Warum feiern wir das Abendmahl des Herrn?
Jehova, Gott, gebot Christen durch seinen Sohn, das Abendmahl zu feiern. Wenn man dessen Bedeutung versteht, leuchtet es einem ohne weiteres ein, warum es gefeiert werden soll.
WAS ist unter dem Abendmahl des Herrn zu verstehen, und warum sollte es gefeiert werden? Mit dem Ausdruck „des Herrn Abendmahl“ wird eine Feier bezeichnet, die Jesus in der Nacht seines Verrats einsetzte. Sie umfaßt, kurz gesagt, folgendes: eine biblische Erörterung, ein Dankgebet und die Austeilung von Brot und Wein. In gewissen Kreisen nennt man es die Eucharistie, weil Jesus bei dieser Gelegenheit ‚Dank sagte‘. Es wird auch als die Kommunion und die Messe bezeichnet. Doch zweifellos ist die Bezeichnung „des Herrn Abendmahl“ am zutreffendsten. — 1. Kor. 11:20, NW.
Viele angebliche Christen, zum Beispiel die Quäker, halten die Feier für unnötig und bezeichnen sie als eine Überbetonung „unnützer Äußerlichkeiten“. Sie stützen sich dabei auf die Stellen, wo gesagt wird: „Das Königreich Gottes bedeutet nicht Essen und Trinken“, und: „Niemand richte euch in bezug auf Essen und Trinken.“ Wenn wir diese Texte jedoch im Zusammenhang betrachten, sehen wir, daß der Apostel Paulus, der diese Worte niedergeschrieben hat, in diesen Fällen gar nicht vom Abendmahl des Herrn spricht, sondern von den Einschränkungen, die das mosaische Gesetz den Juden auferlegte. Wir dürfen diese Texte nicht einfach aus dem Zusammenhang reißen, um sie dazu zu benutzen, Jesu deutliche Worte: „Tut dies immer wieder zu meinem Gedächtnis“, zu widerlegen. — Röm. 14:17; Kol. 2:16; Luk. 22:19, NW.
Ferner wird in gewissen liberalen Kreisen behauptet, Jesus habe nicht daran gedacht, einen Ritus einzusetzen. Sie weisen darauf hin, daß das Gebot, das Abendmahl des Herrn zu feiern, nur in den Schriften des Lukas und des Paulus zu finden sei, und bekritteln die unbedeutenden Abweichungen in den Berichten des Matthäus, Markus, Lukas und Paulus. Wenn wir jedoch glauben, daß die Christlichen Griechischen Schriften wirklich Gottes Wort sind — was eigentlich jeder Christ tun sollte —, dann genügt uns auch der Bericht eines Schreibers, um daran zu glauben, und dann wird es uns auch klar, wieso ein Bericht vollständiger sein konnte als ein anderer. Wir nörgeln dann auch nicht an kleineren Abweichungen herum, die lediglich bestätigen, daß die verschiedenen Schreiber — von denen Matthäus übrigens der einzige Augenzeuge war — ihre Berichte unabhängig voneinander geschrieben haben.
KEIN OPFER, KEIN SAKRAMENT
All das zeigt deutlich, daß das Abendmahl des Herrn aus dem Grunde gefeiert werden sollte, weil Christus es angeordnet hat. Doch weshalb ordnete er es an? Etwa, weil sich bei dieser Gelegenheit das Brot und der Wein buchstäblich in sein Fleisch und Blut verwandeln, was als „Transsubstantiation“ bezeichnet wird? Wird Jesus wirklich jedesmal, wenn das Abendmahl des Herrn gefeiert wird, für unsere Sünden geopfert? Diese Ansicht vertreten nämlich jene, die sagen, Jesus habe damals das größte Wunder gewirkt. Wäre dies aber möglich gewesen, wenn er doch, als er sagte: „Nehmet hin, das ist mein Leib … Das ist mein Blut“, sein Fleisch und sein Blut noch besaß? Und ist es nicht befremdend, daß dieses größte aller Wunder Jesu von keinem Bibelschreiber erwähnt wird, wenn es das erstaunlichste Wunder war? — Mark. 14:22, 23, AB.
Tatsächlich wird in der römisch-katholischen Übersetzung von Knox (engl.) das Wort ist in Verbindung mit dem Abendmahl des Herrn gebraucht, und zwar in den Worten Jesu: „Das ist mein Leib … das ist mein Blut.“ In einem ähnlichen Fall, nämlich im Gleichnis vom Sämann, wird das gleiche Wort mit „vertritt“ übersetzt. „Das, was auf den guten Boden fiel, vertritt jene, die das Wort hören“ usw. Ist es nicht vernünftiger, anzunehmen, daß, wenn Jesus das Wort „ist“ im Gleichnis vom Sämann im Sinne von „vertritt“ anwandte, er es im Falle des Brotes und des Weines im gleichen Sinne anwandte, anstatt zu behaupten, er habe dadurch sein bemerkenswertestes Wunder gewirkt? Ganz bestimmt. Und aus diesem Grunde lesen wir in den Übersetzungen von Moffatt und Williams sowie in der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.): „Dies bedeutet meinen Leib“, oder: „Dies stellt meinen Leib dar.“ — Luk. 8:15 (siehe auch Me).
Was nun die Behauptung betrifft, daß das Abendmahl des Herrn eine unblutige Wiederholung des Opfers Christi sei, ist vor allem zu sagen, daß ein solches Opfer keine Sünden hinwegnehmen könnte, denn wir lesen: „Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.“ Deshalb verbot Gott den Israeliten, Blut zu essen. „Denn die Seele des Fleisches ist im Blute, und ich selbst habe es für euch auf den Altar gegeben, um für eure Seelen Sühne zu erwirken; denn das Blut ist es, das Sühne erwirkt.“ Und deshalb ‚reinigt uns das Blut Jesu, seines Sohnes, von aller Sünde‘. Paulus betont ebenfalls (besonders in Hebräer, Kapitel 9) wiederholt, daß Christus nur einmal starb und nicht mehr sterben wird. Es ist somit ganz klar, daß durch ein wiederholtes, unblutiges Opfer keine Sünden getilgt werden können. — Heb. 9:22; 3. Mose 17:11; 1. Joh. 1:7, NW.
Viele protestantische Organisationen, die die Lehre von der Transsubstantiation ablehnen und nicht glauben, daß das Abendmahl des Herrn ein Opfer sei, lehren dennoch, daß es ein Sakrament sei. Was ist ein Sakrament? Ein Sakrament ist eine religiöse Handlung, von der gesagt wird, sie vermittle denen Gnade, die sie beobachten. Kann das vom Abendmahl gesagt werden, und ist, wie Luther behauptete, die Sündenvergebung dabei wirklich „das Wesentlichste“?
Es gilt vor allem zu beachten, daß in der Heiligen Schrift nirgends ein Sakrament erwähnt wird. Das wird in McClintock and Strong’s Cyclopædia treffend bestätigt, indem dort — obwohl deren Herausgeber die Auffassung vertreten, das Abendmahl des Herrn sei ein Sakrament — dennoch folgendes gesagt wird: „Ein nicht zu unterschätzender negativer Faktor ist die Tatsache, daß der Ausdruck Sakrament im N. T. nicht erscheint; auch das griechische Wort mysterion wird in keinem Falle auf die Taufe oder das Abendmahl des Herrn oder auf irgendeine andere äußerliche Zeremonie angewandt.“ Nein, die Ansicht, daß äußerliche Zeremonien Gnaden vermitteln könnten, läßt sich mit Gottes Grundsätzen nicht vereinbaren und verstößt auch gegen das, was Gott über die menschliche Natur weiß. Solche Zeremonien werden viel zu leicht ohne Aufrichtigkeit durchgeführt. Für Christen sind die Taufe und das Abendmahl des Herrn lediglich Symbole, die nur dann eine Bedeutung haben, wenn das, was sie darstellen, vollzogen wurde oder eingetreten ist.
Daß durch eine äußerliche Zeremonie keine Sünden vergeben werden können, zeigte Gott in Verbindung mit der Nation Israel. Denn gerade aus diesem Grunde ließ er ihr durch den Propheten Jesaja sagen, daß er ihre Opfer satt und daran „kein Gefallen“ habe, und gerade deshalb schrieb Paulus: „Es ist nicht möglich, daß das Blut von Stieren und Ziegenböcken Sünden hinwegnimmt.“ Daher suchen wir auch vergeblich nach einem Ausspruch, der besagt, daß wir das Abendmahl des Herrn zur Vergebung unserer Sünden feiern sollten und daß die Sündenvergebung, wie Luther sagte, das Wesentlichste sei. — Jes. 1:11; Heb. 10:1-4, NW.
Wir lesen statt dessen: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, so daß er uns unsere Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.“ „Das Gebet des Glaubens wird den Erkrankten heilen, und … wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. Daher bekennet einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr [geistig] geheilt werdet.“ Und haben wir etwa, „wenn jemand eine Sünde begangen hat“, dafür das Abendmahl des Herrn? Nein, sondern „einen Helfer bei dem Vater, Jesus Christus, einen Gerechten. Und er ist ein Sühnopfer für unsere Sünden.“ — 1. Joh. 1:9; Jak. 5:15, 16; 1. Joh. 2:1, 2, NW.
EINE FEIER ZUM GEDÄCHTNIS AN DEN TOD CHRISTI
Wenn die Feier des Abendmahls des Herrn doch kein Opfer, kein Sakrament und kein Mittel zur Reinigung von Sünden ist, warum gebot dann Jesus: „Tut dies immer wieder zu meinem Gedächtnis“? Aus dem gleichen Grunde, aus dem eine Gedenkfeier durchgeführt wird. Seine Nachfolger sollten sich an das erinnern, was in jener Passahnacht geschah, an jenem 14. Nisan des Jahres 33 (nach dem hebräischen Mondkalender), gleichwie das Passah selbst die Juden an das erinnerte, was 1545 Jahre früher, nämlich am 14. Nisan des Jahres 1513 v. Chr., geschehen war. Und was war damals geschehen? Jehova Gott, hatte sich einen großen Namen gemacht, indem er die Götter Ägyptens schlug, Ägyptens Erstgeburt vernichtete und die bedrückten Israeliten von ihrem Joch der Knechtschaft befreite. — 2. Mose 9:16; 1. Sam. 6:2-6; 2. Sam. 7:23.
Wenn jenes Ereignis es verdiente, alljährlich gefeiert zu werden — und bestimmt war dies der Fall —, war es da nicht noch viel angebrachter, der Dinge zu gedenken, die sich im Jahre 33 n. Chr. zutrugen? Damals errang Jehova, Gott, einen noch größeren Sieg über Satan und seine Dämonen, und zwar insofern, als sie Jesus, den Sohn Gottes, nicht von seinem Lauf der Treue bis zum Tod abbringen konnten, so daß Gott durch Jesus bewies, daß der Teufel, der prahlerisch behauptet hatte, Gott könne keinen Menschen auf Erden haben, der ihm treu bleiben würde, ein Lügner ist. Und durch seinen Opfertod brachte Jesus nicht nur einer kleinen Nation eine vorübergehende religiöse, politische und wirtschaftliche Freiheit, sondern er eröffnete dadurch der ganzen Menschheit den Weg, auf dem sie zu Gottes bestimmter Zeit von jeder Art Knechtschaft befreit werden wird.
Wir sehen also, weshalb Christus seinen Nachfolgern gebot, sich durch den Genuß von ungesäuertem Brot und rotem Wein — den Symbolen für seinen Leib und sein Blut — an seinen Tod zu erinnern. Wir sollten auf diese Weise eindringlich an jene wunderbare Kundgebung der Oberhoheit Jehovas und seiner Gerechtigkeit und Liebe erinnert werden, die dadurch zum Ausdruck kamen, daß er aus Achtung vor seinen gerechten Grundsätzen und aus Liebe zum Menschengeschlecht bereit war, seinen einziggezeugten Sohn zu opfern. Auch sollte es uns helfen, die tiefe Wertschätzung für das zu bewahren, was Christus Jesus für uns tat, indem er bereit war, all die Leiden und selbst den Tod auf sich zu nehmen, damit wir mit Gott versöhnt werden und ewiges Leben erlangen können. Ferner sollte das Abendmahl des Herrn in uns den Wunsch wecken und uns helfen, dem Beispiel Jesu zu folgen, das heißt unsere Lauterkeit ebenso unter den größten Schwierigkeiten zu bewahren, wie er es tat.
Außerdem sollte das Abendmahl des Herrn für einen Christen auch ein Anlaß zur Selbstprüfung sein, bei der er feststellen sollte, ob er würdig ist, die Symbole zu genießen oder nicht, wie Paulus dies in 1. Korinther 11:27-32 zeigt. Und schließlich werden die Glieder des geistigen Leibes Christi dadurch eindrücklich an ihre Einheit erinnert. „Ist der Becher der Segnung, den wir segnen, nicht ein Anteil am Blute des Christus? Ist das Brot, das wir brechen, nicht ein Anteil am Leibe des Christus? Weil es ein Brot ist, sind wir, obwohl viele, ein Leib, denn wir alle genießen von dem einen Brote.“ — 1. Kor. 10:16, 17, NW.
WER UND WANN?
Wer ist berechtigt, am Abendmahl des Herrn teilzunehmen? Alle aufrichtigen Christen? Nein. Warum nicht? Weil der Begleittext zu dem Bericht über Jesu Einsetzung des Gedächtnismahles und andere Schriftzeugnisse zeigen, daß nur jene daran teilnehmen sollten, die die Hoffnung haben, mit Jesus Christus an der himmlischen Herrlichkeit teilzuhaben, und diese Zahl wird in der Bibel auf 144 000 beschränkt. Die Tatsachen zeigen, daß heute nur noch ein kleiner Überrest dieser Klasse, deren erste Glieder zu Pfingsten des Jahres 33 auserwählt wurden, auf Erden weilt. Alle Menschen guten Willens sind jedoch bei der Feier willkommen und sollten ihr als Beobachter beiwohnen, denn auch sie werden dadurch an all das erinnert, was Jehova, Gott, und Jesus Christus für sie taten, und daran, wie sie sich dafür dankbar erweisen können.
Wie oft und wann sollte das Abendmahl des Herrn gefeiert werden? Wenn man es in anderen Kreisen auch öfters feiert, so ermächtigt die Bibel doch nicht zu mehr als einer Feier im Jahr; denn das Passah, das an die Befreiung aus Ägypten erinnerte, wurde auch nur einmal im Jahr, und zwar am 14. Nisan, in der Nacht, in der die Befreiung stattgefunden hatte, gefeiert. Da Jesus das Abendmahl am 14. Nisan einsetzte, ist es angebracht, daß wir es weiterhin an diesem Tag feiern. Der Nisan ist der erste Monat des jüdischen Mondjahres und beginnt mit dem Sichtbarwerden des Neumondes, der der Frühlings-Tagundnachtgleiche am nächsten ist. In diesem Jahr fällt der 14. Nisan auf den 10. April. Jehovas Zeugen werden deshalb an diesem Tag in der ganzen Welt dem Gebot Jesu: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“, nachkommen und sich nach 18 Uhr in ihren Königreichssälen versammeln, um das Abendmahl des Herrn zu feiern. Versammle dich mit ihnen, um die Segnungen zu empfangen, die diese Veranstaltung mit sich bringt!
LIES UNBEDINGT DIE NÄCHSTE AUSGABE
● Die weltumfassende Abrüstung ist im Kommen. Lange vor unserem zwanzigsten Jahrhundert wurde eine Vision darüber gegeben, und vor mehr als 2500 Jahren wurde sie in Worten vorausgesagt, die aufgezeichnet wurden und bis heute aufbewahrt geblieben sind. Wir, die heute Lebenden, sind die begünstigteste Generation der Menschheit, da wir ihre Erfüllung erleben werden. Lies Näheres darüber in dem Artikel der nächsten Ausgabe: „Weltumfassende Abrüstung durch das Königreich des Himmels.“
● „Die Gegenwart — eine Zeit des Gerichts.“ Das ist der Titel eines weiteren Artikels, der in der nächsten Ausgabe erscheinen wird und darauf aufmerksam macht, daß wir uns heute in einer ähnlichen Lage befinden wie Menschen, die in der Gerichtsperiode vor der Sintflut lebten. Wir werden — ähnlich wie sie — von Gott einer Prüfung unterzogen, bei der unser Verhalten sein Urteil bestimmen wird. (Matth. 25:31-33) Lies die fesselnde Beweisführung darüber in der nächsten Ausgabe.