Nachkriegs-Vergrösserung der Theokratischen Organisation
1. Was brachte die spottende Geistlichkeit zum Verstummen hinsichtlich der Voraussagen über 1914?
VOR LANGEM, im Jahre 1880, war in den Spalten des Wachtturms auf die biblische Chronologie aufmerksam gemacht worden, die 1914 n. Chr. als das Jahr kennzeichnete, da die 2520-Jahrperiode enden sollte. Jesus hatte sie in seiner Prophezeiung über das Ende der Welt die „Zeiten der Heiden“ genannt. (Luk. 21:24, Luther) Im Einklang damit wurde erwartet, dass 1914 das von Christus Jesus regierte Königreich Gottes in den Himmeln völlig aufgerichtet werde, während diese Welt in einer „Zeit der Drangsal“ sei, wie es eine solche nie zuvor gegeben habe. Die Religionsführer und Systeme der Christenheit waren alle bereit, über Bruder Russell und seine Mitzeugen Jehovas zu lachen, wenn seine bekanntgemachten Voraussagen über das Jahr 1914 n. Chr. fehlschlagen sollten. Doch gab es nichts mehr zu lachen, als Ende Juli der Erste Weltkrieg ausbrach und bis im Oktober weltweiten Umfang angenommen hatte. Die religiösen Mäuler der Christenheit waren bei dieser erschreckenden Wendung der Dinge verstummt, nicht aber Bruder Russells Mund. Als er am 1. Oktober 1914 seinen Platz am Frühstückstisch im Esszimmer des Bethels Brooklyn einnahm, sagte er mit kraftvoller Stimme, welche Überzeugung verriet: „Die Zeiten der Heiden sind abgelaufen!“
2. Was für himmlische Ereignisse kennzeichneten das Jahr 1914 n. Chr.?
2 In der Erkenntnis, dass die Welt nun die Zeit ihrer Auflösung erreicht hatte, lehnte er es ab, dem Aufruf des Präsidenten Wilson der U. S. zu folgen, wonach alle Geistlichen und Prediger sich zu einem allgemeinen nationalen Gebet um Frieden vereinigen sollten. Um jene Zeit wurde nicht verstanden, dass auch im Himmel droben Krieg war, nämlich zwischen Jehovas neu eingeführtem König Jesus Christus und den Horden des Teufels, was zur Folge hatte, dass der Teufel von dort oben vertrieben und für eine kurze Weile vor seiner Vernichtung auf unsere Erde erniedrigt wurde. Die biblischen Prophezeiungen gingen aber weiter in Erfüllung. Das Licht, das auf Gottes Wort fiel, besonders auf Offenbarung, Kapitel 12, wurde immer heller. Dies enthüllte, dass Jehovas Königreich, dem Christus vorsteht, im Jahre 1914 n. Chr. geboren und in den Himmeln völlig aufgerichtet wurde, damit es inmitten seiner Feinde im Himmel und auf Erden herrsche. Sein erster Akt war, Satan aus dem Himmel zu vertreiben. — Siehe den Wachtturm vom 1. März, deutsch vom 15. April 1925.
3. Wie wurde der Präsident der Gesellschaft 1918 angeschuldigt, jedoch rehabilitiert?
3 Bruder Russell starb am letzten Tage des Oktobers 1916. Durch eine Wahl, die bei der jährlichen Geschäftsversammlung am 6. Januar 1917 in Pittsburgh stattfand, wurde J. F. Rutherford, der Rechtsanwalt der Gesellschaft und einer ihrer Reisevertreter, zum Präsidenten der pennsylvanischen Körperschaft ernannt, damit er Bruder Russell im Amte folge. Später wurde er zum Präsidenten der Neuyorker und britischen Körperschaft erwählt. Durch regelrechte Wahl seitens der Mitglieder und Direktoren der verschiedenen Körperschaften blieb er bis zu seinem Tode am 8. Januar 1942 als Präsident im Amte. Kurz nach seiner Wahl wurden die Vereinigten Staaten am 6. April 1917 in den ersten Weltkrieg verwickelt. Die Veröffentlichung des siebenten Bandes der Schriftstudien am 17. Juli 1917 erwies sich als verhängnisvoll, und die Zeiten sahen für die Gesellschaft in den Vereinigten Staaten beunruhigend und unheilvoll aus. Jene Bibelstudienhilfe, Das vollendete Geheimnis, enthielt eine Blossstellung der Religionssysteme der Christenheit. Der Feind ergriff dies als einen Teil seines Beweises, dass der Präsident der Gesellschaft und andere eng mit ihm verbundene Glieder der Organisation des Aufruhrs wider die Regierung schuldig seien, und Bruder Rutherford wurde mit sieben andern im Frühjahr 1918 in die Bundes-Strafanstalt abtransportiert, und dies gemäss Urteilen, die auf 80 Jahre Gefängnis lauteten und ohne dass man ihnen die Wohltat gewährte, sie auf Bürgschaft hin freizulassen, bis eine Berufung bei einem höheren Gericht wirksam geworden wäre. Nach neun Monaten Strafanstalt wurde ihnen dann am 21. März 1919 die Hinterlegung einer Kaution gewährt, und sie wurden freigelassen. Später stiess das Appellationsgericht das Urteil wider sie um, und im Jahre 1920 wurde die Anklage wider sie aufgehoben. So waren sie, als unschuldig, von den boshaften Anklagen des Feindes vollständig freigesprochen.
4. Wie kam es, dass das Bethel Brooklyn verlassen und dann wieder hergestellt wurde?
4 Mittlerweile hatte es geschienen, dass die Verhältnisse die Aufgabe der Besitztümer in Brooklyn und die Rückverlegung der Büros der Gesellschaft im Oktober 1918 nach Pittsburgh verlangten. Das Tabernacle Brooklyn wurde verkauft und das Bethelheim zum Verkaufe angeboten. Kein Käufer zeigte sich! War dies ein Zufall? Nein, es war Vorsehung! Es war die Hand Gottes des Allmächtigen, der seine eigenen Vorsätze kennt. Er bewahrte diese Stätte an der Columbia Heights für das grössere Werk seiner treuen Zeugen in Nachkriegsjahren. Angesichts der Freilassung der Beamten der Gesellschaft aus der Haft im Bundesgefängnis und wegen noch anderer Vorteile wurde der Entschluss gefasst, sich zurückzubegeben und das Hauptbüro und die Betriebsanlage an der Columbia Heights 124 wiederherzustellen. Dies geschah um den 1. Oktober 1919 herum. Das Bethelheim wurde wieder eröffnet, und Bruder Rutherford stand ihm als Präsident vor. Selbst während seiner Gefangenschaft hatte die Loyalität der Geschwister ihm gegenüber und ihre Überzeugung, dass er unschuldig sei, die abstimmenden Geschwister der verschiedenen Gesellschaften veranlasst, ihn bei ihrer jährlichen Geschäftsversammlung von neuem zum Präsidenten zu wählen.
5. Welche Ereignisse spornten zum Nachkriegswerke an?
5 Im Sommer, der ihrer Freilassung aus der ungerechten Gefangenschaft folgte, wurde der erste internationale Kongress des Volkes Jehovas in Cedar Point, Ohio, veranstaltet, der vom 1. bis 8. September 1919 tagte. Kurz vorher hatte Der Wachtturm [englisch, deutsch etwas später] zwei sich folgende Artikel „Glückselig sind die Furchtlosen“ veröffentlicht, die auf Grund der biblischen Prophezeiung zeigten, dass ein kühnes Werk, das grösste auf ihrer Laufbahn, durch Gottes geweihtes Volk vor der Schlacht von Harmagedon unter allen Nationen verrichtet werden müsse. Dieses Werk wurde an jener Cedar Point-Versammlung mit Nachdruck besprochen, und man gab Pläne zur Vergrösserung des Werkes bekannt, darunter auch die Herausgabe der Zeitschrift Das Goldene Zeitalter.
6. Welches grosse Werk stand dann bevor? Was erforderte dies?
6 Der Erste Weltkrieg hatte das Werk auf der ganzen Erde aus den Fugen gebracht. Die Verbindungen der Gesellschaft mit ihren Zweigstellen waren gestört oder in gewissen Fällen abgebrochen worden. Die Dinge waren in einem ganz desorganisierten Zustand. Nun war die Zeit gekommen, die Verbindungen wiederherzustellen, damit die Treuen Gottes überall in einen Zustand der Einheit gebracht werden konnten, nämlich unter eine Theokratische Einrichtung, in der der grosse Theokrat Jehova von oben hernieder durch seine Organisation regiert. Es war eine Zeit zur Wiederorganisierung und Schulung seines Volkes zu neuem Dienste. Ein überaus kritisches Werk lag vor ihnen! Es erheischte Mut. Es erforderte die Ausdehnung der Organisation bis an die Enden der Erde. Im Jahre 1918 hatten 3868 Verkündiger Bericht über Felddienst erstattet. Die Übriggebliebenen des treuen Überrestes Gottes der geistgezeugten Erben des Königreiches mussten zur Organisation hin versammelt werden. Indes hatte Gott der Herr früh im Jahre 1918 geoffenbart, dass eine grosse irdische Herde, deren Zahl man auf Millionen schätzte, durch Harmagedon hindurchkommen und in die Neue Welt hineinleben werde, und dieser musste das Zeugnis gegeben und sie musste in die Hürde des Guten Hirten eingesammelt werden. Das Gebot, „dieses Evangelium vom Königreich“ in der ganzen Welt allen Nationen zu einem Zeugnis zu predigen, hatte nun während der ganzen Nachkriegszeit Anwendung, bis Harmagedon die Erde für die Neue Welt reinigen würde. Man durfte keine Zeit verlieren, was das Organisieren des Werkes betraf. Es galt, alle Hindernisse unter den ergebenen Dienern Gottes wegzuräumen. Das Werk musste zur Rechtfertigung des Namens Jehovas und zur Errettung der Zeugen selbst sowie derer getan werden, die ihr Zeugnis annehmen. Gottes sichtbare Organisation musste aufgebaut, unterwiesen, gestärkt und hinlänglich ausgerüstet werden für das gewaltige Werk. Christus Jesus im geistigen Tempel Gottes verstand die Sachlage und sorgte dafür, dass allen Bedürfnissen entsprochen wurde.
7. Was für eine Veröffentlichungsausrüstung wurde beschafft und welches Motto erhoben?
7 Ein grösseres Werk bedeutete auch Bedarf an grösserer Ausrüstung, und Jehova Gott, dessen Werk es war, sorgte für diese Ausrüstung. Schritte wurden unternommen, um in den Vereinigten Staaten das Benötigte selbst zu drucken. Eine kleine Druckanlage wurde in Brooklyn, 35 Myrtle Avenue, eingerichtet, und die Bethelfamilie wurde vergrössert. Als sich jene Anlage bei der zunehmenden Tätigkeit der Zeugen Jehovas als zu klein erwies, wurde im März 1922 eine grössere Druckerei in Brooklyn, 18 Concord Strasse, eingerichtet. Der zweite Cedar Point-Kongress folgte vom 5. bis 13. September 1922. Hier wurde die Gegenwart des Königs im Tempel Jehovas zum Gericht kundgemacht, und Bruder Rutherford erliess bei dieser internationalen Zusammenkunft vieler Tausender den zündenden Aufruf zum Zeugniswerk: „Verkündet den König und sein Königreich!“ Diesem wurde sogleich Folge geleistet. Die Dienstorganisation auf der ganzen Erde wurde zur Tat aufgerüttelt, und wie nie zuvor machte sie sich ans Werk.
8. Was für Literatur musste nun veröffentlicht und von wem gedruckt werden? Weshalb?
8 Die Bürde der Verantwortung, die auf der Gesellschaft in Brooklyn ruhte, wurde grösser. Die Gesellschaft musste ihre Beaufsichtigung des Werkes erweitern und für die Bedürfnisse der Königreichsverkündiger in einem grösseren Gebiet und gemäss ihrer zunehmenden Zahl sorgen. (Röm. 12:13) Literatur, worin die Königreichswahrheiten dargelegt sind, wurde in grösserer Menge und auch in mehr Sprachen nötig. Die Ausgaben des Wachtturms, des Goldenen Zeitalters (nun die Zeitschrift Erwachet!), ferner Bücher mit den neu offenbarten Wahrheiten (nicht mehr die überholten Schriftstudien), Broschüren, Traktate, Bibeln, Flugzettel usw., all dies musste hergestellt werden, um dem wachsenden Bedarf zu entsprechen und dies zu Kosten, die in leichter Reichweite der Finanzkraft all der Menschen lagen, welche dafür beisteuern oder sie unentgeltlich verbreiten wollten. Die Herstellung von Literatur konnte nicht mehr den ungeweihten Händen weltlicher, kommerzieller Druckereien überlassen werden. Da Gott in seiner Gnade die materielle Ausrüstung beschaffte, mussten wir hier in Brooklyn das Drucken und Veröffentlichen mit Gottes eigenem geweihtem Volk als Arbeiter besorgen. Auch den Zweigbüros in andern Ländern musste ihr Anteil am Werk eingeräumt werden.
9. Wie wurde eine neue Druckerei und ein neues Bethelheim im Jahre 1927 beschafft?
9 Der Platz fehlt uns, um eingehend zu beschreiben, wie der grosse Fürsorger seinen willigen Dienern die Mittel zur Produktion verlieh. Da uns in Aussicht stand, die Druckerei an der Concord-Strasse verlassen zu müssen (jener Platz ist seither von der Stadt New York in einen öffentlichen Park umgewandelt worden), baute die Gesellschaft in Brooklyn, 117 Adams-Strasse, etwa 800 Meter vom Bethelheim entfernt, ihr eigenes Druckereigebäude aus Beton. Im Februar 1927 zogen wir ein und besetzten den achtstöckigen Bau. Eine grössere Druckerei und mehr Leute im Büro erforderten auch ein grösseres Heim, um sie zu beherbergen. Jehova sorgte dafür. Im gleichen Jahr wurde das ursprüngliche Bethelgebäude abgerissen, zusammen mit einem Wohnhaus daneben mit brauner Steinfront (126 Columbia Heights, das 1926 gekauft worden war). Ein neuer Beton- und Backsteinbau wurde erstellt, der sich sieben Stockwerke über der Columbia Heights-Strasse erhob und eine Front von über 22 Meter Länge hatte. Dieses neue Gebäude wurde mit dem alten Anbau hinten verbunden, der seine Frontseite an der Furman-Strasse hatte und wo sich weiterhin das Esszimmer und die Küche der Familie befanden.
DIE NACHRICHT DURCH RADIO AUSFUNKEN
10. Wie installierte die Gesellschaft die Station WBBR und verbesserte deren Studios?
10 Vergessen wir aber den Radiorundfunk? Nein! Auch dieser bot Jehovas sichtbarer Organisation Gelegenheit, mit der Botschaft von der Neuen Welt in zahllose Wohnungen der Menschen einzudringen. Im Jahre 1923 begann die Gesellschaft ihre eigene Radiostation auf der südlichen Anhöhe von Staten Island zu errichten. Als die Station WBBR schliesslich vollendet war und die Lizenz von der Regierung erhalten hatte, begann sie am Sonntagabend, 24. Februar 1924, mit 500 Watt Stärke offiziell zu senden, indem Bruder Rutherford die Botschaft ausgab: „Radio und göttliche Prophezeiung“. Das Studio befand sich an jenem Abend im Dachstock des Verwaltungsgebäudes, wurde aber kurz danach in einen schönen Raum im Sendergebäude nebenan verlegt. Das Studio so weit draussen, auf Staten Island, zu haben, das heisst etwa 29 Kilometer vom Hauptbüro Brooklyn entfernt, erwies sich aber als unpraktisch. So wurden denn im Jahre 1929 zwei Studios, ein grösseres, mit einer vorzüglichen Orgel ausgestattetes, und ein kleineres, hinten am neuen Bethelgebäude erbaut, welcher Anbau bis zur Furman-Strasse reichte. Dort begannen wir unsere Radiosendungen am Sonntagmorgen, 13. November 1929, indem Bruder Rutherford über eine Radiokette sprach, der WBBR als Schlüsselstation diente. Das Programm wurde durch Telephonkabel zum Radiosender nach Staten Island übertragen.
11. Welch bedrohliche Entwicklung der Weltlage führte während unseres Wachstums bis hin zum Jahre 1939?
11 Viele Jahre lang wurde all diese materielle Ausrüstung reichlich benutzt. Das ständige Wachstum des Werkes und der weltweiten Organisation verursachte indes, dass die Platzverhältnisse im Hauptbüro immer beschränkter wurden. Im Jahre 1938 wurde ein vierstöckiger Anbau an die Druckerei in der Adams-Strasse errichtet. Jetzt aber hatten der Faschismus und Nazismus ihre scheusslichen Häupter erhoben und auf der westlichen Halbkugel die Offensive ergriffen, und Jehovas Zeugen waren in Deutschland verboten und in der Zahl von zehntausend in Gefängnisse und Konzentrationslager geworfen worden. Der Kommunismus erfasste die Sachlage und stärkte seine Macht. Kriegswolken ballten sich zu einem erdenweiten Sturm zusammen. Der Pöbelrottengeist erwachte in den Vereinigten Staaten wider Jehovas Zeugen. Die Katholische Aktion nahm an Macht zu und stellte Kraftproben an. Die weltweite Friedensorganisation, der Völkerbund, wurde als ein machtloses Ding verlacht. Er hatte sich nicht als der „politische Ausdruck des Reiches Gottes“ erwiesen, wie ihn der Protestantische Kirchenrat genannt hatte, und näherte sich dem Rande des „bodenlosen Abgrundes“. (Off. 17:8, engl. B.) Der September 1939 kam — Krach! Das waren die Nazihorden, die sich zermalmend ihren Weg in einem Blitzkrieg durch Polen bahnten. Der Zweite Weltkrieg war im Gange, und die Atombombe sollte seinen Höhepunkt bilden.
12. Welche Fragen entstanden? Wie wurden sie gelöst und warum?
12 Hatten wir den Abschluss dieser Welt erreicht? Würde der erdenweite Krieg in die Weltkatastrophe von Harmagedon übergehen? War das Ende des Königreichszeugnis-Werkes gekommen, und war der Höhepunkt der Ausdehnung der sichtbaren Organisation Jehovas auf dieser Seite Harmagedons erreicht? Würde die Organisation nun den Kriegszuständen nachgeben und dem Druck wie im Jahre 1918 erliegen, würde sie ihre Hände erschlaffen lassen und desorganisiert zerfallen? Diesmal nicht, jetzt, da Jehovas Geist in doppeltem Masse auf seinen gesalbten Überrest ausgegossen und dessen ergebenen Gefährten guten Willens mitgeteilt worden war, wobei alle zusammen in der weiten Welt etwa 47 143 zählten. Diese waren so gut organisiert und unterwiesen worden, dass sie wussten, was sie inmitten des Welttumultes tun sollten. Sie besassen ihre Anweisungen aus dem Worte Jehovas und durch seine Theokratische Organisation, und dies obwohl die Verbindungen mit Überseeländern unterbrochen oder erschwert waren! Christus Jesus handelte unsichtbar als Jehovas grosser Beamter, als Bindeglied, um die sichtbare Organisation in der Einheit des Geistes, des Vorhabens, der Bemühung und der Tätigkeit zu erhalten. So gingen sie denn voran und predigten Gottes Wort in gelegener und ungelegener Zeit, meistens aber in ungelegener Zeit. Dass dieser Lauf der Zeugen die Billigung Gottes hatte, konnte gesehen werden; denn er segnete sie mit Wachstum. Der mächtige internationale Kongress der Zeugen Jehovas in St. Louis, Missouri, vom 6.-10. August 1941, bis damals der grösste, bewies, dass noch ein mächtiges Werk zu tun war. Ungezählte Tausende von Gottes „andern Schafen“ mussten offenbar noch zu ihm eingesammelt werden.
DIE WACHTTURM-BIBELSCHULE GILEAD
13. Wann und wie begannen die Vorbereitungen für die Nachkriegszeit?
13 Der Sonntag, 7. Dezember 1941, fand das Hauptbüro Brooklyn schliesslich in einer Nation, die sich im Kriege befand! Zweiunddreissig Tage später starb der Präsident der Gesellschaft, J. F. Rutherford, am 8. Januar 1942, in San Diego, Kalifornien. Der Vizepräsident, N. H. Knorr, wurde durch die einstimmige Wahl einer gemeinsamen Versammlung des Direktionsausschusses der pennsylvanischen und Neuyorker Körperschaft im Bethel Brooklyn als sein Amtsnachfolger gewählt. Vorwärts ging Jehovas Werk, ohne Unterbrechung, mit entschlossenen Anstrengungen einer noch grösseren Zukunft entgegen. Ein „Fortbildungskurs im Theokratischen Dienstamt“ wurde im Februar 1942 im Bethel Brooklyn eingeführt, und im folgenden Jahre wurde bestimmt, dass er auch auf die Gruppen der Zeugen Jehovas ausserhalb ausgedehnt werde. Trotz den Schwierigkeiten der Kriegszeit wurde im darauffolgenden Sommer vom 18.-20. September in Cleveland, Ohio, ein Theokratischer Neue-Welt-Kongress abgehalten, wobei 26 000 am öffentlichen Vortrag zugegen waren, als Bruder Knorr die Ansprache „Weltfriede — Ist er von Bestand?“ hielt, die durch direkte Telephonlinien gegen 50 gleichzeitig tagenden Versammlungen in andern Städten übermittelt wurde. In über 80 Städten auf vier Kontinenten fanden gleichzeitig Kongressversammlungen statt. Gestützt auf die göttliche Prophezeiung, zeigte diese öffentliche Ansprache, wie dem Zweiten Weltkrieg eine Friedensperiode folgen und wie das internationale Friedens-Tier, das der Zweite Weltkrieg in den bodenlosen Abgrund gestossen hatte, wieder hervorkommen werde. Man sehe heute die Vereinigten Nationen! Der kommende Friede bedeutete, dass mehr Arbeit, nämlich das Schlusswerk der Zeugen Jehovas, noch bevorstand. Jetzt, während der Wehen des Weltkrieges, war es an der Zeit, sich für den Frieden zu rüsten, um wohlausgestattet und organisiert in die Nachkriegszeit und ihr weithinreichendes Werk einzutreten. Bei diesem Kongress in Cleveland und seinen Nebenkongressen wurde ausser dem Buche Die Neue Welt die erste Ausgabe der King James-Bibel freigegeben, die auf den eigenen Druckpressen der Gesellschaft in Brooklyn gedruckt worden ist. Das war ein mächtiges Stück Ausrüstung für das Werk.
14, 15. Wie entstand die Schule Gilead, und was ist ihre Geschichte bis heute?
14 Da Europa der Hauptschauplatz des Krieges und die freie Tätigkeit dort somit eingeschränkt war, konnte sich das Zeugniswerk südwärts nach den lateinischen Ländern hin ausdehnen, nach Zentral- und Südamerika und den Inseln des Karibischen Meeres. Doch bedurften die dorthin zu sendenden Arbeiter der Schulung. Im Sinn Bruder Knorrs entwickelte sich der Gedanke einer Missionar-Ausbildungsschule. Ein grosser dreistöckiger Backsteinbau war im Jahre 1940 in South Lansing, New York, auf der Königreichsfarm für den Fall einer Notlage erstellt worden. Warum ihn unbenutzt stehen lassen? Warum nicht Änderungen anbringen und ihn in eine Missionar-Ausbildungsschule umwandeln? Gerade das! Der Watch Tower-Direktionsausschuss war begeistert vom Gedanken, und so wurde das eingerichtet, was zuerst die Wachtturm-Bibel-Lehranstalt Gilead genannt wurde. Durch vertraulichen Brief, datiert vom 14. Dezember 1942, erhielt eine Anzahl Vollzeitdiener Jehovas Einladungen, sich zum Eintritt in diese Lehranstalt (jetzt Schule genannt) für den unentgeltlichen 5monatigen Kurs zu melden. Von den Bewerbern wurden 100 Personen für die erste Klasse Gilead-Studenten ausgewählt. Am 1. Februar 1943 wurde die Eröffnungsfeier unter dem Vorsitz Bruder Knorrs in der schönen Schulhalle im Beisein der Studentenschar, der Instruktoren und der anwesenden Glieder der Königreichsfarm-Familie durchgeführt. Weil damals Lateinamerika im Blickfeld lag, war Spanisch die fremde Sprache, die gelehrt wurde. Seither ist in verschiedenen Klassen oder Studenten-Gruppen auch Portugiesisch, Französisch, Italienisch und Japanisch gelehrt worden. Während der siebeneinhalb Jahre, seitdem diese Schule Gilead in Betrieb ist, wurden Studenten aus mehr als dreissig verschiedenen Ländern auf allen Kontinenten dorthin berufen.
15 Da zwei Studenten-Klassen im Jahr Gilead absolvieren, sind von dort aus über tausend besonders geschulte Vollzeitverkündiger in ausländische Missionarfelder geschickt worden. Jeder Abschlusstag ist ein grossartiges Ereignis! Die Abschlussfeier der fünfzehnten Klasse, 120 Studenten aus 32 Ländern, wird in einzigartigem Rahmen stattfinden, im Yankee-Stadion der Stadt New York. Weshalb dort? Sie soll dem Eröffnungstag der Internationalen Versammlung der Zeugen Jehovas von 1950 am Sonntag, 30. Juli, sein besonderes Gepräge geben.
WEITERE BAUTÄTIGKEIT
16. Was für eine Nachkriegs-Hilfsaktion wurde unternommen? Zu welchem Zweck?
16 Am Ende der West- und Ostphase des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 trat Jehovas sichtbare Organisation erwartungsvoll in die Nachkriegsperiode des Atomzeitalters ein, doch diesmal mit mehr Zeugen denn je zuvor und mit neuen Auslandszweigen und Missionarheimen. Die ganze Organisation war durchdrungen vom Geiste der Ausdehnung. Anlässlich des Sektions-Kongresses in Cleveland, Ohio, am 29. und 30. September 1945, kündigte Bruder Knorr an, dass eine Hilfsaktion unternommen werde, wobei die Gruppen der Zeugen Jehovas in gewissen Gebieten besonders Kleider beisteuern könnten. Kurze Zeit darauf wurden grosse Hilfsaktionen unter der Leitung des Hauptbüros Brooklyn durchgeführt, um mitzuhelfen, unsere Geschwister in jenen Ländern zum aktiven Dienst Jehovas wieder auszustatten, die vom Weltkrieg besonders schwer betroffen worden waren.
17. Wieso wurde der neue Bau für das Hauptbüro nötig?
17 Darauf kamen die Voranzeigen, dass die Stadt New York eine Super-Autobahn plane, die Brooklyn mit Manhattan verbinden soll. Sie würde der Furman-Strasse entlang gehen und vom Grund und Boden beanspruchen, den das Hintergebäude des Bethels einnahm, und zwar bis zu einer Tiefe von fünfzehn Metern. Da dieser Raum von der Stadt für die geplante Autobahn in Beschlag genommen wurde, musste soviel vom Bethelgrundstück wegfallen. Dadurch wurden viele Zimmer, die Küche, viel Raum vom Esszimmer und vom grossen Radiostudio samt dessen Platz für die Orgel abgeschnitten. Nur ein neues Bethel konnte das Problem lösen, vor dem wir plötzlich standen. Da kam der Donnerstag, der „Verkündiger-Ausrüstungstag,“ der 8. August 1946, am Theokratischen Kongress Fröhlicher Nationen der Zeugen Jehovas im Stadion Cleveland, wo etwa 58 000 aus 33 Nationen anwesend waren. An diesem Nachmittag wurde das neue Schulbuch für das Theokratische Dienstamt, betitelt „Ausgerüstet für jedes gute Werk“ [in Englisch] freigegeben. Es ist nun Abend. Der Präsident, Bruder Knorr, spricht über das Thema: „Die Probleme des Wiederaufbaus und der Ausdehnung“. Er gibt etwas Neues bekannt, die Aufteilung des ganzen Gebietes, wo gearbeitet wird, in Kreise von etwa zwanzig Gruppen oder Teilgruppen in einem Kreis, wobei jede Gruppe eines Kreises durch einen Kreisdiener besucht wird und wobei in jedem Kreis alle sechs Monate Kreisversammlungen stattfinden sollen. Doch sagt er noch etwas mehr: Um der erdenweiten Nachfrage nach Königreichsliteratur nachzukommen, muss die Druckerei in Brooklyn vergrössert werden. Um das benötigte Mehrpersonal des Büros und der Druckerei unterzubringen, ist ein neues Bethelheim zu errichten. Ferner muss die Watchtower-Radiostation WBBR an Kraft verstärkt und an Einrichtungen vergrössert werden. Und das Geld für all dies? Nein, es soll keines von kommerziellen Banken geborgt werden. Der sichtbaren Organisation Jehovas, seinem ergebenen Volke, soll das Vorrecht zukommen, das benötigte Kapital zu leihen, indem die 2-Prozent-Noten abgenommen werden, welche die Watchtower Society bald herausgeben werde. Der Jubel, der darauf folgte, war der Vorläufer eines Über-Zeichnens der Anleihe durch freigebige Herzen!
18. Welche Vorkehrungen wurden im Bethel getroffen, um dies zu ermöglichen?
18 Um für das Abbruchwerk, das bald beginnen sollte, Raum zu schaffen, verlegte man am darauffolgenden 12. Oktober die Radiobüros und das Rundfunkstudio vom Bethel zurück nach WBBR auf Staten Island. Das Esszimmer wurde in den Gesellschaftsraum des Bethels und die Bibliothek des Souterrains verlegt. Weil es an Platz für die Tische fehlte, nahmen nun die Glieder der Bethelfamilie ihre Mahlzeiten in zwei Schichten und mit Buffetbedienung ein. Die frühere Morgenbetrachtung am Frühstückstisch im Bethel, etwas, was vom ursprünglichen Bibelhaus in Allegheny (North Pittsburgh), Pa., herübergebracht worden war, musste fallengelassen werden. Das neue Bethelgebäude sollte vom bestehenden Bethel aus der Columbia Heights entlang südwärts bis ans Ende des Blocks an der Pineapple-Strasse gehen. Der Erwerb des Besitztums, das hier noch stand, erforderte ziemlich viel Zeit und aussergewöhnliche Ausgaben. Zu bewirken, dass die Mieter hernach diese Wohnungen verliessen, bedeutete ein weiteres Problem, das grosse Verzögerungen für den Beginn der neuen Bauarbeiten verursachte. Mittlerweile gingen die Baukosten stark in die Höhe. Für diejenigen Glieder der Bethelfamilie, die durch den Abbruch des fünfzehn Meter tiefen Hinterbaus des Bethels aus ihren Zimmern hinausgetrieben worden waren, wurden die Häuser 111, 113 und 151 Columbia Heights gekauft und ausserdem das Haus 34 Orange-Strasse verwendet. Dadurch wurde die Familie in geringstmöglichem Masse zerstreut. Das Wachtturm-Studium der Familie am Montagabend und die Theokratische Dienstamtschule mussten in den Königreichssaal der Brooklyner Zentral-Teilgruppe der Zeugen Jehovas an die Fulton-Strasse verlegt werden.
19. Wie wurde WBBR verbessert und die neue Ausrüstung für Radiosendungen eingeschaltet?
19 Viele Schwierigkeiten, die lästige Verzögerungen verursachten, waren zu überwinden, um sich all die Besitzungen und Plätze neben der Druckerei zu sichern. Schliesslich war der Weg frei zur Errichtung eines Druckereianbaus, wie dieser geplant und entworfen war. Doch noch vor diesem war WBBR vergrössert worden. Eine neue Senderausstattung wurde installiert, und drei neue Stahltürme wurden für WBBR auf Staten Island errichtet, die 123,3 m hoch sind. Am Dienstagabend, 25. Mai 1948, um 19 Uhr, wurde die alte Radioanlage aus der Luft ausgeschaltet und die neue Ausrüstung, deren Sendekraft von 1000 auf 5000 Watt erhöht worden war, eingeschaltet, um das Programm im Richtstrahl von den drei Stahltürmen aus quer durch das bisher undurchdringliche volkreiche Gebiet der Metropole von Gross-New-York-Stadt zu senden. Bruder Knorr weihte die Station WBBR mit ihrer neuen Ausrüstung und Kraft im alten Studio des Senders durch eine Radioansprache ein, worin er von der Ausdehnung der sichtbaren Organisation Gottes sprach. Bis zu jener Zeit erstatteten 233 578 Königreichsverkündiger auf der ganzen Erde monatlich Bericht über Felddienst. Bereits hatten tausend Studenten die Wachtturm-Bibelschule Gilead absolviert und 534 davon waren in 68 Länder und 85 verschiedene Missionarheime placiert worden. Es bestanden gute Aussichten auf weitere Ausdehnung.
20. Was für Gebäulichkeiten sind nun die Krone der Bauarbeiten im Hauptbüro?
20 Ein ungewöhnlich milder Winter von 1948 auf 1949 brachte überaus günstiges Wetter zum Beginn der Bauarbeiten am neuen Bethel. Die Bauarbeiten an der neuen Druckerei begannen im Januar 1949. Schliesslich kam auch die Zeit herbei, da man in die neuen Gebäulichkeiten einziehen konnte. Siehe, dort steht das neue Bethelheim, ein imposanter Bau von zehn Stockwerken, hoch über der Columbia Heights, überragt von einem rechteckigen Wachtturm. Oberhalb, über der neuen, freitragenden Autostrasse, die zwei Bahnen hat für Motorwagen und eine für Fussgänger, erhebt sich das Bethel in gebieterischer Stellung, indem es den ganzen Block von der Pineapple- bis zur Orange-Strasse einnimmt, wodurch seine Unterkunftsgelegenheiten auf mehr denn 450 Personen, zwei in einem Zimmer, erhöht worden sind. Etwa 800 Meter weiter weg steht die Druckerei samt ihrem Neubau, ein Gebäude von neun Beton-Stockwerken, und die ganze Druckerei erstreckt sich nun von der Adams- zur Pearl-Strasse, und ihr Parterre-Raum ist fast doppelt so gross geworden. Der Platz gestattet uns hier nicht, eine Beschreibung dieser schönen Gebäude zu geben, die Jehova Gott beschafft hat, um seine sichtbare Organisation auszurüsten, in guten Werken reicher denn je zu sein. Mögen die Bilder sie euch hiermit beschreiben!
[Bild auf Seite 253]
DAS BETHEL UND DIE NEUE AUTOBAHN Mitte vorn Ansicht dessen, was vom Bau von 1910 noch übrigblieb; links das Gebäude von 1927; rechts und hinten das zwölfstöckige Gebäude von 1950.