Warum Harmagedon kommen muß
‘GOTT IST LIEBE.’ Gemäß den Worten des Apostels Johannes bekundet Gott nicht nur Liebe, sondern er ist Liebe — die Verkörperung der Liebe selbst (1. Johannes 4:8).
Doch dieser Gott der Liebe wird oft als ein rachsüchtiger Gott dargestellt, der alle, die seine Gunst verloren haben, grausam bestraft. Folglich haben viele ihren Glauben an Gott verloren, oder sie ziehen die Bibel ins Lächerliche und behaupten, sie könne nicht von einem Gott der Liebe stammen. Besonders Teile der Offenbarung werden kritisiert, wo Gottes Gericht an den Bösen beschrieben wird, das in der Schlacht von Harmagedon gipfelt.
Zum Beispiel schreibt Joseph Wheless in seinem Buch Is It God’s Word?: „Sicherlich wird der geneigte Leser die apokalyptische Vision unerträglich finden, die eine gutmütige, reuige Seele zeigt inmitten von armen Sündern (seien sie mit der Erbsünde behaftet oder einer Todsünde schuldig), die ‚gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm‘, die alle selbstgefällig zuschauen, während ‚der Rauch ihrer Qual von Ewigkeit zu Ewigkeit aufsteigt, wobei sie Tag und Nacht keine Ruhe haben‘ vor der Glut des Zornes Gottes, des Allmächtigen (Offb. xiv, 10, 11). Das ist die inspirierte Offenbarung des Gottes aller Liebe.“
Gerald A. Larue, Professor an der Universität von Südkalifornien, der ebenfalls die Schilderung in der Offenbarung kritisiert, schrieb vor kurzem in dem Magazin Free Inquiry: „Ungläubige werden in einen Abgrund unvorstellbarer Leiden gestürzt. Die Strafe beruht nicht auf der lex talionis, der Auge-um-Auge-Gerechtigkeit; noch hat sie mit Blutrache zu tun, bei der mitunter eine ganze Gruppe ausgerottet wird (vgl. 1. Mo. 4:23 [24], Jos. 6 etc.). Hier währt die Strafe ewiglich. Es gibt keine Gnade, die Strafe ist unendlich. Es gibt keine Vergebung, nur Strafe, die jemandem den Frieden der Nichtexistenz nicht gönnt. Das entspricht nicht dem Bild des sanftmütigen und milden Jesus.“ Darauf zitierte er Offenbarung 14:9-11 und fuhr fort: „Hier ist nicht vom Zuwenden der anderen Wange die Rede — nur von verwerflicher, heftiger Vergeltung mit einer Grausamkeit, die die Folterungen der Nationalsozialisten im Vergleich dazu harmlos erscheinen läßt.“
Verständlicherweise können bei dem Gedanken daran, wie schrecklich Sünder zu leiden haben, die ewig gequält werden, Zweifel aufkommen, ob Gott ein „Gott der Liebe“ ist. Solche Vorstellungen beruhen indessen auf einem falschen Verständnis der Bibel und ihrer Symbolik. Die Bibel lehrt an keiner Stelle, die Seele sei unsterblich. „Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod“ — und nicht ewige Qual. Gottes Wort hebt hervor, daß beim Tod das Empfindungsvermögen aufhört und somit auch das Schmerzempfinden (Römer 6:23; Prediger 9:5, 10).
Es ist die Strafe, nicht die Bestrafung, die ewig währt, da die Bösen im „Feuersee“ — ein Symbol völliger Vernichtung — ganz und gar aus dem Dasein ausgelöscht werden (Offenbarung 20:14, 15; 21:8). Dennoch wird die Schlacht von Harmagedon unsägliches Leid für die Menschheit mit sich bringen, und es wird der blutigste Krieg sein, der je geführt wurde (Matthäus 24:21, 22; Offenbarung 14:20; 19:17, 18). Wird er von dem „Gott der Liebe“ herbeigeführt? Wird Gott wirklich einen solchen Krieg entfesseln?
Ein Ausdruck der Liebe Gottes
In Wirklichkeit muß die Schlacht von Harmagedon gekämpft werden, weil Gott Liebe ist. Es ist Jehovas Vorsatz, auf der Erde den ursprünglichen paradiesischen Zustand wiederherzustellen und die Menschheit in Frieden und Vollkommenheit darauf leben zu lassen, „ohne daß jemand sie aufschreckt“ (Hesekiel 34:28; Micha 4:3, 4; Offenbarung 21:4). Was muß daher mit denjenigen geschehen, die die Sicherheit des wiederhergestellten Paradieses durch ihre kriminellen Handlungen und ihre Gewalttätigkeit gefährden würden? Kein von Menschen ersonnenes System hat die Gesetzlosigkeit bisher erfolgreich bekämpft. Die einzige Möglichkeit, vollkommenen Frieden zu sichern, besteht darin, schon die Bedrohung durch das Böse auszumerzen. Ja, Gott muß die unverbesserlich Bösen im Interesse derer, die das Rechte zu tun wünschen, vernichten. Er handelt aus Liebe, wenn er die Erde von allen reinigt, die sie verderben würden (Offenbarung 11:18).
Aber niemand muß sterben. ‘Gottes Wille ist, daß alle Arten von Menschen gerettet werden’, schrieb der Apostel Paulus (1. Timotheus 2:4). Und Petrus, der ebenfalls unter Inspiration schrieb, erklärte, daß Gott „nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen“ (2. Petrus 3:9). Daher hat Gott dafür gesorgt, daß die „gute Botschaft vom Königreich“ verkündet wird, so daß jeder einzelne die Gelegenheit erhält, seine eigene Rettung zu bewirken (Matthäus 24:14; Philipper 2:12; Galater 6:5). Du kannst in Vollkommenheit für immer auf einer paradiesischen Erde leben. Die Wahl liegt bei dir (Römer 2:5-9; Hesekiel 18:23, 32). Würdest du nicht genau das von einem Gott der Liebe erwarten?
Die Streitfrage der Souveränität
Damit vollkommener Frieden gesichert ist, wird es für die ganze Erde nur eine Regierung geben — Gottes Königreich. Haben nicht die vielen menschlichen Regierungen, die alle auf ihre eigennützigen nationalistischen Vorteile bedacht sind, einen Großteil der Streitigkeiten und des Blutvergießens auf der Erde verursacht? Diese Regierungen müssen beseitigt werden, um den Weg zu ebnen für die gerechte Herrschaft des messianischen Königreiches Gottes (Daniel 2:44). Du selbst betest um diese himmlische Regierung, wenn du die Worte des Mustergebets, das Jesus seinen Jüngern gab, wiederholst: „Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde“ (Matthäus 6:10).
Doch welche Regierung kennst du, die bereit ist, auf ihre Souveränität zu verzichten und sich ganz und gar dem Königreich Gottes zu unterstellen? Bestehen die Regierungen nicht vielmehr hartnäckig auf ihrer eigenen Souveränität, und versuchen sie nicht ständig in Mißachtung des aufgerichteten Königreiches Gottes, ihren Wirkungskreis auszudehnen? (Psalm 2:1-9). Hat es je ein Anzeichen dafür gegeben, daß die Nationen ihre Herrschaft an Gott und Christus abtreten werden? An der Erfolglosigkeit der Vereinten Nationen als Mittel zur Erhaltung des Weltfriedens zeigt sich, wie widerwillig die Nationen Zugeständnisse machen, wenn ihre eigennützigen nationalen Interessen auf dem Spiel stehen, und wie sehr sie der Unterwerfung unter eine einzige Autorität abgeneigt sind. Die Nationen sind entschlossen, das Weltgeschehen selbst zu lenken (Offenbarung 17:13, 14; 19:19). Die Schlacht von Harmagedon muß gekämpft werden, damit die Menschheit aus dieser Sackgasse herauskommt und damit die Streitfrage, wer das Recht hat, über die Erde zu herrschen, für alle Zeit geklärt wird.
Um die Bedürfnisse der Menschheit zu befriedigen
Wenn Jehova in Harmagedon zur Tat schreitet, hat er die Interessen der Menschheit im Sinn. Ziehe einmal folgendes in Betracht: Wie denkst du über die gegenwärtigen Weltverhältnisse? Bist du damit zufrieden? Fühlst du dich angesichts der Gefahr einer nuklearen Vernichtung sicher? Beobachtest du nicht mit Schrecken die zunehmende Gewalttätigkeit, durch die selbst deine eigene Umgebung unsicherer wird? Fürchtest du nicht um deine Kinder und ihre Zukunft? Welche Lösung ist deiner Meinung nach in Sicht? Hat jemals eine Regierung gezeigt, daß sie der ganzen Menschheit Frieden und Wohlstand bringen könnte? War jemals ein System in der Lage, Krankheit und Tod von der Erde zu beseitigen? Haben sich im Gegenteil die Zustände nicht weltweit verschlechtert, und das trotz der technischen Errungenschaften des Menschen — ja oft zufolge solcher Erfindungen? Nur Gottes gerechtes Königreich wird die Bedürfnisse der Menschheit völlig befriedigen. Nur Gottes Königreich kann bewirken, daß auf der ganzen Erde wahrer Frieden herrschen wird. Harmagedon muß kommen!
Doch wie steht es mit all dem menschlichen Leid, das folgen wird, wenn Gott eingreift, um die Erde zu säubern? Leid war schon immer eine Folge des Krieges. Es wird auch in Harmagedon nicht ausbleiben, aber nur, weil die Nationen in ihrem Widerstand gegen die theokratische Herrschaft verharren. Sie sind entschlossen, sich ihr zu widersetzen und sie zu bekämpfen (Psalm 2:2, 3). Das ist nicht Gottes Schuld. Er läßt eine gebührende Warnung an sie ergehen: „Darum nehmt Vernunft an, ihr Könige; laßt euch warnen, ihr Mächtigen der Erde! Unterwerft euch dem Herrn, erkennt seine Macht an und jubelt ihm zu! Huldigt seinem Sohn! Sonst wird er unwillig, und es ist um euch geschehen; denn sein Zorn ist schnell entflammt. Wohl allen, die bei ihm Schutz suchen!“ (Psalm 2:10-12, Die Bibel in heutigem Deutsch).
Denke einmal nach. Wohin würde die Welt treiben, wenn Gott nicht einschreiten würde, um die Verhältnisse in Ordnung zu bringen? Könnte man Haßgefühle überwinden? Käme es nicht wie in all den Jahrhunderten menschlicher Herrschaft weiterhin unvermindert zu Kriegen und Gewaltanwendung? Haben sich die Zustände nicht heute schon so weit verschlimmert, daß der ganzen Menschheit ein schrecklicher Atomkrieg droht und die damit verbundene radioaktive Verseuchung? Harmagedon ist tatsächlich das Beste, was unserer Erde widerfahren kann! Es wird dem selbstsüchtigen, selbstmörderischen Lauf der Nationen ein Ende bereiten. Es wird die Systeme, die der Menschheit nur Elend bringen, vernichten und den Weg für ein wirklich gerechtes neues System der Dinge ebnen, in dem alle von Menschen verursachten Leiden, ja sogar Schmerz und Tod für immer beseitigt sein werden. Gott verheißt, daß dann ‘die früheren Dinge vergangen sein werden’ (Offenbarung 21:4; 2. Petrus 3:13).
Wir müssen im Sinn behalten, daß sich Gott in seiner Weisheit darüber im klaren ist, was das Beste für die Menschheit ist und wie es sich verwirklichen läßt. Selbst menschliche Regierungen haben Kriege geplant und geführt, um anscheinende Ungerechtigkeiten zu bekämpfen oder um für eine vermeintlich gute Sache zu kämpfen. Doch nur Gott besitzt die Weisheit, einen wirklich gerechten Krieg zu führen. Nur er kann einen Krieg führen, in dem gerechtigkeitsliebende Menschen, wo immer sie sich auf der Erde befinden, am Leben erhalten werden (Matthäus 24:40, 41; Offenbarung 7:9, 10, 13-17). Und nur Gott hat das Recht, seine Souveränität über die ganze Erde auszudehnen, da sie seine Schöpfung ist. Ja, Harmagedon muß kommen, um alle Spuren des Bösen für immer wegzuwischen, um der Ungerechtigkeit, der bedrückenden falschen Religion und selbst der Ursache der Sünde ein Ende zu machen und damit Gottes Name in vollem Maße geheiligt werde. Und Harmagedon wird kommen, weil „Gott Liebe ist“!
[Bild auf Seite 6, 7]
HARMAGEDON ... ... ebnet den Weg für Frieden