Die gute Botschaft des Matthäus: Der Messias ist da!
WER war dieser Matthäus, der Schreiber des Evangeliums, das seinen Namen trägt? Er war ein demütiger, aufrichtiger, gebildeter Jude, den Jesus als einen seiner zwölf Apostel auserwählte.
War er ein demütiger Mensch? Ja, denn Matthäus gibt selbst offen zu, daß er ein Steuereinnehmer war und somit zu den Personen zählte, die von den Juden seiner Tage verachtet wurden. Im Gegensatz zu vielen jener Steuereinnehmer muß Matthäus ehrlich gewesen sein. Hätte Jesus ihn sonst zu einem seiner Nachfolger berufen, als er immer noch in seinem Steuerbüro saß? Er muß eine gute Bildung gehabt haben, denn Gelehrte sagen, das Griechisch seines Evangeliums gehöre zum besten, was man in den Griechischen Schriften finde. Auch läßt sein Bericht gutes Unterscheidungsvermögen erkennen. Sein Evangelium wird in den Wachtturm-Veröffentlichungen häufiger als irgendeines der anderen drei Evangelien angeführt.
Wo schrieb Matthäus sein Evangelium? Angesichts des Zieles, das er damit verfolgte, schrieb er es sehr wahrscheinlich in Palästina. Und welchen Zweck verfolgte er mit seinen Aufzeichnungen? Er wollte beweisen, daß Jesus Christus wirklich der Messias war. Das ist daran zu erkennen, daß er etwa hundertmal auf die Hebräischen Schriften Bezug nimmt. Er legt besonders Wert darauf, zu zeigen, wie Jesus diese Texte erfüllte, beginnend mit Jesaja 7:14, wo gezeigt wird, daß Jesus von einer Jungfrau geboren werden sollte, bis zu dem in Sacharja 11:13 enthaltenen Hinweis, daß Jesus für dreißig Silberstücke verraten werden würde (Matth. 1:23; 27:9).
In welcher Sprache schrieb Matthäus sein Evangelium? Die außerbiblischen Beweise zeigen, daß er es zunächst in Hebräisch aufzeichnete. Das war für ihn naheliegend, denn offenbar beabsichtigte er, seinen Landsleuten zu helfen, Jesus als den Messias zu erkennen. Anscheinend war es auch seine Absicht, durch sein Evangelium eine Verbindung zu den Hebräischen Schriften herzustellen.
Einige widersprechen der Ansicht, Matthäus habe ursprünglich in Hebräisch geschrieben, indem sie behaupten, das Griechisch seines Evangeliums lese sich zu zügig, als daß es eine Übersetzung sein könne. Darauf ließe sich aber entgegnen, daß Matthäus unter der Leitung des Geistes Gottes sein Evangelium selbst übersetzte, als er die Notwendigkeit dazu erkannte.
Gemäß dem ältesten überlieferten Zeugnis schrieb Matthäus sein Evangelium um das Jahr 41 u. Z. Nichts in seinem Evangelium widerspricht diesem Zeugnis. Matthäus kam es augenscheinlich darauf an, alle Tatsachen festzuhalten, die bestätigten, daß Jesus der Messias war. Er begriff, welch eine wertvolle Hilfe dies bei der Ausführung des Auftrages Jesu wäre, aus Menschen aller Nationen Jünger zu machen und sie zu taufen. So stellen wir fest, daß Matthäus sein Evangelium ungefähr fünfzehn oder mehr Jahre vor der Zeit schrieb, da Lukas und Markus ihre Evangelien aufzeichneten. Vom 10. Jahrhundert u. Z. an erscheint in Manuskripten das Jahr 41 u. Z. als Datum der Niederschrift.
Zwar sind es nicht wenige Gelehrte, die ein so frühes Datum für das Matthäusevangelium ablehnen, weil Matthäus und Markus soviel gemeinsam haben, und sie stellen die Theorie auf, das Markusevangelium sei früher entstanden, da es das kürzere sei. Doch das Matthäusevangelium ist keineswegs nur eine Erweiterung des Markusevangeliums. Wie es heißt, könnte die Ähnlichkeit zwischen beiden sehr gut darauf zurückzuführen sein, daß Petrus eine Abschrift des Matthäusevangeliums hatte und es in seiner Predigttätigkeit verwendete. Markus, der zum Teil Aussprüche des Petrus in sein Evangelium aufnahm, hätte auf diese Weise viel von dem aufgezeichnet, was Matthäus geschrieben hatte.
Wieviel des Stoffes, den Matthäus behandelt, findet man nur in seinem Evangelium? Ungefähr 42 Prozent. Matthäus erwähnt das Königreich viel öfter als die anderen, nämlich 50mal. Die Bezeichnung „das Königreich der Himmel“, die oft für die Bezeichnung „das Königreich Gottes“ gebraucht wird, ist nur bei ihm zu finden. Ferner führt er zehn Gleichnisse an, über die die anderen nicht berichten, und er macht ausführlichere Zahlenangaben. Es ist bezeichnend, daß nur er davon berichtet, daß Jesus für dreißig Silberstücke verraten wurde. Wahrscheinlich war er deswegen auf genaue Zahlenangaben bedacht, weil er ein Steuereinnehmer gewesen war.
MATTHÄUS ENTWICKELT SEIN THEMA
Sein Thema: „Jesus ist der Messias“ greift Matthäus gleich zu Anfang seines Berichts auf. Der Messias mußte sowohl ein Nachkomme Abrahams und Davids sein als auch der Sohn Gottes, wenn man Gottes Verheißungen in Betracht zog, die er jenen treuen Dienern gegeben hatte (1. Mose 22:15-18; 2. Sam. 7:8-16). Diese Punkte beweist Matthäus in den ersten beiden Kapiteln. Über die Begleitumstände der Geburt Jesu, daß zum Beispiel Joseph sich fragte, was er tun solle, und daß später Astrologen aus östlichen Gegenden zu Besuch kamen, wird nur in diesem Evangelium berichtet. Bestimmte neuzeitliche Kritiker bezweifeln, daß Matthäus selbst diese ersten beiden Kapitel schrieb. Warum aber? Vielleicht deshalb, weil sie nicht daran glauben wollen, daß Jesus von einer Jungfrau geboren wurde? Diese beiden Kapitel erscheinen in allen Manuskripten; darüber hinaus nehmen die alten „Kirchenväter“ oft darauf Bezug. Außerdem widerspricht nichts in diesen Kapiteln anderen Stellen der Christlichen Griechischen Schriften. Diese zeigen im Gegenteil, weshalb Jesus ohne Sünde war (Joh. 8:46; Hebr. 7:26; 1. Petr. 2:22).
Auch in Kapitel 3 und 4 finden wir weitere Zeugnisse dafür, daß Jesus der Messias war. Johannes der Täufer bezeugt es, und schließlich erkennt eine Stimme aus dem Himmel Jesus als Sohn Gottes an. Es folgen die Versuchungen in der Wildnis, und Jesus beruft bestimmte Jünger dazu, ihm als „Menschenfischer“ nachzufolgen. Diese ersten vier Kapitel des Matthäus könnte man als seine Einleitung bezeichnen.
DIE BERGPREDIGT
Was führt Matthäus als nächstes an? Zweifellos das kraftvollste, aussagereichste und charakteristischste Beispiel aus der ganzen Predigt- und Lehrtätigkeit Jesu. Zu Recht wurde es als die berühmteste Predigt bezeichnet, die je gehalten wurde. Man gewinnt fast den Eindruck, als brannte Matthäus darauf, darüber zu berichten. Er führt sie sogleich nach den einleitenden Gedanken an, obgleich das Lukasevangelium erkennen läßt, daß Jesus sie erst im späteren Verlauf seines Dienstes hielt. Im Bericht des Matthäus erstreckt sie sich über die Kapitel 5 bis 7.
Sie ist ein Meisterwerk. In den einleitenden neun Glücklich- oder Seligpreisungen werden unter anderem diejenigen herzlich gelobt, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind, sowie die Mildgesinnten, die Barmherzigen und die Friedfertigen. Die Bergpredigt enthält auch das Mustergebet des Herrn, den Rat, zuerst Gottes Königreich und Seine Gerechtigkeit zu suchen, die Goldene Regel und vieles andere mehr.
PREDIGTANWEISUNGEN
Nachdem Matthäus weiter über Jesu Wunderwirkungen und über seine Predigttätigkeit berichtet hat, führt er in Kapitel 10 die ausführlichen Predigtanweisungen an, die Jesus seinen zwölf Aposteln gab. Darunter befinden sich solch wertvolle Gedanken wie: „Kostenfrei habt ihr empfangen, kostenfrei gebt“, „Erweist euch vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ und „Werdet nicht furchtsam vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können“ (Matth. 10:8, 16, 28).
Danach erfahren wir, daß Jesus Johannes den Täufer pries und die galiläischen Städte, in denen er gepredigt hatte, wegen ihres Unglaubens tadelte. Kapitel 11 schließt mit den erhabenen und tröstenden Worten: „Kommt zu mir alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger, denn ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matth. 11:28-30).
In Kapitel 12 finden wir treffende Wahrheiten wie: „Jedes Haus, das gegen sich selbst entzweit ist, wird nicht bestehen“, „Wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“ und „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Matth. 12:25, 30, 34).
JESU GLEICHNISSE
Dann kommt Kapitel 13, das für seine Gleichnisse bekannt ist, mit denen „das Königreich der Himmel“ veranschaulicht wird. Hier führt Matthäus sieben Gleichnisse Jesu an: das Gleichnis vom Sämann und den verschiedenen Bodenarten, das vom Weizen und Unkraut, vom Senfkorn, vom Sauerteig, das von dem in einem Feld verborgenen Schatz, von der Perle von hohem Wert und das vom Schleppnetz. Die folgenden zwei Kapitel handeln mehr von den Wundern und der Predigttätigkeit Jesu. In Kapitel 16 finden wir dann das Bekenntnis des Petrus, daß Jesus tatsächlich der Messias ist, der Sohn Gottes, wofür Matthäus in seinem Bericht über Jesu Umgestaltung im nächsten Kapitel einen weiteren Beweis liefert.
Auch Kapitel 18 trägt ein besonderes Kennzeichen, denn Matthäus beschreibt hier die Verpflichtungen, die Christen untereinander haben. Nachdem Jesus eindringlich davor gewarnt hat, andere zum Straucheln zu bringen, und gezeigt hat, wie sehr Gott daran interessiert ist, daß auch nicht einer der Kleinen des Christus umkomme, erwähnt er, wie wir diejenigen behandeln sollten, die gegen uns gesündigt haben. Er erklärt Petrus, man sollte nicht nur siebenmal, sondern bis zu siebenundsiebzigmal vergeben, und anhand eines längeren Gleichnisses warnt er Christen davor, einander nicht zu vergeben.
DIE LETZTEN TAGE DES DIENSTES JESU
Ab Kapitel 19 geht Matthäus chronologisch vor, und von da an spürt man eine zunehmende Spannung zwischen Jesus und seinen religiösen Gegnern. Mit einer Frage über die Ehescheidung versuchen sie, ihm sozusagen ein Bein zu stellen, worauf er das Gleichnis von dem Denar erzählt. Dann erteilt Jesus seinen Jüngern eine Lektion über Demut, indem er darauf hinweist, daß er selbst nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als ein Lösegeld zu geben (Matth. 20:28).
Als nächstes berichtet uns Matthäus über Jesu triumphalen Einzug in Jerusalem und die Reinigung des Tempels, was seine Gegner in maßlosen Zorn versetzt. Es ist kein Wunder, daß sie ihm die herausfordernde Frage stellten: „Mit welcher Befugnis tust du diese Dinge?“ (21:23). Aber er bringt sie zum Schweigen, indem er sie fragt, mit welcher Befugnis Johannes der Täufer getauft habe. Gleich danach erzählt Jesus zwei weitere Gleichnisse, die auf seine Gegner gemünzt sind; im zweiten bezeichnet er sie als Mörder, und es entgeht ihnen nicht, von wem er redet.
Nachdem Jesu religiöse Gegner ein weiteres Gleichnis gehört haben, das Gleichnis vom Hochzeitsfest, kommen sie mit Fangfragen zu ihm: über das Bezahlen von Steuern, über die Auferstehung und darüber, welches das größte Gebot sei. Jedesmal übertrumpft Jesus sie. Sie wagen es nicht mehr, Jesus zu befragen, doch dann kehrt Jesus den Spieß um und stellt ihnen eine Frage über Davids Sohn und Herrn, die sie allerdings nicht beantworten können. Jesus verurteilt sie öffentlich vor den Volksmengen und seinen Jüngern, wobei er sechsmal die Worte spricht: „Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler!“ (Matth. 23:13, 15, 23, 25, 27, 29).
Dann entsteht sozusagen eine Atempause, in der Jesus seinen Jüngern die große Prophezeiung über ‘das Zeichen seiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge’ gibt, die im 24. und 25. Kapitel dargelegt wird. Hier finden wir das prophetische Gebot: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.“ Mit den „Königreichs“gleichnissen von den zehn Jungfrauen, den Talenten sowie von den Schafen und Böcken bringt Jesus diese Prophezeiung zum Höhepunkt.
In Kapitel 26 und 27 wird berichtet, wie Jesus mit kostbarem wohlriechendem Öl gesalbt wird, wie er die Feier zum Gedächtnis an seinen Tod einsetzt, wie er verhaftet und vor den Sanhedrin gestellt wird und wie Petrus seinen Meister verrät. Jesus wird von Pontius Pilatus verhört. Dieser versucht vergeblich, seine Hände in Unschuld zu waschen. Er liefert Jesus aus, damit er an einen Pfahl geschlagen werde. Nach Jesu Tod gibt er die Einwilligung dazu, daß Jesus in einer Felsengruft beigesetzt wird.
AUFERSTEHUNG UND ABSCHIEDSAUFTRAG
Im letzten Kapitel berichtet Matthäus von Jesu Auferstehung und seinem Abschiedsauftrag: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie . . . und lehrt sie.“ Matthäus schließt dann mit den tröstenden Worten Jesu ab: „Siehe! ich bin bei euch alle Tage bis zum Abschluß des Systems der Dinge.“
Ja, die gute Botschaft des Matthäus zeigt, daß Jesus der verheißene Messias ist. Sein Bericht ist genau, umfassend und aufschlußreich. Zum Abschluß seiner Bergpredigt verglich Jesus diejenigen, die ihm zuhören und seinen Worten gehorchen würden, mit einem verständigen Mann, der sein Haus auf ein Felsmassiv baut und dessen Haus einem schweren Sturm standhalten kann. Bemühen wir uns also, diesem verständigen Mann zu entsprechen, indem wir nach den Grundsätzen leben, die Jesus aufstellte, und indem wir seine Gebote, zu predigen und zu lehren, befolgen, die für uns im Bericht des Matthäus wahrheitsgetreu überliefert worden sind.