Wo ist ihr Ursprung?
DIE Religionen der Welt sind zwar sehr unterschiedlich, aber dennoch haben sie, in welchem Land sie auch ausgeübt werden mögen, gemeinsame Lehren. Zum Beispiel glauben die Anhänger der Wodu-Religionen Südamerikas, der Religionen der afrikanischen Stämme, der großen Religionen des Ostens, der Religionen der Eingeborenen Australiens, ja die Anhänger fast aller Religionen, daß dem Menschen etwas Unkörperliches innewohnt, das nach dem Tod des Fleischesleibes weiterlebt. Außerdem findet man in den meisten Religionen den Glauben an die Existenz unsichtbarer Geister, die die Menschen zum Guten oder zum Bösen beeinflussen können.
Hast du auch bemerkt, wie weit verbreitet der Gebrauch von religiösen Bildnissen ist? Viele Religionen praktizieren außerdem Wahrsagerei und Astrologie. Und während der ganzen Geschichte hat eine überraschende Anzahl von Religionen dreieinige Götter verehrt, ähnlich der Dreieinigkeit der Christenheit.
Glaubst du, es sei möglich, daß alle diese Religionen religiöse Praktiken, die einander so sehr gleichen, unabhängig voneinander entwickelt haben? Oder ist es nicht wahrscheinlicher, daß ihre Lehren irgendwie aus einer gemeinsamen Quelle stammen? Es ist ohne Zweifel vernünftiger, das letztere anzunehmen. Doch was war die gemeinsame Quelle?
Um das herauszufinden, müssen wir auf die Frage eingehen, woher die Religion stammt. Auf diese Frage haben Geschichtsforscher keine klare Antwort gefunden. In The World Book Encyclopedia heißt es: „Gewisse Gelehrte haben Theorien entwickelt, wie die Religion in vorgeschichtlicher Zeit entstanden sein soll. Keine Theorie jedoch wurde von allen Gelehrten akzeptiert.“ Es gibt aber eine zuverlässige Autorität, die über den Ursprung der Religion spricht. Diese Autorität ist die Bibel.
Ihr Anfang
Es ist bekannt, daß es eine Zeit gab, wo die Bibel bei vielen Leuten in hoher Achtung stand. Heute wird sie leider von immer weniger Personen gelesen. Wir können aber das Thema Religion nicht auf befriedigende Weise behandeln, wenn wir dabei die Bibel außer acht lassen, denn sie hat die Menschheit in religiöser Hinsicht mehr beeinflußt als irgendein anderes Buch.
Der Erklärung der Bibel, wie die Religion ihren Anfang nahm, muß auch deshalb große Bedeutung beigemessen werden, weil sie von Männern niedergeschrieben wurde, die früher lebten als wir heute — zu einer Zeit, als die von ihnen aufgezeichneten Geschehnisse noch nicht so viele Jahre in der Vergangenheit lagen. Vergleichen wir einmal das, was die Bibel zu diesem Thema sagt, mit einigen Theorien heutiger Gelehrter.
Aus der Bibel geht hervor, daß der Mensch ursprünglich nur an e i n e n Gott glaubte. Er war nicht selbst darauf gekommen, sondern gemäß dem Bibelbericht offenbarte sich Gott dem Menschen gleich zu Anfang als der große Lebengeber. Damit der Mensch im Leben erfolgreich sein würde, bot Gott ihm seine Hilfe und Leitung an (1. Mo. 1:26 bis 2:25). Am Anfang gab es also nur e i n e Religion. Wie entstand aber dann der heutige religiöse Wirrwarr?
Die Bibel zeigt, daß er seinen Ursprung in einer Rebellion gegen den großen Lebengeber hat. In einem über 3 000 Jahre alten Dokument wird ein Mann namens Nimrod als Anführer dieser Rebellion gekennzeichnet. Nimrod baute Städte in dem Gebiet, das damals als Mesopotamien bekannt war. Heute gehört es zum Irak. Einige der von ihm erbauten Städte waren Babel, Erech, Akkad und Kalne (1. Mo. 10:10-12).
Dr. Robert M. Adams nannte in der Zeitschrift Scientific American das Erbauen von Städten „die zweite große ,Revolution‘ in der Kultur des Menschen“. Die von Nimrod erbauten Städte gehören zu den ersten, die in der Bibel erwähnt werden. Daraus ist ersichtlich, was für einen großen Einfluß dieser Mann ausgeübt haben muß.
Die Bibel sagt, daß man sich in Babel (oder Babylon), der größten dieser alten Städte, bemühte, dem ausdrücklichen Gebot Gottes, die Menschheit solle sich auf der ganzen Erde ausbreiten und sie bevölkern, zuwiderzuhandeln. Die Leute sagten: „Kommt her! Laßt uns eine Stadt und auch einen Turm bauen, dessen Spitze bis in die Himmel reiche, und machen wir uns einen berühmten Namen, damit wir nicht über die ganze Erdoberfläche zerstreut werden“ (1. Mo. 11:4). Durch einen Eingriff Gottes wurden ihre Pläne vereitelt, und mit der Zeit breiteten sie sich über die ganze Erde aus. Dabei nahmen sie ihre rebellischen religiösen Anschauungen mit.
Wie läßt sich das mit den gegenwärtigen Theorien gewisser Gelehrter vergleichen?
Erstens: In der Encyclopedia Americana heißt es: „Die Gelehrten sind sich fast alle darin einig, daß die früheste uns bekannte Zivilisation in Mesopotamien unter den Sumerern entstand.“ Dr. Gideon Sjoborg stimmt damit überein und sagt in einem Artikel in Scientific American: „Soweit uns heute bekannt ist, nahmen die ersten Städte ... im Fruchtbaren Halbmond, dessen östlicher Teil auch Mesopotamien einschloß, Gestalt an.“ Wissenschaftler sind demnach der Meinung, die Menschen hätten in derselben Gegend angefangen, große Städte zu bauen, die auch die Bibel angibt.
Zweitens: Archäologen kennen den Namen und die Lage der meisten Städte, von denen die Bibel sagt, Nimrod habe sie erbaut.
Drittens: Die Bewohner Mesopotamiens waren dafür bekannt, große Türme für religiöse Zwecke zu bauen. Diese nannten sie Zikkurats. Der in 1. Mose, Kapitel 11 erwähnte Turm wurde bekanntlich nicht vollendet. Archäologen haben aber viele vollendete Türme ausgegraben, die ihm wahrscheinlich ähnlich waren.
Viertens: Der Name „Nimrod“ wurde außer in der Bibel nirgendwo gefunden, aber einige Enzyklopädien bringen ihn mit dem Namen des obersten babylonischen Gottes, Marduk, in Verbindung. Die Buchstaben „MRD“, die in beiden Namen erscheinen, sind anscheinend die Wurzel oder der bedeutungsvollste Teil beider Wörter. Wenn diese Verbindung stimmt, dann muß Nimrod mit der Zeit — wie später die ägyptischen Pharaonen und die römischen Cäsaren — als Gott verehrt worden sein.
Natürlich haben Archäologen nur begrenzte Möglichkeiten, etwas über längst Vergangenes herauszufinden. Viele Ruinen, die von ihnen ausgegraben wurden, befinden sich in schlechtem Zustand, und es ist schwer, sie exakt zu deuten. Zweifellos sind zahlreiche wichtige Beweise für immer abhanden gekommen. Daher verläßt sich ein Erforscher der Bibel nicht auf die Archäologie, um die Wahrhaftigkeit des Bibelberichts zu beweisen.a Trotzdem ist es beachtenswert, daß diese Wissenschaft die in der Bibel aufgezeichneten Ereignisse im großen und ganzen bestätigt.
Es ist auch bemerkenswert, daß uns die Geschichte des Altertums hilft, gewisse Merkmale zu verstehen, die die heutigen Religionen kennzeichnen. Inwiefern? Insofern als die Bewohner Mesopotamiens nach der eingangs erwähnten ersten Rebellion sehr religiös waren. Sie glaubten, daß dem Menschen etwas Unkörperliches innewohne, das nach dem Tode weiterlebe. Auch glaubten sie an die Existenz der Dämonen und verehrten Bilder. Sie praktizierten Wahrsagerei und Astrologie und beteten ebenfalls dreieinige Götter an. Das sind einige der Lehren, an denen auch heute noch viele festhalten und die weit verbreitet sind.
Bedeutet das, daß sich die Religion des alten Mesopotamien ausgebreitet und die Religionen der ganzen Welt beeinflußt hat? Viele Gelehrte sind zu diesem Schluß gekommen. In dem Werk Handbooks of the History of Religions spricht Professor Morris Jastrow davon, daß „die bemerkenswerten Erscheinungsformen der babylonischen Religion ... einen großen Einfluß auf die Welt des Altertums gehabt“ hätten.
In dem Buch The Worship of the Dead (Der Totenkult) schrieb Oberst J. Garnier: „Nicht nur die Ägypter, Chaldäer, Phönizier, Griechen und Römer, sondern auch die Hindus, die Buddhisten ..., die Goten, die Angelsachsen, die Druiden, die Mexikaner und die Peruaner ... müssen ihr religiöses Gedankengut aus ein und derselben Quelle geschöpft haben. Überall stellt man eine erstaunliche Übereinstimmung zwischen den Riten, Zeremonien, Sitten, Überlieferungen und Namen der Götter und Göttinnen und deren Beziehungen zueinander fest.“ Offensichtlich nahmen jene Babylonier der alten Zeit, als sie gezwungen waren, sich auf der ganzen Erde auszubreiten, ihre religiösen Ansichten mit an ihre neuen Wohnstätten.
Kann diese Information uns aber helfen, heute die wahre Religion zu finden?
[Fußnote]
a Weitere triftige Gründe, warum die Bibel als wahrhaftig anerkannt werden kann, sind in dem Buch zu finden Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes?, veröffentlicht von der Watchtower Bible and Tract Society.
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
Dreieinige Götter, Bilderverehrung, Astrologie, unsichtbare Geister, etwas Unkörperliches, was nach dem Tode weiterlebt — diese Ansichten haben die Religionen der meisten Länder gemeinsam.
[Bilder auf Seite 4]
DAS ALTE BABYLON
Die Pyramiden der Mayas
Die Dreieinigkeit der Hindus
Die Dreieinigkeit der Christenheit
Die Marienverehrung
Die Ahnenverehrung