß, daß du stärker bist als die Dämonen. Ich weiß, daß du die Macht hast, mir zu helfen, und ich brauche deine Hilfe. Ich brauche deinen heiligen Geist, um dagegen anzukommen.“ Er hat mir stets geholfen.

Im September 1976 wurde ich getauft. Mein Sohn ließ sich im Juli 1977 taufen. Und meine Schwester ist ebenfalls eine Zeugin Jehovas. Auch mit meiner Mutter wurde ein Heimbibelstudium durchgeführt, und sie predigt von Haus zu Haus. Ich bin durch meine Angehörigen sehr ermuntert worden und habe von Jehova und seinem Volk viel Hilfe erhalten. Jehova ist sehr geduldig mit mir gewesen. Möge er auch gegenüber den Millionen anderen langmütig sein, die „Gottes gütige Wesensart ... zur Reue zu führen sucht“ (Römer 2:4). (Von Ireta Clemons erzählt.)

[Herausgestellter Text auf Seite 11]

Ich weiß, daß drei Personen an den Folgen von Schlangenbissen starben

[Herausgestellter Text auf Seite 12]

Ich hatte während des Bibelstudiums gelernt, daß Satan, seine Dämonen und seine Diener hier auf der Erde Zeichen und Wunder vollbringen können

[Bild auf Seite 10]

Ireta Clemons, heute eine Zeugin Jehovas

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