Obdachlose Kinder — Gibt es eine Lösung?
WEM wirklich etwas an seinem Nächsten gelegen ist, der wird nicht aufgeben wollen, als könne für die obdachlosen Kinder nichts getan werden. Er ist sich bewußt, daß Straßenkinder mehr brauchen als ein Dach über dem Kopf. Kinder gedeihen, wenn sie sich geborgen fühlen und gesund sind, wenn sie eine sinnvolle Aufgabe und Selbstbewußtsein haben. Selbstlose Männer und Frauen setzen sich bereitwillig für die Interessen der Obdachlosen ein, und das ist lobenswert. Aber trotz ihrer Bemühungen bleibt das Problem bestehen.
Der Grund ist, daß das gegenwärtige System, in dem die Zustände anhalten, die für obdachlose Kinder verantwortlich sind, irreparabel ist. Es gleicht einem schrottreifen Auto, bei dem keine Reparatur mehr nützt. Sollte man nicht so realistisch sein und sich eingestehen, daß der Mensch aus eigener Kraft keine gerechte menschliche Gesellschaft schaffen kann?
Glücklicherweise ist eine Änderung möglich — jedoch nicht von menschlicher Seite. Nur der allmächtige Gott hat die Fähigkeit und die Weisheit, alle Mißstände auf der Erde völlig zu beseitigen. Sein Wort, die Bibel, spricht von der Regierung seines himmlischen Königreiches und davon, wie sie den Wunsch des Menschen nach gerechten Verhältnissen hier auf der Erde erfüllen wird (Daniel 2:44).
Gott kümmert sich um uns
Halten wir es für möglich, daß Gott das gegenwärtige System beseitigt und eine neue Lebensweise ermöglicht? Wenn ja, dann dürfen wir nicht vergessen, daß es nicht nur um die Rettung des Menschen geht, sondern vor allem um Jehovas Namen. Als Schöpfer und unübertreffliches Beispiel für Ordnung und Pünktlichkeit sichert er uns zu, daß er zu seiner Zeit und auf seine Weise einschreiten wird, und zwar durch sein Königreich. Dieses Königreich ist nichts Unbestimmtes oder Vages, sondern eine himmlische Regierung, die für Aufsicht und fortschreitende Belehrung sorgen kann, um den wahren Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden (Jesaja 48:17, 18).
Ein obdachloses Kind kann sich die Worte Davids aus Psalm 27:10 zu Herzen nehmen: „Falls mein eigener Vater und meine eigene Mutter mich verließen, würde ja Jehova selbst mich aufnehmen.“ Es ist auch ermutigend zu wissen, daß eine niedrige Stellung in der Welt kein Hinderungsgrund dafür ist, Gottes Willen kennenzulernen. In Sprüche 22:2 heißt es: „Der Reiche und der Minderbemittelte sind einander begegnet. Der sie alle gemacht hat, ist Jehova.“ Ja, Benachteiligte können, sofern sie aufrichtig sind, gewiß sein, daß Jehova ihnen gern hilft (Psalm 10:14, 17).
Jehova ist an unserem Wohl interessiert und weiß, wie er unsere rechten Wünsche befriedigen kann. Einmal fragte er die Israeliten durch den Propheten Jesaja: „Ist nicht dies das Fasten, das ich erwähle? ... Ist es nicht, dem Hungrigen dein Brot auszuteilen und daß du die Niedergedrückten, Heimatlosen in dein Haus bringen solltest? Daß du, falls du jemand nackt sehen solltest, ihn bedecken sollst ...?“ (Jesaja 58:6, 7). Das ist die Gleichheit und Gerechtigkeit, die Gott durch seine Königreichsregierung herbeiführen wird. Niemand wird übersehen oder übergangen werden. In Psalm 145:19 lesen wir: „Das Begehren derer, die ihn fürchten, wird er ausführen, und ihren Hilferuf wird er hören, und er wird sie retten.“ Liebe zu Gott und zum Nächsten wird die hauptsächliche einigende Kraft in der Menschheitsfamilie sein. Dadurch wird das Problem der obdachlosen Kinder gelöst werden. Niemand wird im Stich gelassen werden!
Wird die menschliche Unvollkommenheit Gottes Vorsatz behindern?
Nein, Jehova wird nicht zulassen, daß die schlechten Neigungen des Menschen seinen Vorsatz behindern, die Erde zu einem Paradies der Wonne umzugestalten. Wer in Gottes neuer Welt leben darf, weil er die in der Bibel beschriebene Schlacht von Harmagedon überlebt hat oder weil er von den Toten auferweckt worden ist, um wieder auf der Erde zu leben, wird ermuntert werden, sein Bestes zu geben (Johannes 5:28, 29; Offenbarung 16:14, 16).
Niemand, der positiv reagiert, wird das Gefühl haben, seine Arbeit sei vergebens. Seine Arbeit wird entsprechend belohnt werden. Gott verheißt: „Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen; sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen. Denn gleich den Tagen eines Baumes werden die Tage meines Volkes sein; und das Werk ihrer eigenen Hände werden meine Auserwählten verbrauchen. Sie werden sich nicht umsonst abmühen, noch werden sie zur Bestürzung gebären; denn sie sind der Nachwuchs, bestehend aus den Gesegneten Jehovas, und ihre Nachkommen mit ihnen“ (Jesaja 65:22, 23). Würdest du mit deinen Angehörigen nicht gern die Erfüllung dieser Worte erleben? Und welch eine Freude, zu wissen, daß es dann nirgends Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit oder obdachlose Kinder geben wird!
Zweifellos werden Personen, die heute Not leiden, wie zum Beispiel obdachlose Kinder, die Segnungen einer glücklichen Familie und eines schönen Zuhauses noch mehr schätzen. In Jesaja 65:17 lesen wir: „Die früheren Dinge werden nicht in den Sinn gerufen werden, noch werden sie im Herzen aufkommen.“ Wer dann am Leben sein darf, wird feststellen, daß die schlechten Zustände für immer beseitigt worden sind und daß Menschen aller Nationen, Sprachen und Rassen als liebevolle Bruderschaft zusammenarbeiten. Familien, die überleben, werden zweifellos weiterhin Gott ehren. Psalm 37:11 sagt von dem irdischen Paradies: „Die Sanftmütigen ... werden die Erde besitzen, und sie werden wirklich ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens.“
Wie kann man sich auf die Zukunft vorbereiten?
Schon heute ist es möglich, lebengebende Erkenntnis zu erlangen und wünschenswerte Eigenschaften, wie Liebe und Freundlichkeit, zu entwickeln. Wieso? Jehova liebt die Menschheitsfamilie, und mit Hilfe seines Wortes und seines Volkes ‘zieht’ er Menschen zu Christus (Johannes 6:44). Er hat auch eine Organisation auf der Erde mit einem Lehrprogramm, das einem hilft, Gottes Willen zu tun, so daß man sich auf ein glückliches und sinnvolles ewiges Leben freuen kann. Die gute Botschaft von Gottes Königreich wird den Bedürftigen gepredigt (Matthäus 24:14). Gottes Wort sagt: „Wer seinen eigenen Mitmenschen verachtet, sündigt, aber glücklich ist, wer den Niedergedrückten Gunst erweist“ (Sprüche 14:21). Es ist erfreulich zu wissen, daß auch Unterprivilegierte sich Gott nahen können, wenn sie den rechten Beweggrund haben. Der Psalmist schrieb: „Ich aber bin niedergedrückt und arm. O Gott, handle doch eilends für mich. Du bist meine Hilfe und der für mein Entrinnen Sorgende. O Jehova, verspäte dich nicht“ (Psalm 70:5).
Ja, Gottes Wort gibt uns eine echte Hoffnung für die Zukunft. Im allgemeinen Sprachgebrauch hingegen drückt das Wort „Hoffnung“ nicht immer Gewißheit aus. In Brasilien sagt man oft: „A esperança é a última que morre.“ („Als letztes stirbt die Hoffnung.“) Der Gedanke ist, hoffnungsvoll zu bleiben, selbst wenn es dafür keine Grundlage zu geben scheint. Im Gegensatz dazu liefert die Heilige Schrift triftige Gründe für einen starken Glauben an Gott und die Hoffnung auf die Erfüllung seiner Verheißungen. In Römer 10:11 lesen wir: „Keiner, der seinen Glauben auf ihn setzt, wird enttäuscht werden.“ Diese biblisch begründete Hoffnung wird keine Enttäuschung bringen. So, wie die Wunder unserer Erde eine Realität sind und von der Weisheit und Liebe Jehovas zeugen, so ermöglicht uns die Erfüllung biblischer Prophezeiungen eine positive Einstellung, eine echte Hoffnung für die Zukunft (Römer 15:13).
Gottes Königreich ist die wahre Lösung für die Straßenkinder, ja für alle, die das Rechte lieben. Heute eine genaue Erkenntnis der Bibel zu erlangen ermöglicht uns, in Gottes neuer Welt Glück und ewiges Leben zu genießen. Diese Verheißungen sind kein Phantasieprodukt. In Sprüche 11:19 heißt es: „Wer für Gerechtigkeit feststeht, hat Aussicht auf Leben.“
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Eine vorübergehende Lösung?
Die ausgestreckte Hand eines traurig blickenden verwahrlosten Kindes kann einem einen Stich ins Herz geben. Besorgte Personen wissen nicht recht, wie sie einem obdachlosen Kind helfen sollen. Manche unterdrücken ihre Schuldgefühle, indem sie dem Kind ein paar Münzen in die Hand drücken und dann schnell weitergehen. Doch die Wahrscheinlichkeit, daß das Geld für Nahrung oder Obdach ausgegeben wird, ist gering. Vielmehr wird es wahrscheinlich für Drogen oder Alkohol benutzt. Daher unterstützen einige sozial denkende Erwachsene örtliche, von der Regierung finanzierte Programme, die ihrer Meinung nach den Straßenkindern helfen werden. Andere halten es für praktischer, das obdachlose Kind an die richtige Behörde zu verweisen, damit es Hilfe erhält. Auf diese Weise wollen besorgte Bürger ihre Umgebung humaner machen.
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„Sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen“ (Jesaja 65:22)
[Bildnachweis]
Foto: FAO
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„Gleich den Tagen eines Baumes werden die Tage meines Volkes sein“ (Jesaja 65:22)