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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1970
w70 1. 8. S. 479-480

Fragen von Lesern

● Wie sind die Worte in 1. Mose 6:6 (NW) zu verstehen: „Jehova bedauerte, daß er Menschen auf der Erde gemacht hatte.“? — D. B., USA.

Zunächst wäre zu beachten, daß es in älteren Übersetzungen (Lu, SB, Al) heißt, es habe Gott „gereut“, dies oder jenes getan zu haben. Wenn einen etwas „reut“, so bedeutet das jedoch, daß einem das, was man getan hat — eine Sünde oder ein Fehler, den man begangen hat —, leid tut. Da Jehova Gott vollkommen gerecht ist, kann er keine Sünde und auch keinen Fehler begehen, den er bereuen müßte. Darum gebraucht die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (englisch) den Ausdruck „bedauern“ oder „Bedauern empfinden“.

Das hebräische Wort na.hham’, das in 1. Mose 6:6 (NW) mit „bedauerte“ wiedergegeben wird, hat, wie viele andere Wörter, verschiedene Bedeutungen. Die Neue-Welt-Übersetzung gibt es unter anderem mit „bedauerte“ (1. Mose 6:6). „mich laben“ (Jes. 1:24) und mit „sich trösten lassen“ wieder. — Jer. 31:15.

In der Interpreter’s Bible (Band 1, Seite 225) lesen wir über dieses hebräische Wort: „Dieses Wort wird allgemein mit ‚gereuen‘ (in der Leideform) und ‚trösten‘ (in der Intensivform) wiedergegeben. Eigentlich bedeutet das Wort ‚einen erleichternden Atemzug tun‘. ... Es hat darum die Bedeutung von ‚Änderung der Einstellung‘, ‚Sinnesänderung‘; jede andere Verbindung ist zufällig. ... Wenn das Wort mit ‚gereuen‘ wiedergegeben wird, wie dies häufig in Verbindung mit Gott geschieht, bedeutet es ‚Sinnesänderung oder die Absicht ändern‘.“

Was meinte Jehova Gott, als er sagte: „Ich werde die Menschen, die ich erschaffen habe, von der Oberfläche des Erdbodens wegwischen ..., denn ich bedaure in der Tat, daß ich sie gemacht habe.“? (1. Mose 6:7, NW) Wollte er damit sagen, er bedaure, daß er den Menschen erschaffen habe, und es sei ein großer Fehler gewesen? Keineswegs! Hätte er das gemeint, dann hätte er die ganze Menschheit aus dem Dasein ausgelöscht. Sein Bedauern bezog sich nur auf die böse Generation, die vor der Flut lebte, denn unmittelbar nach den oben angeführten Worten lesen wir: „Noah aber fand Gunst in den Augen Jehovas.“ — 1. Mose 6:8, NW.

Es handelte sich in diesem Fall also offensichtlich um eine Sinnesänderung Jehovas: Er, der Schöpfer der Menschen, wurde zu ihrem Vernichter, weil sie sein Mißfallen erregt hatten. Folgendes Beispiel mag dies veranschaulichen: Ein Vater mag seinem Sohn ein Auto schenken. Wenn der Sohn aber nicht richtig damit umgeht, wenn er in Schwierigkeiten gerät, weil er zu schnell fährt, usw., mag der Vater bedauern, daß er ihm das Auto gegeben hat, und mag es ihm wieder wegnehmen. Er hat seinen Sinn geändert, was aber nicht unbedingt heißt, daß er vorher einen Fehler gemacht hatte. Der Sohn hat Fehler gemacht, und er hat verkehrt gehandelt. Er hätte Wertschätzung zeigen und seinen Vater erfreuen sollen, indem er vernünftig mit dem Auto umgegangen wäre.

Genauso verhält es sich mit der Menschheit. Hätten Adam und Eva weise gehandelt, so hätten sie Jehovas Herz erfreut. Sie handelten aber böse, und deshalb hatte Gott kein Gefallen an ihnen; er empfand Bedauern und sah sich gezwungen, ihr Leben auszulöschen. Genauso war es auch mit den Angehörigen der bösen Generation, die zur Zeit der Flut lebte. Gott änderte seine Einstellung ihnen gegenüber. Die Entwicklung der Dinge machte es sogar dringend nötig, daß er dies tat. Es tat ihm leid, daß damit die Vernichtung vieler Menschenleben verbunden war, aber er war verpflichtet zu handeln, um seinen Grundsätzen treu zu bleiben.

Wie die Bibel zeigt, empfindet Jehova Gott in zweierlei Hinsicht Bedauern. Wenn seine Geschöpfe seinem Willen zuwiderhandeln, empfindet er Bedauern, und sie beschwören seinen Zorn herauf. Wenn er indes beabsichtigt, einige seiner Geschöpfe zu bestrafen, weil sie gesündigt haben, sie aber ihre Sünden bereuen und beweisen, daß es ihnen leid tut, und dadurch zeigen, daß sie noch nicht so weit gegangen sind, daß es für sie keine Umkehr mehr gibt, dann ändert Jehova seine Einstellung ihnen gegenüber und erweist ihnen Barmherzigkeit; er empfindet Bedauern. Statt ihnen also irgendwelches Leid oder noch mehr Leid zuzufügen, befreit er sie.

So handelte Jehova Gott den Israeliten gegenüber zur Zeit ihrer Richter: „Jehova empfand jeweils Bedauern wegen ihres Stöhnens über ihre Bedrücker.“ (Ri. 2:18, NW) Genauso handelte er gegenüber den Bewohnern der Stadt Ninive. Wegen ihrer großen Bosheit hatte er ihre Vernichtung beschlossen. Als sie aber aufgrund der Predigt Jonas aufrichtig bereuten, empfand er Bedauern mit ihnen und änderte seinen Sinn im Hinblick auf „das Unglück, das ihnen antun zu lassen er geredet hatte; und er ließ es nicht tun“. — Jona 3:8-10, NW.

Wie sind nun aber die Stellen zu verstehen, in denen gesagt wird, Jehova Gott empfinde kein Bedauern? — 4. Mose 23:19; 1. Sam. 15:29; Ps. 110:4, NW.

Es handelt sich bei diesen Texten um besondere Fälle. Bileam wurde zum Beispiel trotz der Bemühungen des Königs Balak, Bileam dazu zu bewegen, Israel zu verfluchen, veranlaßt zu prophezeien, daß Jehova im Hinblick auf sein Vorhaben, die Nation Israel mit Wohlfahrt zu segnen, seinen Sinn nicht ändern, das heißt kein Bedauern empfinden werde. (4. Mose 23:19, NW) Als König Saul sich als untreu erwiesen hatte, sagte der Prophet Gottes zu ihm, Jehova werde „nichts bedauern“ oder werde seinen Sinn in bezug auf Sauls Verwerfung nicht ändern. (1. Sam. 15:29, NW) Und Jehova Gott schwor, daß er sein Vorhaben, seinen Sohn einen Hohenpriester auf unabsehbare Zeit nach der Weise Melchisedeks werden zu lassen, nicht bedauern werde oder seinen Sinn in dieser Hinsicht nicht ändern werde. — Ps. 110:4, NW.

Wie in den Tagen Noahs, so hat Jehova Gott auch heute die Vernichtung eines bösen Systems der Dinge beschlossen. Da die Bosheit dieses Systems sehr groß ist, wird er kein Bedauern empfinden und seinen Sinn nicht ändern. Seine ihm hingegebenen christlichen Diener haben das Vorrecht, gerechtigkeitsliebende Menschen aufzufordern, sich von diesem bösen System der Dinge zu trennen, bevor es zu spät ist, um wie Noah und seine Angehörigen Jehovas Barmherzigkeit zu erlangen. — Zeph. 2:3.

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