Fragen von Lesern
● Würden Sie mir bitte Jeremia 31:22 erklären: „Das Weib wird den Mann umgeben“? — J. B., Njassaland.
Dieser Text kann verschieden wiedergegeben werden. Nach van Eß lautet er zum Beispiel: „Das Weib wird den Mann beschützen.“ Die Miniaturbibel von Franz Eugen Schlachter sagt: „Das Weib umgibt schirmend den (starken) Mann.“ Andere geben ihn ähnlich wieder wie die Elberfelder Bibel, die oben zitiert wird. Keine dieser Wiedergaben berücksichtigt jedoch die Verse vorher, in denen von Israels Untreue die Rede ist.
Die Wiedergabe von D. Dr. Hermann Menge ist jedoch verständlicher. Er übersetzt diesen Text folgendermaßen: „Das Weib umwirbt den Mann.“ Das war das „Neue“, das Jehova Gott auf der Erde zu schaffen verhieß. Bis dahin war ihm sein Volk, mit dem er gleichsam vermählt war, untreu gewesen und hatte sich hin und her gewandt. Nun forderte Jehova Gott die Jungfrau Israel auf, Wegweiser und Richtungsschilder anzubringen und ihr Herz auf den Weg zu richten, der sie zurückführe. Jehova wollte seinen Geist in ihr Inneres geben, damit sie begierig sei zurückzukehren. Israel würde also Jehova Gott, mit dem es durch den Gesetzesbund vermählt war, umwerben und versuchen, wieder in ein gutes Verhältnis zu ihm zu gelangen, wie eine Frau ihren Mann umwirbt, um wieder seine Gunst zu erwerben oder mit ihm wieder in gutem Einvernehmen zu leben.
● Wie gelangten gewisse Tiere auf die verschiedenen Kontinente, wenn die Flut doch — wie man sagt — die ganze Erde bedeckt hatte und nur jene Landtiere in der Arche am Leben geblieben waren? — P. G., England.
Daß es in Gebieten wie Australien und Neuseeland auch bestimmte Landtiere gibt, ist kein stichhaltiges Argument gegen den Bibelbericht, der besagt, daß durch die Flut auf der Erde alles, was Leben hatte, umkam, außer Noah und den Menschen und Tieren, die mit ihm in der Arche waren. Wie gelangten aber die Tiere vom Berg Ararat, wo die Arche gelandet war, auf andere Kontinente und Inseln? Über Landverbindungen. Nach einem Bericht von Dr. René Malaise, der in der schwedischen geographischen Zeitschrift Ymer veröffentlicht wurde, haben ozeanographische Forschungen gezeigt, daß es früher einmal eine Landbrücke über den Atlantik gab. (New York Times, 23. September 1956) Es kann sein, daß es auch noch andere Landverbindungen gab, die die Tiere auf ihren Wanderungen benutzten, bevor jene im Ozean versanken.
Das ist aber nicht die einzige Erklärung. Andere ozeanographische Forschungen haben bewiesen, daß es im Südpazifik einst einen Kontinent gegeben haben muß, der so groß war wie Australien und einige Südseeinseln zusammen. Wenn das wirklich der Fall war, dann konnten die Tiere ohne weiteres in jene Gebiete gelangen.
● Werden die „anderen Schafe“, die Harmagedon überleben, wissen, ob ihre Gefährten, die zum Überrest gehörten, bis zum Tode treu blieben und mit Unsterblichkeit belohnt wurden oder nicht? — F. C., Vereinigte Staaten.
Ja, es scheint vernünftig anzunehmen, daß es den „anderen Schafen“, die nach Harmagedon in der neuen Welt leben werden, allgemein bekannt sein wird, wer zu den 144 000 Gliedern des Leibes Christi gehört. Damit im Zusammenhang lesen wir in Psalm 87:5, 6 (Fußnote): „Und von Zion wird gesagt werden: Der und der ist darin geboren; und der Höchste, e r wird es befestigen. Jehova wird aufzählen beim Einschreiben der Völker: Dieser ist daselbst geboren.“
Daß dies dann bekannt sein wird, ist ohne weiteres anzunehmen. Durch den Bibelbericht wissen wir heute, daß es in alter Zeit Menschen gegeben hat, die von Jehova anerkannt worden sind, und das stärkt unseren Mut. Genauso dürfte es auch jene, die nach Harmagedon leben, zur Treue anspornen, wenn sie erfahren, wer bis zum Tode treu gewesen und mit Unsterblichkeit belohnt worden ist. Sie würden dann der treuen Ergebenheit derer gedenken, die sie kannten, und das wäre mit dem Grundsatz in Übereinstimmung, den wir in Hebräer 13:7 (NW) finden: „Gedenkt derer, die euch leiten, die das Wort Gottes zu euch geredet haben; und, den Ausgang ihres Wandels betrachtend, ahmt ihren Glauben nach.“
● Was bedeuten die Worte in Matthäus 10:23: „Ihr werdet mit den Städten Israels n i c h t zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird“?
Jesus sprach diese Worte im Jahre 31, als er seine zwölf Apostel zu zweien aussandte, damit sie in allen Städten Israels predigen sollten. Man könnte annehmen, daß die Apostel wie die siebzig Evangelisten, die Jesus ebenfalls zum Predigen aussandte, Jesus vorausgingen und er danach die gleichen Städte besuchte, in denen sie gepredigt hatten. (Luk. 10:1) Anscheinend wollte Jesus in diesem Fall (Matth. 10:23) jedoch nicht sagen, daß er die Städte, in denen die zwölf Apostel gepredigt haben würden, später auch noch persönlich, im Fleische, besuchen werde.
Jesus gab seinen zwölf Aposteln diese Predigtdienst-Anweisungen offenbar für die Zeit nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Auffahrt in den Himmel, von wo er nie mehr im Fleische auf die Erde zurückkehren sollte. Wieso wissen wir das? Weil Jesus zu seinen Aposteln sagte, daß sie in den Synagogen mißhandelt und vor Statthalter und Könige geführt würden, „ihnen und den Nationen zum Zeugnis“. (Matth. 10:17, 18) Wir lesen aber nichts davon, daß dies während des kurzen Predigtfeldzuges geschah, den die Apostel ausschließlich in Israel durchführten und über den sie Jesus nach ihrer Rückkehr Bericht erstatteten. Als Jesus ihnen die obigen Anweisungen gab, sagte er ausdrücklich, daß sie nicht zu den Nationen und auch nicht zu den Samaritern gehen sollten, sondern nur „zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“. — Matth. 10:5, 6.
Jesus muß also an das weltweite Predigtwerk gedacht haben, das die Apostel nach seiner Himmelfahrt unter den Nationen durchführen sollten, als er zu ihnen sagte: „Und ihr werdet von allen [nicht nur von Israeliten] gehaßt werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, dieser wird errettet werden. Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so fliehet in die andere; denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels n i c h t zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“ — Matth. 10:22, 23.
Bei dieser Gelegenheit teilte Jesus den Aposteln für den Predigtfeldzug, den sie unmittelbar danach durchführen sollten, ein bestimmtes Gebiet zu. Es schloß das ganze Gebiet Israels in Palästina ein, nämlich Judäa, Galiläa und Peräa, nicht aber Samaria. Wenn sie dieses Gebiet durchgearbeitet hätten, dann wären sie „mit den Städten Israels“ zu Ende gewesen. Jesus gebrauchte nun diese vorläufige beschränkte Gebietszuteilung als eine Veranschaulichung für ihre endgültige, weit umfangreichere Gebietszuteilung. Vor seiner Himmelfahrt sagte der auferstandene Jesus, daß ihnen die ganze Welt als Gebiet zugeteilt sei, indem er sprach: „Mir ist alle Autorität gegeben im Himmel und auf Erden. Geht daher hin [überall auf Erden] und macht zu Jüngern Menschen aus allen Nationen und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ (Matth. 28:18, 19, NW) Durch diese Anweisung teilte er ihnen ein Gebiet zu, das sich über die Grenzen Israels, ja über die Grenzen der heutigen Christenheit hinaus erstreckte und auch die sogenannte heidnische Welt einschloß. Unter seiner Anleitung sollten seine Nachfolger die gute Botschaft vom Königreiche Gottes auf der ganzen bewohnten Erde predigen, den Juden, den sogenannten Christen und den Heiden.
Bei einer Betrachtung der biblischen Prophezeiungen und der jüngsten Ereignisse erkennen wir, daß der Herr Jesus Christus im Frühjahr 1918 zusammen mit Jehova Gott zum geistigen Tempel kam. Nach dieser Zeit, besonders seit 1919, predigt der Überrest der gesalbten Nachfolger Christi die gute Botschaft von Gottes Königreich, das 1914 in den Himmeln aufgerichtet worden ist. Wie lange soll dieses Predigtwerk nach dem Kommen des Herrn zum Tempel fortgesetzt werden? Bis der „Sohn des Menschen gekommen sein wird“, um Jehovas Urteil zu vollstrecken, und das wird er in dem „Kriege jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, in Harmagedon, tun. In Verbindung mit diesem Kommen sagte Jesus laut Offenbarung 16:15: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der da wacht und seine Kleider bewahrt, auf daß er nicht nackt wandle, und man seine Schande sehe!“
Demnach sagte Jesus durch die Anweisungen, die er seinen zwölf Aposteln gab, voraus, daß seine gesalbten Nachfolger oder der Überrest des geistigen Israel das Werk des Predigens der Botschaft von Gottes aufgerichtetem Königreich nicht auf der ganzen bewohnten Erde zu Ende geführt haben werde, wenn der verherrlichte himmlische König, Jesus Christus, als Jehovas Scharfrichter in der Schlacht von Harmagedon kommen werde. Das heißt, daß es den Zeugen Jehovas, zu denen heute Hunderttausende der „anderen Schafe“ oder irdischen Gefährten des geistigen Überrests gehören, nicht möglich sein wird, die Königreichsbotschaft in allen Teilen der Erde persönlich zu verkündigen, bevor die Schlacht von Harmagedon beginnt.
Wir mögen als Zeugen Jehovas durch die Verfolgung von einer Stadt zur anderen getrieben werden, aber wir sollten unser Werk fortsetzen. Warum? Weil wir, selbst wenn wir durch die Verfolgung zerstreut werden und so in andere Gebiete kommen, nicht alle Gebiete persönlich erreichen können, bevor der Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, ausbricht und die Menschen dieser bösen Welt vernichtet und unser Zeugniswerk, das wir unter diesen Menschen durchgeführt haben, abschließt.
Wir sollten daher alles daransetzen, um vor Harmagedon noch möglichst viele Gebiete durchzuarbeiten. Das Gebiet wird uns bis dahin nie ausgehen, es wird immer Gebiete geben, in denen Königreichsverkündiger und Lehrer benötigt werden. Dafür wollen wir Gott danken!