Junge Leute fragen sich:
Wie kann ich mit einer zerbrochenen Freundschaft fertig werden?
„ER GAB mir das Gefühl, jemand ganz besonderes zu sein. Ich spürte etwas, was ich noch nie gespürt hatte. Doch dann sagte er mir, daß seiner Ansicht nach aus uns wohl nichts wird. Ich dachte, die Welt würde einstürzen. Tag und Nacht hab’ ich nur geheult. Ich hab’ nicht gegessen, ich hab’ nicht geschlafen, in ein paar Monaten hab’ ich 30 Pfund abgenommen, sogar eine Bronchitis hab’ ich bekommen. Das Leben hatte für mich einfach keinen Sinn mehr“ (Renee).
Wenn du schon einmal das Zerbrechen einer Freundschaft erlebt hast, kommt dir diese Schilderung vielleicht bekannt vor. Du weißt nur zu gut, was es heißt, für jemanden etwas zu empfinden, dann aber deine Hoffnungen in tausend Scherben gehen zu sehen. Das Gefühl, abgewiesen worden zu sein, tut so weh und ist so demütigend. Während du mit dem Schmerz der Trennung kämpfst, fragst du dich vielleicht: „Warum kann ich nicht einfach die ganze Sache und ihn [oder sie] vergessen und mein Leben normal weiterleben?“ Aber nur selten ist es so einfach.
Warum ist es so schwierig, damit fertig zu werden?
Wie eine Untersuchung ergeben hat, können romantische Gefühle eine starke Bindung hervorrufen. Diese Bindung ist sogar mit der Eltern-Kind-Beziehung verglichen worden. Zweifellos würde eine Liebesbeziehung eine lange Zeit brauchen, um so stark zu werden, aber dennoch sind von Beginn an intensive Gefühle mit im Spiel. Man kann sie nicht einfach wie eine Lampe ein- und ausschalten. Und wenn du dich in dem Stadium befindest, das die Bibel „Blüte der Jugend“ nennt, kann das Erwachen des geschlechtlichen Verlangens fast übermächtig werden (1. Korinther 7:36). Dann ist der Verlust eines Freundes oder einer Freundin besonders hart zu ertragen.
Auch die Neigung zu Träumereien kann eine Rolle spielen. Im Rahmen einer Studie fanden Forscher heraus, daß Jugendliche „heftiger auf Verluste reagieren, weil sie dazu neigen, sich eine Zukunft mit dem Partner auszumalen, wenn sie eine Freundschaft eingehen. Dabei stellen sie sich vielleicht vor, zu heiraten, Kinder zu haben und für den Rest ihres Lebens zusammenzusein.“ Es kann sehr hart sein, solche Träume aufzugeben, selbst wenn sie in Wirklichkeit kaum eine Grundlage haben.
Du wirst immer noch geliebt
Bei derselben Studie stellte man fest: „Der Verlust der Freundschaft ... kann Gefühle des persönlichen Versagens und der Unzulänglichkeit aufkommen lassen.“ Jeanette erinnert sich: „Man fühlt sich deprimiert, so, als wenn niemand mehr für einen da wäre. Es kümmert einen nichts mehr. Man fühlt sich abgelehnt.“ Ähnlich wie sie fühlen sich viele deprimiert, schuldig oder wertlos, und sie können sich nicht konzentrieren. Einige haben sogar Selbstmord begangen.
Dies kann also eine gefährliche Zeit für dich sein. Behalte jedoch Jesu Aufforderung im Sinn, „deinen Nächsten [zu] lieben wie dich selbst“ (Markus 12:31). Ein Maß an Eigenliebe ist notwendig und angebracht. Allein die Tatsache, daß jemand deine Zuneigung nicht erwidert, bedeutet doch keineswegs, daß du nicht liebenswert bist, oder? Und kannst du mit Recht annehmen, daß dich nie wieder jemand begehrenswert und attraktiv findet? Hast du nicht noch Familienangehörige und Freunde, die dich lieben?
Was noch wichtiger ist: Wie denkt Gott über dich? Lea, eine Frau, die in biblischen Zeiten lebte, muß den Schmerz der Zurückweisung ziemlich stark empfunden haben. Ihr Ehemann Jakob war, wie sie nur zu gut wußte, mit List dazu gebracht worden, sie zu heiraten, und er liebte ihre Schwester Rahel mehr als sie. Kein Wunder, daß sie sich unglücklich und sozusagen „gehaßt“ fühlte. Doch Gott fand viel Gutes an Lea. Er segnete sie mit vielen Kindern, und sowohl Israels priesterliche Linie wie auch die königliche Linie — aus welcher der Messias hervorging — führten über sie und nicht über Rahel (1. Mose 29:30-35).
Keine Zurückweisung, wie schlimm sie auch immer sein mag, kann den Segen und die Liebe Gottes aufheben. Vergiß nicht: Weil der Schöpfer des Universums dich so sehr liebt, hat er zugelassen, daß sein Sohn für dich litt und starb (Johannes 3:16). Du bist liebenswert und ganz bestimmt nicht wertlos.
Wenn das Ende einer Freundschaft ein Segen ist
Du hast vielleicht das Gefühl, diese Trennung sei mit das Schlimmste, was dir je passiert sei; doch möglicherweise ist genau das Gegenteil der Fall. So unglaublich es dir vielleicht auch erscheint, aber das Ende eurer Freundschaft ist höchstwahrscheinlich ein Segen. Inwiefern? Die meisten Freundschaften zwischen Jungen und Mädchen haben keine echten Aussichten auf Erfolg. Junge Menschen wachsen und verändern sich noch; sie sind anfällig für flüchtige Wünsche und fehlgerichtete Liebe. Dennoch heiraten jährlich Tausende von Jugendlichen, nur um dann zu spät herauszufinden, daß es ein Fehler war. Eine Mitarbeiterin einer Zeitung erklärte nach ihrer Scheidung: „Es war ein echter Fehler, so früh zu heiraten. Ich hatte nicht wirklich begriffen, daß wir ganz verschiedene Wertvorstellungen hatten und völlig anders aufgewachsen waren.“
Ehen unter Jugendlichen haben eine entsetzlich hohe Versagerrate. Wie schlecht du dich auch immer fühlen magst, eines ist sicher: Gefangen in einer unglücklichen Ehe, würdest du dich noch viel schlechter fühlen. Frage dich selbst, ob du tatsächlich für eine lebenslange Ehe mit all ihren Verantwortlichkeiten einschließlich des Großziehens von Kindern vorbereitet bist. Und ist derjenige, den du geliebt hast, wirklich darauf vorbereitet und reif genug gewesen? Vergiß nicht, das Zerbrechen einer Freundschaft ist unendlich weniger schmerzhaft als das Zerbrechen einer Ehe.
Das Ende einer Freundschaft ist besonders dann ein Segen, wenn du den Fehler begangen hast, dich mit jemandem anzufreunden, der göttliche Grundsätze und Moralvorstellungen nicht akzeptiert (2. Korinther 6:14). Shana erinnert sich an die moralischen Gefahren, die ihre Freundschaft mit einem weltlichen Jungen mit sich brachte: „Er sagte immer, daß er mich liebt. Aber dann wollte er mit mir schlafen. Ich sagte nein, denn ich wußte, daß es falsch war. Nach einer Weile hörte er auf, mich anzurufen. Ich weinte jede Nacht — es war hart, ihn zu verlieren!“ Doch ohne Zweifel bewahrte diese Trennung Shana vor einer Katastrophe in geistiger Hinsicht.
Somit kannst du vielleicht eine Trennung auch als eine lehrreiche Erfahrung betrachten. In Sprüche 22:3 heißt es: „Klug ist der, der das Unglück gesehen hat und sich dann verbirgt, die Unerfahrenen aber sind weitergegangen und müssen die Strafe erleiden.“ Wird diese Erfahrung dich klüger machen und dich vor künftigen Schwierigkeiten bewahren?
Mit den Gefühlen fertig werden
Aber auch wenn die Trennung das beste für dich ist, so tut sie trotzdem weh. Wie kannst du mit den Gefühlen umgehen, die einfach nicht wegzugehen scheinen? Zuerst einmal: Es wird dir nichts helfen, so zu tun, als wenn du nichts empfindest. Es stimmt, was kürzlich zu diesem Thema in der Zeitschrift ’Teen gesagt wurde: „Gefühle sind nichts, wovor du weglaufen oder wovor du dich verstecken könntest. Letztendlich werden sie dich finden.“
Es ist ganz normal, sich in dieser Situation zornig und gekränkt zu fühlen. Friß diese Gefühle aber nicht in dich hinein, nur um dann jede Nacht aufgewühlt im Bett zu liegen. Befolge den guten Rat der Bibel: „Seid erzürnt, und doch sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen“ (Epheser 4:26). Sprich dich bei einem guten Freund aus oder bei sonstjemandem, dem du vertraust. „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“, heißt es in Sprüche 15:22. Deine Eltern oder christliche Älteste können dir eine große Hilfe sein. Möglicherweise stellt sich heraus, daß sie in ihrer Jugend ähnlich schmerzliche Erfahrungen machen mußten.
Eine andere Hilfe, mit den Gefühlen fertig zu werden, besteht darin, sich beschäftigt zu halten. Du neigst vielleicht dazu, dich zurückzuziehen, dich abzusondern, vor dich hin zu träumen oder das Interesse am Leben zu verlieren. Jeanette beschreibt das so: „Man hat zu absolut gar nichts Lust. Man schläft einfach viel.“ Doch nach Sprüche 18:1 wird der, der „sich absondert, ... nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten; gegen alle praktische Weisheit wird er losbrechen“. Halte dich statt dessen beschäftigt. Schließe dich umgehend wieder solchen an, die dich ermuntern, den richtigen Weg zu gehen.
Eine besonders gute Möglichkeit, deine Energie in richtige Bahnen zu lenken, besteht darin, im christlichen Dienst aufzugehen. Der Apostel Paulus schrieb: „Darum, meine geliebten Brüder, werdet standhaft, unbeweglich, und seid allezeit reichlich beschäftigt im Werk des Herrn, da ihr wißt, daß eure mühevolle Arbeit in Verbindung mit dem Herrn nicht vergeblich ist“ (1. Korinther 15:58). Dein Leben muß nicht leer oder sinnlos sein. Anderen die gute Botschaft zu bringen trägt dir Glück und Befriedigung ein (Apostelgeschichte 20:35).
Denk auch daran, daß es für dich noch eine ganze Zeit lang gute und schlechte Tage geben wird. An schlechten Tagen hast du vielleicht das Gefühl, du würdest nie darüber hinwegkommen. Doch in Wirklichkeit wird es wieder bergauf gehen. Das Verheilen einer Wunde — jeder Wunde — braucht seine Zeit. Zögere den Heilungsprozeß nicht dadurch hinaus, daß du in romantischer oder sentimentaler Musik badest oder in Träumereien über deine verlorene Liebe. Vertraue auf die Kraft, die Jehova dir gibt. Er weiß genau, was du durchmachst und wie du fühlst. „Jehova ist nahe denen, die gebrochenen Herzens sind; und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er“ (Psalm 34:18).
Fröhlichere Tage in Sicht
Einer der großen Vorteile, die du als Jugendlicher hast, ist die Zeit. Du hast noch so viel Zeit, um zu lernen und um Erfahrungen zu sammeln. Mach daher klugen Gebrauch von diesem wertvollen Gut; arbeite an Eigenschaften, die dir helfen, eine gefestigte und stabile Persönlichkeit zu entwickeln. So wirst du in der Lage sein, zukünftig die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es um Freundschaft und Ehe geht.
Wie schwierig diese Zeitperiode auch für dich sein mag, sie wird vorübergehen, und du wirst klüger und um eine Erfahrung reicher sein. Renee, die am Anfang des Artikels zitiert wurde, erklärte: „Ich kann mit meinen Gefühlen jetzt viel besser umgehen. Ich habe so viel gelernt. Ich habe gelernt, daß etwas nur richtig läuft, wenn man es auf Jehovas Weise tut.“
[Bild auf Seite 23]
Es tut ungeheuer weh, wenn man sieht, wie derjenige, den man mag, sich in jemand anders verliebt