Arbeitslos — Was nun?
„Es wird brutal werden. Viele Unternehmen stehen vor dem Bankrott, wollen das aber noch nicht zugeben“ (amerikanischer Finanzexperte).
VIELE haben bereits die harte Realität dieser düsteren Prognose vom Ende vergangenen Jahres verspürt. In einigen Unternehmen fragen sich die „überlebenden“ Arbeitnehmer, ob sie wohl die nächsten sind, die auf der Straße stehen.
Was würden wir tun, wenn wir heute unseren Arbeitsplatz verlieren würden? Es wäre bestimmt gut, darauf vorbereitet zu sein. Wie der vorherige Artikel gezeigt hat, wirkt sich Arbeitslosigkeit sowohl in finanzieller wie auch in emotioneller Hinsicht aus. Demnach hängt mehr damit zusammen als nur das Bezahlen von Rechnungen. Im Folgenden möchten wir einige Ratschläge weitergeben, die anderen geholfen haben, trotz Arbeitslosigkeit finanziell und emotionell das Gleichgewicht zu bewahren.
1. Nicht in Panik geraten
Als Dominick seine Arbeit verlor, mußte er sein Haus der Bank geben und mit seiner Familie zu seiner Mutter ziehen. Sein Rat ist, ruhig zu bleiben, wie schlimm auch immer die Lage zu sein scheint. „Ob Arbeit oder keine Arbeit, du wirst schon nicht eingehen“, erklärt er. „Ich mußte wirklich lernen, daß wir deshalb nicht gleich sterben würden.“ Statt sich die schlimmstmöglichen Entwicklungen auszumalen, sollte man ruhig bleiben und an einem sinnvollen Ausweg arbeiten.
2. Positiv denken
Jim und Donna gehen zusammen vier Teilzeitbeschäftigungen nach und verdienen dennoch weniger, als Jim zuvor mit seiner Ganztagsarbeit verdient hat. Trotzdem haben sie die Umstände als eine lehrreiche Erfahrung für ihre fünf Kinder akzeptiert. Donna meinte: „Ohne die Probleme waren sie materiell gesehen besser dran. Doch sie kannten auch nicht die Fallgruben, die einem die für das Leben notwendigen Lehren mit auf den Weg geben.“
3. Für andere Arten von Arbeit aufgeschlossen sein
Selbst Büroangestellte können sich entschließen, ihren Beruf zu wechseln und in einem neuen Metier anzufangen. „Die Leute denken nicht an Alternativen, bevor sie nicht dazu gezwungen sind“, sagte Laura, die aus einer Verwaltungsstelle entlassen worden war. „In den 90er Jahren haben sie gelernt, flexibler zu sein.“ Zu versuchen, wieder die Art Arbeit zu bekommen, an die man gewöhnt ist — oder das gleiche Gehalt —, verschlechtert wahrscheinlich nur die Chancen, eine neue Arbeit zu finden. Das mag zumindest teilweise erklären, warum es bei Büroangestellten oft länger dauert, bis sie eine neue Arbeit gefunden haben, als bei Handwerkern und Arbeitern. Daher sollte man auch andere Arten von Arbeit in Erwägung ziehen. Viele bieten erfolgreich Dienstleistungen an, sie machen z. B. für andere Leute sauber.
4. Gemäß den eigenen Möglichkeiten leben — nicht gemäß denen der anderen
Eine sehr wirksame Methode der Werbung besteht darin, ein „Bedürfnis“ zu erzeugen, das zuvor nicht existiert hat. Oft wird einem das Gefühl vermittelt, jeder (außer einem selbst) wisse davon und befriedige dieses Bedürfnis. „Das ist der Stil, den jeder trägt (außer du); der Film, über den jeder spricht (warum hast du ihn also nicht gesehen?); das Auto, das jeder fährt (wann kaufst du es dir?).“
Solche oder ähnliche Einflüsterungen können unsere Ansicht über Geld beeinflussen und die Art und Weise, wie wir es ausgeben. Eine Freundin macht eine teure Reise. Plötzlich brauchen wir Urlaub. Ein Freund kauft sich ein neues Auto. Mit einem Mal scheint uns unser Auto nicht mehr gut genug. Neidisch auf das zu blicken, was alle anderen tun oder haben, wird einen nur veranlassen, Geld, das man nicht hat, für Dinge auszugeben, die man nicht wirklich braucht. Deshalb sollte man solche sinnlosen Vergleiche nicht anstellen.
Jim, der bereits erwähnte Arbeitslose, bemerkte: „Die Leute zerbrechen, wenn sie nicht den Lebensstandard beibehalten können, von dem sie glauben, daß sie ihn haben müßten. Man braucht sich nur um Nahrung und Obdach zu sorgen. Der Rest ist wirklich zweitrangig.“ Die Bibel empfiehlt gemäß 1. Timotheus 6:8, mit Lebensunterhalt und Bedeckung zufrieden zu sein.
5. Mit Krediten vorsichtig sein
Eine Kreditkarte kann von Vorteil sein, aber auch eine gewaltige Belastung darstellen. Einige benutzen die Kreditkarte als Krücke. Sie gebrauchen sie, um einen großen Bogen um die Frage: „Kann ich mir das leisten?“ zu machen. Die Karte wird zu einer Schmerztablette, die einen Geld ausgeben läßt, ohne daß man an die Auswirkungen des Geldverlustes denkt oder sie verspürt.
In letzter Zeit hat das Karten-Fieber ganze Länder erfaßt. Was sind die Folgen? Ein Datenverarbeitungskaufmann aus Korea, der ein neues Auto mit Kreditkarte gekauft hatte, faßte die Sachlage so zusammen: „Wenn es an der Zeit ist, die Kreditrate zu bezahlen, fühle ich mich immer furchtbar. Es ist so, als hätte ich das Geld einfach aus dem Fenster geworfen.“ In Japan sind fast die Hälfte derjenigen, die Rat auf finanziellem Gebiet suchen, in den 20ern. Für die riesigen Schulden der jungen Menschen in diesem Land werden in erster Linie die 140 Millionen Kreditkarten verantwortlich gemacht.
Daher ist beim Umgang mit Kreditkarten Vorsicht geboten. Man sollte sie gebrauchen, statt sich von ihnen gebrauchen zu lassen, und man sollte sich von ihnen nicht über seine wirkliche finanzielle Situation täuschen lassen. Das würde die Belastung aufgrund der Arbeitslosigkeit nur noch vergrößern.
6. Die Einheit der Familie bewahren
Für mehr als ein Drittel von 86 000 Befragten war das Geld das größte Problem in ihrer Ehe. Gemäß einer anderen Untersuchung ist das Geld der wichtigste Streitauslöser. „Unterschiedliche Ansichten über das Geld können ein Verhältnis stark belasten“, erklärte die Finanzberaterin Grace Weinstein.
Selbst in einer dem Anschein nach fest zusammengewachsenen Partnerschaft können die Ansichten über das Geld und darüber, wie es auszugeben ist, weit auseinanderklaffen. Der eine ist vielleicht ein fanatischer Sparer, während der andere das Geld mit vollen Händen ausgibt.
Wenn über finanzielle Angelegenheiten nicht gesprochen wird, können sie zu Familienstreitigkeiten anwachsen. „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“, heißt es in der Bibel in Sprüche 15:22. Bei einem Gespräch über finanzielle Themen sollte man versuchen, die Ansicht des Partners zu verstehen und darauf einzugehen.
7. Das Selbstwertgefühl bewahren
Grace Weinstein bemerkte: „Der Mann oder die Frau, der oder die keinen Verdienst mehr hat, bekommt emotionelle Probleme zufolge der gesunkenen gesellschaftlichen Stellung und der eingeschränkten Unabhängigkeit, was beides eine Verminderung des Selbstwertgefühls nach sich zieht.“
Man sollte nicht voreilig zu dem Schluß kommen, daß man wegen seiner Arbeitsleistung entlassen worden wäre. Nur drei Wochen nachdem die 29jährige Rani die größte Gehaltserhöhung bekommen hatte, die in ihrer Gehaltsgruppe möglich war, wurde sie entlassen. Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit bewahren jemandem zwar oft den Arbeitsplatz, aber das ist nicht immer der Fall. Daher braucht man eine Entlassung nicht als persönlichen Angriff auf den eigenen Wert zu betrachten. Auch vertrauenswürdige Arbeitnehmer kann es treffen.
8. Einen Haushaltsplan aufstellen
Nicht wenige schrecken vor einem Haushaltsplan zurück. Für sie riecht das nach Einengung, nach etwas, was sie abhält, das zu kaufen, was sie wollen. Falsch! Ein Haushaltsplan engt einen nicht ein, sondern hilft einem, Ziele zu erreichen. Es handelt sich einfach um ein Kontrollsystem, einen detaillierten Plan, der einem sagt, wohin das Geld geht und wie man erreichen kann, daß es dahin geht, wo man es hinhaben will.
Überraschenderweise haben viele keine Vorstellung davon, wofür sie ihr Geld ausgeben. Statt dessen fallen sie Spontankäufen zum Opfer und klagen dann: „Wo ist nur das Geld geblieben?“ Besonders in Zeiten finanzieller Anspannung ist es wichtig, solche Spontankäufe zu unterlassen. Die Bibel gibt in Sprüche 21:5 den weisen Rat: „Plane sorgfältig, und du wirst in Fülle haben; wenn du zu schnell handelst, wirst du nie genug haben“ (Today’s English Version).
Diesen Rat kann man befolgen, indem man schriftliche Aufzeichnungen führt. Dazu notiert man einen Monat lang alle Ausgaben und ordnet sie verschiedenen Kategorien zu. Außerdem schreibt man auf, was an Geld hereinkommt. Stellt es sich heraus, daß man mehr ausgibt als hereinkommt, so sollte man sich die Ausgabenliste vornehmen, um zu sehen, woran es liegt. Weiß man erst einmal, wieviel man wofür ausgibt, kann man auch seine Finanzen unter Kontrolle bringen.
Der Haushaltsplan sollte flexibel gehalten werden. In den ersten Monaten wird man Fehler entdecken, und vielleicht übersieht man einige Ausgaben, doch mit gewissen Anpassungen und Korrekturen wird man schließlich einen Haushaltsplan haben, der den eigenen Bedürfnissen entspricht. Ein guter Haushaltsplan wird somit unser Diener und nicht unser Herr sein.
Die angeführten Ratschläge können einem helfen, eine Zeit der Arbeitslosigkeit zu überstehen. Damit sie jedoch wirksam sind, muß ihre Befolgung mit einer vernünftigen Einschätzung des Geldes einhergehen. Aber wie wichtig ist Geld nun wirklich? Sollte es hinter etwas anderem zurückstehen, selbst wenn man seine Arbeit verloren hat? Der nächste Artikel wird diesen Fragen nachgehen.
[Kasten auf Seite 8]
Einen Haushaltsplan aufstellen
1. Stelle fest, wieviel Geld insgesamt hereinkommt.
2. Notiere einen ganzen Monat lang, wofür das Geld ausgegeben wird.
3. Stelle, gestützt auf die ersten beiden Schritte, einen Haushaltsplan auf. Entscheide, wieviel jeder Kategorie zugeteilt werden sollte.
4. Nimm im Haushaltsplan notwendige Änderungen vor.
[Bild auf Seite 7]
Ehepartner sollten miteinander reden, damit finanzielle Angelegenheiten nicht in Familienstreitigkeiten ausarten