Junge Leute fragen sich:
Warum bin ich so dick?
„Ich komm’ mir furchtbar dick vor, obwohl ich laut Gewichtstabelle kein Übergewicht habe“ (Patti).
„Dick zu sein ... nimmt einem fast jedes Selbstwertgefühl. Ich bin seit der vierten Klasse übergewichtig ... Damals fingen die Hänseleien an“ (Judd).
UNSER Körpergewicht. Manche junge Menschen, vor allem Mädchen, machen praktisch einen Kult daraus. Als eine Gruppe von Schülerinnen befragt wurde, gaben 58 Prozent an, sie fänden sich dick.
Wie eine in den Vereinigten Staaten durchgeführte Umfrage ergab, nehmen 34 Prozent der übergewichtigen jungen Mädchen Schlankheitspillen. Fast jedes vierte Mädchen übergibt sich nach dem Essen, um kein Fett anzusetzen. Über eine andere Umfrage heißt es im New Teenage Body Book: „Erschreckenderweise hielten nahezu die Hälfte der Neunjährigen und etwa 80 Prozent der Zehn- und Elfjährigen Diät. Um die 70 Prozent der zwölf- bis sechzehnjährigen Mädchen waren dabei abzunehmen, und 90 Prozent der Siebzehnjährigen lebten diät.“
Der Schlankheitsfimmel
Jahrhundertelang galt eine etwas fülligere Figur sowohl bei Männern als auch bei Frauen als attraktiv. In den 20er Jahren jedoch änderte sich einiges in der amerikanischen Modeindustrie. Die Idealfigur war plötzlich schlanker. Und heute, Jahrzehnte später, ist es immer noch die schlanke Figur, die in ist. Fernsehen und Zeitschriften tun ihren Teil, um diese Ansicht zu fördern — sie bombardieren uns mit einer Flut raffinierter Werbung, die schlanke männliche und weibliche Fotomodelle zeigt. Daß viele dieser geschmeidigen Exemplare ständig hungern, kümmert niemanden. Millionen Jugendlichen (und Erwachsenen) ist auf geschickte Weise eingeprägt worden, daß Attraktivität gleichbedeutend mit Schlanksein ist. Kein Wunder also, wenn nicht ganz so schlanke Jugendliche sich im allgemeinen für dick und unattraktiv halten!
Der Druck, den Gleichaltrige ausüben, ist auch nicht gerade hilfreich. Übergewichtige Jugendliche sind oft Gegenstand endloser Hänseleien, man macht sich über sie lustig oder hegt Vorurteile gegen sie; das kann zu „psychischem Schmerz“ führen, wie eine Autorin es ausdrückte, zu einem Schmerz, der unter Umständen bis ins Erwachsenenalter hineinreicht.
Wer sagt, du seist dick?
Um die Frage, ob du wirklich Übergewicht hast oder nicht, beantworten zu können, gehört glücklicherweise mehr, als dich nur in Badekleidung zu betrachten — wenigstens vom medizinischen Standpunkt aus. Generell gesehen gilt jemand gemäß Ärzten dann als übergewichtig, wenn sein Körpergewicht 20 Prozent über seinem Idealgewicht liegt. Die standardisierten Körpergewichtstabellen stützen sich auf Durchschnittswerte und gestatten daher nur eine grobe Schätzung, wieviel ein gesunder Mensch wiegen sollte. Manche Ärzte beurteilen nicht nur anhand des Körpergewichts, ob jemand übergewichtig ist, sondern auch anhand überschüssigen Körperfetts. Wie in der Veröffentlichung A Parent’s Guide to Eating Disorders and Obesity zu lesen ist, sollten „bei Frauen 20 bis 27 Prozent des Körpergewebes aus Fett bestehen und bei Männern 15 bis 22 Prozent“.
Nach Meinung mancher Forscher wiegen in Wirklichkeit nur relativ wenig Jugendliche zuviel. Was die Gesundheit angeht, mag überhaupt kein Grund vorliegen abzunehmen. Bei der zu Beginn angeführten Befragung fand sich zwar über die Hälfte der Mädchen zu dick, doch wirklich übergewichtig waren nur 15 Prozent.
Warum sehe ich denn so aus?
Doch das tröstet dich vielleicht nur wenig, wenn du dich im Spiegel betrachtest; deine Figur entspricht einfach nicht der Vorstellung, die du von einem schönen Körper hast. Ein Mädchen beklagte sich: „Wenn es nach mir ginge, wäre ich schlanker und größer und hätte eine hübschere Figur.“
Vergiß jedoch nicht, daß in deinem Körper rasante Veränderungen stattfinden, weil du noch ein Teenager bist. „In der Pubertät nehmen sowohl Jungen als auch Mädchen normalerweise an Gewicht zu“, erklärt Dr. Iris Litt. „Die Jungen legen meistenteils an Muskelmasse zu, bei Mädchen dagegen bildet sich mehr Fettgewebe. Während der Pubertät steigt bei Mädchen der Anteil des Fettgewebes von ungefähr 8 Prozent — der Durchschnittswert sowohl bei kleinen Jungen als auch bei kleinen Mädchen — auf etwa 22 Prozent. Gleichzeitig wird die Gewichtszunahme eines Mädchens durch Veränderungen in der Beschaffenheit des Knochengerüsts betont. Jungen bekommen breitere Schultern, Mädchen dagegen breitere Hüften.“ Diese Veränderungen brauchen Zeit. Doch eine mollige Elf- oder Zwölfjährige kann sich nach der Pubertät in einen flotten Teenager verwandelt haben. Das trifft jedoch nicht auf jeden zu.
Ist letzteres bei dir der Fall, dann liegt es womöglich zum Teil an dem genetischen Bauplan, den deine Eltern dir vererbt haben. Einige Ärzte nehmen an, daß nicht nur die Hautfarbe, die Haarstruktur und die Größe, sondern auch im groben die Körperform bei der Empfängnis in den genetischen Kode „eingeschrieben“ wird, wie sich der Psalmist ausdrückte (Psalm 139:16). In seinem Buch The Weighting Game weist Dr. Lawrence Lamb auf die gleiche Tatsache hin wie der Psalmist unter Inspiration: „Du bist praktisch mit einem Drehbuch zur Welt gekommen, das bestimmt, was für ein Gewicht und wieviel Fett du zu welchem Zeitpunkt in deinem Leben haben wirst.“
Studien belegen, daß die Gene einen Einfluß auf den Körperbau haben. Adoptivkinder weisen oft den Körperbau ihrer biologischen Eltern auf, das Aussehen ihrer Adoptiveltern spielt keine Rolle. Und da Zwillinge den gleichen genetischen Bauplan haben, sollte es nicht überraschen, daß sie oftmals auch das gleiche Gewicht haben.
Was bedeutet das nun für dich? Nehmen wir einmal an, sowohl dein Vater als auch deine Mutter sind ziemlich dick. Dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, daß auch du dick wirst, 80 Prozent. Falls nur ein Elternteil übergewichtig ist, liegt die Quote bei 40 Prozent. Bis zu einem gewissen Grad läßt sich durch Bewegung und Ernährung etwas erreichen. In den meisten Fällen müssen wir allerdings mehr oder weniger mit der uns eigenen Körperform leben. Wenn du zum ektomorphen Typ zählst, bist du von Natur aus schmal und knochig. Gehörst du aber aufgrund deiner genetischen Veranlagung zum endomorphen Typ — der etwas fülliger ist und mehr Körperfett hat —, dann bist du einfach nicht zum Schlanksein bestimmt. Selbst wenn du vom medizinischen Gesichtspunkt aus dein Idealgewicht hast, siehst du korpulenter aus, als du vielleicht möchtest.
Dich mit deinem Körper abfinden
Möglicherweise findest du das deprimierend. Doch tröste dich: Jehova Gott erschuf Adam und Eva, das erste Menschenpaar, mit einer vollkommenen Körperform. Obwohl sie unvollkommen wurden und die Unvollkommenheit an ihre Nachkommen weitergaben, wird Gott dafür sorgen, daß sämtliche ererbten physischen Mängel in seiner gerechten neuen Welt korrigiert werden (Hiob 14:4; Römer 5:12; 2. Petrus 3:13).
Denke daran, daß der Maßstab für Schönheit ein Produkt des sozialen Umfelds und des persönlichen Geschmacks sein kann. Die Definition von Schönheit lautet überall in der Welt anders und mag sich im Laufe der Zeit ändern. Warum sich von der „Welt um uns herum in ihre Form pressen“ lassen? (Römer 12:2, Phillips). Warum ihren oftmals verdrehten Maßstäben und Ansichten nachgeben?
Es besteht wirklich kein Grund, dich selbst schlechtzumachen oder niedergedrückt zu sein, nur weil du nicht schlank bist. Gott beurteilt uns weder nach unserem Körperbau noch nach unserer Körpergröße. „Der Mensch sieht das, was vor den Augen erscheint“, heißt es in der Bibel, „Jehova aber, er sieht, wie das Herz ist“ (1. Samuel 16:7). Ja, bei Gott zählt die „verborgene Person des Herzens“ — nicht dein Hüft- oder Taillenumfang (1. Petrus 3:4). Und wer ein fröhlicher, großzügiger und mildgesinnter Mensch ist und sich um andere kümmert, zu dem fühlen sich seine Mitmenschen im allgemeinen hingezogen.
Das soll nicht heißen, daß du absolut nichts tun kannst, um dein Aussehen zu verbessern. Aber wenn du mit deinem Aussehen nicht ganz zufrieden bist, dann bestrafe deinen Körper doch nicht mit der neuesten Diät. Vielleicht solltest du nur ein bißchen mehr auf den Stil deiner Kleidung und auf die Farben, die du trägst, achten sowie Kleidung und Farben auswählen, die das, was du als Schönheitsfehler empfindest, überspielen und deine Vorzüge betonen.
Doch womöglich bist du trotz allem der Ansicht, daß dir ein paar Pfunde weniger nicht schaden könnten. Oder aber dein Gewicht stellt ein echtes Problem dar, und es würde nicht nur deinem Aussehen, sondern auch deiner Gesundheit guttun abzunehmen. Wie du auf vernünftige Weise abnehmen kannst, wird im nächsten Artikel dieser Serie erklärt.
[Kasten auf Seite 19]
„Ich bin zu dünn“
Nicht alle Jugendlichen finden Dünnsein schön. „Ich bin 15 Jahre alt und werde ständig gehänselt, weil ich so dürr bin“, beschwert sich Mark. Magerkeit ist oft nichts weiter als eine Begleiterscheinung der Pubertät. Ein im Wachstum befindlicher Körper verschlingt Unmengen von Kalorien. Daher mag ein Jugendlicher erst dann zunehmen, wenn der Wachstumsschub vorüber ist. Auch die Erbträger spielen eine Rolle. Selbstverständlich kann Krankheit oder eine Störung im hormonalen Gleichgewicht ebenfalls für eine extreme Magerkeit verantwortlich sein, und in einem solchen Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Ferner mag es angebracht sein, fachmännischen Rat zu suchen, wenn ein Jugendlicher nichts mehr ißt, weil er deprimiert ist, oder wenn er an einer schweren Eßstörung wie Anorexia nervosa leidet.
Wie auch immer, solltest du der Meinung sein, du seist viel zu dünn, befrage einen Arzt. Es ist möglich, daß du einfach nur lernen mußt, dein Aussehen zu akzeptieren, und vielleicht mußt du sogar lernen, es zu mögen.
[Bild auf Seite 18]
Viele Jugendliche meinen, sie seien übergewichtig, nur weil sie nicht so aussehen wie die Fotomodelle in Modezeitschriften