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  • g96 8. 10. S. 6-8
  • Der Kampf gegen die Kriminalität

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  • Der Kampf gegen die Kriminalität
  • Erwachet! 1996
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Erwachet! 1996
g96 8. 10. S. 6-8

Der Kampf gegen die Kriminalität

„JUGENDLICHE behaupten, die Hauptursache für Jugendkriminalität sei Langeweile“, verkündete eine Schlagzeile in einer führenden britischen Zeitung. „Häuslicher Zwist für steigende Kriminalität verantwortlich gemacht“, schrieb eine andere Zeitung. Und in einer dritten hieß es: „Suchtverhalten ‚Auslöser für Tausende von Verbrechen‘“. Gemäß einer Schätzung der Zeitschrift Philippine Panorama werden 75 Prozent aller Gewaltverbrechen in Manila von Drogenabhängigen verübt.

Noch andere Faktoren können kriminelles Verhalten begünstigen. „Das Nebeneinander von Armut und großem Reichtum“ ist ein Faktor, den ein nigerianischer Polizeioberinspektor nannte. Aufgezählt wurden außerdem Gruppenzwang, schlechte Berufschancen, das Fehlen wirksamer gesetzlicher Abschreckungsmittel, der allgemeine Verfall familiärer Werte, der Mangel an Respekt vor den Behörden und dem Gesetz sowie das übermäßige Gewaltangebot in Filmen und Videos.

Ein weiterer Faktor besteht darin, daß viele Leute inzwischen sehr wohl glauben, Verbrechen würden sich lohnen. Ein Soziologe an der Universität Bologna (Italien) bemerkte, daß über viele Jahre hinweg „die Differenz zwischen der Zahl der angezeigten Diebstähle und der Zahl der verurteilten Straffälligen immer größer geworden ist“. Wie er sagte, ist „die Zahl der Verurteilungen im Verhältnis zu der Gesamtzahl der angezeigten Diebstähle von 50 auf 0,7 Prozent gesunken“.

Traurig, aber wahr ist auch folgender Kommentar in der New Encyclopædia Britannica: „Die wachsende Kriminalität scheint eine Erscheinung aller modernen industrialisierten Gesellschaftsformen zu sein, und man kann auf keine Entwicklung im Gesetz oder im Strafvollzug hinweisen, die sich nennenswert auf das Problem ausgewirkt hätte. ... Für die moderne urbanisierte Gesellschaft, in der wirtschaftliches Wachstum und persönlicher Erfolg vorherrschende Werte sind, gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, daß die Kriminalitätsrate nicht weiter steigt.“

Ist das Schwarzmalerei?

Sieht die Lage wirklich so schlecht aus? Wird nicht aus einigen Gegenden ein Rückgang der Kriminalität gemeldet? Das stimmt, aber Statistiken können irreführen. Zum Beispiel wurde von den Philippinen berichtet, die Kriminalitätsrate sei nach der Einführung eines Waffenverbots um 20 Prozent gesunken. Gemäß der Asiaweek ist ein Beamter allerdings der Auffassung, Autodiebe und Bankräuber seien nun von Autodiebstählen und Banküberfällen „auf Menschenraub umgestiegen“. Weniger Banküberfälle und Autodiebstähle ließen zwar die Gesamtkriminalität zurückgehen, doch neben der vierfachen Zunahme an Entführungen verliert dieser Rückgang an Bedeutung.

In einem Bericht über Ungarn schrieb die Zeitschrift HVG: „Verglichen mit der ersten Hälfte des Jahres 1993, ist die Zahl der Straftaten um 6,2 Prozent gesunken. Vergessen zu erwähnen hat die Polizei, daß der Rückgang ... hauptsächlich auf verwaltungstechnische Veränderungen zurückzuführen ist.“ Der Schadenswert, bei dem Diebstähle, Betrugsfälle oder Wandalismus bisher registriert wurde, ist um 250 Prozent höher angesetzt worden. Eigentumsstraftaten unter dieser Schadenshöhe werden demzufolge gar nicht mehr registriert. Da Eigentumsdelikte drei Viertel der Gesamtkriminalität des Landes ausmachen, kann man wohl kaum von einem echten Rückgang sprechen.

Eine genaue Bestimmung der Zahl der Straftaten ist zugegebenermaßen schwierig. Das liegt zum Teil daran, daß viele Straftaten — in manchen Kategorien möglicherweise bis zu 90 Prozent — nicht angezeigt werden. Im Grunde ist die Diskussion über die Frage, ob die Kriminalität ansteigt oder zurückgeht, jedoch völlig nebensächlich. Ersehnt wird nämlich eine vollständige Abschaffung und nicht nur eine Reduzierung der Kriminalität.

Bemühungen der Regierungen

Eine Umfrage der Vereinten Nationen im Jahr 1990 ergab, daß die stärker industrialisierten Länder durchschnittlich 2 bis 3 Prozent ihres jährlichen Etats für die Verbrechensbekämpfung ausgeben; Entwicklungsländer setzen dafür sogar noch mehr Geld ein, im Durchschnitt 9 bis 14 Prozent ihres Etats. In etlichen Gegenden gibt man der Verstärkung des Polizeiaufgebots und der Bereitstellung einer besseren Ausrüstung Vorrang. Doch die Ergebnisse sind umstritten. „Um einen Verbrecher zu fassen, sind nie genug Polizisten da, aber um einen Verkehrssünder zu fassen, gibt es immer genug Polizisten“, so klagen einige ungarische Bürger.

In letzter Zeit haben es viele Regierungen für notwendig befunden, strengere Strafgesetze zu erlassen. Ein Beispiel: Da „es in ganz Lateinamerika immer häufiger zu Menschenraub kommt“, haben die Regierungen dort gemäß dem Magazin Time mit Gesetzen reagiert, die „kraftvoll, zugleich aber ineffektiv sind. ... Gesetze zu erlassen ist eine Sache“, räumte die Zeitschrift ein, „sie anzuwenden eine ganz andere.“

Man schätzt, daß es in Großbritannien im Jahr 1992 über 100 000 „Nachbarschaftswachdienste“ gab, die mindestens vier Millionen Häuser bewachten. Ähnliche Aktionen wurden Mitte der 80er Jahre in Australien eingeführt. Ziel dieser Aktionen ist, so das Australische Institut für Kriminologie, die Kriminalität einzudämmen, indem man „das Bewußtsein der Bürger für die öffentliche Sicherheit schärft, ihre Einstellung und Verhaltensweisen verbessert, wenn es darum geht, ein Verbrechen anzuzeigen oder verdächtige Vorgänge in der Nachbarschaft zu melden, und indem man sich durch die Kennzeichnung persönlichen Eigentums und die Installation wirksamer Sicherungsanlagen besser gegen Kriminalität schützt“.

In manchen Gegenden werden Fernsehüberwachungsanlagen eingesetzt, durch die Geschäftsräume direkt mit einem Polizeirevier verbunden sind. Polizei, Banken und Geschäfte nutzen Videokameras als Abschreckungsmittel oder zur Identifizierung von Rechtsbrechern.

In dem Bemühen, Räuber und Autodiebe zu fassen, hat die Polizei in Nigeria auf den öffentlichen Straßen Kontrollpunkte eingerichtet. Die Regierung hat eine Sonderkommission eingesetzt, die sich mit unlauteren Geschäftsgebaren beschäftigt und gegen Betrug kämpft. Führende Gemeindemitglieder sitzen in Ausschüssen, die ein gutes Verhältnis zwischen Polizei und Gemeinde fördern sollen, und unterrichten die Polizei über kriminelle Aktivitäten oder zwielichtige Gestalten.

Wer die Philippinen besucht, wird feststellen, daß die Häuser in der Regel beaufsichtigt werden und daß viele Leute Wachhunde haben. Geschäftsleute stellen Privatpersonen als Wachpersonal für ihr Geschäft ein. Auch Autodiebstahlsicherungen verkaufen sich gut. Wer es sich leisten kann, schottet sich ab, indem er in streng bewachte Wohngebiete oder in Eigentumswohnanlagen zieht.

Die Londoner Zeitung The Independent kommentierte: „In dem Maße, in dem das Vertrauen in die Autorität des Gesetzes schwindet, nehmen mehr und mehr Bürger die Verteidigung ihrer Gemeinden selbst in die Hand.“ Und immer mehr Menschen legen sich Waffen zu. In den Vereinigten Staaten soll es beispielsweise in jedem zweiten Haushalt mindestens eine Waffe geben.

Die Regierungen entwickeln ständig neue Taktiken der Verbrechensbekämpfung. Wie W. Wsewolodow von der Akademie für interne Angelegenheiten in der Ukraine allerdings erklärte, finden nach Angaben der UNO immer wieder so viele ausgefuchste Personen „ausgefallene Mittel und Wege, um ihre kriminellen Aktivitäten fortzusetzen“, daß man überhaupt nicht damit nachkommt, ausreichend „Polizeipersonal zu schulen“. Durchtriebene Verbrecher leiten riesige Geldsummen in geschäftliche Unternehmungen und soziale Einrichtungen, etablieren sich auf diese Weise in der Gesellschaft und „verschaffen sich so hohe gesellschaftliche Positionen“.

Schwindendes Vertrauen

In einigen Ländern gelangen sogar immer mehr Menschen zu der Auffassung, die Regierung selbst trage zu dem Problem bei. Die Zeitschrift Asiaweek zitierte den Leiter einer Gruppe, die gegen Kriminalität kämpft, mit den Worten: „Ungefähr 90 Prozent der von uns gefaßten Verdächtigen gehören entweder der Polizei oder dem Militär an.“ Ob das nun so stimmt oder nicht, solche Meldungen bewogen ein Mitglied der Legislative zu der Bemerkung: „Wenn diejenigen, die darauf vereidigt wurden, das Gesetz hochzuhalten, selbst Gesetzesbrecher sind, steckt unsere Gesellschaft in ernsten Schwierigkeiten.“

Regierungen in den verschiedensten Teilen der Welt sind von Korruptionsskandalen erschüttert worden, in die hochrangige Beamte verwickelt waren und die das Vertrauen ihrer Bürger noch mehr untergruben. Inzwischen bezweifeln die Leute nicht nur, daß die Regierungen in der Lage sind, das Verbrechen einzudämmen, sondern sie haben auch den Glauben daran verloren, daß die Regierungen dazu entschlossen sind. Ein Pädagoge fragte: „Wie können diese Behörden gegen Kriminalität vorgehen, wenn sie selbst bis zum Hals im Sumpf stecken?“

Regierungen kommen und gehen; die Kriminalität bleibt. Doch bald kommt die Zeit, wo es keine Verbrechen mehr geben wird.

[Bilder auf Seite 7]

Mittel zur Abschreckung von Verbrechern: Fernsehüberwachungsanlage (Kamera und Monitor), herunterfahrbares Stahlgitter und Wächter mit abgerichtetem Hund

[Bild auf Seite 8]

Kriminalität macht Menschen zu Gefangenen in ihren eigenen vier Wänden

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