Kann man an gebrochenem Herzen sterben?
TRAURIGERWEISE kommt es allzu häufig vor: Ein anscheinend gesunder älterer Mensch, der gerade seinen Ehepartner verloren hat, bricht zusammen und stirbt innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen. Die Todesursache? „Ein gebrochenes Herz“, wie Freunde sagen.
An dieser Redewendung könnte etwas Wahres sein. Forscher wissen seit langem, daß aufgestauter Streß das Herz mit chemischen Substanzen überflutet, die einen unregelmäßigen Herzschlag auslösen können bis hin zu schweren Herzrhythmusstörungen. Wie dieser Prozeß im Gehirn jedoch beginnt, ist ein Rätsel geblieben.
Dr. Stephen M. Oppenheimer, ein Neurologe an der medizinischen Fakultät der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (Maryland, USA), glaubt, den Teil des Gehirns lokalisiert zu haben, der für das Zusammenspiel zwischen Herz und Gefühlen verantwortlich ist. Der insuläre Cortex ist ein kleiner Teil des Gehirns, wo eine Verbindung zwischen dem vegetativen Nervensystem — das Körperfunktionen wie Atmung und Herzschlag steuert — und dem limbischen System besteht, das an der Steuerung der Gefühle wie Zorn, Angst und Freude beteiligt ist. Dr. Oppenheimer fand heraus, daß die Stimulation des insulären Cortex bei Ratten zu Herzmuskelschäden führt, ähnlich denen bei Menschen mit plötzlichem Herzflimmern. Außerdem konnte man nachweisen, daß die Stimulation des insulären Cortex bei Menschen die Herzfrequenz und den Blutdruck veränderte. Diese Befunde lassen darauf schließen, daß es tatsächlich möglich ist, an gebrochenem Herzen zu sterben.
Einige sagen, daß beim Tod Jesu Christi ein gebrochenes Herz eine Rolle gespielt hat. Von ihm war prophezeit worden: „Schmach selbst hat mein Herz gebrochen, und die Wunde ist unheilbar“ (Psalm 69:20). Sind diese Worte buchstäblich zu verstehen? Vielleicht, denn die Stunden vor Jesu Tod waren qualvoll — nicht nur physisch, sondern auch emotional (Matthäus 27:46; Lukas 22:44; Hebräer 5:7). Darüber hinaus könnte ein gebrochenes Herz erklären, weshalb „Blut und Wasser“ aus der Wunde flossen, die Jesus kurz nach seinem Tod mit einem Speer beigebracht wurde. Durch eine Ruptur des Herzens oder eines großen Blutgefäßes könnte sich Blut in die Brusthöhle ergossen haben oder in den Herzbeutel — eine Membran, die Herz und Herzbeutelflüssigkeit lose umschließt. Ein Stich dort hinein konnte etwas, was „Blut und Wasser“ zu sein schien, herausfließen lassen (Johannes 19:34).
Zweifellos spielten noch andere Faktoren bei Jesu verhältnismäßig schnellem Tod eine Rolle, wozu auch die Art seiner Hinrichtung am Pfahl und die vorausgegangenen erlittenen Mißhandlungen gehörten. Wie dankbar können wir sein, daß Jesus in dieser angespannten Lage seine Lauterkeit bewahrte! Auf Grund dessen wurde er von seinem Vater, Jehova, hoch erhöht (Philipper 2:8-11). Auch ermöglichte er uns, für immer auf einer paradiesischen Erde zu leben (Johannes 17:3; Offenbarung 21:3, 4).