Fragen von Lesern
● Wie ist Lukas 22:44 hinsichtlich des Schweißes Jesu zu erklären, der zu Blut wurde? — L. G., Frankreich.
Jesus stand im Garten Gethsemane unter einer großen inneren Gefühlserregung, und dieses ungewöhnliche Vorkommnis trat ein, als er betete. In Lukas 22:44 (NW) heißt es: „Er geriet in angstvolles Ringen und betete noch ernstlicher, und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die zur Erde fielen.“ Es wird nicht gesagt, daß sein Schweiß buchstäblich Blut geworden sei, sondern es heißt nur „wie Blutstropfen“. Unter dem Titel „Gethsemane — Wachen und beten“ hieß es im englischen Wachtturm vom 15. Februar 1901: „Lukas, der ein Arzt war, sagt, daß er [Christus] ‚in angstvollen Kampf‘ geriet, in ein Ringen; denn die im Griechischen gebrauchten Wörter verraten einen Kampf, der an Wucht und Heftigkeit zunahm, so daß ‚sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde‘; und dieser blutige Schweiß ist Ärzten heute nicht unbekannt, obwohl er sehr selten vorkommt. Er kennzeichnet eine äußerste Spannung der Gefühle, des Kummers, der dem Tode nahe ist.“
Weiteres Licht auf die Frage, was dies eigentlich gewesen sein mag, gibt uns die neuzeitliche Wissenschaft, die, weit davon entfernt, dem zu widersprechen, was die Bibel über diese Sache sagt, zeigt, daß sein Schweiß tatsächlich hat werden können „wie Blutstropfen“. Zum Beispiel wurde im Science News Letter am 30. August 1952 berichtet: „Gewisse Leute scheinen wirklich ‚Blut zu schwitzen‘. Die rote Farbe in ihrem Schweiß kommt von einem Pigment, das in gewissen (saprokrinen) Drüsen hergestellt wird. Diese Hautdrüsen schwitzen normalerweise unmerkliche Mengen einer milchigen weißen Flüssigkeit aus, scheiden aber bisweilen ein Pigment oder einen Farbstoff in die normalerweise farblose Flüssigkeit ab. Wenn der Schweiß trocknet, bleibt das Pigment und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich … Rot oder irgendwelche andere Farbe zu schwitzen, ist als Chromidrosis (Hautkrankheit) bekannt. Gewisse Fälle werden offensichtlich von Chemikalien oder Drogen verursacht, die in den Körper aufgenommen worden sind. Seit Hunderten von Jahren ist bekannt, daß Arbeiter in Kupferminen manchmal grünen Schweiß haben, und daß Patienten roten Schweiß aufweisen können, nachdem sie eine gewisse Medizin eingenommen haben. In diesen Fällen jedoch ist der Schweiß auf dem ganzen Körper gefärbt; und der Ursprung der Farbe von außen her ist lange bekannt gewesen. Die Art von Chromidrosis, welche bis jetzt unerklärt blieb, ist auf kleine Stellen am Körper beschränkt. Sie tritt gewöhnlich in den Armhöhlen auf, mag aber irgendwo an der Haut vorkommen. Sie erscheint nur bei Erwachsenen, oft als Folge von Gefühlserregungen. Der Schweiß kann grün, blau, schwarz, gelb, braun oder blutrot sein. Im letzteren Fall ist dieser Zustand von Laien bisweilen buchstäblich als ein ‚Blutschwitzen‘ angesehen worden.“
Ob dies die genaue Erklärung dessen sei, was im Fall Jesu geschah, kann man natürlich nicht wissen. Doch enthält sie entschieden wissenschaftliche Anzeichenbeweise dafür, daß es für Schweiß möglich ist, „wie Blutstropfen“ zu sein. Auch zeigt die oben erwähnte wissenschaftliche Nachricht, daß dieses ungewöhnliche Vorkommnis „oft eine Folge von Gefühlserregung“ ist. Bestimmt war die Gefühlserregung zur Zeit, da Jesus in angstvollem Ringen in Gethsemane betete, groß genug, daß er Schweiß haben konnte, der „wie Blutstropfen“ wurde.
● Einige Gelehrte behaupten, der Brief an die Epheser sei nicht an die in Ephesus Wohnenden gerichtet worden, sondern sei der Brief an die Laodicäer gewesen, der in Kolosser 4:16 erwähnt wird, und ein gewisser Grund hierfür liege darin — so sagt man —, daß die Worte „die in Ephesus sind“, wie sie sich in Epheser 1:1 der King-James-Bibel vorfinden, eine Hinzufügung zum Texte seien. Ist ihre Auffassung richtig? — H. J., Chile.
Daß zu einer Zeit tatsächlich ein Brief an die Laodicäer existierte, scheint Kolosser 4:16 zu bestätigen. Haben wir ihn heute? Oder besitzen wir eine Kopie davon? Vielleicht haben wir sie, vielleicht auch nicht. Er mag inspiriert gewesen sein oder auch nicht. Wenn er aber nicht inspiriert war, so bedeutet dies doch nicht, daß er falsch war, ebensowenig als irgendwelche Erklärungen, die wir heute abgeben, notwendigerweise falsch sein müssen, bloß weil sie nicht inspiriert sind. Eine Erklärung kann absolut wahr sein, auch wenn sie nicht inspiriert ist. Wenn also der Brief an die Laodicäer nicht inspiriert war, so macht ihn dies noch nicht zu einem falschen Briefe. Allein die Tatsache, daß er im Bibelkanon nicht enthalten ist, zeigt nicht, daß er falsch war. Er wurde nicht darin aufgenommen, weil er zweifellos für uns heute nicht nötig ist; andere Briefe, die darin enthalten sind, mögen dieselben Punkte für uns behandeln. Ihn einzuverleiben, hätte vielleicht eine unnütze Verdoppelung bedeutet.
Der Gedanke eines Duplikates bringt uns zu einer Betrachtung des Briefes an die Epheser. Die Einleitung lautet; „Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, an die Heiligen, die in Ephesus sind, und an die an Christus Jesus Gläubigen.“ (Eph. 1:1, KJ, s. auch Lu) Indes lassen viele Manuskripte den Ausdruck „in Ephesus“ aus, und in Griechisch heißt es nur „den Heiligen, die sind“, ohne Ortsangabe. Die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) gibt diesen Vers wie folgt wieder: „Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, an die Heiligen, die auch Treue sind in Einheit mit Christus Jesus.“ Sie läßt „in Ephesus“ aus, und die Fußnote sagt, daß die Worte „die sind“ folgenden Manuskripten entsprechen; dem Sinaitischen, Vatikanischen Nr. 1209 und Chester Beatty Papyrus Nr. 2, welche die Symbole א, B, P46 tragen. Indes findet sich der Ausdruck „die in Ephesus sind“ in den Manuskripten, die als das Alexandrinische, das Bezae, die Vulgata und die syrische Peschitta-Version bekannt sind.
Angesichts dieser Tatsachen geht die gegebene Erklärung darauf hinaus, daß der Brief an die Epheser ein Vorlage-Brief war, und daß Paulus mehrere Kopien dieses Briefes anfertigen und nach den Worten „die sind -------------“ leer ließ, denn dort mußte die Adresse, an welche eine besondere Abschrift gehen sollte, eingesetzt werden. Wir wissen, daß viele Organisationen heute, die Watch Tower Bible and Tract Society inbegriffen, Vorlage-Briefe benutzen, worin ein leerer Raum gelassen wird, der je nach der Bestimmung auszufüllen ist. Es mag sein, daß einer dieser Vorlage-Briefe von Paulus nach Ephesus und ein weiterer nach Laodicäa gesandt wurde, und da der Brief nach Laodicäa ein genaues Duplikat des an die Epheser geschickten war, wurde er nicht als Bestandteil des Bibelkanons aufbewahrt. Der an die Epheser gerichtete war es, der aufbewahrt wurde.
Das Vorangehende ist eine sinnreiche Darlegung und erklärt gewisse Dinge. Wir können es als interessante Möglichkeit betrachten. Auf jeden Fall glauben wir, daß der Brief an die Epheser gerade dies ist, und nicht derjenige an die Laodicäer, der in Kolosser 4:16 erwähnt wird. Der Brief an die Laodicäer mag das Duplikat eines Vorlage-Briefes gewesen sein, eine Wiederholung von Punkten, die in anderen kanonischen Briefen schon hinreichend behandelt worden waren, oder mag uninspiriert gewesen sein oder mag Stoff behandelt haben, der für uns heute unnötig ist. Aus all diesen Gründen mag er aus dem inspirierten Bibelkanon ausgelassen worden sein.