Wie man zur Bibel eingestellt ist
IN DER Christenheit, dem Gebiet, wo die Bibel am weitesten verbreitet ist, gibt es viele Religionsgemeinschaften, weshalb heute manche Leute sagen: „Es kommt nicht darauf an, in welche Kirche man geht. Man kann in jeder hören, was die Bibel lehrt.“ Stimmt das aber?
Zugegeben, daß alle Kirchen der Christenheit die Bibel benutzen, aber wie sind sie dazu eingestellt? Wird die Bibel von führenden Geistlichen wirklich als Gottes inspiriertes Wort, als zuverlässig, wahrhaftig und unfehlbar anerkannt? Lehren sie ihre Kirchenangehörigen, daß die Bibel den göttlichen Maßstab enthält, an den sie sich halten müssen, wenn sie leben möchten? Wir wollen sehen.
DIE HEUTIGE RELIGIÖSE EINSTELLUNG
Stellen wir zunächst einmal fest, wie man auf Theologieseminaren, in denen angehende Geistliche ausgebildet werden, zur Bibel eingestellt ist. Louis Cassels, der Redakteur eines kirchlichen Nachrichtendienstes, führt den presbyterianischen Theologen John R. Bodo an, der gesagt haben soll, ein junger Mann müsse „einen stoßsicheren Glauben“ haben, wenn er sich entschließe, auf ein Seminar zu gehen. Warum? Wegen der Schwächung des Glaubens, die dadurch oft eintrete. Cassels sagt weiter: „Je berühmter das Seminar, desto glaubenzerstörender ist wahrscheinlich der Geist des Skeptizismus, von dem Professoren und Studenten erfüllt sind.“
Wie weit fortgeschritten dieser Skeptizismus ist, geht aus einer Äußerung des Dekans eines sehr bekannten Seminars der Episkopalkirche hervor. Er sagte: „Sehr wenige meiner Studenten widmen sich dem persönlichen Gebet.“ Die Ursache: „Die meisten von ihnen glauben nicht an einen persönlichen Gott, zu dem man beten könnte.“
Du findest dies vielleicht merkwürdig und kannst es kaum glauben. Denke aber daran, daß Jesus sagte, man könne ‘einen Baum an seinen Früchten erkennen’ (Matth. 7:16-20), und betrachte einmal einige Früchte dieser Seminare: die Geistlichen, die sie hervorgebracht haben.
In einem Artikel, der im Los Angeles Herald-Examiner (24. Januar 1968) unter dem Titel „Was ist Glaube?“ erschien, wurde eine Umfrage erörtert, die in den USA unter 3 000 protestantischen Geistlichen durchgeführt worden war. Was hatte sie gezeigt? In dem Artikel hieß es: „Von den meisten jüngeren Geistlichen kann nicht gesagt werden, daß sie noch an die Jungfrauengeburt glauben oder Jesus im üblichen Sinne als göttlich betrachten, wie es die meisten älteren Protestanten von Kind auf gelehrt worden sind. Auch hat die Bibel an Bedeutung verloren. Die Bibel sei nicht wörtlich zu nehmen — weniger als fünf Prozent der Befragten würden dies tun — und sie enthalte auch nicht viel, was man zur Lösung bestimmter Probleme gebrauchen könne, folgerten die Meinungsforscher.“
Ein Beispiel, das zeigt, daß man nicht an die göttliche Inspiration der Bibel glaubt, ist ein Artikel des presbyterianischen Geistlichen Dr. R. E. Willis, der in der führenden amerikanischen protestantischen Wochenzeitschrift The Christian Century (19. August 1970) erschien. Nach Ansicht dieses Geistlichen enthält die Bibel antisemitische Stellen, die, wie er sagt, „als Feinde der göttlichen Wahrheit gebrandmarkt werden müssen“. „Um dieses Ziel zu erreichen“, schreibt der Geistliche weiter, „muß die Kirche eine Darstellung der göttlichen Wahrheit entwickeln, die nicht sklavisch von der Anerkennung des gesamten Neuen Testamentes als Gottes Wort abhängig ist.“
Ist diese Einstellung ein besonders bezeichnendes Merkmal der protestantischen Glaubensgemeinschaften? Offensichtlich nicht. Die in Meriden (Connecticut) erscheinende Zeitung Morning Record (26. März 1970) brachte einen Bericht über einen Vortrag des Priesters Edward J. McLean vom katholischen Informationszentrum in Hartford, nach dem dieser Priester unter anderem gesagt haben soll: „Die Geschichte von Adam und Eva ist kein historischer Bericht über die Entstehung des Menschen ... Sie ist ein theologischer Bericht, eine sinnbildliche oder literarische Darstellung.“ Auch die „Geschichte vom Paradies, von Noah und vom Turm zu Babel“ sind nach Ansicht dieses katholischen Geistlichen so zu verstehen.
Die Zeitung Daily Oklahoman vom 30. April 1971 brachte einen Bericht über die Ansichten Dr. Gregory Baums, eines führenden katholischen Theologen, der gesagt haben soll, es gebe immer mehr fromme Leute, die in Gott nicht mehr eine Art „unsichtbaren Freund“ sähen, mit dem sie nicht sprechen könnten, sondern die den neuen Gott in ihren alltäglichen Erlebnissen entdecken würden. Diesen „neuen Gott“ findet man nach Ansicht des erwähnten katholischen Theologen „durch Selbsterkenntnis, durch das Gespräch mit den Mitmenschen und durch politische und soziale Fortschritte, die entscheiden zwischen Recht und Unrecht“. Es werde keine bestimmten Lehren mehr geben, an die die Kirchenangehörigen glauben müßten, meint er. Wo bleibt da die Bibel mit ihrer Offenbarung Gottes und ihren bestimmten Lehren?
DIE ANSICHT DER „FUNDAMENTALISTEN“
Es ist wahr, nicht alle Kirchen der Christenheit und nicht alle Geistlichen sind so zur Bibel eingestellt. Einige, zum Beispiel die sogenannten „fundamentalistischen“ Kirchen, behaupten immer noch, sie würden die ganze Bibel als inspiriert anerkennen. Was besagen aber ihre Glaubenslehren? In der Bibel heißt es zum Beispiel: „Welche Seele sündigt, die soll sterben.“ (Hes. 18:4, Luther, 1912) Lehren diese Kirchen das? Oder lehren sie, daß die Menschenseele unsterblich sei?
Die Bibel sagt: „Der Sünde Sold ist Tod“ und: „Die Toten ... wissen nichts.“ (Röm. 6:23; Pred. 9:5, Lu) Wird dies von den Kirchen gelehrt? Oder lehren sie, daß der Sünde Sold ewige Feuerqualen bei vollem Bewußtsein seien?
Wir lesen in der Bibel, daß Jesus sagte: „Der Vater ist größer als ich.“ (Joh. 14:28, Lu) Lehren das diese Kirchen? Oder stellen sie Jesus als Bestandteil einer Dreieinigkeit dar, als „gleichen Wesens und gleich ewig“ wie sein Vater? Was lehrt deine Kirche? Hast du dich je danach erkundigt?
DER STANDPUNKT DER ZEUGEN JEHOVAS
Wie ist die Versammlung der christlichen Zeugen Jehovas zur Bibel eingestellt? Läßt sich ihre Einstellung mit der Einstellung modernistischer Geistlicher vergleichen, die nicht glauben, daß die ganze Bibel inspiriert ist? Oder entspricht sie der Einstellung der „fundamentalistischen“ Kirchen? Weder das eine noch das andere.
Jehovas Zeugen glauben, daß die ganze Bibel von Gott inspiriert ist. Sie betrachten sie nicht skeptisch, sondern sind fest davon überzeugt, daß sie die Wahrheit enthält. Sie haben unter anderem festgestellt, daß sich ihre Ratschläge bewähren und die Anwendung ihrer Grundsätze und Lehren ihnen hilft, die Probleme des täglichen Lebens zu lösen und ein glückliches, sinnvolles Leben zu führen. Ja, sie haben die Worte bestätigt gefunden, die der Psalmist an Gott richtete: „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht für meinen Pfad.“ — Ps. 119:105.
Diese christlichen Zeugen sehen in der biblischen Offenbarung Gottes und seines wunderbaren Vorhabens mit der Menschheit einen der überzeugendsten Beweise für die Zuverlässigkeit und die göttliche Inspiration der Bibel. Früher haben sie durch „Selbsterkenntnis“ und durch politische und soziale Betätigung vergeblich versucht, Gott zu finden und den wahren Sinn des Lebens zu erkennen; heute sehen sie dagegen, wie die biblischen Prophezeiungen das Weltgeschehen wunderbar beleuchten und auf eine gerechte neue Ordnung hinweisen, die Gott schaffen wird.
Während Jehovas Zeugen einerseits anerkennen, daß die Bibel Gleichnisse und Ausdrücke enthält, die symbolisch oder bildlich zu verstehen sind, versuchen sie andererseits nicht, Texte, die offensichtlich wörtlich aufzufassen sind, zu „verwässern“. Sie betrachten den Bibelbericht nicht als allegorisch, sondern als authentisch. Sie stimmen mit Jesus und seinen Aposteln überein, die den Bibelbericht über die Erschaffung des Menschen in Eden, über die Sintflut und über andere geschichtliche Ereignisse als Tatsachenbericht auffaßten. (Matth. 19:4-6; 24:37-39; 1. Kor. 15:45-48; 2. Petr. 2:5) Sie haben nur ein Glaubensbekenntnis: die Bibel selbst, und sie versuchen nicht, die Lehren der Bibel abzuändern, um sie der Glaubenslehre von einem dreieinigen Gott, von einer dem Menschen innewohnenden unsterblichen Seele oder von der ewigen Qual anzupassen.
Überlege einmal: Würde jemand, der dein Wort und dessen Wahrhaftigkeit anzweifelt, nicht deine Lauterkeit angreifen? Wäre jemand, der dein Wort falsch darstellt oder der etwas, was deinem Wort widerspricht, unterstützt und dennoch vorgibt, es anzuerkennen, in deinen Augen nicht ein Verräter, ein verabscheuungswürdiger Heuchler? Glaubst du denn, daß die Kirchen der Christenheit, die dies in Verbindung mit Gottes Wort getan haben, Gott wohlgefallen? Glaubst du, daß du Gott wohlgefällst, wenn du mit diesen Kirchen verbunden bist und sie unterstützt? Oder solltest du dich nicht nach denen umsehen und dich denen anschließen, die Gottes Wort, die Bibel, entschieden und aufrichtig unterstützen, es lehren und danach leben?
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JEHOVAS ZEUGEN — ihre Lehren und Bräuche
Sie glauben wirklich an die Bibel und bemühen sich, danach zu leben, indem sie sie auf allen Lebensgebieten als Richtschnur betrachten. — 2. Tim. 3:16, 17.
Es gibt bei ihnen keinen Unterschied von Geistlichen und Laien. — Mark. 10:42-45.
Ihre Religion besteht nicht aus einer Anzahl Riten, sondern ist ein Lebensweg. — Röm. 12:1, 2.
Es gibt bei ihnen keine Rassentrennung. — Apg. 17:26; 10:34, 35.
Sie betonen Ehrlichkeit und sittliche Reinheit. — 1. Petr. 1:14-16; 4:3, 4.
„Das bemerkenswerteste an den Zeugen ist vielleicht ihre Überzeugung, daß sie Gott mehr gehorchen müßten als irgendeiner Macht der Welt“ („These Also Believe“, C. S. Braden). — Apg. 5:29.
Sie ehren, respektieren und gebrauchen den Namen Gottes, Jehova. — Ps. 83:18.
Sie glauben, daß Jesus Christus wirklich der Sohn Gottes ist und daß jede Hoffnung auf künftiges Leben davon abhängt, daß man an ihn glaubt. — Apg. 4:12.
Sie kämpfen nicht gegen ihre Mitmenschen, sondern haben in jedem Land ‘ihre Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet und lernen den Krieg nicht mehr’. — Jes. 2:4.
Sie glauben, daß Gottes Königreich in sehr naher Zukunft das gegenwärtige böse System der Dinge vernichten und die Erde in ein Paradies umwandeln wird. — Dan. 2:44; Luk. 23:43.
Jehovas Zeugen geben alle die gute Botschaft aus Gottes Wort an andere weiter. Sie wirken heute in 207 Ländern. — Matth. 28:19, 20.