Vom Knaben zum Manne
Was junge Leute wissen möchten und was ihnen helfen kann
Die Entwicklung vom Knaben zum Manne vollzieht sich allmählich. Es gibt keinen Knaben, der am Abend zu Bett geht und am nächsten Morgen aufwacht und feststellt, daß er ein Mann geworden ist. Dieser Wandel dauert Jahre. Für einen jungen Menschen ist diese Zeit seines Lebens nicht die leichteste, doch ist sie sehr, sehr wichtig. In dieser Übergangszeit wirst du auf deine künftigen Aufgaben vorbereitet.
Diese Übergangszeit zwischen Kindheit und Erwachsensein nimmt ihren Anfang mit dem Einsetzen der „Pubertät“; dieser Ausdruck stammt von einem lateinischen Wort, das „Mannbarkeit“ bedeutet. Bei Knaben beginnt dieser Lebensabschnitt so etwa im Alter von vierzehn Jahren, und das „Jugendalter“ oder der Reifeprozeß endet im allgemeinen zwischen dem zwanzigsten und dreiundzwanzigsten Lebensjahr.
PROBLEME DER PUBERTÄT
Welches sind einige der Probleme, mit denen du im Pubertätsalter rechnen kannst? Wahrscheinlich wirst du zunächst einmal eine Zeit durchleben, in der du ziemlich ungeschickt oder sogar schwerfällig zu sein scheinst. Du magst leicht stolpern, dich an Möbeln stoßen oder Gläser auf dem Tisch umwerfen. So etwas kann peinlich sein. Worauf ist es zurückzuführen?
Es rührt daher, daß dein Körper größer wird (und wahrscheinlich Schultern und Brustkorb breiter werden). Deine Knochen werden länger, und die Muskeln müssen sich mit ihnen strecken. Aber diese Ausdehnung scheint bei einigen Teilen des Körpers schnell vor sich zu gehen, während andere damit nicht Schritt halten mögen. Als Folge davon mag das harmonische Zusammenwirken leiden. So hat vielleicht ein Jugendlicher während des ersten Teils dieser Übergangszeit etwas Schwerfälliges an sich. Das geht aber vorüber und ist kein Grund zu großer Besorgnis, wenngleich du gewiß besondere Sorgfalt walten lassen solltest, um dich vor möglichem Schaden durch Unfälle zu bewahren. Während dieser Zeit ist es nicht angebracht, sich auf Wagnisse einzulassen. Auch ist diese Zeit der Unsicherheit nicht besonders dazu geeignet, Autofahren zu lernen, da ein Mangel an harmonischem Zusammenwirken in einem kritischen Moment unheilvolle Folgen haben könnte.
Zu den Körperteilen, die sich ausdehnen, gehören auch die Stimmbänder. Da sie länger werden, klingt die Stimme tiefer. Während dieses Ausdehnungsprozesses mag deine Stimme aber oft „brechen“, das heißt plötzlich, wenn du es am wenigsten erwartest, einen hohen Ton anschlagen. Auch das gehört mit zu den „Wachstumsschmerzen“ des Jünglingsalters. Wenn daher so etwas eintritt und andere sich darüber amüsieren, so lache einfach mit ihnen, und du kommst über deine Verlegenheit hinweg.
Ausschlaggebend für diese körperlichen Veränderungen sind deine Drüsen, wie zum Beispiel die Schilddrüse, die Nebennieren und die Keimdrüsen (Geschlechtsdrüsen). Sie rufen jedoch noch weitere Veränderungen hervor. Dazu gehört das Wachsen des Schamhaares — um die Fortpflanzungsorgane, auch in den Achselhöhlen und auf der Brust. Das Ausmaß ist von Person zu Person verschieden und ist kein Gradmesser für deine „Männlichkeit“. Auch im Gesicht beginnt der Haarwuchs, gewöhnlich zuerst auf der Oberlippe. Ja, ist es auch vorerst nur „Flaum“, so rückt doch der Zeitpunkt, da du Bekanntschaft mit dem Rasieren machen wirst, immer näher.
Häufig arbeiten im Jünglingsalter die Talgdrüsen, die die Gesichtshaut versorgen, nicht so gut, wie sie eigentlich sollten. Wegen deines unreinen Teints magst du dich unbehaglich fühlen. Es mag dir so vorkommen, als ob die Schönheitsfehler deiner Haut deinem Aussehen schadeten, und sie mögen dir auf peinliche Weise zum Bewußtsein kommen. Doch solltest du daran denken, daß andere sie bei weitem nicht so beachten wie du, und da sie sehen, welchen Lebensabschnitt du gerade durchläufst, werden sie wahrscheinlich geneigt sein, sie als selbstverständlich hinzunehmen. Das Beste, was du gegen eine unreine Gesichtshaut tun kannst, ist, 1. auf eine ausgeglichene Nahrung zu achten, wozu gehört, daß du reichliche Mengen Gemüse und Früchte ißt sowie genügend Wasser trinkst 2. daß du viel Seife und Wasser verwendest — nicht nur für dein Gesicht, sondern auch, um deinen ganzen Kopf und deinen ganzen Körper sauberzuhalten, und 3. daß du dich davor hütest, mit den Fingern in deinem Gesicht zu drücken oder zu kratzen. Dadurch sollte das Problem zumindest in Grenzen gehalten werden können. Wenn aber nicht, dann mußt du vielleicht den Rat eines Arztes einholen.
GESCHLECHTLICHE ENTWICKLUNG
Knaben, die dem Mannesalter entgegengehen, werden vielleicht am meisten durch die Veränderung beunruhigt, die mit den Fortpflanzungsorganen, den Genitalien, zusammenhängt. Diese nehmen im Läufe der Pubertät nicht nur ihre volle Größe an, sondern beginnen auch zu arbeiten. In 3. Mose 15:16, 17 erwähnt die Bibel ‘Samenergüsse’. Die erste Samenentleerung kann für einen Jugendlichen ein beunruhigendes Erlebnis sein, falls seine Eltern aus Gedankenlosigkeit versäumt haben, mit ihm zuvor darüber zu sprechen. Wodurch kommt es zu einer solche Entleerung?
Tritt bei einem jungen Mann die Pubertät ein, so fängt sein Körper an, Samenzellen und auch eine Flüssigkeit zu erzeugen, mit der sie aus dem Körper hinausgelangen. Mehr oder weniger regelmäßig stößt der Körper solche Samenzellen oder Spermen aus, und während der Betreffende schläft, erfolgt im Traum ein Erguß.
Was bedeutet das alles? Es bedeutet, daß dein Körper nun fähig ist, Kinder zu zeugen. Das ist die Vorkehrung des Schöpfers, und davon sollte man natürlich nur in der von ihm festgelegten Weise Gebrauch machen, indem man eine ehrbare Ehe eingeht.
In diesem Zusammenhang wäre allerdings etwas zu erwähnen. Solche Samenentleerungen sind zwar normal, doch kannst du ihre Häufigkeit bis zu einem gewissen Ausmaß bestimmen. Deine Gedanken, besonders das, worüber du vor dem Einschlafen nachdenkst, können einen bedeutenden Einfluß darauf haben. Läßt du deine Gedanken bei geschlechtlichen Dingen verweilen, so wird sich das in deinen Träumen zeigen, und es wird häufig zu Ergüssen kommen, vielleicht mehrmals im Laufe eines Monats. Wenn du aber Selbstbeherrschung übst, kannst du dich von sinnlichen Gedanken abwenden, und auf diese Weise wird eine beträchtliche Zeit vergehen, ohne daß dein Schlaf durch einen solchen Erguß und das gewisse Unbehagen, das natürlicherweise darauf folgt, unterbrochen wird. (Ps. 119:9; Phil. 4:8) Nebenbei sei noch folgendes gesagt: Die Forderung des mosaischen Gesetzes, daß sich ein Mann nach einem solchen Samenerguß baden sollte, ist zwar für Christen in religiöser Hinsicht nicht mehr bindend, doch ist es aus hygienischen Gründen immer noch gut, sich so bald wie möglich zu waschen.
WIE WIRST DU DICH VERHALTEN?
Der Umstand, daß sich dein Körper in dieser Hinsicht entwickelt, mag in dir ein gewisses Gefühl des Staunens sowie Neugier auslösen. Auf welche Weise solltest du diese Neugier befriedigen? Indem du mit deinen Geschlechtsorganen spielst? Oder indem du andere Knaben in deinem Alter oder solche, die etwas älter sind, befragst? Viele tun das, doch sehr oft mit unerwünschten Ergebnissen. Wie kommt das?
Ihre Handlungsweise erinnert an einen kleinen Jungen, dem man einen ziemlich komplizierten Gegenstand wie zum Beispiel eine Uhr geschenkt hat. Neugierig, wie er ist, möchte der Junge wissen, was in der Uhr tickt und was ihre Zeiger bewegt. Er hebt also den Deckel ab und beginnt herumzubasteln. Was ist das Ergebnis? Eine demolierte Uhr; denn es mag ihm zwar gelungen sein, herauszufinden, wie sie zu öffnen ist, oder sogar, wie man sie auseinandernimmt; doch er hat nicht die erforderlichen Kenntnisse, die Uhr wieder zusammenzusetzen. Wahrscheinlich kann das auch ein anderes Kind seines Alters nicht.
Selbst wenn du dir durch das Spielen mit deinen Geschlechtsorganen keinen direkten körperlichen Schaden zufügen magst, so kann es aber höchstwahrscheinlich zu geistigen, gefühlsmäßigen und körperlichen Störungen führen. Noch schlimmer: Du könntest schlechten Gewohnheiten verfallen, und es könnte Jahre dauern, bis es dir gelingt, damit zu brechen, und es könnte deinem künftigen Glück schaden. Und selbst wenn du die Auswirkungen dieser Veränderungen in deinem Körper verspürst und dich in der ersten Erregung darüber gedrängt fühlst, mit anderen Jungen zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen, tust du gut daran, zu beachten, daß diese Unterhaltungen leicht dazu führen können, daß man sich auf schädliche Handlungen wie Masturbation oder sogar homosexuelle Betätigung einläßt. — Röm. 1:27, 28.
Um befriedigende Antworten auf deine Fragen über die geschlechtliche Entwicklung zu erhalten, ist es das beste, deine Eltern, besonders deinen Vater, zu fragen. Du wie auch andere Jungen in deinem Alter, ihr seid erst in das Stadium eingetreten, in dem man sich voll zum Mann entwickelt. Dein Vater hat aber das alles und noch mehr bereits durchlaufen. An deinen Vater kannst du dich daher in dem Vertrauen wenden, eine gute Auskunft zu erhalten, Tatsachen zu erfahren, die für dich eine Hilfe sind und zu deinem Glück beitragen; andere Jungen hingegen mögen dir nur eine halbrichtige Auskunft geben — ganz wenige Tatsachen und eine Menge wirrer Ideen. Wenn dein Vater nicht in der Lage ist, dir darüber Auskunft oder Rat zu erteilen, der sich auf Gottes Wort stützt, wäre es für dich doch wertvoll, zu erfahren, was Gottes Wort darüber sagt. Du wirst feststellen, daß irgendeiner der Aufseher in einer Versammlung der Zeugen Jehovas dir gern dabei hilft. — Spr. 4:1; 13:20; Matth. 7:9, 10.
SICH ALS VERANTWORTUNGSBEWUSST ERWEISEN
Dein Schöpfer hat dir eine wunderbare Gabe verliehen, als er dich mit der Fähigkeit ausstattete, Vater zu werden. Aber nun kommt es auf dich an, verantwortungsbewußt über diese Gabe zu wachen, nicht wie ein Kind, dem man nichts Wertvolles anvertrauen kann. Und das trifft auch auf viele andere Dinge zu. Es ist etwas Natürliches, daß du, während du dich dem Mannesalter näherst, ein Verlangen nach Eigenständigkeit — das Gefühl, eine Persönlichkeit zu sein — und auch ein Verlangen nach einer gewissen Unabhängigkeit verspürst. Deine Eltern werden dich wahrscheinlich auf die Zeit vorbereiten, in der du unabhängig sein kannst. Auf welche Weise? Indem sie dir allmählich immer mehr Verantwortung übertragen und dich bei gewissen Entscheidungen über Dinge, die du tun wirst, mitwirken lassen. Sie mögen dich bitten, zu sagen, welchen bestimmten Fächern du in der Schule den Vorzug geben oder ob du eine Teilzeitbeschäftigung aufnehmen möchtest. Sie mögen dir erlauben, selbst einige Dinge für deinen persönlichen Gebrauch zu kaufen. Was aber auch immer deine Eltern in dieser Hinsicht für angebracht halten, so liegt es bei dir, dich dieser Verantwortung als würdig zu erweisen. Wenn du kindisch handelst oder „dickköpfig“ wirst, mögen deine Eltern diese Freiheiten so lange wieder beschneiden, bis du männlichere Züge aufweist.
Mit diesem Verlangen nach größerer Eigenständigkeit und einer gewissen Unabhängigkeit treten noch andere natürliche Wünsche auf. Es wird das Bedürfnis in dir entstehen, daß man deine Persönlichkeit und deine Fähigkeiten anerkennt. Viele Jungen bei denen dieses Verlangen nicht in die rechte Richtung gelenkt wird, schließen sich zu „Banden“ zusammen, um so ihren „Wunsch nach Zugehörigkeit“ erfüllt zu sehen. Solche Banden stellen aber im allgemeinen ihre eigenen Verhaltensregeln auf, und die Tatsachen zeigen, daß dies fast immer zu Missetaten führt, manchmal sogar zu schweren Verbrechen. Daher ist wahrscheinlich schlechte Gesellschaft mehr als jeder andere Faktor die Wurzel des Problems, wenn junge Menschen in Schwierigkeiten geraten. — 1. Kor. 15:33.
Während dieses Lebensabschnitts beginnst du dir eine Vorstellung zu machen, wie du als erwachsener Mann aussehen wirst. Du solltest aber auch immer mehr darüber nachdenken, wie dein Inneres aussehen wird, nämlich das, was die Bibel „die verborgene Person des Herzens“ nennt. (1. Petr. 3:4) In diesem Abschnitt deines Lebens ist es nicht an der Zeit, dich durch das Verlangen nach größerer Unabhängigkeit irgendwie von deinen Eltern und den übrigen Familienangehörigen trennen zu lassen. Du bedarfst während der Pubertät noch mehr ihrer Liebe und ihres ausgleichenden Einflusses, da du Veränderungen durchzumachen hast und die neuen Triebe, die du verspürst, beherrschen lernen mußt. Halte dich daher, während du dich dem Mannesalter näherst, enger an deine Eltern, und lerne von ihnen, soviel du kannst, statt dich von ihnen zurückzuziehen und eine Kluft zwischen euch entstehen zu lassen. Du wirst es nie bereuen, und du wirst auch deinen Eltern wirklich Freude bereiten, so daß sie auf dich als ihren Sohn stolz sein können. (Spr. 23:24, 25) Dann kann der „Wunsch nach Zugehörigkeit“ nicht nur dadurch, daß du dich gemeinsam mit der Familie betätigst, Reisen machst und dich entspannst, sondern auch durch die Gemeinschaft mit wahren Christen befriedigt werden, indem du mit ihnen zusammenkommst und deine zunehmenden Fähigkeiten und deine Kraft zur Verfügung stellst, um notwendige Dienste innerhalb der Versammlung zu leisten. Auf diese Weise wirst du nicht nur in körperlicher, sondern auch in geistiger Hinsicht wachsen und dich entwickeln, und dein Selbstbewußtsein wird gestärkt.