Fragen von Lesern
● Sollten wir Jesus anbeten? — G. B., Äthiopien.
Die Geistlichkeit der Christenheit, die an eine Dreieinigkeit als Hauptlehre des Christentums glaubt, wird diese Frage mit einem entschiedenen Ja beantworten. Dies ist zu erwarten, denn sie glaubt, Jesus anzubeten sei dasselbe, wie Gott den Vater und Gott den Heiligen Geist anzubeten, denn diese drei — so glaubt sie — seien Drei Personen, die auf geheimnisvolle Weise e i n e n Gott bildeten. Die englische King-James-Bibel wurde durch Dreieinigkeitsanhänger übersetzt, und zweifellos aus diesem Grunde gaben die Übersetzer das griechische Wort proskyneʹo mit dem Wort „anbeten“ [ebenso Lu] wieder, wenn es sich auf Jesus bezog. In der Tat, in jedem Fall, da es in den Christlichen Griechischen Schriften vorkommt, gaben sie dieses griechische Verb konsequenterweise mit „anbeten“ wieder. So lesen wir, wie die Weisen oder Magier den Jesusknaben anbeteten und wie Personen, die sich Jesus nahten oder Heilung von ihm empfingen oder Gunstbezeugungen von ihm erbaten, Jesus auf Erden „anbeteten“.
Wir bemerken jedoch, daß in der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften in all den Fällen, da Jesus als einem Menschen auf Erden solche Aufmerksamkeit zuteil wurde, dieses griechische Verb nicht mit „anbeten“ übersetzt worden ist, sondern mit „huldigen“. Dies ist im Einklang mit der Tatsache, daß dieses griechische Verb proskyneʹo, das in der griechischen Septuaginta-Übersetzung der Hebräischen Schriften öfters vorkommt, für Menschen wie Joseph, den Sohn Jakobs, und Boas, den Wohltäter Ruths, gebraucht wird. In diesen letzteren Fällen könnte proskyneʹo nicht „anbeten“ bedeuten, sondern heißt einfach niederbeugen oder einer Person mit tiefem Respekt huldigen. Ebenso muß es eine solch äußerliche Respektbezeugung gewesen sein, die Jesus auf Erden erwiesen wurde, weil er als Gottes Vertreter, Diener und Prophet und als der Sohn Davids angesehen wurde, der der messianische König sein sollte. Vor den Königen des alten Israel beugte man sich gewöhnlich zur Huldigung nieder. Die Neue-Welt-Übersetzung entzieht Jesus, dem Sohne Gottes, keine Ehre, wenn sie dieses griechische Verb so wiedergibt, daß es Huldigung gegenüber Jesus, als er auf Erden weilte, bedeuten soll.
Es ist indes zu beachten, daß es noch andere griechische Wörter gibt, welche die King-James-Bibel mit „anbeten“ wiedergibt, doch kein einziges dieser griechischen Verben bezieht sich auf Jesus, um zu zeigen, daß diese Handlung ihm gegenüber befohlen oder ausgeführt worden sei. Gewiß meinte Jesus, wenn es in Lukas 14:10 (KJ) heißt: „Dann wirst du Anbetung [doʹxa] haben in der Gegenwart derer, die mit dir beim Mahle sitzen“, nicht, daß ein menschlicher Gast, dem bei einem jüdischen Mahl ein höherer Platz gegeben wurde, angebetet werden sollte, sondern lediglich, daß er „Ehre haben“ sollte, wie die Neue-Welt-Übersetzung hier [und auch viele deutsche Bibeln] das Wort [doʹxa] wiedergibt. Wir sehen, daß die Christlichen Griechischen Schriften einen Unterschied machen zwischen Jehova Gott und seinem Sohne Jesus Christus, indem sie Wörter, die mit „anbeten“ wiedergegeben werden, für Gott reservieren unter Ausschluß von Jesus.
Als Satan, der Teufel, Jesus versuchen wollte, den Widersacher anzubeten, sagte Jesus zum Versucher nicht: ‚Bete mich an‘, sondern sagte: „Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten [proskyneʹo], und ihm allein sollst du heiligen Dienst [latreuʹo] darbringen.“ (Matth. 4:10, NW; Luk. 4:8) Zur Samariterin sagte Jesus, wobei er sich selbst einschloß: „Ihr betet an [proskyneʹo], was ihr nicht kennt; wir beten an [proskyneʹo], was wir kennen; denn die Errettung kommt von den Juden her … die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten … Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten.“ (Joh. 4:22-24, NW) Selbst nach seiner Verherrlichung im Himmel änderte Jesus seine Taktik nicht, die Anbetung auf Gott, seinen Vater, statt auf sich selbst hinzulenken. In der Offenbarung, die Gott Jesus gab, wird gezeigt, daß die reine Anbetung Jehova Gott, dem Höchsten, gebührt. (Siehe Offenbarung 4:10; 5:14; 7:11; 11:16; 14:7; 15:4; 19:4, 10) Und als Johannes zu den Füßen des Engels niederfiel, den Jesus gesandt hatte, um die Offenbarung zu überbringen, sagte der Engel zu Johannes: „Bete Gott an.“ (Off. 19:10; 22:9) Somit sollte die Anbetung Jehova Gott dargebracht werden, obwohl Lob, Ruhm und Preis dem verherrlichten Jesus, dem Lamme, und auch Gott, seinem Vater, zugeschrieben werden sollen.
In Hebräer 1:6 (NW) lesen wir: „Wenn er aber seinen Erstgeborenen wiederum in die bewohnte Erde einführt, sagt er: ‚Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.‘“ Da das griechische Verb hier proskyneʹo ist, hätte man es auch mit „verehren“ oder „huldigen“ übersetzen können wie in all den vorangehenden Fällen, da es in Verbindung stand mit Jesus, als er als Mensch auf Erden weilte. Dasselbe Wort wird im Griechischen gebraucht, um jene anzureden, die Glieder der verherrlichten Versammlung oder „Braut“ werden, und zwar in den Worten von Offenbarung 3:9 (NW): „Siehe! Ich werde jene aus der Synagoge Satans [hin]geben, die sagen, sie seien Juden, und sind es doch nicht, sondern lügen — siehe! ich werde machen, daß sie kommen und vor deinen Füßen huldigen [proskyneʹo] und erkennen, daß ich dich geliebt habe.“ Sie werden nicht angebetet werden.
Es wird nicht gefordert, daß dem gesalbten König, den Jehova Gott auf seinem heiligen Berg Zion einsetzt, nämlich seinem Sohne Jesus Christus, Anbetung gezollt werde, sondern gebührende Unterwürfigkeit und Respekt werden von den Königen und Richtern der Erde in den Worten verlangt: „Dienet Jehova mit Furcht, und freuet euch mit Zittern! Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege, wenn nur ein wenig [bald, AS] entbrennt sein Zorn.“ (Ps. 2:11, 12) Dies stimmt mit der Anerkennung überein, die nach den Worten des Apostels Paulus in Philipper 2:9-11 (NW) dem verherrlichten Jesus von aller lebenden Schöpfung noch gezollt werden soll: „Gott erhöhte ihn zu einer übergeordneten Stellung und gab ihm huldvoll den Namen, der über jedem anderen Namen ist, so daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, derer im Himmel und derer auf Erden und derer unter der Erde, und jede Zunge öffentlich bekenne, daß Jesus Christus der Herr ist zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ Das Knie wird gebeugt im Namen Jesu als des Herrn und zur Anbetung des Vaters als Gott, und die Zunge bekennt öffentlich, daß Jesus Christus der Herr ist, doch geschieht dies zur Verherrlichung Gottes, des Vaters, und all dies zeigt die Überlegenheit des Vaters. So geschieht es, „damit alle den Sohn ehren, gleichwie sie den Vater ehren“. — Joh. 5:22, 23, NW.
Da also die Schrift lehrt, daß Jesus Christus keine trinitarische Teilperson Gottes, des Vaters, ist, sondern eine Person für sich, nämlich der Sohn Gottes, muß die Antwort auf die obige Frage sein, daß dem jetzt im Himmel verherrlichten Jesus Christus keine besondere Anbetung gezollt werden soll. Unsere Anbetung gebührt Jehova Gott. Indes bezeugen wir die richtige Achtung für Gottes einziggezeugten Sohn, indem wir unsere Anbetung Gott durch den Namen Jesu Christi und in diesem Namen darbringen. Selbst jetzt, wenn wir im Gebet niederknien, wie Paulus es gemäß Epheser 3:14-19 tat, bringen wir ein Gebet im Namen Jesu Christi und im Gehorsam gegen seine eigenen Anweisungen dar (Joh. 15:16; 16:23-26), aber das Gebet selbst wird nicht an Jesus gerichtet, sondern an Gott, seinen Vater. Auf diese Weise bewahren wir die Dinge in ihren bezüglichen Stellungen.