Die Religion in den Nachrichten
DIE Kirchensysteme der Christenheit behaupten, sie hätten die Unterstützung Gottes. Doch fragen sich viele denkende Menschen, die den Zustand der Kirchen heute beobachten: „Wenn der allweise und allmächtige Gott die Kirchen unterstützt, warum befinden sie sich dann in einer solchen Unruhe und Krise?“
Wenn Gott die Kirchen unterstützt, dann sollten sich in den Nachrichtenmeldungen über die Kirchen gewiß Gottes Eigenschaften, seine Ordnung und Wahrhaftigkeit, widerspiegeln. Es sollte daraus hervorgehen, daß die Kirchen die Gesetze und Lehren Gottes hochhalten und sie ehrlichgesinnten Menschen erklären. Aber beachte nur einmal einige der vielen Meldungen, die die Presse heutzutage über die Kirchen enthält.
AUFNAHME VON POLYGAMISTEN BEI DEN ANGLIKANERN
Aus Port Moresby (Papua) kommt folgende von der „New York Times“ veröffentlichte Meldung: „Die anglikanische Kirche gewann kürzlich Punkte, als hier die Bischofssynode eine Bestimmung verwarf, aufgrund deren Männer mit mehreren Frauen nicht getauft werden konnten.“
Dies mag Personen überraschen, die biblische Lehren anerkennen, wonach christliche Ehemänner nur e i n e Frau haben dürfen und so die Polygamie mit Ehebruch gleichgesetzt wird. — Matth. 19:4-6; 1. Kor. 7:2.
Die Frage, die sich im Sinn vieler denkender Menschen erhebt, lautet daher: „Bei wem hat die anglikanische Kirche ,Punkte gewonnen‘?“ Möglicherweise bei den Eingeborenen — aber etwa auch bei Gott, dessen Gesetz die Polygamisten übertreten?
WO IST IHRE „GUTE BOTSCHAFT“?
Jesus Christus hatte für die Menschen eine dynamische Botschaft, eine Botschaft, die zu predigen Gott ihn beauftragte. Es war wirklich eine gute Botschaft, es war die beste Botschaft. Als Teil eines Zeichens dieser ‘letzten Tage’ sagte Jesus vorher, daß „diese gute Botschaft vom Königreich“ auf der ganzen Erde gepredigt würde, ehe das Ende käme. — 2. Tim. 3:1-5; Matth. 24:14.
Wird diese dynamische gute Botschaft in den Kirchen der Christenheit gepredigt? Dr. John Bennet, ehemaliger Präsident des Union Theological Seminary in New York, gab zu, daß „die Predigten heute oft fade, einfallslos schlecht vorbereitet und langweilig“ seien („Post-Intelligencer“, Seattle).
Handelt es sich nur darum, wie die Predigt dargeboten wird, oder geht es auch darum, ob man weiß, was man predigen soll, und ob man voller Eifer ist zu predigen? Die in Washington erscheinende Zeitung „Post“ brachte folgende Nachricht: „Die 95 Bischöfe der Vereinigten Methodistenkirche sagten heute, ihre Konfession befinde sich in einer Glaubenskrise; Legionen von Geistlichen sowie Laien könnten sich nicht ehrlich zu herkömmlichen christlichen Glaubensansichten bekennen.“
Hans Küng, ein führender römisch-katholischer Theologe, der in Deutschland lehrt, sagt von seiner Kirche, ihre Glaubwürdigkeit sei so gering, daß man sich nicht vorstellen könne, wie es dazu gekommen sei. Und gemäß dem in St. Louis erscheinenden „Globe-Democrat“ erklärte der Priester Stanley Roth aus East St. Louis, daß das „Diözesanpriesteramt tot“ sei; er fügte hinzu: „Es kann weder von innen noch von außen her reformiert werden. Es ist eine Einrichtung, die durch keine Operation zu heilen ist.“ Der Katholik William Durbin antwortete, Priesterschaft und Laienschaft seien „nicht tot, sondern krankhaft erstarrt; sie sind am Leben, doch vegetieren sie nur dahin“.
Hört sich all dies so an, als ob Gott diese Einrichtungen, in denen die „gute Botschaft“ bedauerlicherweise fehlt, leiten und unterstützen würde?
KIRCHEN IN DER POLITIK
Der in Hamilton (Ontario) erscheinende „Spectator“ berichtet, viele Leute gingen nicht mehr zur Kirche, weil sie über die politische Betätigung der Geistlichen entrüstet seien. Sie glauben, daß „die Kirche ,zu aktivistisch‘ ist, ,sich zu sehr einmischt‘ oder sich Interessen widmet, die mit dem Evangelium unvereinbar sind.“
Ist die Beteiligung der Kirchen an der Politik tatsächlich ,mit dem Evangelium unvereinbar‘? Nun, Jesus sagte über seine wahren Nachfolger: „Sie sind kein Teil der Welt, so, wie ich kein Teil der Welt bin.“ (Joh. 17:16) Er lehnte es ab, sich in die Politik einzumischen.
Doch gemäß dem Bostoner „Globe“ erklärte der Jesuitenpriester John J. McLaughlin, der für Präsident Nixon Reden verfaßt: „Die Politik ist eine Berufung höchsten Ranges.“ Dieser Priester hatte 1970 für einen Sitz im amerikanischen Senat für den Staat Rhode Island kandidiert. Er sagte ferner: „Das Zweite Vatikanische Konzil hat alle Bürger angespornt, sich politisch zu betätigen, und ich sehe keinen in Klammern stehenden Zusatz ,außer Priestern‘.“
Und in Kanada enthielt der in Toronto erscheinende „Star“ folgende Schlagzeile: „Geistlicher fordert Kirchenmitglieder zur Beteiligung an Kommunalpolitik auf.“ Dieser Geistliche war Noble Hatton von der Vereinigten Metropolitankirche.
Als Nebenerscheinung der Beteiligung der Geistlichen und Kirchen an der Politik geraten immer mehr von ihnen mit politischen Führern in Konflikt. In den Vereinigten Staaten behaupten viele, die Regierung übe Druck aus, um zu versuchen, sie daran zu hindern, daß sie zu politischen Fragen Stellung nähmen, und sie würde Mitarbeiter der Kirchen sogar „bespitzeln“. In der in Bangor (Maine) erscheinenden Zeitung „Daily News“ hieß es: „Der jüngste Protest wurde letzte Woche in einem beim Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten eingereichten Memorandum erhoben, worin behauptet wurde, die Militärüberwachung erfasse auch Kirchenführer.“
WER WIRD DIE KINDER BELEHREN?
Eines ist gewiß: Wenn die Kirchen nicht die Unterstützung Gottes haben, dann werden darunter alle ihre Anhänger leiden. Und nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder werden dafür einen Preis bezahlen.
Man beachte in diesem Zusammenhang, was R. L. Hodapp, der Bischof von Belize (Britisch-Honduras), in einem für das ganze Land herausgegebenen Hirtenbrief erklärte: „Während die Zeit weitergeht, scheint es ganz klar zu sein, daß es im Verhältnis weniger Priester, Schwestern und Brüder geben wird. Die volle Verantwortung dafür, den Glauben an die Kinder weiterzugeben, wird somit immer mehr auf den Eltern ruhen. Aufgrund von Studien und zufälliger Beobachtung müssen wir schlußfolgern, daß viele unserer katholischen Schulen keine richtigen Christen hervorbringen. ... Recht oft ist der Grund hierfür die Tatsache, daß die Eltern selbst nachlässig darin gewesen sind, ihre Kinder zu belehren und ihnen ein Beispiel zu geben.“
Aber wer ist für den Mangel an Geistiggesinntsein unter den Eltern verantwortlich? Warum fehlt ihnen das Rüstzeug dafür, ihre Kinder die „gute Botschaft“ zu lehren? Müssen die religiösen Führer nicht einen großen Teil der Schuld tragen? Können sie erwarten, daß Eltern in der Lage sind, ihre Kinder zu belehren wenn sie, die Geistlichen, sich selbst nicht sicher sind, was sie glauben und lehren sollten? In einem Kommentar zu dem von dem Priester Andrew Greely verfaßten Buch „Priests in the United States“ (Priester in den Vereinigten Staaten) bemerkt Richard Neuhaus, Buchkritiker der in Washington erscheinenden Zeitung „Post“, daß die meisten Priester „immer unsicherer werden, was diese oder jene [die Kirche oder die Priesterschaft] sein soll, und gegenüber den Führern, die die Antworten wissen sollen, immer zynischer werden“.
WAS ZEIGT DIES?
Frage dich selbst: „Zeigt all das Vorangegangene, daß irgendeine dynamische gute Botschaft von Gott durch die Kirchen wirksam ist? Oder zeigt es genau das Gegenteil, nämlich daß sich die Kirchen in einem Zustand des Verfalls, der Verwirrung und der Krise befinden?“ Die Tatsachen zeigen, daß sich die Reihen der Geistlichen, Seminaristen und Laien lichten und daß sie sich nicht einmal sicher sind, was die Wahrheit ist.
Und warum nicht? Über religiöse Führer im alten Israel schrieb der Prophet: „Sie haben sogar das Wort Jehovas verworfen, und welche Weisheit haben sie?“ (Jer. 8:9) Gottes Sohn sagte über die religiösen Führer seiner Generation: „Vergeblich bringen sie ... [Gott] fortwährend Anbetung dar, weil sie als Lehren Menschengebote lehren.“ Wenn wir feststellen, daß heute dieselben Zustände herrschen, können wir also sicher sein, daß dasselbe die Folge sein wird wie in den Tagen Jesu: „Blinde Leiter sind sie. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen.“ — Matth. 15:6, 9, 14.
Doch wird heute überall auf der Erde tatsächlich eine dynamische Botschaft, wirklich eine „gute Botschaft“ gepredigt. Von wem denn, wenn nicht von den Kirchen der Christenheit? Nun, wer kommt an deine Tür, um dir dasselbe zu erzählen, was Jesus Christus lehrte? Wer läßt die Warnung erschallen, daß das Ende dieses gottlosen Systems der Dinge nahe ist und daß Gottes neue Ordnung herbeikommt? Wer hält Gottes Sittenmaßstäbe hoch? Wer lehnt es ab, sich an der Politik der Welt zu beteiligen? Wer gibt Erwachsenen regelmäßig Bibelunterricht und rüstet sie aus, damit sie ihre Kinder belehren können? Welche Menschen beweisen dadurch, daß ihrer immer mehr werden, und durch ihre geistige Wohlfahrt, daß Gott sie unterstützt? Wir glauben, daß dir das weitere Lesen dieser Zeitschrift hilft, die logischen Antworten zu erfahren.