Eine Welt ohne verschlossene Türen
IST so etwas möglich? Wird es je möglich sein, daß die Menschen sich sicher fühlen können, ohne daß sie alles, was sie besitzen, sorgfältig abschließen? Wird es je so weit kommen, daß man sein Leben lang ohne Schlüsselbund oder überhaupt ohne einen Schlüssel sein kann?
Nach den Zuständen in der heutigen Welt zu urteilen, müßte diese Frage mit einem entschiedenen Nein beantwortet werden. Unser Eigentum ist in unserer modernen Zivilisation nicht mehr sicher. Wir mögen etwas noch so sorgfältig einschließen, es kann trotzdem von einem geschickten Dieb gestohlen werden. Diese Tatsache wurde auch in der Dezember-Ausgabe von 1956 der Kiplinger Zeitschrift Changing Times hervorgehoben. Es hieß dort: „Ein Berufseinbrecher kann beinahe in jedes Haus eindringen. Du solltest bestrebt sein, dem Gelegenheits- oder Amateureinbrecher die Sache schwer zu machen, der durch ein schlecht bewachtes Haus angelockt wird. Wenn dein Haus gut bewacht ist, wird es keinem Amateur gelingen, hineinzukommen, und selbst ein Berufseinbrecher mag es in einem solchen Falle vorziehen, einige Häuser weiterzugehen und sich ein leichteres Objekt zu wählen. Oder wenn er es bei deinem Haus versucht, mögen die Schwierigkeiten, die er dabei hat, seine Arbeit dermaßen verzögern, daß ihn die Polizei erwischen kann. Schließe also dein Haus nachts, oder wenn du fortgehst, ab.“
Der Gelegenheits- oder Amateureinbrecher könnte ein Vorübergehender oder sogar ein Nachbar sein. Es scheint viele Durchschnittsmenschen zu geben, die nicht zögern, etwas zu entwenden, wenn sie denken, sie könnten ungestraft davonkommen. In Industriebetrieben verschwinden immer wieder Instrumente und andere Gegenstände, die von Angestellten, denen man vertraut, mitgenommen werden. Viele Bauarbeiter entwenden Werkzeuge und Baumaterialien, und manche Restaurant- und Hotelgäste lassen Bestecke oder Handtücher mitgehen. Doch diese Leute würden sich niemals als Diebe betrachten.
Dann gibt es Leute, die sich ohne Erlaubnis etwas borgen, mit der vollen Absicht, es zurückzugeben, aber oft sieht der Eigentümer das Geborgte nie mehr wieder. Auch diese Leute würden sich niemals als Diebe betrachten. Doch machen sie es durch ihr unverantwortliches, unredliches Handeln ebenso notwendig wie die Einbrecher, daß die Leute alles abschließen. Die Zivilisation dieser Welt steht in technischer Hinsicht offensichtlich auf einer hohen Stufe, was aber die Moral betrifft, hat sie einen Tiefstand erreicht.
Wären verschlossene Türen aber noch nötig, wenn eine moralisch hochstehende Zivilisation geschaffen werden könnte, eine Zivilisation, in der jeder das Eigentum des anderen respektieren würde? Hätte man in einer solchen Zivilisation noch Ursache, um die Sicherheit seines Eigentums zu bangen? Müßte man dann noch jedesmal, bevor man sein Haus verläßt, nachsehen, ob alle Fenster zu und die Türen verschlossen sind? Müßte man noch ständig einen rasselnden Schlüsselbund mit sich führen?
Eine solche Zivilisation wäre möglich, wenn alle Bewohner der Erde die Grundsätze des Wortes Gottes respektieren und befolgen würden. Wenn sie dies täten, dann gäbe es keine Diebe und auch keine Personen mehr, die etwas borgen, ohne sich verantwortlich zu fühlen, es zurückzugeben. Dann könnte jeder das, was er erarbeitet hat, behalten und genießen. Es würde nie mehr vorkommen, daß sich jemand seines Eigentums beraubt sähe. Man brauchte nicht mehr ab- oder einzuschließen; man könnte allen Passanten und auch allen Nachbarn trauen.
Die Zeit ist nun nahe herbeigekommen, in der die Bewohner der Erde nach diesen Grundsätzen leben werden. Gott hat sich vorgenommen, daß es so sein soll, und er führt sein Vorhaben stets durch. Der Prophet Jesaja sagte einmal, daß, wenn Gottes „Gerichte die Erde treffen . . . die Bewohner des Erdkreises“ Gerechtigkeit lernen werden. — Jes. 26:9.
Alle Bürger der neuen Welt, die Gott aufzurichten beschlossen hat, werden die gerechten Grundsätze der Heiligen Schrift kennen und danach leben. Dazu gehört auch, daß sie Liebe zueinander an den Tag legen, und wie könnte ein Mensch, der das tut, noch stehlen? Liebe und Unehrlichkeit sind unvereinbar.
Es könnte sich aber jemand fragen, wie eine solche Welt zustande kommen könnte, da es doch so viele habgierige, selbstsüchtige Menschen und Diebe gibt, die sich nie ändern würden. Wie könnte eine Welt ohne verschlossene Türen Wirklichkeit werden, solange auch nur einer dieser Menschen noch am Leben wäre? Die Antwort ist einfach. Es wird keiner von ihnen am Leben bleiben. „Noch um ein Kleines, und der Gesetzlose ist nicht mehr; und siehst du dich um nach seiner Stätte, so ist er nicht da.“ „Jehova bewahrt alle, die ihn lieben, und alle Gesetzlosen vertilgt er.“ — Ps. 37:10; 145:20.
In Gottes neuer Welt werden Menschen, die nicht nach seinen hohen sittlichen Maßstäben leben wollen, keinen Platz haben. Sie werden in der kommenden Schlacht, in Harmagedon, zu der Zeit, da Jehova Gott an dem gegenwärtigen bösen System der Dinge Gericht üben wird, aus dem Dasein ausgetilgt werden. Sie werden ‚nicht mehr da sein‘. Nur jene Menschen werden diese Schlacht überleben, die ihren Sinn und ihr Leben umgewandelt haben, wie der Apostel Paulus es zu tun ermahnte: „Und formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet dadurch umgewandelt, daß ihr euren Sinn neu gestaltet, damit ihr euch selbst von dem guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes überzeugen mögt.“ — Röm. 12:2, NW.
Diese neue Welt wird von Gottes eingesetztem König, Christus Jesus, in Gerechtigkeit regiert werden, und die Bewohner der Erde werden nach gerechten Grundsätzen leben. Die heutigen Zustände, die den Nährboden für die Unehrlichkeit bilden, werden dann nicht mehr bestehen. Für gesetzlose Personen wird es keine Möglichkeit mehr geben, sich innerhalb der menschlichen Gesellschaft zu bewegen und das Leben der Sanftmütigen und Friedfertigen unsicher zu machen. Niemand wird dann noch etwas, das ihm wertvoll ist, einschließen müssen.
Was der Mensch dann erarbeitet, wird er auch behalten und genießen können. Er wird nicht eines Tages sterben und seine Besitztümer einem anderen überlassen müssen. „Und sie werden Häuser bauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen, sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen; denn gleich den Tagen der Bäume sollen die Tage meines Volkes sein, und meine Auserwählten werden das Werk ihrer Hände verbrauchen [lange genießen. AS]. Nicht vergeblich werden sie sich mühen.“ — Jes. 65:21-23.
Gottes neue Welt wird die Lösung unserer Fragen bringen. In dieser Welt wird es keine verschlossenen Türen mehr geben. Die Menschen werden sich sicher fühlen; sie werden keine Schlüssel mehr bei sich haben müssen, ja werden um ihr Hab und Gut überhaupt nicht mehr zu bangen brauchen. Es wird nicht mehr nötig sein, nachts das Haus abzuschließen, weil sie sonst befürchten müßten, Einbrecher anzulocken. In dieser neuen Welt wird man nach den höchsten sittlichen Maßstäben leben.