Die glückliche „Nation, deren Gott Jehova ist“
„Glücklich ist die Nation, deren Gott Jehova ist, das Volk, das er als sein Erbe erwählt hat.“ — Ps. 33:12, NW.
1. (a) Was mögen ältere Leute über die Welt vor 1914 denken? (b) Welche Entwicklung ist seit jenem Jahr zu beobachten?
HEUTE glücklich sein? Gibt es heute eine Nation, von der gesagt werden könnte, sie sei glücklich? Ja welche Nation könnte angesichts der heutigen Weltlage glücklich sein? Ältere Leute mögen an die Verhältnisse vor dem Ausbruch des Weltkrieges im Sommer 1914 zurückdenken und ausrufen: „Das war noch eine glückliche Zeit!“ Vor dem Ersten Weltkrieg gab es tatsächlich noch Nationen, die als glücklich oder zumindest als lebensfroh bezeichnet werden konnten. Heute gibt es so etwas nicht mehr. Seit dem Jahr 1914 u. Z. herrschen unter den Nationen Verwirrung, Ruhelosigkeit, Unsicherheit, Argwohn und Furcht sowie eine zunehmende Ratlosigkeit; Staatsmänner und geistliche Führer wissen in dem internationalen Chaos mit seinen vom menschlichen Standpunkt aus unlösbaren Problemen nicht mehr aus noch ein. Für die jüngere Generation, die ihre Erwartungen auf die Zukunft setzt, wird die Lage immer aussichtsloser. Sie möchte darum aus dem gegenwärtigen Leben alles herausholen, was es noch herauszuholen gibt. Sie genießt das Leben deshalb in vollen Zügen.
2—4. (a) Trotz welcher Weltprobleme gibt es heute tatsächlich eine glückliche Nation, und welche Nation mögen manche Leute für diese Nation halten? (b) Mit welchen Problemen mußte sich diese Nation seit dem Amtsantritt ihres vierunddreißigsten Präsidenten auseinandersetzen?
2 Trotz alledem gibt es heute, so unglaublich es auch klingen mag, eine glückliche Nation, und das Glück und die Freude dieser Nation nehmen sogar ständig zu, während sich das Weltgeschehen jetzt seinem unvermeidlichen Höhepunkt nähert. Wer sich dieser begünstigten Nation anschließt, wird ebenfalls glücklich. Wer ist aber diese Nation, und warum ist sie glücklich?
3 Nein, es ist nicht die politisch und wirtschaftlich mächtigste Nation der Erde. Als aber am 20. Januar 1957 in der amerikanischen Bundeshauptstadt Washington der vierunddreißigste Präsident der Vereinigten Staaten in sein Amt eingesetzt wurde, geschah etwas, was andeutete, wer diese glückliche Nation ist. Dieser Präsident trat damals seine zweite Amtszeit an. Während er nach altem Brauch den Amtseid leistete, ruhte seine Hand auf einer geöffneten Bibel. Es war nicht die englische King-James-Bibel (oder Authorized Version), sondern ein Exemplar der im Jahre 1901 erschienenen American Standard Version. Der Präsident hatte diese Bibel 1915, im zweiten Jahr des Ersten Weltkrieges, kurz vor seiner Graduierung an der amerikanischen Militärakademie in Westpoint (New York) von seiner gottesfürchtigen Mutter bekommen. Seine Hand ruhte absichtlich auf Psalm 33:12, wo es nach der American Standard Version heißt: „Selig die Nation, deren Gott Jehova ist, das Volk, das er sich zu seinem Erbteil erwählt hat.“ In der 1952 veröffentlichten Übersetzung von Eugen Henne beginnt dieser Vers folgendermaßen: „Glücklich das Volk ...“ — Siehe New York Times vom 21. Januar 1957.a
4 Durch diese Geste wollte der wiedereingesetzte Präsident wahrscheinlich sagen, die Vereinigten Staaten von Amerika seien diese selige oder glückliche Nation oder er werde sie während seiner Präsidentschaft zu einer solchen Nation machen. Führte er aber seine Nation während seiner zwei Amtszeiten der Seligkeit oder dem Glück entgegen, von dem in Psalm 33:12 die Rede ist? Nun, während seiner ersten Amtszeit wurde Amerika in die politischen Auseinandersetzungen zwischen Nord-Vietnam und Süd-Vietnam verwickelt. (Siehe The Americana Annual, 1956, S. 356 über Indochina und unter der Überschrift „Die wichtigsten Ereignisse von 1955“.) Auch die Schwierigkeiten mit Nord-Korea hörten nicht auf. Die innen- und außenpolitischen Probleme häuften sich immer mehr. Warum wurde denn der glückliche Zustand, den der Präsident 1957 bei seinem zweiten Amtsantritt erhoffte, nicht erreicht? Warum kann diese Nation keinen Anspruch darauf erheben, die glückliche Nation zu sein?
5. (a) Wovon hängt das Glück der in Psalm 33:12 erwähnten Nation ab, und welche Fragen werden daher aufgeworfen? (b) Weist eine andere Volksgemeinschaft die Merkmale auf, die Gottes glückliche Nation auszeichnen?
5 Sie läßt einige grundlegende Forderungen außer acht. Wenn wir Psalm 33:12 nochmals lesen, erkennen wir sogleich, daß das Glück einer Nation davon abhängt, wer ihr Gott ist und ob sie sein auserwähltes Besitztum ist. Es heißt in diesem Vers nicht: „Glücklich die wirtschaftlich und militärisch mächtigste Nation“, sondern: „Selig [oder glücklich] die Nation, deren Gott Jehova ist, das Volk, das er sich zu seinem Erbteil erwählt hat.“ (American Standard Version; He) Wir fragen daher mit Recht: Veranlaßte der vierunddreißigste amerikanische Präsident seine Nation, sich Jehova zu ihrem Gott zu erwählen? Das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten von Amerika bezeichnete diese Nation als eine „christliche Nation“. Betet aber diese Nation Jehova als ihren Gott an, und hat sie sich als „das Volk“ erwiesen, „das er sich zum Erbteil erwählt hat“? Gibt es irgendwelche Beweise, die für die Bejahung dieser Frage sprechen würden? Obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika die führende Nation der Christenheit sind, sucht man dort vergeblich nach diesen Beweisen, ja man findet sie bei keiner der 200 Nationen, unter denen der Name Jehovas von seinen Zeugen schon seit Jahren verkündigt wird — nicht einmal in der Republik Israel.
6. Worauf setzt Gottes „glückliche“ Nation nach Psalm 33:10, 16, 17 ihr Vertrauen nicht, und wer kommt daher als Gottes „glückliche“ Nation nicht in Frage?
6 Wenn wir die Verse, die den Rahmen zu Psalm 33:12 bilden, etwas näher prüfen, erfahren wir weitere Einzelheiten über diese glückliche Nation: „Jehova macht zunichte den Ratschluß der Nationen, er vereitelt die Gedanken der Völker. Ein König wird nicht gerettet durch die Größe seines Heeres; ein Held wird nicht befreit durch die Größe der Kraft. Ein Trug ist das Roß zur Rettung, und durch die Größe seiner Stärke läßt es nicht entrinnen.“ (Ps. 33:10, 16, 17) Mit anderen Worten, die „glückliche“ Nation verläßt sich nicht auf eine Heeresmacht dieser Welt, sondern sie setzt ihre Hoffnung auf Befreiung von dem feindlichen Ratschluß der Nationen und den bösen Gedanken der Völker auf ihren Gott, Jehova, nicht auf Kriegshelden und auf feurige Kriegspferde. Das kann von den Nationen und Völkern dieser Welt nicht gesagt werden, die heute gerüstet sind wie noch nie. Die Nationen und Völker seufzen unter den Lasten der Ausgaben für Armee, Marine und Luftwaffe. Trotz der Gebete ihrer Päpste, Priester und anderer Geistlicher und Ordensleute sehen sie sich genötigt, eine Armee zu unterhalten, weil Jehova Gott sie nicht befreit.
7. Was hilft uns, festzustellen, wer die in Psalm 33:12 erwähnte glückliche Nation ist, und was sagt uns die Bibel darüber?
7 Welche Nation kann heute, da Nationalismus und leidenschaftlicher Patriotismus in der ganzen Welt überhandnehmen, von sich sagen, Psalm 33:12 erfülle sich an ihr? Wer ist tatsächlich diese „glückliche“ Nation, dieses „erwählte“ Volk? Wenn wir die Nation, zu der der inspirierte Schreiber des 33. Psalms gehörte, etwas näher betrachten, werden wir es herausfinden, denn er sprach von seiner Nation. Diese Nation war von Anfang an besonders begünstigt, denn sie wurde von dem Gott, der als einziger den Namen Jehova trägt, immer wieder befreit. Welch dramatische Befreiung erlebte sie doch schon bei ihrer Geburt im Jahre 1513 v. u. Z., als sie nach der Feier des Passahs aus der Knechtschaft und Sklaverei Ägyptens befreit wurde! Wenige Tage danach folgte eine weitere erstaunliche Befreiung: Die ganze Nation zog über das ausgetrocknete Bett des Roten Meeres und erreichte die Sinaihalbinsel, während die ägyptischen Streitkräfte von den zurückkehrenden Wogen verschlungen wurden. Keine andere Nation des Altertums oder der Neuzeit hat in ihrer Geschichte eine solche oder eine ähnliche Befreiung erlebt. Wie glücklich war sie über ihre wunderbare Rettung, als sie am Ostufer des Roten Meeres anlangte! In der Tat, sie war von Jehova Gott erwählt worden! — 2. Mose 12:1 bis 15:21.
8. Wann wurde das von Moses angeführte Volk zu einer Nation organisiert, und wie lautete das erste Gebot, das es von Gott erhielt?
8 Im dritten Monat nach der Befreiung aus Ägypten lagerte dieses Volk unter seinem Anführer, dem Propheten Moses, am Fuße des Berges Sinai auf der arabischen Halbinsel. Dort wurde es zu einer Nation organisiert, die von allen anderen Nationen der Erde getrennt und verschieden sein sollte. Es hörte die Stimme Gottes, die die berühmten Zehn Gebote bekanntgab, und erhielt dann diese Zehn Gebote in schriftlicher Form auf Steintafeln, die nicht vom Propheten Moses, sondern vom „Finger Gottes“ beschrieben worden waren. Diese Zehn Gebote waren die ersten Gesetze, die dieser Nation in Verbindung mit dem rechtmäßigen Vertrag oder Bund gegeben wurden, der zwischen ihr und ihrem himmlischen Befreier geschlossen wurde. Das erste dieser Zehn Gebote betonte nachdrücklich, daß er ihr Gott sei. Es lautet: „Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhause, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter wider mein Angesicht haben.“ Kein anderer Gott war an der Befreiung dieser Nation beteiligt gewesen. Folglich hatte Jehova das Recht, von ihr ausschließliche Ergebenheit zu verlangen. — 2. Mose 19:1 bis 20:18, NW.
TOD UND WIEDERGEBURT EINER NATION
9. Was mußte diese Nation tun, um glücklich zu bleiben, und wie half ihr Jehova?
9 Solange diese Nation Jehova, ihrem Gott, treu blieb, war sie glücklich. Solange sie ihren nationalen Vertrag oder Bund, dessen Mittler der Prophet Moses gewesen war, hielt, ging es ihr in dem Land gut, in das sie ihr Gott im Jahre 1473 v. u. Z. geführt hatte und das von Milch und Honig floß. Sobald sie aber die Gesetze und Gebote ihres nationalen Bundes verletzte und sich der Anbetung der falschen Götter zuwandte, die von den umliegenden Nationen verehrt wurden, geriet sie in Schwierigkeiten. Seinem Bund getreu, erweckte Jehova Gott besondere Richter, die die Nation jeweils aus der Hand ihrer Feinde befreiten. Er erweckte seine furchtlosen, freimütigen Propheten, um sie vor törichtem, verkehrtem Handeln und den sich daraus ergebenden furchtbaren Folgen zu warnen. Weil sie ständig zwischen der Anbetung des einen lebendigen und wahren Gottes hin und her pendelte, war ihr Leben ein ständiges Auf und Ab. Die Güte, die Gott dieser Nation erwiesen hatte, veranlaßte ihren zweiten König, David, den Sohn Isais oder Jesses von Bethlehem, folgendes zu schreiben: „Glücklich ist das Volk, dessen Gott Jehova ist!“ — Ps. 144:15, NW.
10. Wann war diese Nation am glücklichsten? Was führte aber schließlich zum Niedergang dieser „glücklichen“ Nation Gottes?
10 Am glücklichsten war Gottes erwähltes Volk unter der Regierung König Salomos von Jerusalem, des Sohnes und Nachfolgers Davids. (1. Kö. 4:20-25) Da aber Herrscher und Volk immer wieder dem Götzen- und Dämonenkult verfielen, ging das Glück dieser Nation verloren. Obwohl sie sich von diesen Rückfällen jeweils wieder für kurze Zeit erholte, war ihre Sinnesänderung doch nicht gründlich genug, um sie vor dem Unglück, vor dem Jehova Gott sie in den Bestimmungen seines feierlichen Bundes gewarnt hatte, zu bewahren. Zu der von ihm angegebenen Zeit führte er den Sturz ihres auserwählten Königshauses, die Zerstörung der Hauptstadt Jerusalem, die Verwüstung ihres ganzen Landes, die Zerstörung ihres berühmten von König Salomo erbauten Tempels in Jerusalem und die Wegführung eines Überrests von Überlebenden in das ferne Babylon herbei.
11. Was unternahm Jehova, um sein Volk zu retten? Doch wie verhielt sich sein Volk?
11 Jehova läßt sich nicht ewig verspotten, auch nicht von der Nation oder dem Volk, das behauptet, ihn zum Gott zu haben. Das geht aus 2. Chronika 36:15-21 deutlich hervor, wo die letzten Tage dieser freien, unabhängigen Nation beschrieben werden. Wir lesen dort: „Und Jehova, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, früh sich aufmachend und sendend; denn er erbarmte sich seines Volkes und seiner Wohnung [des Tempels]. Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und äfften seine Propheten, bis der Grimm Jehovas gegen sein Volk stieg, daß keine Heilung mehr war.
12. Beschreibe das Ende dieser von Gott gesegneten Nation.
12 „Und er ließ den König der Chaldäer wider sie heraufkommen, und der erschlug ihre Jünglinge mit dem Schwerte im Hause ihres Heiligtums: er schonte nicht des Jünglings und der Jungfrau, des Alten und des Greises: alle gab er in seine Hand. Und alle Geräte des Hauses Gottes, die großen und die kleinen, und die Schätze des Hauses Jehovas, und die Schätze des Königs [Zedekia] und seiner Obersten: alles brachte er nach Babel. Und sie verbrannten das Haus Gottes und rissen die Mauer von Jerusalem nieder; und alle seine Paläste verbrannten sie mit Feuer, und alle seine kostbaren Geräte verderbten sie. Und die vom Schwerte Übriggebliebenen führte er nach Babel hinweg; und sie wurden ihm und seinen Söhnen zu Knechten, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam; damit erfüllt würde das Wort Jehovas durch den Mund Jeremias, bis das Land [Juda] seine Sabbathe genossen hätte. Alle die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebenzig Jahre voll waren.“ — Vergleiche 2. Könige 24:20 bis 25:26.
13. Wie wirkte sich die Zerstörung Jerusalems auf den Namen Jehovas und auf das Volk Gottes aus?
13 Mit dem Sturz des Königreiches und der Zerstörung Jerusalems und seines Tempels sowie mit der Verwüstung des ganzen Landes Juda und der Wegführung eines Überrests von Überlebenden in die Gefangenschaft nach Babylon starb die Nation. Da ihr Gott als Jehova, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, weltbekannt war, wurden er und sein Name dadurch sehr geschmäht. Die Hoffnungen der Gefangenen in Babylon glichen einem Tal voller verdorrter, einzeln herumliegender Gebeine, die kein Mensch mehr hätte beleben können. (Hes. 37:1-12) Ihr Heimatland, Juda und Jerusalem, war nicht mehr das „Land“ einer Nation, das darum „das Land Juda“ genannt worden wäre. Es war jetzt ein Land, das als Banngebiet galt, das von abergläubischen Fremden gemieden wurde, in dem sich nur noch Wüstentiere und Vögel aufhielten, ja das zu einer Wildnis und Wüstenei geworden war. Das alles hatten die Propheten Jeremia und Micha in ihren Warnungsbotschaften vorhergesagt. — Jer. 32:43; 33:10, 12; Micha 3:9-12; Jer. 26:18.
14. Welche Fragen werden nun in Verbindung mit dieser Nation aufgeworfen, und was geht aus den prophetischen Worten der Bibel hervor?
14 Ob der Name Jehovas, des Gottes dieser Nation und des Souveräns des ganzen Universums, wohl je von dieser Schmach befreit und wieder zu Ehren gebracht würde? Ob die mit Gottes Namen und seiner Herrschaft verbundene Nation je eine Wiedergeburt erleben würde? Ob das als Banngebiet gemiedene und zu einer Wildnis gewordene Land je wieder aus den Trümmern erstehen, sich von seiner Verwüstung erholen und wieder in der ganzen Welt als Land Juda bekannt würde? So unvorstellbar es für die heidnischen Nationen, besonders für Babylon, auch gewesen sein mag, war die Wiedergeburt dieses Landes und seiner Nation und die Wiederbelebung der Anbetung in seinem Tempel für Jehova Gott eine beschlossene Sache. Das bestätigen seine in der Bibel aufgezeichneten Prophezeiungen.
15, 16. Was sagte der Prophet Jesaja unter Inspiration über Jerusalem voraus, und welche Verheißung gab Jehova im Hinblick auf sein Volk?
15 Einer von denen, die inspiriert wurden, diese wunderbare Wiedergeburt ausdrücklich vorherzusagen, war der Prophet Jesaja. Er wurde veranlaßt, zum Trost des kleinen Überrests, der an der reinen Anbetung Jehovas festhielt, vorherzusagen, daß Gott als Richter (im Jahre 607 v. u. Z.) zwar dafür sorgen werde, daß Jerusalem und dessen Tempel vom Getöse des Einfalls der Feinde und vom Lärm der Zerstörung erfüllt würden, wodurch er an allen israelitischen Feinden seiner Anbetung Vergeltung üben werde, daß aber danach die vernichtete Nation und das zerstörte Land auf eine erstaunliche Weise erneut geboren würden. Jesaja sagte:
16 „Höret das Wort Jehovas, die ihr zittert vor seinem Worte! Es sagen eure Brüder, die euch hassen, die euch verstoßen um meines Namens willen: Jehova erzeige sich herrlich, daß wir eure Freude sehen mögen! aber sie werden beschämt werden. Stimme eines Getöses von der Stadt her! Stimme aus dem Tempel! Stimme Jehovas, der Vergeltung erstattet seinen Feinden! Ehe sie Wehen hatte, hat sie geboren; ehe Schmerzen sie ankamen, wurde sie von einem Knaben [männlichen Kind, NW] entbunden. Wer hat solches gehört, wer hat dergleichen gesehen? Kann ein Land an e i n e m Tage zur Welt gebracht, oder eine Nation mit e i n e m Male geboren werden? Denn Zion [Jerusalem] hat Wehen bekommen und zugleich ihre Kinder [Söhne, NW] geboren.“ — Jes. 66:5-8.
17, 18. Wann kam es zu dieser „Wiedergeburt“, und inwiefern ging sie wie ein Wunder vor sich, so, als ob ihr keine Geburtsschmerzen vorausgegangen wären?
17 Zur Überraschung aller heidnischen Nationen, die Zion oder Jerusalem verachteten, kam es im Jahre 537 v. u. Z., genau siebzig Jahre nach der Verwüstung des Landes Juda und Jerusalem oder Zion, zu dieser wunderbaren „Wiedergeburt“. Sie ging sehr schnell vor sich, so, als ob ihr keine Geburtsschmerzen vorausgegangen wären, wie wenn sie vor dem Einsetzen der Wehen erfolgt wäre. Wie denn?
18 Babylon, das die Judäer nicht aus der Gefangenschaft entlassen wollte, blieb bis zur Nacht des 16. Tischri (5./6. Oktober) des Jahres 539, des neunundsechzigsten Jahres der vorhergesagten siebzigjährigen Verödung Judas und Jerusalems oder Zions, als Weltmacht bestehen. In der ersten Hälfte des siebzigsten Jahres, ungefähr im Frühjahr, gab Kores der Große, der persische Eroberer Babylons, seinen Erlaß heraus, durch den er den gefangenen Judäern gestattete und sie ermunterte, in ihre frühere Heimat zurückzukehren, um dort, wo Jerusalem oder Zion wieder aufgebaut werden sollte, den Tempel Jehovas wieder zu errichten. Am Ende jenes siebzigsten Jahres, im Frühherbst 537 v. u. Z. (1. Tischri [28./29. Sept.] 537 v. u. Z.), befand sich der treue Überrest wieder in seinem geliebten Heimatland und ließ sich da, wo seine früheren Städte lagen, nieder. — Esra 1:1 bis 3:6.
19. Was erlebte Jerusalem nur wenige Monate nach der Befreiung?
19 Es war keine lange Zeit der Geburtsschmerzen, keine mit langwierigen Kämpfen verbundene Erhebung, notwendig, um es den „Kindern“ Zions (oder Jerusalems) zu ermöglichen, aus der Babylonischen Gefangenschaft auszubrechen und in ihr verödetes Land zurückzukehren und sich dort als Nation wieder anzusiedeln. Nur wenige Monate nach dem von Kores herausgegebenen Befreiungserlaß befand sich ein Überrest der Anbeter des wahren Gottes, Jehovas, wieder in dem Land, das nun nicht mehr unter dem Bann Jehovas stand. Es war jetzt das Land eines Volkes, das nicht nur eine eigene Regierung unter einem Statthalter hatte, der ein Nachkomme des aus Juda stammenden Königs David war, sondern das auch einen von Jehova Gott ermächtigten Hohenpriester hatte. Auf diese Weise wurde die Nation der Anbeter des einen lebendigen und wahren Gottes, die ihr eigenes Gebiet und ihre eigene Landesregierung hatte, erneut geboren. Es gab wieder ein Zion oder Jerusalem, das der Sitz einer nationalen Regierung war, und dieses Zion hatte seine „Kinder“ oder seine Bewohner und Bürger, die sein Gebiet, das Land Juda, säuberten und wieder bebauten. Dort wurde die Anbetung seines Gottes wiederhergestellt.
KEIN MISSLINGEN FÜR JEHOVA
20, 21. Was ließ Jehova an „e i n e m Tage“ und mit „e i n e m Male“ geschehen, und was wurde dadurch gerechtfertigt?
20 Wer hatte je zuvor so etwas gehört? Wer hatte je eine solche nationale und religiöse Entwicklung gesehen? Es geschah alles ganz plötzlich, ganz unerwartet; es war etwas, was noch nie dagewesen war. Sozusagen ohne Geburtsschmerzen brachte Zion, Jehovas irdische Organisation, das „männliche Kind“ in Form eines Volkes hervor, das eine nationale Einheit bildete. So schnell wie „an e i n e m Tage“ erstand aus den Trümmern ein Land, das eine nationale Bezeichnung hatte. Mit „e i n e m Male“ veranlaßte Jehova Gott, der Allmächtige, daß eine organisierte Nation, die mit ihm in einem Bundesverhältnis stand, geboren, ja erneut geboren wurde. Zur gleichen Zeit, da sozusagen die Wehen einsetzen sollten, gebar seine Organisation Zion ihre „Söhne“, das heißt die als „männliches Kind“ bezeichnete Nation. Was hätte das anderes sein können als die Erfüllung der Prophezeiung Jehovas, durch die sein unfehlbares Wort gerechtfertigt wurde? Er hatte dafür gesorgt, daß seine irdische Organisation dieses „Kind“ gebar. Diese Geburt mußte erfolgen; es konnte keine Fehlgeburt oder Totgeburt sein, denn er hatte, wie wir im nächsten Vers lesen, vorhergesagt:
21 „Sollte i c h zum Durchbruch bringen und nicht gebären lassen? spricht Jehova; oder sollte i c h, der gebären läßt, verschließen? Spricht dein Gott.“
22. Wer trat bei diesem erstaunlichen Ereignis auf den Plan, und wer wurde dadurch glücklich gemacht?
22 Gemäß diesen Worten in Jesaja 66:9 konnte Jehova Gott, dem Allmächtigen, im letzten und kritischsten Augenblick nicht noch etwas mißlingen. Die geschichtlichen Aufzeichnungen bestätigen auch, daß dies nicht der Fall war. Niemand anders als er selbst trat bei diesem erstaunlichen Ereignis auf den Plan und griff zur Freude derer, die ‘vor seinem Worte zitterten’, in das Weltgeschehen ein. Während ihre religiösen Hasser und Verfolger dadurch beschämt wurden, konnten sie als wiedergeborene Nation, „deren Gott Jehova“ war, wirklich überaus glücklich sein. Die „Freude an Jehova“ war ihre Feste. — Neh. 8:10, Fußnote.
[Fußnote]
a Siehe die 1957 erschienene Broschüre „Die Heilung der Nationen näher gerückt!“, Seite 5, Absatz 4.