Der Platz des Namens Gottes in der wahren Anbetung
Was bedeutet es, Gottes Namen in unwürdiger Weise zu gebrauchen? Wie können wir ihn richtig gebrauchen?
ALS eine Dame mittleren Alters in ihrer Wohnung in Tel Aviv (Israel) von einem Zeugen Jehovas besucht wurde, rief sie aus: „Sie müssen zur Christenheit gehören, denn den Juden ist es verboten, Gottes Namen auszusprechen.“ Jüdischen Ohren ist im allgemeinen der persönliche Name Gottes überhaupt nicht vertraut.
Sozusagen ohne Ausnahme haben sich die Juden auf den Standpunkt gestellt, der in ihrer Mischna zum Ausdruck gebracht wird, die erklärt: „Und diese sind’s, die nicht teilhaben an der kommenden Welt: Wer sagt: Die Belebung der Toten läßt sich nicht aus der Weisung belegen, und: Die Weisung ist nicht vom Himmel ... Auch wer den Namen buchstäblich murmelt.“ — Sanhedrin XI, 1; Der Babylonische Talmud, ausgewählt, übersetzt und erklärt von Reinhold Mayer, Wilhelm Goldmann Verlag, 1963.
Warum aber ist es den Juden streng verboten, Gottes Namen auszusprechen? The Texas Catholic Herald vom 18. Oktober 1968 schrieb: „Obwohl die Juden ‚Jahve‘ gewöhnlich als den persönlichen Namen des Gottes Israels betrachteten, hinderte sie eine Art abergläubische Furcht daran, ihn auszusprechen, und deshalb wurde er, wo er in ihren heiligen Büchern erschien, als ‚Adonai‘ gelesen.“
EINFLUSS AUF DIE CHRISTENHEIT
Diese abergläubische Furcht, die die Juden daran hinderte, den göttlichen Namen auszusprechen, hat auch die Christenheit beeinflußt. Selten, wenn überhaupt, wird man hören, daß der Name Gottes in den Kirchen der Christenheit gepriesen wird. Tatsächlich haben viele Bibelübersetzer der Christenheit den göttlichen Namen sogar aus ihren Bibelübersetzungen ausgelassen und ihn durch die Titel „Herr“ und „Gott“ ersetzt.
Eine bemerkenswerte Ausnahme bildet jedoch die American Standard Version aus dem Jahre 1901, die in ihrem Vorwort erklärt: „Die zuerst im Anhang [der English Revised Version] angeregte Änderung, wodurch ‚HERR‘ und ‚GOTT‘ (in Kapitälchen gedruckt) durch ‚Jehova‘ ersetzt werden — wird manchem unwillkommen sein wegen der Häufigkeit der ersetzten Wörter und der Vertrautheit mit ihnen. Aber die amerikanischen Revisoren kamen nach sorgfältiger Betrachtung zu der einmütigen Überzeugung, daß ein jüdischer Aberglaube, der den göttlichen Namen für zu heilig hielt, um ausgesprochen zu werden, nicht länger in der englischen oder in irgendeiner anderen Übersetzung des Alten Testamentes maßgebend sein sollte ... Dieser persönliche Name, der mit einer Menge heiliger Dinge verknüpft ist, ist nun im heiligen Text an den Platz zurückversetzt worden, auf den er unbestritten Anspruch hat.“
Somit weigerte man sich bei der American Standard Version, von dem jüdischen Aberglauben beeinflußt zu werden, der den göttlichen Namen als zu heilig betrachtete, um ausgesprochen zu werden. Auch andere neuzeitliche Übersetzungen gebrauchen jetzt den göttlichen Namen an den vielen Tausenden von Stellen, an denen er in der Heiligen Schrift erscheint.
WIE LAUTET DER NAME?
Im hebräischen Teil der Heiligen Schrift wird der Name Gottes in vier hebräischen Buchstaben geschrieben, die als das Tetragrammaton bezeichnet werden. Diese vier hebräischen Buchstaben entsprechen unseren vier deutschen Buchstaben JHWH. Wenn auch die genaue Aussprache dieses göttlichen Namens in Vergessenheit geraten ist, lautet doch seit vielen Jahrhunderten die volkstümliche deutsche Aussprache „Jehova“. So heißt es in der Catholic Encyclopedia, Band 8, Ausgabe 1910, Seite 329: „Jehova, der Eigenname Gottes im Alten Testament.“
Im letzten Jahrhundert haben Bibelgelehrte jedoch die Aussprache „Jahve“ vorgezogen, da sie sich allgemein einig waren, daß sie der Aussprache des Namens im ursprünglichen Hebräisch näherkommt. Aber die meisten Menschen sprechen heute kein Hebräisch. Sie sprechen andere Sprachen. Wenn wir daher zum Beispiel deutsch sprechen, ist es angebracht, die deutsche Aussprache des göttlichen Namens, nämlich „Jehova“, zu gebrauchen. Bei dieser Form bleiben die Laute der vier Buchstaben des Tetragrammatons genau erhalten. In anderen Sprachen wird der göttliche Name anders ausgesprochen, obwohl er meistens recht ähnlich klingt.
SEIN PLATZ IN DER ANBETUNG BEIM ALTEN ISRAEL
Beim alten Israel, dem Volke Gottes, hatte der göttliche Name wirklich einen Ehrenplatz. Die Menschen gebrauchten Gottes Namen bei der Anbetung und beim Lesen der Heiligen Schrift, in ihrer täglichen Unterhaltung und auch, wenn sie mit anderen Nationen in Berührung kamen. So wurden sie weit und breit als das Volk bekannt, das Jehova anbetete.
Dies gefiel dem wahren Gott. Er brachte seine Billigung zum Ausdruck, indem er Israel als „mein Volk, über welchem mein Name angerufen wird“, beschrieb. (2. Chron. 7:14, Fußnote) Von den Israeliten hieß es nicht, sie seien das Volk, das „den Herrn“ anbetete, sondern sie wurden immer mit dem Namen Jehova in Verbindung gebracht. Ja, die Heilige Schrift macht einen Unterschied zwischen Israel und den Königreichen, „die deinen Namen nicht anrufen“. — Ps. 79:6, SB; Jer. 10:25.
Jehova wünschte, daß man seinen „Namen verkündige auf der ganzen Erde“. (2. Mose 9:16) Seine Großtaten für sein Volk bewirkten genau das. Als Gott zum Beispiel die stolzen Ägypter und ihre militärische Macht zerschmetterte, wurde die Nachricht darüber weit und breit bekannt. Jahre später sagte die Frau Rahab, die im entfernten Jericho lebte: „Wir haben gehört, daß Jehova die Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zoget ... Jehova, euer Gott, ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten.“ Beachte, daß Rahab nicht lediglich einen Titel wie „Gott“ gebrauchte, sondern sich auch des besonderen Namens Gottes bediente. — Josua 2:10, 11.
Die Nation Israel sollte bei der Verkündigung des Namens Gottes eine hervorragende Rolle spielen. Jehova sagte zu den Israeliten: „Ihr seid meine Zeugen, ... und ich bin Gott.“ (Jes. 43:12) Ja, sie sollten als Jehovas Zeugen dienen. Und Gott wollte, daß sein Name Jehova immer einen hervorragenden Platz in der wahren Anbetung haben sollte, denn er sagte: „Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedenkname von Geschlecht zu Geschlecht.“ — 2. Mose 3:15, Fußnote.
GEBRAUCH DES NAMENS GOTTES VERMIEDEN
Warum ließ denn die jüdische Nation später davon ab, diesen großartigen Namen Jehova auszusprechen, und ersetzte ihn durch verschiedene allgemeine Ausdrücke und Titel? Wann kam diese Gewohnheit auf?
Es begann zur Zeit des Exils der Israeliten in Babylon im Jahre 607 v. u. Z. Auch trug der spätere Einfluß des von Babylon angeregten Hellenismus im dritten und im zweiten Jahrhundert v. u. Z. zu dieser Gewohnheit unter den Juden bei. Das Vermeiden persönlicher Namen für Gottheiten ist gewiß eine Gewohnheit, die sich scharf von den Ermahnungen der Bibel unterscheidet, Anbeter Jehovas sollten ‘seinen Namen anrufen’, „seinen Namen lieben“ und „an seinen Namen denken“. — Jes. 12:4, SB; Ps. 69:36; Mal. 3:16, van Eß.
Besonders die jüdische Religionssekte der Sadduzäer stand unter dem Einfluß einer „internationalen Denkweise“ und „fortschrittlicher Ansichten“, und sie drängte darauf, überall anerkannte, allgemeine Titel zu gebrauchen. So hörte die Nation Israel auf, den großen Namen ihres Gottes, Jehova, zu gebrauchen.
Beachte, in welchem Ausmaß der Name vermieden wird. Außerhalb der Heiligen Schrift selbst werden hebräische Buchstaben manchmal als Zahlzeichen verwendet. Zum Beispiel hat der fünfte Buchstabe des Alphabets (he) den Zahlenwert 5, der zehnte Buchstabe (jod) stellt 10 dar usw. Schreibt der Hebräer nun, um die Zahl 15 auszudrücken, jod-he? Nein, nicht einmal, um die Kapitel und Verse in der Heiligen Schrift zu numerieren! Denn dies würde bedeuten, die ersten zwei Buchstaben des göttlichen Namens niederzuschreiben. Statt dessen wird die Zahl 15 daher immer als teth-wau oder 9 plus 6 geschrieben. Ja, so weit geht der Jude in der Vorstellung, er müsse Gottes persönlichen Namen vermeiden!
GOTTES NAME UNWÜRDIG GEBRAUCHT
Man hat sich bemüht, das Vermeiden des Namens Gottes mit der Begründung zu rechtfertigen, daß er zu heilig sei, um ausgesprochen zu werden, und daß ein solches Vermeiden seines Gebrauchs sicherstelle, daß Gottes Name nicht „eitel“, das heißt „in unwürdiger Weise“ gebraucht werde. (2. Mose 20:7, Al; NW) Ist dies ein triftiger Grund, Gottes Namen nicht zu gebrauchen? Was bedeutet es, Gottes Namen in unwürdiger Weise zu gebrauchen?
Ein auffallendes Beispiel für den unwürdigen Gebrauch des Namens Gottes ist das des mächtigen ägyptischen Pharaos. Höhnisch antwortete er Moses und Aaron, die in Gottes Namen vor ihm erschienen: „Wer ist Jehova, auf dessen Stimme ich hören soll ...? Ich kenne Jehova nicht.“ Seine Worte und Handlungen begründeten seine völlige Nichtachtung gegenüber Jehova Gott und seinem herrlichen Namen. — 2. Mose 5:2.
Ein weiteres Beispiel ist das von Rabsake, dem Wortführer Sanheribs, des assyrischen Herrschers. Er gebrauchte den Namen Jehova in unwürdiger Weise, indem er Jehova vor den Juden herabsetzte, um sie zu entmutigen. Er sagte: „Höret nicht auf Hiskia [den König der Juden]! denn er verführt euch, indem er spricht: Jehova wird uns erretten! Welche sind es unter allen Göttern der Länder, die ihr Land von meiner Hand errettet haben, daß Jehova Jerusalem von meiner Hand erretten sollte?“ — 2. Kö. 18:32, 35.
Jedes abfällige oder profane Nennen des Namens Gottes, jedes Lästern, Fluchen oder Äußern von herabsetzenden Bemerkungen über den Namen Gottes würde somit bedeuten, ihn in unwürdiger Weise zu gebrauchen. Es war der lästernde Gebrauch des Namens Gottes, der nach dem israelitischen Gesetz ein strafbares Vergehen war. Die Bibel sagt: „Der Sohn des israelitischen Weibes lästerte den Namen Jehovas und fluchte ihm; ... wer den Namen Jehovas lästert, soll gewißlich getötet werden.“ (3. Mose 24:11-16) Die Sünde, ‘Gottes Namen in unwürdiger Weise zu gebrauchen’, bestand nicht einfach im Aussprechen, sondern im Mißbrauch des Namens.
Es ist jedoch möglich, Gottes Namen auf andere Weise unwürdig zu gebrauchen, als ihn zu beschimpfen. Wie denn?
Dies kann geschehen, wenn sich jemand, der mit Jehovas Namen in Verbindung gebracht wird, an Handlungen beteiligt, die den Gott, den er vertritt, entehren. Die Nation Israel gebrauchte zum Beispiel den Namen Gottes in unwürdiger Weise, indem sie sich an einer Handlungsweise beteiligte, die große Schmach auf Jehova brachte. Aus diesem Grund sagte Jehova: „Ich habe mich meines heiligen Namens erbarmt, welchen das Haus Israel entweiht hat unter den Nationen, wohin sie kamen.“ (Hes. 36:21, Fußnote) Somit hat jemand, der den großen Namen Jehovas trägt, eine schwere Verantwortung, sich so zu verhalten, daß er diesen Namen nicht entehrt und keine Schmach darauf bringt.
GOTTES NAMEN IN WÜRDIGER WEISE GEBRAUCHEN
Wenn „Jehova ... den nicht ungestraft lassen [wird], der seinen Namen zu Eitlem ausspricht“, folgt daraus, daß er diejenigen segnen wird, die seinen Namen in würdiger Weise gebrauchen. (2. Mose 20:7, Fußnote) Wie können wir Gottes Namen in würdiger Weise gebrauchen?
Eine Möglichkeit, dies zu tun, wäre, Jehovas Namen liebevoll auszusprechen, wenn man persönlich zu Ihm betet. Wieviel enger wird das Verhältnis, wenn ein Anbeter Jehovas dies tut! In der Vergangenheit haben Diener Gottes seinen Namen so gebraucht. Lies zum Beispiel das Gebet, das Salomo sprach, als der Tempel seiner Bestimmung übergeben wurde. (1. Kö. 8:23-25) Betrachte die Bitte Elias bei der Kraftprobe mit den Baalsanbetern auf dem Berg Karmel. (1. Kö. 18:36, 37) Beachte, wie sich Hiskia ausdrückte, um Jehova anzurufen, als Israel sich einem assyrischen Angriff gegenübersah. (2. Kö. 19:15-19) Gib acht auf Josaphats ähnliche Bitte um göttliche Hilfe. (2. Chron. 20:6-12) Wie ausführlich und häufig diese Diener Jehovas den Namen Gottes in ihren Gebeten aussprachen, in Gebeten, die Gott annahm und beachtete! Es ist ebenso wichtig, daß wir heute in unseren Gebeten Gottes Namen gebrauchen.
Wir können Gottes Namen auch würdig gebrauchen, wenn wir die Heilige Schrift und verwandten Stoff lesen, worin der göttliche Name erscheint. Den Namen Jehovas in einem solchen Zusammenhang laut zu lesen bedeutet nicht, ‘Gottes Namen in unwürdiger Weise zu gebrauchen’. Vielmehr wird Gottes Name entehrt, wenn er nicht ausgesprochen wird.
Wie bereits erwähnt, haben Bibelübersetzer in verschiedenen Sprachen Gottes heiligen Namen zugunsten der Titel „Gott“ und „Herr“ aus ihren Übersetzungen gestrichen. Wer Gottes Namen liebt, zieht es vor, in einer Übersetzung der Heiligen Schrift zu lesen, die den göttlichen Namen in ihrem Text getreulich bewahrt, entweder durch die Wiedergabe „Jehova“ oder durch „Jahve“ oder durch eine andere örtlich gebrauchte Form, die den ursprünglichen vier hebräischen Buchstaben entspricht.
Nicht nur beim Lesen, sondern auch im Gespräch mit anderen kann Gottes Name in würdiger Weise gebraucht werden. Unter Mitanbetern ist es natürlich und richtig, Jehovas Namen zu gebrauchen, denn alle Anwesenden achten und lieben diesen Namen und alles, wofür er steht. Außerdem gebraucht der christliche Zeuge Jehovas den Namen Gottes jedoch auch vor der Menschenwelt, indem er Jehovas Vorhaben erklärt, wie es durch sein Wort geoffenbart wird. Gottes Namen und Vorhaben vor den Ohren anderer zu preisen ist wirklich ein Gebrauch seines Namens, durch den Gott sehr geehrt wird.
Im Gegensatz zu der Strafe, die denen zugemessen wird, die Gottes Namen verachten, werden großartige Verheißungen für diejenigen gegeben, die dem Namen Jehovas in ihrer Anbetung den richtigen Platz einräumen. Solche Personen werden göttlichen Schutz empfangen, wenn in Gottes Krieg von Harmagedon die Erde von allen gesäubert wird, die Seinen Namen lästern und entweihen. Jehova erklärt: „Weil er an mir hängt, will ich ihn erretten; ich will ihn in Sicherheit setzen, weil er meinen Namen kennt.“ — Ps. 91:14, Fußnote.
Welch einen Ansporn haben wir daher, ‘Jehova, den Höchsten über die ganze Erde’, zu loben und ihm zu dienen! Mit der Aussicht, bald in Gottes neues System der Gerechtigkeit geführt zu werden, können Personen, die voraussichtlich Harmagedon überleben, ihren Entschluß bekräftigen: „Ich will dich erheben, mein Gott, du König, und deinen Namen preisen immer und ewiglich.“ — Ps. 83:18; 145:1, 2.