Kapitel 13
Die wahre Kirche und ihr Fundament
1. Warum ist es wichtig, Klarheit über die wahre Kirche und ihr Fundament zu haben?
WENN wir ewig in Gottes neuem System leben möchten, müssen wir die wahre Kirche und ihr Fundament anerkennen. Jesus sagte darüber: „Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“ (Matthäus 16:18, HSK). Was ist die Kirche, und was ist mit dem Felsen, auf den sie gebaut ist, gemeint? Auf diese Fragen gibt uns die Bibel die richtigen Antworten.
2. (a) Wird irgendwo in der Bibel ein Gebäude als „Kirche“ bezeichnet? (b) Was bedeutet das griechische Wort „ekklesia“?
2 Viele Leute bezeichnen die Gebäude, in denen man sich zum Gottesdienst versammelt, als „Kirchen“. Hast du jedoch gewußt, daß die Bibel das Wort „Kirche“ nie in diesem Sinne gebraucht? In der Bibel bezieht sich dieses Wort immer auf Menschen, und zwar auf eine Versammlung von Personen, auch Gemeinde genannt (Philemon 2). Das griechische Wort ekklesia, das mit „Kirche“ oder „Versammlung“ übersetzt wird, bedeutet buchstäblich „das, was herausgerufen wird“. Es bezieht sich auf eine Gruppe von Personen, die für einen bestimmten Zweck aus der Mitte anderer herausgerufen worden sind; doch wird dieses griechische Wort gebraucht, um das hebräische Wort qahál wiederzugeben, das „Versammlung“ oder „Gemeinde“ bedeutet.
3. Warum wird die wahre Kirche verglichen mit (a) einem menschlichen Leib und (b) mit einer verlobten Jungfrau?
3 Die wahre Kirche oder Gemeinde wird mit einem menschlichen Leib verglichen, weil sie, wie der menschliche Leib, viele Glieder, aber nur ein Haupt hat. Die inspirierte Schrift sagt in Epheser 1:22, 23 (Al), daß Gott Christus „zum Haupte über die ganze Kirche gesetzt [hat], welche sein Leib ist“. Diese Kirche wird auch mit einer Jungfrau verglichen, die mit Christus verlobt ist, denn die Glieder der wahren Kirche sind als Gruppe eng mit Christus verbunden, wie eine Frau mit ihrem Mann. Der Apostel Paulus schrieb gewissen Gliedern der Kirche: „Ich persönlich habe euch einem Mann zur Ehe versprochen, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen“ (2. Korinther 11:2; siehe auch Offenbarung 21:2, 9, 10). Diese Versammlung ist somit rein; sie ist frei von weltlicher Verderbnis und ist ihrem Haupt, Jesus Christus, ergeben.
4. (a) Kann man der wahren Kirche „beitreten“, indem man sich in ein Kirchenregister eintragen läßt? Warum nicht? (b) Aus wie vielen Gliedern besteht die wahre Kirche, die mit Christus im Himmel sein wird?
4 Können wir dieser Kirche „beitreten“, indem wir uns hier, auf Erden, in ein Kirchenregister eintragen lassen? Nein; in Hebräer 12:23 (HSK) wird erklärt, es sei die „Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel eingetragen sind“. Gott wählt die Glieder aus. Er gibt ihnen in der Versammlung einen Platz, wie es ihm gefällt (1. Korinther 12:18). Sie sind es, die mit Christus im Himmel sein werden. Jesus zeigte, daß längst nicht alle, die sich zum Christentum bekennen, zu dieser Kirche gehören, sondern nur 144 000 (Offenbarung 14:1-3; Lukas 12:32).
5. Zu welchem besonderen Zweck sind die Glieder der wahren Kirche berufen worden?
5 Sie bilden eine Gruppe von Personen, die aus der geistigen Finsternis zu einem besonderen Zweck berufen worden sind. Solange sie auf Erden sind, verkündigen sie weit und breit „die Vorzüglichkeiten“ Gottes, des Höchsten, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat (1. Petrus 2:9). Und nach ihrer Auferstehung werden sie das großartige Vorrecht erhalten, mit Christus in seinem himmlischen Königreich zu regieren (Lukas 22:28 bis 30).
6. (a) Was waren die ersten Glieder der wahren Kirche, und wie wurde ihnen bezeugt, daß sie geistige Söhne Gottes waren? (b) Wann erhielten Nichtjuden die Gelegenheit, Glieder der Kirche zu werden?
6 Die ersten Glieder der wahren Kirche waren alles Juden (auch Jesus und seine Apostel waren Juden) oder Personen, die zur jüdischen Religion übergetreten und beschnitten waren. Zu Pfingsten 33 u. Z. — zehn Tage nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war und den Weg dafür frei gemacht hatte, daß ihm andere zur bestimmten Zeit folgen könnten — zeigte Jehova durch die Ausgießung des heiligen Geistes an, daß er diese Glieder auserwählt hatte. Weil sie bei jener Gelegenheit den Geist empfangen hatten, wußten sie, daß sie nun geistige Söhne Gottes und wie Christus Erben des Königreiches waren (Apostelgeschichte 2:1-4, 16-21, 33; Römer 8:16, 17). Aber auch andere, nicht nur Juden, wurden Glieder der wahren Kirche. Dreieinhalb Jahre nach Jesu Tod erhielten die Heiden oder Nichtjuden die Gelegenheit, ebenfalls Glieder der Kirche zu werden (Apostelgeschichte 10:30-33, 44; Römer 9:23, 24). Im Laufe der Zeit gehörten Personen der verschiedensten Nationalität zur wahren Kirche.
DAS FUNDAMENT DER WAHREN KIRCHE
7. Wie zeigen Jesus und der Apostel Paulus, wer der Grundeckstein der wahren Kirche ist?
7 Wer bildet das Fundament der wahren Kirche? Jesus Christus zeigte daß er ihr Fundament ist. Er wandte die Prophezeiung in Psalm 118:22 (117:22, Al) auf sich an, indem er sagte: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Haupteckstein geworden“ (Matthäus 21:42-44). Der Apostel Paulus bezeugt in seinem Brief an die Christen in Ephesus ebenfalls, daß Jesus der „Haupteckstein“ ist, indem er schreibt: „So seid ihr denn ... Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, und der Eckstein davon ist Christus Jesus“ (Epheser 2:19, 20, HSK). Der Apostel äußerte sich darüber ganz klar und eindeutig, schrieb er doch außerdem noch: „Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, das ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3:11, HSK).
8. (a) Warum gibt es kein besseres Fundament für die Kirche, als Jesus Christus es ist? (b) Welche Frage steigt jetzt auf?
8 Könnte die wahre Kirche ein besseres, ein sichereres Fundament haben, als Christus Jesus es ist? Sein vollkommenes Menschenleben, das er als Lösegeld dahingab, bildet die Voraussetzung für das Zustandekommen dieser göttlichen Einrichtung. Doch wie ist das Zeugnis Jesu und des Apostels Paulus in Übereinstimmung zu bringen mit dem, was Jesus gemäß Matthäus 16:18 zu Petrus sagte? Wir können sicher sein, daß diese Äußerungen einander nicht widersprechen.
„AUF DIESEN FELSEN WILL ICH MEINE KIRCHE BAUEN“
9. (a) Wie versteht man in gewissen Kreisen die Worte Jesu, die wir in Matthäus 16:18 aufgezeichnet finden? (b) Vertrat die Mehrheit der Kirchenväter die Auffassung, daß Jesus mit dem Ausdruck „Fels“ den Petrus gemeint habe?
9 Nachdem Petrus zum Ausdruck gebracht hatte, daß Jesus seiner Überzeugung nach der Christus (oder Messias), der Sohn des lebendigen Gottes, sei, entgegnete ihm Jesus: „Ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“ (HSK). In gewissen Kreisen faßt man diese Worte so auf, als würden sie bedeuten, Petrus sei das Fundament, auf dem Jesu Kirche aufgebaut sei. Das ist der offizielle Standpunkt der römisch-katholischen Kirche. Es ist aber interessant, daß Erzbischof Kenrick in dem Buch An Inside View of the Vatican Council (Ein Augenzeugenbericht über das Vatikanische Konzil) (1870) schreibt, von 86 „Kirchenvätern“ hätten nur 17 die Auffassung vertreten, daß Jesus mit dem Ausdruck „Fels“ den Petrus gemeint habe. Hast du das gewußt?
10. Wen betrachtete Augustinus als den „Felsen“, von dem Jesus sprach?
10 Man beachte zum Beispiel die Auffassung des Augustinus (354—430 u. Z.), meist „heiliger Augustinus“ genannt. Ursprünglich glaubte er, Petrus sei der „Fels“, doch später korrigierte er seine Auffassung; in seinen Retractationes schrieb er: „Ich bin mir bewußt, daß ich seither die Worte unseres Herrn: ,Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen‘ häufig in dem Sinne erklärt habe, daß man darunter den verstehen sollte, den Petrus bekannte, als er sprach: ,Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes‘ ... Denn es wurde zu ihm [Petrus] nicht gesagt: ,Du bist der Fels‘, sondern: ,Du bist Petrus.‘ Der Fels aber war Christus.“
11. Wen betrachtete Petrus als den „Felsen“?
11 Noch weit wichtiger ist die Frage, wie Petrus selbst die Worte Jesu verstand. Über den Herrn Jesus sagte Petrus: „Wenn ihr hintretet zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, vor Gott aber ,auserlesen‘ ist und ,kostbar‘, werdet auch ihr selber als lebendige Steine auferbaut zu einem geistigen Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistige Opfer darzubringen, wohlgefällig vor Gott, durch Jesus Christus. Darum heißt es in der Schrift: ,Siehe, ich setze auf Sion einen auserlesenen, kostbaren Eckstein, wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden‘. Für euch nun, die ihr glaubt, ist er von Wert; den Ungläubigen aber ist er ,der Stein, den die Bauleute verwarfen und der dennoch zum Eckstein wurde‘, und ,ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses‘. Die dem Wort nicht glauben, stoßen sich daran“ (1. Petrus 2:4-8, HSK). Diese Worte Petri zeigen, daß er die Auffassung des Apostels Paulus teilte und Jesus als den „Eckstein“ betrachtete, als den „Felsen“, auf dem die Kirche aufgebaut ist. Petrus ist nur einer der 144 000 „lebendigen Steine“, aus denen die wahre Kirche besteht.
12. (a) Was zeigt, ob Petrus als „unfehlbares“ Haupt der Urkirche angesehen wurde? (b) Wer bleibt immer das Haupt der wahren Kirche?
12 Allerdings genoß Petrus als Apostel Jesu Christi große Vorrechte. Aber nirgends läßt er erkennen, daß er glaubte, der Erste der Apostel zu sein. Wir lesen auch nirgends, daß die anderen Apostel und Jünger Petrus als „Papst“ anerkannt und ihn als solchen geehrt haben. Einmal erachtete es der Apostel Paulus als notwendig, Petrus (Kephas) öffentlich zu tadeln, weil er nicht in Übereinstimmung mit dem wahren christlichen Glauben gehandelt hatte. Die Tatsache, daß Petrus in einer Sache, bei der es um eine Frage der Glaubens- und Sittenlehre ging, falsch handelte und daß auch Paulus sich erlaubte, ihn öffentlich zurechtzuweisen, zeigt, daß Petrus nicht als „unfehlbares“ Haupt der Apostel oder der Urkirche galt (Galater 2:11-14). In der wahren Kirche gibt es nur ein Haupt, Jesus Christus, der, seit seiner Auferstehung, „für immer am Leben“ bleibt und daher keine Nachfolger braucht (Hebräer 7:23-25).
EINE GEEINTE KIRCHE
13. (a) Welche Worte Jesu zeigen, daß die Versammlung nicht in Geistliche und Laien zerspalten werden soll? (b) Wie sollten sich diejenigen die in der Versammlung die Führung übernehmen, verhalten?
13 Jesus, das Haupt, zerspaltet den Leib seiner Versammlung nicht in Geistliche und Laien oder Angehörige des „Volkes“. Er sagte zu seinen Nachfolgern: „Laßt euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, während ihr alle Brüder seid. Des weiteren, nennt niemand auf der Erde euren Vater, denn e i n e r ist euer Vater, der himmlische. Auch laßt euch nicht ,Führer‘ nennen, denn e i n e r ist euer Führer, der Christus“ (Matthäus 23:8-10). Jesus zeigte somit, daß die Glieder der wahren Kirche nicht in Klassen zerspalten sind. Er ordnete jedoch an, daß Männer in der Christenversammlung die Führung übernehmen und ihren Brüdern dienen, indem sie deren geistige Bedürfnisse stillen und das Predigen der guten Botschaft organisieren. Jesus sagte, diese Männer sollten nicht ‘den Herrn über ihre Brüder spielen’, sondern sie sollten deren Sklaven oder Diener sein (Matthäus 20:25-28). Handeln die Geistlichen, die du kennst, so?
14. Warum müssen die Glieder der wahren Kirche in einer einzigen Organisation vereinigt sein?
14 Eine Kirche entspricht nur dann der in der Bibel beschriebenen wahren Kirche, wenn ihre Glieder in der Anbetung geeint sind. Darüber schrieb der Apostel Paulus: „Nun ermahne ich euch, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr im gleichen Sinn und im gleichen Gedankengang eng vereint sein mögt“ (1. Korinther 1:10). Die Bibel berechtigt somit nicht zu der Erwartung, die Glieder der wahren Kirche in all den vielen gegensätzlichen Religionsgemeinschaften der Christenheit zu finden. Sie müssen in einer einzigen Organisation vereinigt sein. In Epheser 4:4, 5 steht über sie geschrieben: „Da ist e i n Leib ...; e i n Herr, e i n Glaube.“ Es ist für uns lebenswichtig, diesen ‘e i n e n Glauben’ zu kennen.
DIE WAHRE KIRCHE UND IHR FUNDAMENT ANERKENNEN
15. (a) Auf welche Weise werden Christus und seine Versammlung allen übrigen gehorsamen Menschen zum Segen? (b) Was sagte Jesus in bezug auf die Verantwortung, die er seiner wahren Kirche übertragen werde, wenn er in Königreichsmacht komme?
15 Von den Gliedern der wahren Kirche, deren Haupt Christus ist, wird gesagt, daß sie „Abrahams Same, Erben hinsichtlich einer Verheißung“, werden (Galater 3:29). Nach dieser Verheißung werden sich alle übrigen gehorsamen Menschen durch Christus und seine Versammlung segnen (1. Mose 22:18). Die Bibel sagte voraus, daß zur Zeit der Errichtung des Königreiches Christi nur noch ein Überrest der Kinder des „Jerusalem droben“, der himmlischen Organisation Gottes, auf Erden sei (Galater 4:26; Offenbarung 12:10, 17). Jesus beschrieb diese Glieder seiner Kirche auf Erden als einen „treuen und verständigen Sklaven“. Er sagte auch, daß alle, die ihm treu dienen würden, wenn er zum Gericht käme, „über seine ganze Habe“ gesetzt würden, das heißt über alle irdischen Belange des Königreiches Christi. Sie würden in der „Zeit des Endes“ in dem Werk, durch das allen Nationen die gute Botschaft vom aufgerichteten Königreich verkündigt wird, führend vorangehen (Matthäus 24:14, 45-47; 25:19-23).
16. Welche Segnungen empfangen die Menschen, die diese Einrichtung anerkennen?
16 Alle heute lebenden Menschen, die hoffen, ewiges Leben in Gottes neuem System zu erlangen, müssen diese Einrichtung anerkennen, denn Jesus sagte, er werde in der „Zeit des Endes“ alle, die seinen auf Erden übriggebliebenen „Brüdern“ oder Miterben, aus denen die Christenversammlung besteht, Gutes tun, auf die Seite seiner Gunst stellen (Matthäus 25:31-40). Das sind die übriggebliebenen der „lebendigen Steine“, die zu einem geistigen Haus oder Tempel aufgebaut werden, den „Gott durch den Geist bewohnen wird“ (1. Petrus 2:5; Epheser 2:20-22). Die Menschen, die den Gliedern dieser Tempelklasse ‘Gutes tun’, werden in der Offenbarung als eine „große Volksmenge“ bezeichnet, die unter Gottes Schutz gelangt. Man beachte auch, daß sie dort freudig „Tag und Nacht ... in seinem Tempel“ dienen, das heißt gemeinsam mit dem Überrest der Glieder des geistigen Tempels, der Christenversammlung (Offenbarung 7:9, 10, 15).
17. Was sagen schafähnliche Menschen dem Sinne nach zu den übriggebliebenen Gliedern der wahren Kirche?
17 Diese schafähnlichen Personen sagen dem Sinne nach zu den Erben der Verheißung, die Abraham gegeben worden war: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist“ (Sacharja 8:23). Sie ‘gehen mit’ den Gliedern der wahren Kirche oder Versammlung, die treu in Christi Fußstapfen wandeln und die Botschaft vom Königreich verkündigen, und dienen Gott gemeinsam mit ihnen. Tust du das auch? Wenn ja, dann hast du die Aussicht, ewig auf der Erde zu leben und von Christus und seiner verherrlichten Versammlung, die im Himmel ist, gesegnet zu werden.