Der Friede, den Christen haben
„Hören will ich, was der wahre Gott, Jehova, reden wird; denn Frieden wird er reden zu seinem Volke und zu den ihm loyal Ergebenen.“ — Ps. 85:8, NW.
1, 2. Woran denken wir unwillkürlich, wenn wir das Wort „Friede“ hören, und welche Prophezeiung veranschaulicht dies treffend?
FRIEDE! Wie wohltuend dieses Wort doch klingt. Wir verbinden damit unwillkürlich den Gedanken an Ruhe, Ungestörtheit, Stille, an einen Zustand ohne Streit und Zwietracht, ohne Zweifel und Furcht. Nicht umsonst sind die Friedensverheißungen des Wortes Gottes so trostreich!
2 Der Prophet Jesaja vermittelt uns durch folgende Worte ein vortreffliches Bild des Friedens: „Das Recht wird sich niederlassen in der Wüste, und die Gerechtigkeit auf dem Fruchtgefilde wohnen; und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit ewiglich. Und mein Volk wird wohnen an einer Wohnstätte des Friedens und in sicheren Wohnungen und an stillen Ruhestätten.“ — Jes. 32:16-18.
3. Wer störte den Frieden des Universums ursprünglich, und warum herrscht heute kein Friede?
3 Gott will, daß seine Geschöpfe Frieden haben, und bevor Satan, der Teufel, der große Friedenstörer, auf den Plan trat, herrschte im ganzen Universum Frieden. Seither war es um den Frieden auf der Erde jedoch schlecht bestellt. Ja, von den 3370 Jahren, über die es geschichtliche Aufzeichnungen gibt, waren 3143 Kriegsjahre und nur 227 Friedensjahre, das heißt also, daß auf 13,8 Kriegsjahre nur ein Friedensjahr kam. Sollten wir das angesichts dessen, daß Satan, der große Friedenstörer, „der Gott dieses Systems der Dinge“ ist, eigentlich nicht erwarten? Er ist die Bosheit in Person, und Bosheit und Frieden vertragen sich nicht. Wir lesen: „Aber die Gesetzlosen [Bösen, NW] sind wie das aufgewühlte Meer; denn es kann nicht ruhig sein, und seine Wasser wühlen Schlamm und Kot auf. Kein Friede den Gesetzlosen [Bösen, NW]! spricht mein Gott.“ — 2. Kor. 4:4; Jes. 57:20, 21.
4. Besonders seit wann scheint der Friede von der Erde geflohen zu sein, und welche Prophezeiungen erfüllen sich dadurch?
4 Besonders seit dem Jahre 1914, dem Jahr, seit dem das in der apokalyptischen Vision des Apostels Johannes beschriebene feuerfarbene Pferd und dessen Reiter zu sehen sind, ist der Friede von der Erde verschwunden: „Und ich sah, . . . ein feuerfarbenes Pferd kam hervor; und dem auf ihm Sitzenden wurde gewährt, den Frieden von der Erde wegzunehmen, so daß sie einander hinschlachten würden, und ein großes Schwert wurde ihm gegeben.“ In jenem Jahr begann sich auch die große Prophezeiung Jesu über das Ende dieses Systems der Dinge zu erfüllen: „Denn Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich.“ Seither haben sich auch folgende Worte Jesu auffallend erfüllt: „Auf der Erde [wird es] Angst und Bangen [geben] unter den Nationen, die wegen des Tosens des Meeres und seiner Brandung weder aus noch ein wissen, während die Menschen ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen.“ — Offb. 6:2, 4; Matth. 24:7; Luk. 21:25, 26.
5. Was zeigt, daß sich die Menschen im allgemeinen nach Frieden sehnen, und warum ist es ihnen bisher nicht gelungen, Frieden herbeizuführen?
5 Das heißt keineswegs, daß es die Menschen im allgemeinen so haben möchten. Im Gegenteil, sie sehnen sich nach Frieden. Nur wenn sie durch Haßpropaganda aufgehetzt werden, wollen sie den Krieg. Ein Beweis für ihre Sehnsucht nach Frieden sind ihre Bemühungen um Friedensverträge und Abkommen zur Achtung des Krieges. Die Sicherung des Friedens ist auch eines der Hauptziele der Vereinten Nationen. Das bestätigt die Inschrift auf einer Marmorwand gegenüber dem Hauptgebäude dieser Organisation, die lautet: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.“ Politiker versprechen Frieden, damit sie gewählt werden. Doch wegen ihrer Unzulänglichkeit, wegen Habsucht und Nationalismus und weil Satan, der große Friedenstörer, der Gott dieses Systems der Dinge ist, wird die Menschheit trotz der Versprechungen, Pläne und Bemühungen dieser Männer weiterhin von Kriegen heimgesucht.
6. Durch welche scheinbar einleuchtenden Folgerungen suchen kluge Köpfe der Welt die Unfähigkeit des Menschen, den Frieden zu sichern, zu rechtfertigen, und was beweist, daß sie im Irrtum sind?
6 In dem Bemühen, die Unfähigkeit des Menschen, Frieden herbeizuführen, zu rechtfertigen, behaupten kluge Köpfe dieser Welt, der Krieg sei ein Segen, er sei für den Fortschritt unerläßlich. Über den verstorbenen Sir Arthur Keith, einen bekannten englischen Evolutionisten, lesen wir zum Beispiel unter anderem: „Im Jahre 1931 erklärte er in Anlehnung an Herbert Spencer und andere Neodarwinisten, der Krieg sei eine Voraussetzung für den Fortschritt. ,Die Natur‘, sagte er, ,erhält ihren menschlichen Weingarten gesund, indem sie ihn ständig säubert, und der Krieg ist ihr Winzermesser.‘ Er behauptete ferner, Rassenvorurteile seien für die Lebensfähigkeit eines Volkes wichtig.“* Ist das nicht der Gipfel der Torheit? Rafft der Krieg nicht die besten Männer des Volkes hin? Bekanntlich gelten die schwächlichen, geistig, moralisch und körperlich zurückgebliebenen als dienstuntauglich. Wollte übrigens jemand behaupten, es gehe der Welt in geistiger, moralischer und physischer Hinsicht sowie wirtschaftlich usw. besser als vor dem Jahre 1914, weil sie seither zwei Weltkriege durchgemacht hat? Nehmen wir nur ein Beispiel: Wer wollte sagen, die Schweizer würden anderen Völkern nachstehen, weil sie an diesen beiden Kriegen nicht beteiligt waren und auch vorher jahrelang keinen Krieg hatten und daher nicht „gesäubert“ wurden? Das Gegenteil ist der Fall! Ein Geschichtsschreiber berichtet über einen bestimmten Abschnitt der Schweizer Geschichte: „Die darauffolgende Friedenszeit trug in jeder Beziehung zum Fortschritt des Schweizer Volkes bei.“* Friede, nicht Krieg, trug zum Fortschritt dieses Volkes bei. Ja, die Weisheit dieser Welt ist Torheit in Gottes Augen und auch in den Augen aller Menschen, die vernünftig denken können! — 1. Kor. 3:19.
DER GOTT UND DER FÜRST DES FRIEDENS
7. Wie bestätigt die Bibel, daß Jehova ein Gott des Friedens ist?
7 Unmittelbar im Gegensatz zu Satan, dem großen Friedenstörer, und zu dem Menschen, dem unfähigen Friedenstifter, steht Jehova Gott, der Gott des Friedens. In seinem Wort, der Bibel, ist etwa 350 Mal von Frieden die Rede. Es enthält nicht nur viele Friedensverheißungen und Ratschläge über die Aufrechterhaltung des Friedens, sondern betont auch von Anfang bis Ende immer wieder die Wichtigkeit des Friedens. In den Christlichen Griechischen Schriften wird Jehova Gott wiederholt als „der Gott, der Frieden gibt“, oder als „der Gott des Friedens“ bezeichnet. Als einen solchen Gott stellt man sich einen allweisen, allmächtigen, gerechten und liebenden Gott auch vor. — Röm. 15:33; 16:20; 1. Kor. 14:33; 2. Kor. 13:11; Phil. 4:9; 1. Thess. 5:23; Hebr. 13:20.
8. Wie bringt die Bibel Jesus Christus mit Frieden in Verbindung?
8 Wie Jehova der Gott des Friedens ist, so ist sein Sohn Jesus Christus der „Friedefürst“ und der „Herr des Friedens“. (Jes. 9:6; 2. Thess. 3:16) Von der Herrschaft des Sohnes Gottes lesen wir: „Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben.“ Ja, wenn er über die Erde herrscht, wird „Fülle von Frieden . . . sein, bis der Mond nicht mehr ist“. — Jes. 9:7; Ps. 72:7.
9, 10. Wem geben Jehova Gott und Jesus Christus Frieden, und welche Prophezeiungen erfüllen sich dadurch?
9 Jehova Gott und Jesus Christus behalten diesen Frieden jedoch nicht für sich. Sie lassen ihre treuen und gehorsamen Diener daran teilhaben. Wir lesen: „Jehova wird sein Volk segnen mit Frieden.“ „Hören will ich, was der wahre Gott, Jehova, reden wird; denn Frieden wird er reden zu seinem Volke und zu den ihm loyal Ergebenen.“ (Ps. 29:11; 85:8, NW) Vor allem seit der Geburt Jesu bietet er ihnen Frieden an, denn damals sangen die Engel: „Friede auf Erden unter den Menschen, an denen Gott Wohlgefallen hat“, oder: „Friede auf der Erde den Menschen seiner Huld.“ (Luk. 2:14, ZB; RSt) Kurz bevor Jesus seine Apostel verließ und zu seinem Vater zurückkehrte, gab er ihnen die Zusicherung: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ — Joh. 14:27; 16:33.
10 Haben Jehova Gott und Jesus Christus ihre Verheißungen, ihren gehorsamen Dienern Frieden zu geben, erfüllt? Jawohl. Gottes Diener genießen, wie vorhergesagt, großen Frieden, ja eine Fülle von Frieden: „Friede, Friede [unaufhörlicher Friede, NW] den Fernen und den Nahen.“ „Ich werde den Frieden setzen zu deinen Aufsehern.“ „Ich wende ihr Frieden zu wie einen Strom.“ Und nicht an den Vereinten Nationen, sondern an diesen Christen erfüllen sich die prophetischen Worte nach Jesaja 2:4: „Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern, nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.“ — Jes. 57:19; 60:17; 66:12.
11, 12. (a) Was für eine Botschaft bringen Gottes Diener, und als was sind sie deshalb bekannt? (b) Wie gehen sie bei der Übermittlung dieser Botschaft vor?
11 Die Christen, an denen sich diese Prophezeiungen erfüllen, ahmen Jehova Gott und Jesus Christus nach, indem sie sich selbstlos bemühen, anderen zu helfen, diesen Frieden ebenfalls zu genießen. Deshalb wird die Botschaft, die sie verbreiten, immer wieder als „die gute Botschaft des Friedens“ bezeichnet. (Apg. 10:36; Eph. 6:15) Sie sind die Friedensboten, über die gemäß Jesaja 52:7 (NW) vorhergesagt wurde: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der gute Botschaft bringt, der Frieden hören läßt, der eine gute Botschaft von etwas Besserem bringt, der Rettung hören läßt, der zu Zion spricht: ,Dein Gott ist König geworden!‘ “
12 Abgesehen davon, daß die Botschaft, die diese christlichen Diener Jehovas bringen, eine Friedensbotschaft ist, gehen sie bei deren Übermittlung friedlich vor. Das deutete Jesus schon an, als er zu den siebzig Evangelisten, die er aussandte, sagte: „Wo immer ihr in ein Haus eintretet, da sagt zuerst: ,Friede diesem Hause!‘ Und wenn dort ein Freund des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen, wenn aber nicht, wird er zu euch zurückkehren.“ Diese Worte zeigen, wie wichtig der Friede ist, und wenn Christen von Haus zu Haus gehen, um „die gute Botschaft des Friedens“ zu verkündigen, suchen sie Menschen, die Freunde des Friedens sind. Daß Christen bei der Übermittlung ihrer Friedensbotschaft friedlich vorgehen sollten, geht auch aus folgendem Rat hervor, den der Apostel Paulus Timotheus gab: „Ferner weise törichte und einfältige Streitfragen ab, da du weißt, daß sie Streitigkeiten erzeugen. Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist.“ — Luk. 10:5, 6; 2. Tim. 2:23-25.
EIN EINZIGARTIGER FRIEDE
13. Welche weiteren Bedeutungen haben die mit „Frieden“ wiedergegebenen hebräischen und griechischen Wörter unter anderem, und durch welche Bibeltexte wird das bestätigt?
13 Das Wort „Friede“ bedeutet in der Bibel oft mehr als nur ein kriegsfreier Zustand. Das hebräische Wort ‘schalóm, das gewöhnlich mit Friede übersetzt wird, bedeutet unter anderem auch Gesundheit, Gedeihen, Wohlfahrt. Es entspricht der bei den heutigen Arabern üblichen Grußformel Selam und wird auch als solche gebraucht.* Wir lesen deshalb, daß sich König David bei Urija „nach dem Wohlergehen Joabs und nach dem Wohlergehen des Volkes und nach dem Stande des Streites“, oder wörtlich: nach dem „Frieden“ Joabs, dem „Frieden“ des Volkes und dem „Frieden“ des Krieges, erkundigte. (2. Sam. 11:7) Daher ließ auch Jehova den weggeführten Israeliten durch den Propheten Jeremia sagen: „Suchet den Frieden [die Wohlfahrt, Fußnote] der Stadt, wohin ich euch weggeführt habe, und betet für sie zu Jehova; denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben.“ (Jer. 29:7) Diese Bedeutung des hebräischen Wortes für „Frieden“ ging (jedenfalls was die Christlichen Griechischen Schriften betrifft) offenbar auch auf das griechische Wort eire’nē über, das mit „Frieden“ übersetzt wird. Ein Beispiel hierfür sind folgende Worte Jesu an das untreue Jerusalem: „Wenn du, ja du, an diesem Tage die Dinge erkannt hättest, die zu deinem Frieden [das heißt zu deiner friedlichen Wohlfahrt] dienen . . .“ — Luk. 19:42.
14, 15. In welch grundlegendem Sinne ist der Friede, den Christen haben, einzigartig?
14 Der Friede Gottes, den Christen haben, ist einzigartig, denn er beruht auf Gerechtigkeit. Es handelt sich dabei weder um einen Frieden um jeden Preis noch um einen durch Kompromisse oder aus zweckdienlichen Gründen geschlossenen Frieden. Es ist auch kein opportuner Friede mit den Feinden Gottes oder den Feinden der Wahrheit und Gerechtigkeit, wie ihn sehr viele Religionsgemeinschaften mit den atheistischen Kommunisten geschlossen haben, um weiterbestehen und ihre Gottesdienste ohne staatliche Einmischung durchführen zu können. M. A. Rauf jr. schreibt in seinem 1964 erschienenen Buch Cuban Journal (Kubanisches Tagebuch) über die katholische Kirche auf Kuba: „Die Macht der Kirche ist jedoch gebrochen. Sie ist nur noch am Leben, weil sie mit der Regierung den gleichen Handel eingegangen ist wie in der Sowjetunion und in anderen Ländern hinter dem Eisernen Vorhang: Aus Anerkennung dafür, daß man sie weiterexistieren läßt, veröffentlichen die Bischöfe keine Hirtenbriefe mehr gegen den Kommunismus . . . An einem Sonntag ging ich in die Jesus-de-Miramar-Kirche in Havanna . . . Es herrschte eine sehr gedämpfte Stimmung, und alles wickelte sich sehr mechanisch ab. Es war kein Leben, keine Begeisterung zu verspüren. Es wurde zwar eine Predigt gehalten, sie dauerte aber nur drei Minuten.“ Gegen die Zeugen Jehovas und die evangelischen Glaubensgemeinschaften gehe die kubanische Regierung jedoch, wenn auch aus anderen Gründen, energisch vor, fügte der Verfasser noch hinzu.
15 Hat es Jehova Gott nötig, mit seinen Feinden einen Kompromiß zu schließen? Ist er nicht der Allmächtige? Wer kann seinem Willen widerstehen? Er handelt mit seinen Feinden nicht um Frieden. Deshalb sangen die Engel bei der Geburt Jesu nicht: „Friede auf der Erde allen Menschen“, sondern: „Friede auf der Erde den Menschen seiner Huld.“ (Luk. 2:14, RSt) Als der Feldherr Jehu von Joram, dem König Israels, gefragt wurde: „Ist es Friede, Jehu?“, erwiderte er mit Nachdruck: „Was, Friede, während der vielen Hurereien Isebels, deiner Mutter, und ihrer vielen Zaubereien!“ Ja, kein wahrer Vertreter Jehovas wird um des Friedens willen Kompromisse schließen. — 2. Kö. 9:22.
16. Wie zeigt die Bibel, daß Gerechtigkeit noch wichtiger ist als Friede?
16 Ein Friede, der nicht auf Gerechtigkeit beruht, kann nicht bestehen. Das erklärt, weshalb die Bibel, obwohl sie großen Nachdruck auf den Frieden legt, doch wiederholt zeigt, daß Gerechtigkeit noch wichtiger ist als Friede. Der Apostel Paulus schrieb die ermahnenden Worte: „Das Königreich Gottes bedeutet nicht Essen und Trinken, sondern bedeutet Gerechtigkeit und Friede und Freude mit heiligem Geist.“ Der Jünger Jakobus schilderte die göttliche Weisheit mit den Worten: „Die Weisheit von oben aber ist vor allem keusch, dann friedsam, vernünftig, zum Gehorchen bereit, voller Barmherzigkeit und guter Früchte.“ Aus diesem Grunde erwähnte auch Jesus die Friedsamen in den Seligpreisungen, mit denen er seine Bergpredigt begann, erst an siebenter Stelle. — Röm. 14:17; Jak. 3:17; Matth. 5:3-9.
17. In welch weiterer Beziehung ist der Friede, den Christen haben, einzigartig?
17 Der Friede, den Christen haben, ist ferner deshalb einzigartig, weil er nicht von äußeren Umständen abhängt. Der Apostel Paulus beschrieb ihn treffend mit den Worten: „Der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt.“ Er ist ein Zustand, in dem Herz und Sinn ruhig sind, ein Zustand innerer Gelassenheit, ganz gleich, was außerhalb vor sich gehen mag. Er läßt sich treffend mit einer Vogelmutter vergleichen, die während eines heftigen Sturmes ruhig auf einem Baum auf den Eiern in ihrem Nest sitzt, ohne sich darum zu kümmern, was um sie herum vor sich geht. Dieser Friede ist offensichtlich ein Friede, den die Welt nicht kennt. Deshalb konnte Jesus über ihn sagen: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe ihn euch nicht so, wie die Welt ihn gibt. Euer Herz werde nicht beunruhigt noch vor Furcht verzagt.“ „Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr durch mich Frieden habet. In der Welt werdet ihr Drangsal haben, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt.“ Ja, wahre Nachfolger Jesu Christi können trotz Verhältnissen, die Menschen normalerweise beunruhigen oder vor Furcht verzagen lassen würden, und trotz Drangsalen Frieden haben. — Phil. 4:7; Joh. 14:27; 16:33.
DEN FRIEDEN GOTTES ERLANGEN
18, 19. (a) Auf welcher Grundlage kann man mit Gott in ein friedliches Verhältnis gelangen? (b) Mit welchem Dienst sind Christen daher betraut worden?
18 Wie kann man aber diesen Frieden, der zu den in Galater 5:22 beschriebenen Früchten des heiligen Geistes Gottes gehört, diesen Frieden, der alles Denken übersteigt, erlangen? Indem man zunächst Frieden mit Gott schließt, das heißt mit ihm in ein freundschaftliches Verhältnis gelangt. Ein freundschaftliches Verhältnis mit Gott? Ist Gott denn nicht jedermanns Freund? Keineswegs! Der Apostel Paulus schrieb treffend: „Ja euch, dir ihr einst entfremdet und Feinde wart, weil euer Sinn auf die Werke gerichtet war, die böse waren, hat er jetzt wieder versöhnt.“ Wodurch versöhnt? Durch das Opfer Jesu Christi. „Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt wurden, so werden wir noch viel mehr jetzt, da wir versöhnt worden sind, durch sein Leben gerettet werden.“ Das war durch folgende Worte vorhergesagt worden: „Er ist um unserer Uebertretungen willen durchbohrt, zerschlagen wegen unserer Missetat; Strafe, uns zum Frieden, lag auf ihm, und durch seine Wunden ward uns Heilung.“ — Kol. 1:21; Röm. 5:10; Jes. 53:5, SB.
19 Aus diesem Grunde bezeichnet der Apostel Paulus das wahre Christentum oder die Verkündigung des christlichen Evangeliums als „den Dienst der Versöhnung“. Jesus kam auf die Erde und „verkündete die gute Botschaft des Friedens euch, den Fernen, und Friede den Nahen“. Mit diesem Dienst betraute er seine Nachfolger. „Alle Dinge aber kommen von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat, nämlich, daß Gott durch Christus eine Welt mit sich versöhnte, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und er hat uns das Wort der Versöhnung anvertraut. Wir sind daher Gesandte an Christi Statt, als ob Gott durch uns inständig bitte. An Christi Statt bitten wir: ,Werdet versöhnt mit Gott.‘ Den [Jesus Christus], der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Gemeinschaft mit ihm Gottes Gerechtigkeit würden.“ — Eph. 2:17; 2. Kor. 5:18-21.
20, 21. (a) Was heißt es, Glauben auszuüben? (b) Welche Schritte müssen zuerst unternommen werden?
20 Ja, nur durch Jesus Christus kann man mit Gott Frieden schließen: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Das setzt nicht nur voraus, daß wir das, was Jesus für uns getan hat, anerkennen, sondern daß wir auch Glauben ausüben: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe.“ Glauben ausüben heißt etwas tun, seinem Glauben entsprechend handeln, denn „wie der Leib ohne Odem tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot“. — Joh. 14:6; 3:16; Jak. 2:26.
21 Was für Werke muß man denn tun? Man muß vor allem Reue bekunden, muß sich bekehren oder sich von seiner selbstsüchtigen, ungerechten Handlungsweise abwenden, um dem Beispiel zu folgen, das uns Jesus Christus gegeben hat. Der Apostel Petrus ermahnte die damaligen Juden in Jerusalem mit den Worten: „Bereut daher und kehrt um, damit eure Sünden ausgelöscht werden, so daß Zeiten der Erquickung von der Person Jehova kommen mögen.“ — Apg. 3:19.
22, 23. Was tat Jesus zu Beginn seiner Predigttätigkeit, wodurch er uns ein Beispiel gab, und von welcher Wichtigkeit ist dieser Schritt, wenn man mit Jehova Gott Frieden schließen möchte?
22 Jesus wurde der Christus und begann als solcher seine Laufbahn, als er sich dem Willen seines Vaters unterstellte und, wie wir lesen, sagte: „Siehe, ich bin gekommen . . ., um deinen Willen, o Gott, zu tun.“ Das geschah am Jordan, wo er auch von Johannes dem Täufer getauft wurde. Da sich Jesus selbst taufen ließ und da er gebot, daß auch seine Nachfolger getauft werden sollten, muß sich jemand, der in Jesu Fußtapfen treten möchte, wie Jesus dazu entschließen, Gottes Willen zu tun, und muß sich dann wie Jesus ebenfalls taufen lassen. Diese Taufe ist ein Symbol oder Sinnbild dafür, daß man sich entschlossen hat, Gottes Willen zu tun. Sie sollte einen ständig an diesen Entschluß erinnern. Sie ist auch ein Zeugnis vor anderen dafür, daß man sich entschlossen hat, Gottes Willen zu tun und Jesus Christus nachzufolgen. — Hebr. 10:7; Matth. 3:13-17; 28:19, 20.
23 Heute sind viele mit den christlichen Zeugen Jehovas verbunden, besuchen ihre Zusammenkünfte, lesen die Wachtturm-Schriften und beteiligen sich sogar am öffentlichen Predigtdienst, schrecken aber vor dem Schritt der Hingabe und vor der Taufe zurück. Sie scheinen mit Gott zu wandeln, tun es aber in Wirklichkeit nicht, denn wir lesen in Amos 3:3: „Wandeln wohl zwei miteinander, es sei denn, daß sie übereingekommen sind?“ Solche Personen sollten daran denken, daß man, um den Frieden Gottes zu genießen, erst mit Gott Frieden schließen muß, indem man sich ihm hingibt und sich dann taufen läßt.
24. Was muß man tun, um diesen Frieden zu bewahren?
24 Das heißt nicht, daß wir nach dem Schritt der Hingabe und nach der Taufe nichts mehr tun müßten, um diesen Frieden mit Gott für immer zu genießen. Hingabe und Taufe sind erst der Anfang. Wir müssen unter anderem fortfahren, Erkenntnis in uns aufzunehmen und uns von Jehova durch sein Wort und seine sichtbare Organisation belehren zu lassen, ja, wir müssen Gottes Gesetz wirklich lieben und nach Weisheit streben. Tun wir das, so können wir sicher sein, daß wir Frieden haben werden: „Alle deine Kinder werden von Jehova gelehrt, und der Friede deiner Kinder wird groß sein.“ „Großen Frieden haben die, die dein Gesetz lieben, und kein Fallen gibt es für sie.“ „Mein Sohn, vergiß nicht meine Belehrung, und dein Herz bewahre meine Gebote. Denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden werden sie dir mehren.“ „Ihre [der Weisheit] Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden.“ Der Apostel Paulus gab Christen den Rat: „Die Dinge, die ihr gelernt und auch angenommen und gehört und in Verbindung mit mir gesehen habt, diese setzt in die Tat um, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ — Jes. 54:13; Ps. 119:165, Fußnote; Spr. 3:1, 17; Phil. 4:9.
25. (a) Womit könnte man den Grundsatz, der diesen Frieden beherrscht, vergleichen? (b) Als was könnte man den Frieden Gottes deshalb bezeichnen?
25 Dieser Friede könnte mit dem Eheglück verglichen werden. Eine Hochzeit ist bestimmt ein freudiger Anlaß. Sie ist gewissermaßen die Pforte zum Eheglück, bietet aber noch längst keine Gewähr dafür, daß dieses Glück bestehenbleibt. Viele Brautpaare glauben das zwar, sie sind jedoch im Irrtum. Eheleute die glücklich bleiben möchten, müssen an ihrem Glück ständig arbeiten, sie müssen sich darüber Gedanken machen, müssen sich Zeit nehmen und sich anstrengen, in all ihren Beziehungen Reife zu bekunden. Genauso verhält es sich auch mit allen, die durch Reue und Bekehrung, durch Glauben an das Lösegeld Christi, durch den Schritt der Hingabe und durch die Taufe in ein friedliches Verhältnis zu Gott gelangt sind. Sie müssen fortfahren, an diesem Frieden zu arbeiten, um ihn zu bewahren. Der Friede Gottes könnte somit als eine Belohnung bezeichnet werden. Jehova verhieß seinem Volk der alten Zeit Frieden, sofern es seinen Bedingungen entspreche: „Wenn ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Gebote beobachtet und sie tut, so werde ich . . . Frieden im Lande geben, daß ihr euch niederleget, und niemand sei, der euch aufschreckt; . . . und das Schwert wird nicht durch euer Land gehen.“ — 3. Mose 26:3-6.
[Fußnoten]
Encyclopedia Americana Annual (1956), S. 405.
Encyclopedia Americana (1956), Band 26, S. 152.
Cyclopædia von M’Clintock und Strong, Band 7, S. 852.
[Bild auf Seite 648]
„Was, Friede, während der vielen Hurereien Isebels . . .?“