Frühgeborene brauchen liebevolle Fürsorge
ES WAR drei Uhr an einem Sonntagmorgen. Was die frühen Wehen auslöste, weiß ich nicht. Aber ich vermute, daß ich zu häufig Gäste hatte. Jedenfalls war mein kleiner Sohn einen Monat zu früh unterwegs.
Die Wehen waren lang und unregelmäßig. Den ganzen Sonntag bis in die Nacht hatte ich Wehen, ohne zu gebären. Oft konnte die Hebamme bei einer Kontraktion den Kopf des Babys sehen („Krönung“ genannt), der dann aber gleich bei der nächsten wieder verschwand, noch bevor sie ihn fassen konnte. Am Montagmorgen um 4 Uhr, 25 Stunden nach Einsetzen der Wehen, stellte die Hebamme, als sie den Herzschlag des Babys abhorchte, fest, daß es in Gefahr war. Sie gab mir Sauerstoff und brachte mich sofort ins Krankenhaus. Drei Stunden später wurde Danny geboren.
Mein Mann Bill und ich sahen, daß er schwer atmete, da seine Lunge noch nicht richtig arbeitete. Wir durften ihn ein paar Sekunden auf den Arm nehmen und merkten, daß er leichter atmete, sobald wir ihn hielten und mit ihm sprachen. Als das Krankenhauspersonal sagte, er müsse höchstwahrscheinlich in den Brutkasten gelegt werden, war ich nach den langen, anstrengenden Wehen nicht in der Lage zu widersprechen.
Um 9.30 Uhr besuchte mich der Kinderarzt. Er sagte, er habe das Baby untersucht und es scheine ihm gutzugehen. Auch sagte er, er werde es hereinbringen lassen, damit ich es stillen könne. Aber das Baby wurde nicht gebracht. 10 Uhr, 11 Uhr, 12 Uhr und immer noch kein Danny. Schließlich kam nach 12 Uhr eine Krankenschwester von der Säuglingsstation zu mir und verkündete mir die bestürzende Nachricht: „Ihr Baby retraktiert und bläht und mußte in den Brutkasten gelegt werden.“ Mit dieser Bemerkung und ohne weitere Erklärung ging sie aus dem Zimmer.
Man kann sich vorstellen, wie mir angesichts meines schlechten emotionalen Zustandes zumute war. Da ich nicht wußte, was mit „retraktieren“ und „blähen“ gemeint war, rief ich die Hebamme und fragte sie, ob das eine ernste Sache sei. „Ja“, sagte sie, „sehr ernst. Es ist das Hauptproblem bei Frühgeborenen.“
„Was meinen Sie, könnte Danny sterben?“
„Es ist möglich“, erwiderte sie. Sie riet mir, darauf zu bestehen, ihn zu sehen.
Die Krankenschwestern erklärten mir, ich dürfe ihn erst sehen, wenn der Arzt ihn untersucht habe. Daraufhin fing ich hysterisch zu schreien an und verursachte allerhand Aufregung. „Er ist mein Baby, und er stirbt gleich, und ich darf ihn nicht einmal halten!“ Die Krankenschwestern brachten mich sofort zu Danny. Ich konnte ihn zwar nicht auf den Arm nehmen, aber an der Seite des Brutkastens befand sich eine kleine Öffnung, durch die ich meine Hand stecken und ihn berühren konnte.
Danny bot einen traurigen Anblick. Seine Bauchmuskeln hoben und senkten sich immer noch unnormal, weil er falsch atmete; seine Nasenlöcher waren geweitet, da er einfach nicht genug Sauerstoff bekam. (Daher die Ausdrücke Retraktieren des Brustbeins und Blähen der Nasenflügel.) Seine Hände und Füße waren zufolge des Sauerstoffmangels dunkel geworden.
Ich steckte meine Hand in den Brutkasten und begann den Kleinen von Kopf bis Fuß zärtlich zu massieren. Dabei sagte ich ihm, wie sehr ich ihn liebhatte. Ich erzählte ihm von seinem Papa, seinem Bruder Timmy und von der ganzen Familie. Auch sagte ich ihm, wie sehr wir alle ihn liebhatten und wie wir uns freuen würden, ihn zu Hause zu haben. Er hörte mir aufmerksam zu, und die Massage half ihm, sich zu beruhigen. Für mich steht fest, daß Liebe Wunder wirkt. Ich habe es an diesem Tag selbst erlebt. Innerhalb von einer halben Stunde atmete er völlig normal, und seine Hände und Füße waren rosafarben.
Die diensttuende Krankenschwester sagte: „Unglaublich! Seht ihn euch an! Er atmet so gut, und seht euch nur seine Hände und Füße an!“ Sie nahm ihn heraus und gab ihn mir, ohne auf die Erlaubnis des Arztes zu warten.
Die Krise war überstanden. Danny war gerettet. Das ist nun über sieben Jahre her. Danny hört diese Begebenheit immer wieder gern, und er freut sich, wenn ich sie anderen erzähle. (Von Mary Jane Triggs erzählt.)