Vierzigmal mehr Vortragsbesucher in Ghana
UM „diese gute Botschaft vom Königreich“ zu verkündigen, veranstalten Jehovas Zeugen auch öffentliche Vorträge. Wenn ihre Bemühungen, diese bekanntzumachen, dadurch belohnt werden, daß zehn Prozent mehr Besucher in ihrem Königreichssaal erscheinen, dann sind sie dankbar, und wenn die Öffentlichkeit in dem Maße ihrer Einladung folgt, daß eine hundertprozentige Zunahme an Besuchern zu verzeichnen ist, wie dies zum Beispiel vor kurzem bei der Bezirksversammlung in São Paulo, Brasilien, der Fall war, dann schätzen sie sich glücklich. Als aber ein reisender Beauftragter der Wachtturm-Gesellschaft in Ghana über einen öffentlichen Vortrag Bericht erstattete, bei dem 4000 % mehr Besucher anwesend waren, fand man dies so außergewöhnlich, daß man eine Erklärung dafür verlangte. Sie lautete, kurz gesagt, wie folgt:
Der öffentliche Vortrag fand im Frühjahr 1957 in B., im Nordterritorium von Ghana, statt. Früher hatte sich der oberste Häuptling dort geweigert, die Veranstaltung von öffentlichen Vorträgen im Freien zu gestatten. Wenn auch die Bevölkerung selbst etwas rückständig ist, ist sie doch freundlich und diskutiert gern über die sozialen Verhältnisse und die hohen Lebenskosten. Was aber die Religion betrifft, so haben die meisten ihre eigene Überzeugung, sie huldigen nämlich dem Ahnenkult. Die Zeugen Jehovas stoßen deshalb auf beträchtlichen Widerstand, weil sie nur Jehova anbeten.
In einem Nachbardorf wurde ihr Werk verboten, weil eine Frau nicht mehr nach den afrikanischen Bräuchen leben, sondern sich an die Bibel halten und ein sittenreines Leben als Zeugin Jehovas führen wollte, und man vertrieb sie sogar aus dem Dorf. In einem anderen Dorf wurde das Lokal, in dem die Zeugen zu ihren Studien zusammenkamen, vom Dorfhäuptling und den Ältesten beschlagnahmt. Weshalb? Weil das Grundstück, auf dem das Gebäude stand, abgeschiedenen Ahnen gehörte, und diese hätten es nicht geduldet, daß dort ein Rivale, wie Jehova, angebetet worden wäre! Eine Pöbelrotte drang sogar während einer Versammlung in den Haupt-Königreichssaal ein. Die Unruhestifter wurden von einem Katholiken angeführt, der wütend war, weil seine Schwester sich den Zeugen Jehovas angeschlossen hatte.
Bei diesem Besuch nun nahm sich der Beauftragte der Gesellschaft vor, mit den verschiedenen maßgebenden Persönlichkeiten und den Häuptlingen Fühlung zu nehmen. Das hatte nicht nur zur Folge, daß das Studienlokal, das den Zeugen weggenommen worden war, zurückgegeben, sondern daß ihnen auch ein schöner Platz zur Verfügung gestellt wurde, an dem sie am Sonntagvormittag einen öffentlichen Vortrag halten konnten. Der Vertreter der Gesellschaft spornte die Zeugen an, sich vollzählig an der Ankündigung des Vortrages zu beteiligen.
Am Sonntagvormittag, früh um acht Uhr, versammelten sie sich alle, obwohl einige eine Strecke von über 20 km zurückzulegen hatten und ihnen keine modernen Verkehrsmittel zur Verfügung standen. Es war zufällig „Markttag“, und dieser lockt im Nordterritorium gewöhnlich viele Bewohner aus den Nachbardörfern herbei, weil er stets mit vielen Festlichkeiten verbunden ist, und es wird viel gekauft und verkauft. Solche Gelegenheiten benutzen die jungen Männer auch, um auf Freiersfüßen zu gehen. Sie suchen ein Mädchen mit Gewalt zu erwischen und es mit Hilfe ihrer Freunde auf den Schultern in das Haus des „Bräutigams“ zu tragen.
Um 8.30 Uhr zogen die Zeugen in den Predigtdienst aus. Die fünfzehn Straßen und Fußwege, die in die Stadt führen, wurden von je einem Zeugen besetzt, so daß jedermann von dem Vortrag erfuhr. Andere von ihnen gingen in den Geschäfts- und Wohnvierteln von Haus zu Haus, hielten Predigten, boten biblische Schriften an und verteilten Handzettel. Trotz des unfreundlichen Wetters verbrachten die Brüder zweieinhalb Stunden eifrig beim Zeugnisgeben.
Der öffentliche Vortrag begann pünktlich um 11 Uhr, und zu der Zeit waren 300 Personen anwesend, darunter auch die fünfunddreißig Zeugen und ihre Freunde. Ein Zeuge übersetzte die Worte des Redners in die Frafra-Sprache. Zehn Minuten später hatte sich die Zuhörerschaft bereits verdoppelt, und beim Höhepunkt der Ansprache waren 1448 Personen anwesend, also 4000 % oder vierzigmal mehr.