Vereinte Anbeter — Kongresse
WELCH eine freudige Kundgebung der Einheit war doch die Serie der internationalen Kongresse, die Jehovas Zeugen 1961 unter dem Motto „Vereinte Anbeter“ durchführten! Der erste der dreizehn sechstägigen Kongresse fand vom 20. bis 25. Juni im Yankee-Stadion in New York statt, und er war auch das Muster für die ganze Serie, nicht nur was das reichhaltige geistige Festmahl, das das Programm bot, sondern auch was die großartige Kundgebung der christlichen Einheit betraf, die jeden dieser Kongresse auszeichnete.
Der Titel des öffentlichen Vortrages, der jedesmal den Höhepunkt bildete, war in Übereinstimmung mit dem Motto, denn er lautete: „Wenn sich alle Nationen unter Gottes Königreich vereinen“. Der Präsident der Watch Tower Society, N. H. Knorr, hielt diese herzerquickende Ansprache zuerst in New York vor 89 853 englisch sprechenden und 3048 spanisch sprechenden Zuhörern. Bei den sieben Kongressen in Nordamerika und den sechs in Europa hörten insgesamt 481 195 Personen diesen begeisternden Vortrag, der nicht die Vereinten Nationen als einzige vereinigende Kraft ins Rampenlicht rückte, sondern das aufgerichtete Königreich Jehovas Gottes!
Jeder Kongreß wurde durch den Vorsitzenden eröffnet, der über das Thema „Willkommen, all ihr vereinten Anbeter!“ sprach. In dieser Ansprache wurde besonders betont, worauf die Einheit der Zeugen Jehovas in der ganzen Welt zurückzuführen ist, nämlich auf ihre Anbetung des allein wahren Gottes, Jehovas, und darauf, daß sie nach dem Lehrbuch der Einheit, der Heiligen Schrift, leben.
HILFREICHE NEUERSCHEINUNGEN
Ob in New York, Houston, Vancouver, Kopenhagen, Hamburg, Turin, London, Amsterdam, Paris, Oklahoma City, Omaha, Milwaukee oder San Franzisko, überall waren die Kongreßbesucher begeistert von den hilfreichen Neuerscheinungen. Wohl die wertvollste Hilfe war die Gesamtausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift in Englisch, die der Präsident der Gesellschaft nach seinem Vortrag über das Thema „Vereinte Verkündiger des ‚Wortes des Lebens‘“ freigab. Er betonte in diesem Vortrag, welche Wichtigkeit Jehovas Zeugen der Heiligen Schrift beimessen. Diese Bibel ist besonders wegen ihres handlichen Formats und des alphabetischen Verzeichnisses „Wichtige Bibelwörter zum Nachschlagen“ eine große Hilfe. Im Yankee-Stadion und auch auf den anderen Kongressen ging ein Raunen durch die begeisterte Menge, als der Preis der Bibel bekanntgegeben wurde: nur 5 DM! Das war gerade das, was den Verkündigern des Wortes des Lebens noch gefehlt hatte!
Auch die anderen Neuerscheinungen waren eine große Hilfe. Die Predigt-Redepläne wurden von den Kongreßbesuchern überall mit großem Beifall als eine willkommene Hilfe aufgenommen, die es den Königreichsverkündigern ermöglicht, auf das Interessengebiet jedes Wohnungsinhabers einzugehen. Eine weitere sehr hilfreiche Neuerscheinung war der Index für Wachtturm-Publikationen, 1930—1960 in Englisch, ein Werk, das vorzüglich hilft, verborgene Schätze biblischer Erkenntnis aufzuspüren. Dieses Buch ist ein Beweis dafür, daß alle Zeugen Jehovas Prediger und daran interessiert sind, die Bibel zu erforschen, um andere zu belehren. Eine andere ausgezeichnete Hilfe war die Broschüre Blut, Medizin und das Gesetz Gottes. Sie soll besonders dazu dienen, Ärzte und andere Personen darüber aufzuklären, warum Jehovas Zeugen es ablehnen, Blut in irgendeiner Form zu sich zu nehmen. Sie enthält von Ärzten beglaubigte Zeugnisse über die Gefahren der Bluttransfusionen und rückt den weisen Rat der Bibel in den Vordergrund: Enthaltet euch des Blutes! (Apg. 15:29) Eine weitere sehr hilfreiche Neuerscheinung war das englische Buch „Dein Name werde geheiligt“. Dieses Buch wurde vor begeisterten Zuhörern nach der Ansprache über das Thema „Die Nationen in Furcht vor dem Namen, den wir tragen“ freigegeben. In diesem Vortrag betonte der Präsident der Gesellschaft die Wichtigkeit, daß der Name Jehovas geheiligt werde. Das neue Buch zeigt, daß die Propheten Elia und Elisa in bezug auf die Heiligung des Namens Jehovas für unsere Zeit von prophetischer Bedeutung sind. Die letzte hilfreiche Neuerscheinung war schließlich die Broschüre Wenn sich alle Nationen unter Gottes Königreich vereinen, und auf allen Kongressen erhielt jeder Besucher des öffentlichen Vortrages ein Exemplar geschenkt.
Genauso hilfreich wie die Neuerscheinungen waren auch die vielen Kongreßansprachen. Wie wertvoll waren doch die Ratschläge, die in den Vorträgen über die Themen „Gott vereint dienen im Kreise der Familie“, „Einheit in der Anbetung durch Versammlungsbesuch“, „Verbessert euer persönliches Studium“ und „Freuet euch den ganzen Tag!“ gegeben wurden! Die Befolgung des Rates, wie Brüder und Interessierte begrüßt und ermuntert oder wie Personen willkommen geheißen werden sollten, die die Zusammenkünfte nicht mehr besuchen oder die Herde verlassen haben, wird bestimmt sehr zur Einheit beitragen. Wie ermunternd war doch auch der Vortrag des Vizepräsidenten der Gesellschaft, F. W. Franz, über das Thema „Vereint gegen Nationen im Tale der Entscheidung“, in dem er die symbolische Heuschreckenplage besprach! Ganz besonders interessant war die Ansprache des Präsidenten der Gesellschaft über das Thema „Mit ungeteiltem Herzen Loyalität bekunden“, in der er zeigte, daß Jehovas Zeugen nicht nur miteinander vereint sein müssen, sondern daß sie auch als einzelne geeint sein und nie zulassen sollten, daß materialistische oder selbstsüchtige Wünsche ihr Herz gleichsam spalten.
EINIGE DER BISHER GRÖSSTEN KONGRESSE
Vancouver, Britisch-Kolumbien, war der Schauplatz des bisher größten theokratischen Kongresses in der kanadischen Geschichte, 28 952 Personen wohnten dort dem öffentlichen Vortrag bei. Das Wetter war sehr günstig, während der letzten drei Tage war kein Wölkchen am Himmel. Die Kongreßbesucher genossen ihr geistiges Festmahl angesichts der kanadischen Rocky Mountains, deren prächtige, schneebedeckte Gipfel in den Himmel ragten.
Der Kongreß in Houston, Texas, war der bisher größte Kongreß im Staate Texas. In der Vergangenheit waren schon Kongresse in Dallas, Corpus Christi, Fort Worth und auch in Houston durchgeführt worden, aber der diesjährige brach alle Rekorde, denn 19 141 Personen waren bei den englischen und 2159 bei den spanischen Zusammenkünften zugegen. Die spanisch sprechenden Besucher begrüßten die Freigabe der spanischen Ausgabe der Predigt-Redepläne, des Buches „Dein Wille geschehe auf Erden“ sowie der Broschüren Blut, Medizin und das Gesetz Gottes und Wenn sich alle Nationen unter Gottes Königreich vereinen.
Der internationale Kongreß „Vereinte Anbeter“ in Kopenhagen war der größte theokratische Kongreß in der Geschichte Dänemarks. Tausende von Zeugen aus Norwegen, Schweden und Finnland strömten im Idrætsparken in Kopenhagen zusammen, um einen höchst eindrucksvollen Kongreß mitzuerleben. Auch Tausende von englischsprachigen Zeugen waren anwesend. Allein aus den Vereinigten Staaten und Kanada waren mit zweiunddreißig Charterflugzeugen etwa 3000 Zeugen eingetroffen, die die europäischen Kongresse besuchen wollten. Die fünf Rednerbühnen, von denen aus dasselbe Programm gleichzeitig in fünf Sprachen dargeboten wurde, zeugten von der internationalen Atmosphäre, die den Kongreß in Kopenhagen zu einem unvergeßlichen Ereignis machte für alle, die das Vorrecht hatten dabeizusein. Die Aufschriften auf den Schildern waren nicht nur in Dänisch, sondern auch in Norwegisch, Schwedisch, Finnisch und Englisch. Die Programme waren in fünf Sprachen gedruckt worden. Es wurden neue Publikationen in Norwegisch, Schwedisch, Finnisch und Dänisch freigegeben, die von den Tausenden von Zeugen mit großem Beifall aufgenommen wurden. Trotz des kalten Windes und des Regens während der ersten Kongreßtage war der Besuch sehr erfreulich. Während der letzten zwei Tage war schönes Wetter, und 33 513 Zeugen und andere an der Wahrheit interessierte Personen wohnten dem öffentlichen Vortrag bei. Kopenhagen, der kulturelle Mittelpunkt des Landes und die Stadt, die für Religion nicht besonders viel übrig hat, hatte von den Kongressen der Zeugen Jehovas lange Zeit keine Notiz genommen, aber über diesen beachtenswerten Kongreß berichteten Presse, Rundfunk und Fernsehen zum erstenmal ziemlich ausführlich.
Typisch für die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die den Besuchern erwiesen wurden, die aus vierunddreißig Ländern nach Kopenhagen zum Kongreß gekommen waren, ist die Erfahrung eines finnischen Zeugen. Er hatte sich verfahren, als er mit seinem Wagen zum Kongreßgelände wollte. Er hielt vor einem kleinen Geschäft und fragte den Ladeninhaber mit Hilfe der Zeichensprache nach dem Weg. Der Ladeninhaber versuchte, ihm diesen zu erklären, aber es gelang ihm nicht, denn keiner verstand die Sprache des anderen. So setzte sich der Ladeninhaber, kurz entschlossen, zu dem Zeugen in den Wagen, fuhr mit ihm zum Stadion und kehrte mit der Straßenbahn wieder in sein Geschäft zurück.
„Noch an keinem Sommertag waren die Tribünen des Twickenham-Stadions so gut besetzt“, berichteten die Reynolds News vom 30. Juli 1961 über den Kongreß „Vereinte Anbeter“ in London. Die vereinten Anbeter Jehovas versammelten sich im Stadion der Rugby Union in Twickenham. In diesem Stadion hatte auch 1955 der Kongreß „Triumphierendes Königreich“ stattgefunden. Damals hatten dem öffentlichen Vortrag 41 970 Personen beigewohnt. Ob es diesmal noch mehr sein würden? Es waren tatsächlich mehr, denn 48 070 strömten in Twickenham zusammen, um den öffentlichen Vortrag zu hören. Die Bühne auf diesem bisher größten Kongreß in England war so gebaut, daß sie eine Schafhürde darstellte, was treffend zu dem Jahrestext der Zeugen Jehovas für 1961 paßte, der lautete: „Zur Einheit werde ich sie bringen, wie eine Herde Schafe in die Hürde.“ — Micha 2:12, NW.
Auch Italien erlebte seinen größten Kongreß der vereinten Anbeter Jehovas Gottes, denn 6372 Personen erschienen zum öffentlichen Vortrag in Turin. Zum erstenmal fand in Italien ein sechstägiger Kongreß der Zeugen Jehovas statt, und zum erstenmal war der Palazzo delle Esposizioni der Tagungsort einer religiösen Versammlung. Auch wurde zum erstenmal in Italien ein theokratischer Kongreß öffentlich bekanntgemacht. Es wurden nicht nur Handzettel verteilt, sondern auch an zwölf wichtigen Plätzen in der Stadt große Transparente angebracht. Der Kongreß fand unterirdisch statt — allerdings nicht im geheimen —, denn die Ausstellungshalle liegt unter der Erde, und über ihr dehnt sich ein großer Park aus. Oberlichter spendeten Helligkeit. Die Halle eignete sich gut für diesen Zweck und war auch groß genug. Der Kongreß trug internationalen Charakter, denn es waren siebzehn Nationen vertreten. Besonders auffallend war das Tetragrammaton, das in goldenen Buchstaben auf einem roten Vorhang im Hintergrund der Bühne prangte. Dieser Kongreß zeichnete sich besonders durch die große Begeisterung der Teilnehmer aus, und die italienischen Zeugen begrüßten das Buch „Dein Wille geschehe auf Erden“, die Predigt-Redepläne und die Broschüre Wenn sich alle Nationen unter Gottes Königreich vereinen in ihrer Sprache mit großem Beifall.
Der Kongreß in Amsterdam war ebenfalls der bisher größte Kongreß der Zeugen in den Niederlanden, 23 708 Personen hörten den öffentlichen Vortrag. Die Begeisterung der niederländischen Zeugen wurde von allen Rednern geschätzt, und die Neuerscheinungen in der niederländischen Sprache wurden von den Kongreßbesuchern mit herzlichem Beifall aufgenommen.
Auch der Kongreß in Paris ging als größter Kongreß der Neuen-Welt-Gesellschaft in Frankreich in die Geschichte ein. Auf dem Kongreß „Triumphierendes Königreich“ im Jahre 1955 hatte die höchste Besucherzahl 16 500 betragen. Wie viele werden es wohl diesmal sein? fragten sich die französischen Zeugen, besonders, da der Kongreß wegen der Algerienkrise nicht bekanntgemacht werden konnte. Welche Freude, als sich herausstellte, daß insgesamt 23 004 Personen zugegen waren!
Das war für viele französischsprachige Zeugen der größte Kongreß. Auch wurden die Ansprachen gleichzeitig in Spanisch, Polnisch, Portugiesisch und Französisch gehalten. Die französischen Zeugen hatten keine Mühe und auch keine Kosten gescheut, um ihren christlichen Brüdern aus Spanien und Portugal die Reise nach Paris zu ermöglichen.
Auffallend beim Pariser Kongreß war die Zahl derer, die ihre Hingabe an Jehova Gott durch die Wassertaufe symbolisierten — es waren 1203 Personen, etwa 9 Prozent der Besucher an jenem Tag! Das war ein sehr hoher Prozentsatz. Bei allen Kongressen symbolisierten insgesamt 10 974 Personen ihre Hingabe an Jehova durch die Wassertaufe, wodurch sie zeigten, daß sie fortan seinen Willen als seine vereinten Anbeter tun wollten.
ERFINDERISCH UND ANPASSUNGSFÄHIG
Bei den Vorbereitungen auf diese Kongresse mußten viele Probleme überwunden werden. So bereitete zum Beispiel in Kopenhagen die Lautsprecheranlage viel Kopfzerbrechen. Der Kongreß sollte dort in einem Stadion stattfinden, das auf vier Seiten Tribünen hat. Für die Norweger, Schweden und Finnen war je eine Seite reserviert. Auf der vierten Seite war die dreigeschossige Haupttribüne, deren erstes und mittleres Geschoß für die Dänen und deren oberstes für die englisch sprechenden Besucher vorgesehen war. Die Vorträge sollten gleichzeitig in fünf Sprachen gehalten werden. Fünf Vorträge auf einmal? „Unmöglich“, sagten die Elektroingenieure in Kopenhagen. Jehovas Zeugen, erfinderisch und anpassungsfähig, wie sie sind, arbeiteten ein ganzes Jahr an einer Lautsprecheranlage, die, als der Kongreß begann, bereit war und tadellos funktionierte.
Für das schöne Blumenarrangement auf dem Rasen des Stadions benötigte man eine Menge Blumenkästen. Es sollte ein großes Rechteck angelegt werden, bestehend aus Hunderten von Kästen mit verschiedenfarbigen Blumen. Woher die vielen Kästen nehmen? Man behalf sich mit 315 Kisten, in denen früher Munition aufbewahrt worden war. Für die Blumen, mit denen man das Geländer der verschiedenen Geschosse ringsum im Stadion schmückte, verwandte man Patronenhülsenbehälter aus Preßstoff.
In London benötigten die Zeugen für den Kongreß einige Boiler. Woher nehmen? Sie hörten, daß die Vanguard, Englands letztes großes Schlachtschiff, das gerade abgetakelt wurde, mehrere Boiler habe. Sie setzten sich mit der betreffenden Firma in Verbindung, und diese stellte ihnen die Boiler zu einem sehr günstigen Preis zur Verfügung. So zeigten die Zeugen sowohl dadurch, wie sie ihre Probleme lösten, als auch durch ihr friedliches Beisammensein, daß sie die Worte in Jesaja 2:4 bereits verwirklichten und als wahre Christen ihre Schwerter zu Pflugmessern und ihre Speere zu Winzermessern umschmiedeten.
Auch das Lautsprecherproblem wurde auf dem Kongreß in London einmalig gelöst. Man hörte keinen Widerhall und kein Echo. Wie war das möglich in einem Stadion? Dadurch, daß die Lautsprecher im Rücken der Zuhörer auf den Tribünen angebracht worden waren, also nicht auf dem Feld standen und gegen das Publikum gerichtet waren. So hörte man den Schall aus dem Hintergrund, und es entstand kein Echo von den Mauern der Tribüne des Stadions.
Auch der Kongreß in Hamburg verursachte nicht wenig Kopfzerbrechen. Das Kernproblem bestand darin, daß das Kongreßgelände weiter nichts als eine große, schöne Rasenfläche in Hamburgs größtem Park war. Vor dem Kongreß war dort nichts vorhanden, was für eine solche Veranstaltung nötig war. Alles, was da war, war der Platz, und darauf bauten die Zeugen aus Kunststein eine riesige Bühne, die 50 m lang, 20 m breit und 5 bis 6 m hoch war. Das Orchester war in einem muschelförmigen Raum, der in die Bühne eingebaut war, untergebracht. Der Bühnenbau war groß genug, um sämtliche Abteilungen der Kongreßverwaltung aufzunehmen. Auffallend an der Bühnendekoration waren die hohen buntfarbigen Pappblumen, die wie echte Blumen wirkten, und das Tetragrammaton, das in einem großen Kreis an einem Stahlgerüst befestigt war und von dem stilisierte Lichtstrahlen ausgingen. Die Brüder in Hamburg und in Turin verwandten also unabhängig voneinander das Tetragrammaton als eindrucksvollsten und passendsten Schmuck für den Kongreß, auf dem das englische Buch „Dein Name werde geheiligt“ eine der wichtigsten Neuerscheinungen war.
Da der Kongreß in Hamburg im Freien stattfand, waren die Sitzplätze natürlich nicht überdacht. Was also, wenn es regnen sollte? Es regnete auch tatsächlich, und zwar jeden Tag! Aber die Regengüsse vertrieben die Kongreßbesucher nicht. Sie hatten den Rat, sich auf schlechtes Wetter einzustellen und warme Kleidung sowie Schirme und Schuhe mit niedrigen Absätzen mitzubringen, befolgt, und so nahm der Kongreß völlig programmgemäß seinen Fortgang. Sobald es zu regnen anfing, erschien einfach unverzüglich ein Meer von Schirmen.
Da das Hamburger Kongreßgelände nichts anderes war als eine offene Wiese, waren auch die sanitären Anlagen ein Problem. Lange vor dem Kongreß wurde festgestellt, wie viele Toiletten benötigt würden, wenn nahezu 100 000 Personen kämen. (Am Sonntag waren 88 338 anwesend.) Man schätzte, daß 1300 Toiletten genügen würden. So legten die Zeugen auf dem Gelände ein Kanalisationssystem an, und mehrere Monate vor dem Kongreß wurden große Zelte aufgestellt, in die 1300 Kabinen mit Spülklosetts eingebaut wurden. Beamte des Städtischen Gesundheitsamtes erschienen am zweiten Tag des Kongresses, um zu sehen, ob vor den Toiletten lange angestanden werden müsse. Man erklärte ihnen, daß 1300 Spülklosetts installiert worden seien und daher niemand warten müsse. Die erstaunten Beamten sagten: „Sie haben unser Argument völlig zerschlagen.“
Ein weiteres Problem, das die erfinderischen Brüder in Hamburg lösten, war die Verkleidung des Orchesterraums, um eine gute Akustik zu erzielen. Die Zeugen gaben sich viel Mühe, und das Ergebnis war, daß die Musik noch auf keinem Kongreß so voll und schön durch die Lautsprecher erklang wie auf diesem. Das Geheimnis? Eierkartons! Ja, man benutzte dieses Verpackungsmaterial aus Pappe mit seinen eiförmigen Vertiefungen, das die Jugend der Zeugen Jehovas von überallher gesammelt hatte. Zu Hunderten wurden diese Eierkartons nebeneinandergenagelt, und so wurde die ganze Wand des Orchesterraums verkleidet, wodurch die wunderbarste Akustik entstand.
Für den Kongreß in Paris benötigte man Zelte für die Cafeteria. Wenn man sie hätte mieten wollen, hätte man 120 000 bis 160 000 DM dafür ausgeben müssen. So kaufte das Zweigbüro 5000 m2 Segeltuch, und die Glieder der Bethelfamilie arbeiteten an Abenden und Wochenenden, um die großen Zeltbahnen zu nähen. Schätzungsweise etwa 120 000 DM konnten gespart werden, weil die Brüder die Zelte selber machten! Ein ähnliches finanzielles Problem entstand wegen der Verstärkeranlage. Da die Vorträge gleichzeitig in Französisch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch gehalten werden mußten, benötigte man eine komplizierte Lautsprecheranlage. Eine Firma veranschlagte die Kosten für die Miete einer solchen Anlage auf 24 000 DM. Man beschloß deshalb, die Lautsprecheranlagen sämtlicher Kreise kommen zu lassen und die fehlenden Geräte noch zu kaufen. Die hinzugekauften Lautsprecher wurden nachher an die Kreise verkauft, und so wurden auch diese 24 000 DM gespart.
Gegen Ende des Pariser Kongresses sagte der Vorsteher der Bahnstation, von der aus die Kongreßbesucher stets den Zug benutzten, zu einem Reporter: „Ich habe noch nie eine so gutdisziplinierte Menge gesehen. Selbst in den Stoßzeiten blieb jedermann ruhig. Das ist etwas anderes als bei einem Fußballspiel! Alle schienen glücklich zu sein, gleichgültig, welcher Rasse oder Nationalität sie angehörten. Mir scheint, daß diese Leute wirklich die Einheit gefunden haben, die die Welt so dringend braucht.“
Ja, die Serie der Kongresse „Vereinte Anbeter“, die 1961 durchgeführt wurde, war trotz schlechter Witterung und anderer Probleme wirklich eine wunderbare Kundgebung einer weltweiten Einheit und ein gewaltiger Erfolg zur Ehre des großen Urhebers der Einheit, Jehovas Gottes.