Zucht, die eine friedsame Frucht eintragen kann
„Jede Züchtigung [scheint] für die Gegenwart nicht erfreulich, sondern betrüblich zu sein; nachher aber trägt sie denen, die durch sie geübt worden sind, eine friedsame Frucht ein, nämlich Gerechtigkeit“ (HEBRÄER 12:11).
1, 2. (a) Wofür sorgt Gott gemäß Hebräer 12:9-11 auf liebevolle Weise? (b) Nenne eine Form der Zucht. Wozu kann sie führen?
DENKE einmal an deine Kindheit zurück. Kannst du dich noch daran erinnern, daß dich deine Eltern in Zucht genommen haben? Die meisten von uns können sich gewiß daran erinnern. Wie wir in Hebräer 12:9-11 lesen können, benutzte der Apostel Paulus diese Zucht als Veranschaulichung für die Zucht, die von Gott kommt.
2 Gottes väterliche Zucht, die sich auf unser geistiges Leben auswirken kann, kann auf vielerlei Weise erfolgen. Eine Form besteht darin, daß jemand, der nicht mehr nach Gottes Maßstäben leben möchte oder es ablehnt, das zu tun, aus der Christenversammlung ausgeschlossen wird. Wer auf diese Weise streng gemaßregelt oder in Zucht genommen wird, bereut vielleicht und kehrt um. Gleichzeitig wird auch der Versammlung der Loyalgesinnten Zucht zuteil, und zwar insofern, als sie lernt, wie wichtig es ist, den hohen Maßstäben Gottes zu entsprechen (1. Timotheus 1:20).
3. Wie denken einige über den Gemeinschaftsentzug?
3 „Aber ist das keine zu strenge Maßnahme“, mag jemand sagen, „eine Person auszuschließen und sich dann zu weigern, mit ihr zu sprechen?“ Diese Ansicht tauchte kürzlich in einem Rechtsfall auf, der eine Frau betraf, die von Eltern erzogen worden war, die Zeugen Jehovas waren. Ihren Eltern wurde die Gemeinschaft entzogen. Sie selbst wurde nicht ausgeschlossen, sondern sie verließ von sich aus die Gemeinschaft, indem sie in einem Brief erklärte, sie wolle nichts mehr mit der Versammlung zu tun haben. Daraufhin wurde der Versammlung bekanntgegeben, daß sie keine Zeugin Jehovas mehr sei. Die Frau zog an einen anderen Ort, kehrte aber Jahre danach zurück und stellte fest, daß sich die Zeugen am Ort nicht mit ihr unterhielten. Sie ging deswegen vor Gericht. Was war der Ausgang der Sache, und wie könnte das dich berühren? Um das richtige Verständnis zu vermitteln, wollen wir sehen, was die Bibel über das damit zusammenhängende Thema Gemeinschaftsentzug zu sagen hat.
Warum dieser entschiedene Standpunkt?
4. Was tun gelegentlich einige in der Versammlung? (Galater 6:1; Judas 23).
4 Die meisten wahren Christen treten loyal für Gott und seine gerechten Gesetze ein (1. Thessalonicher 1:2-7; Hebräer 6:10). Gelegentlich kommt es allerdings vor, daß jemand den Pfad der Wahrheit verläßt. Obwohl ihm von seiten christlicher Ältester Hilfe zuteil wird, übertritt er womöglich in reueloser Weise Gottes Gesetze. Oder vielleicht verwirft er den Glauben, indem er Irrlehren verbreitet oder sich von der Versammlung lossagt. Was ist dann zu tun? Solche Fälle gab es auch schon zu Lebzeiten der Apostel. Wollen wir daher sehen, was sie darüber schrieben.
5, 6. (a) Welchen weisen Rat haben wir darüber erhalten, wie mit Personen zu verfahren ist, die eine schwere Sünde begangen haben, aber nicht bereuen? (Matthäus 18:17). (b) Vor welchen Fragen stehen wir?
5 Als ein Mann in Korinth sein unsittliches Verhalten nicht bereute, wies Paulus die Versammlung an, „keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Korinther 5:11-13). Genauso sollte man auch mit Abtrünnigen, wie zum Beispiel Hymenäus, verfahren: „Einen Menschen, der eine Sekte fördert, weise ab nach einer ersten und zweiten ernsten Ermahnung, da du weißt, daß sich ein solcher vom Weg abgewandt hat und sündigt“ (Titus 3:10, 11; 1. Timotheus 1:19, 20). Ebenso passend wäre es, jemand zu meiden, der die Versammlung verwirft: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie sind nicht von unserer Art gewesen; denn wenn sie von unserer Art gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber sie sind weggegangen, damit offenbar gemacht werde, daß nicht alle von unserer Art sind“ (1. Johannes 2:18, 19).
6 Es ist zu hoffen, daß eine solche Person bereut, so daß sie wiederaufgenommen werden kann (Apostelgeschichte 3:19). Können aber Christen in der Zwischenzeit beschränkten Umgang mit dem Betreffenden haben, oder ist es notwendig, den Umgang mit ihm strikt zu vermeiden? Und wenn ja, warum?
Völlig abgeschnitten?
7. Gegenüber welchen zwei Arten von Sündern verhalten wir uns unterschiedlich?
7 Christen halten sich nicht von Menschen fern. Wir haben normale Kontakte zu Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschülern und anderen und geben ihnen Zeugnis, selbst wenn einige von ihnen ‘Hurer, Habgierige, Erpresser oder Götzendiener’ sein mögen. Paulus schrieb, daß wir sie nicht völlig meiden können, ‘sonst müßten wir ja aus der Welt hinausgehen’. Etwas anderes wäre es aber, wenn sich ein „Bruder“ ungebührlich verhielte, denn Paulus gab die Anweisung, „keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ... [zu einer solchen Handlungsweise zurückgekehrt ist], selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Korinther 5:9-11; Markus 2:13-17).
8. Welchen Rat gab der Apostel Johannes diesbezüglich?
8 In den Schriften des Apostels Johannes finden wir ähnliche Anweisungen, die zeigen, daß Christen solche Personen völlig meiden sollten: „Jeder, der vorausdrängt und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht. ... Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn niemals in euer Haus auf, noch entbietet ihm einen Gruß. Denn wer ihm einen Gruß [griechisch: cháirō] entbietet, hat an seinen bösen Werken teil“a (2. Johannes 9-11).
9, 10. (a) Was geschah mit reuelosen Gesetzesbrechern in Israel, und warum? (b) Wie sollten wir zur heutigen Regelung des Umgangs mit ausgeschlossenen, reuelosen Sündern eingestellt sein? (2. Petrus 2:20-22).
9 Warum ist es angebracht, auch heute eine solch entschiedene Haltung einzunehmen? Nun, denken wir daran, daß in dem Gesetz, das Gott dem Volk Israel gab, die strenge Maßnahme des ‘Abschneidens’ geboten wurde. In verschiedenen schwerwiegenden Fällen wurden willentliche Übertreter hingerichtet (3. Mose 20:10; 4. Mose 15:30, 31). Nach der Hinrichtung war es niemandem mehr möglich — selbst den Verwandten nicht —, mit dem Gesetzesbrecher zu sprechen (3. Mose 19:1-4; 5. Mose 13:1-5; 17:1-7). Loyale Israeliten waren Menschen wie wir und hatten dieselben Empfindungen. Sie wußten aber, daß Gott gerecht und liebevoll ist und daß sein Gesetz ein Schutz für ihre sittliche und geistige Reinheit war. Daher konnten sie davon ausgehen, daß seine Anordnung, Sünder vom Leben abzuschneiden, grundsätzlich gut und richtig war (Hiob 34:10-12).
10 Wir dürfen ebenso davon überzeugt sein, daß Gottes Anordnung für Christen, einem ausgeschlossenen, reuelosen Sünder die Gemeinschaft zu verweigern, ein vernünftiger Schutz für uns ist. „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Masse seiet, wie ihr ja ungesäuert seid“ (1. Korinther 5:7). Auch solche Personen zu meiden, die von sich aus die Gemeinschaft verlassen haben, ist für Christen ein Schutz vor möglicherweise kritischen oder verständnislosen Äußerungen oder vor irgendwelchen Ansichten Abtrünniger (Hebräer 12:15, 16).
Wie verhält es sich bei Verwandten?
11, 12. (a) Wie wirkte es sich auf Verwandte aus, wenn in Israel ein Übertreter abgeschnitten wurde? (b) Veranschauliche den Nutzen des Gehorsams.
11 Gott ist sich zweifellos der Tatsache bewußt, daß die Anwendung seiner gerechten Gesetze über das ‘Abschneiden’ von Sündern oftmals auch Verwandte betrifft oder sich auf sie auswirkt. Wenn in Israel ein Übertreter hingerichtet wurde, war es, wie bereits erwähnt, den Familienangehörigen nicht mehr möglich, Gemeinschaft mit ihm zu haben. Zum Beispiel sollten sogar Eltern einen Sohn, wenn er ein Trunkenbold und ein Schlemmer war, vor die Richter bringen, und wenn er nicht bereute, sollten sie an seiner Hinrichtung teilnehmen, die zu Recht erfolgte, ‘um das Böse aus der Mitte Israels wegzuschaffen’ (5. Mose 21:18-21). Man kann ohne weiteres verstehen, daß den Eltern das nicht leichtfiel. Und stellen wir uns auch vor, was die Brüder, die Schwestern oder die Großeltern des Übertreters empfunden haben mögen. Aber die Loyalität gegenüber ihrem gerechten Gott der familiären Zuneigung voranzustellen konnte für sie Leben bedeuten.
12 Denken wir an den Fall Korahs, der in der Auflehnung gegen die von Moses ausgeübte Führung Gottes führend voranging. In seiner vollkommenen Gerechtigkeit erkannte Jehova, daß Korah den Tod verdiente. Doch allen Loyalgesinnten wurde geraten: „Weicht bitte von der Stelle vor den Zelten dieser bösen Männer, und rührt nichts an, was ihnen gehört, damit ihr nicht in all ihrer Sünde weggerafft werdet.“ Verwandte, die Gottes Warnung nicht beachteten, starben zusammen mit den Rebellen. Aber einige der Angehörigen Korahs entschieden sich dafür, Jehova gegenüber loyal zu sein. Das rettete ihnen das Leben und trug ihnen später viele Segnungen ein (4. Mose 16:16-33; 26:9-11; 2. Chronika 20:19).
13. Wie werden loyale Christen reagieren, wenn ein Angehöriger des engsten Familienkreises ausgeschlossen wird oder die Gemeinschaft verlassen hat?
13 Von der Christenversammlung abgeschnitten zu werden bedeutet nicht den sofortigen Tod. Daher bleiben die Familienbande bestehen. Ein Mann, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist oder der die Gemeinschaft verlassen hat, könnte somit immer noch bei seiner christlichen Frau und seinen treuen Kindern wohnen. Aus Achtung vor Gottes Urteilssprüchen und der Maßnahme der Versammlung werden die Frau und die Kinder anerkennen, daß er durch seine Handlungsweise die geistigen Bande, die früher bestanden, gelöst hat. Da aber durch seinen Gemeinschaftsentzug nicht die Blutsverwandtschaft oder die ehelichen Bande aufgehoben wurden, könnten der normale Umgang und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie weiterbestehen.
14. Welcher göttliche Rat sollte unseren Kontakt zu einem außerhalb des engsten Familienkreises lebenden Verwandten beeinflussen, dem die Gemeinschaft entzogen wurde oder der die Gemeinschaft verlassen hat?
14 Anders verhält es sich, wenn einem Verwandten, der außerhalb des engsten Familienkreises lebt, das heißt nicht in derselben Wohnung, die Gemeinschaft entzogen worden ist oder er die Gemeinschaft verlassen hat. Höchstwahrscheinlich ist es möglich, so gut wie gar keinen Kontakt mit diesem Verwandten zu haben. Doch selbst wenn gewisse familiäre Angelegenheiten einen Kontakt erfordern würden, würde man diesen gewiß auf ein Minimum beschränken, was im Einklang mit dem göttlichen Grundsatz wäre, „keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger ... ist [oder einer anderen schweren Sünde schuldig ist], selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Korinther 5:11).
15. Wie können Verwandte in solchen Fällen Herr über ihre Gefühle werden? (Psalm 15:1-5; Markus 10:29, 30).
15 Das mag verständlicherweise aufgrund der Gefühle und der Familienbande, wie zum Beispiel der Liebe von Großeltern zu ihren Enkeln, schwierig sein. Aber dadurch wird die Loyalität gegenüber Gott auf die Probe gestellt, wie die auf Seite 26 zitierte Schwester sagte. Wer als Verwandter den Schmerz und die Traurigkeit empfindet, die der Ausgeschlossene verursacht hat, kann sich durch das Beispiel einiger Angehöriger Korahs trösten und ermuntern lassen (Psalm 84:10-12).b
Das Gerichtsurteil
16—18. Welche Entscheidung wurde in dem erwähnten Rechtsfall gefällt, und welche weitere Begründung führte das Gericht an?
16 Vielleicht interessiert dich der Ausgang des Gerichtsverfahrens, das eine Frau angestrengt hatte, die darüber ungehalten war, daß frühere Bekannte nicht mehr mit ihr sprachen, nachdem sie sich entschieden hatte, den Glauben zu verwerfen und die Gemeinschaft der Versammlung zu verlassen.
17 Bevor es zu einer Verhandlung des Falles kam, fällte ein Bundesgericht in erster Instanz in abgekürztem Verfahren ein Urteil zuungunsten der Frau. Dieses Urteil stützte sich auf die Auffassung, daß sich Gerichte nicht in disziplinarische Maßnahmen von Kirchen einmischen. Die Frau legte dagegen Berufung ein. Das einstimmige Urteil des Bundesappellationsgerichtsc beruhte auf der breiteren Grundlage der Rechte aus dem ersten Zusatzartikel (der amerikanischen Verfassung): „Da die Gepflogenheit, [bestimmte] Personen zu meiden, ein Bestandteil des Glaubens der Zeugen Jehovas ist, stellen wir fest, daß die Bestimmung in der Verfassung der Vereinigten Staaten über ‚freie Ausübung [der Religion]‘ die Frau davon ausschließt zu obsiegen. Die Beklagten haben ein durch die Verfassung geschütztes Privileg, die Gepflogenheit zu praktizieren, Personen zu meiden. Demgemäß bestätigen wir“ das vorausgegangene Urteil des Gerichts erster Instanz.
18 In der Urteilsbegründung hieß es weiter: „Das Meiden von Personen ist eine Gepflogenheit, die Jehovas Zeugen gemäß ihrer Auslegung des kanonischen Textes praktizieren, und es steht uns nicht zu, diesen Text neu zu interpretieren ... Den Beklagten steht die freie Ausübung ihrer Religion zu ... Gerichte untersuchen im allgemeinen nicht näher das Verhältnis unter Mitgliedern (oder früheren Mitgliedern) einer Kirche. Kirchen wird ein großer Ermessensspielraum gewährt, wenn sie Mitglieder oder frühere Mitglieder in Zucht nehmen. Wir stimmen mit der Ansicht von Richter Jackson [früher am Obersten Gerichtshof der USA] überein, daß ‚religiöse Handlungen, die nur Mitglieder betreffen, frei sind und sein sollten — beinahe so absolut frei wie nur irgend möglich‘. ... Die Mitglieder der Kirche, die ... zu verlassen [sie] sich entschied, sind zu dem Schluß gekommen, daß sie keine Gemeinschaft mehr mit ihr wünschen. Unserer Auffassung nach steht es ihnen frei, sich so zu entscheiden.“
19, 20. Warum kann jemand, der von der Versammlung abgeschnitten worden ist, gerichtlich keine Schäden finanziell erstattet erhalten?
19 Das Appellationsgericht räumte ein, daß es die Frau zwar geschmerzt haben mag, daß sich frühere Bekannte dafür entschieden, nicht mit ihr zu sprechen, doch „ihr zu gestatten, immaterielle oder emotionelle Schäden ersetzt zu erhalten, würde in verfassungswidriger Weise die freie Religionsausübung der Zeugen Jehovas einschränken ... Die durch die Verfassung garantierte freie Religionsausübung erfordert, daß die Gesellschaft die Art Schäden, die ... [die Frau] erlitt, als einen Preis hinnimmt, der es wert ist, gezahlt zu werden, um das Recht auf religiöse Meinungsverschiedenheit zu wahren, das alle Bürger haben.“ In gewissem Sinne hat dieses Urteil seit seiner Verkündigung sogar noch größeres Gewicht erhalten. Wieso? Die Frau rief später das höchste Gericht des Landes an, damit es sich des Falles annehme und möglicherweise die gegen sie gefällte Entscheidung umstoße. Doch im November 1987 weigerte sich der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dies zu tun.
20 In diesem wichtigen Rechtsstreit wurde somit entschieden, daß jemand, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist oder der sie verlassen hat, gerichtlich von Jehovas Zeugen keine Schäden dafür erstattet erhalten kann, daß er gemieden wird.d Da die Versammlung auf die vollkommenen Anweisungen, die jeder in Gottes Wort nachlesen kann, reagierte und sie befolgte, nahm die betreffende Person einen Schaden wahr, den sie sich durch ihr eigenes Verhalten zugefügt hatte.
Zucht — von großem Nutzen
21. Warum sollte man eine ausgeglichene Ansicht über den Gemeinschaftsentzug haben?
21 Der eine oder andere Außenstehende, der von einem Gemeinschaftsentzug erfährt, neigt vielleicht dazu, mit einem Übertreter, der nicht mehr mit den Gliedern der Christenversammlung sprechen kann, Mitleid zu haben. Ist aber solches Mitleid nicht fehl am Platz? Denken wir an den möglichen Nutzen, der dem Übertreter und anderen durch die Maßnahme erwächst.
22, 23. Veranschauliche, von welcher Bedeutung und welchem Wert es ist, Gott gegenüber gehorsam zu sein, was unsere Einstellung zu Ausgeschlossenen betrifft.
22 Auf Seite 26 konnten wir bereits lesen, daß sich Lynette beispielsweise entschlossen hatte, den Umgang mit ihrer Schwester Margaret, die ausgeschlossen worden war, völlig aufzugeben. Sie und ihre christlichen Verwandten glaubten, daß der Weg Jehovas der beste ist. Und er ist es tatsächlich.
23 Später sagte die Schwester zu Lynette: „Wenn ihr ... [den] Gemeinschaftsentzug auf die leichte Schulter genommen hättet, dann hätte ich, wie ich genau weiß, nicht so schnell Schritte unternommen, wiederaufgenommen zu werden. Daß wir von dem engen Kontakt mit den Angehörigen und der Versammlung völlig abgeschnitten waren, weckte in uns den übermächtigen Drang zu bereuen. ... [Es] wurde mir bewußt, wie verkehrt ich gehandelt hatte und wie schwerwiegend es war, Jehova den Rücken zu kehren.“
24. Wie wirkte sich die Reaktion, die eine Schwester auf einen Gemeinschaftsentzug zeigte, auf sie selbst und auf andere aus?
24 Ein anderer Fall sind Lauries Eltern, denen ebenfalls die Gemeinschaft entzogen wurde. Laurie sagte jedoch: „Ich gab den Umgang mit ihnen nicht auf, sondern pflegte ihn noch mehr. Im Laufe der Zeit ließ meine Tätigkeit sehr nach. Es kam so weit, daß ich nicht einmal mehr die Zusammenkünfte besuchte.“ Dann las sie die Artikel, die im Wachtturm vom 1. und 15. Dezember 1981 erschienen und in denen der Rat aus 1. Korinther 5:11-13 und 2. Johannes 9-11 erörtert wurde. „Es war, als ob mir ein Licht aufging“, schrieb sie. „Mir wurde klar, daß ich mich ändern mußte. Ich verstehe jetzt besser, was Matthäus 10:34-36 bedeutet. Es fiel meinen Eltern schwer, meine Entscheidung hinzunehmen, denn mein Sohn (5) ist der einzige Junge in der Familie, und sie lieben ihn sehr.“ Hoffentlich berührt der Verlust dieses Umgangs das Herz der Eltern, wie das bei Margaret der Fall war. Für Laurie war die Zucht jedenfalls eine Hilfe: „Ich gehe wieder in den Predigtdienst. Meine Ehe und meine Familie sind aufgrund der Änderungen, die ich vorgenommen habe, gefestigt, und auch ich bin stärker geworden.“
25. Wie dachte eine Person, die wiederaufgenommen wurde, über die Zuchtmaßnahme Gottes?
25 Oder betrachten wir, wie Sandi empfindet, die nach einem Gemeinschaftsentzug wiederaufgenommen wurde. Sie schrieb: „Ich möchte Euch für die sehr hilfreichen und lehrreichen [oben angeführten] Artikel über Zurechtweisung und Gemeinschaftsentzug danken. Ich freue mich, daß Jehova sein Volk so sehr liebt, daß er auf die Reinerhaltung seiner Organisation achtet. Was Außenstehenden hart erscheinen mag, ist notwendig und ein Ausdruck der Liebe. Ich bin dankbar, daß unser himmlischer Vater ein liebevoller und zum Vergeben bereiter Gott ist.“
26. Welche gerechte Frucht kann es eintragen, wenn man Zucht annimmt? (Psalm 94:10, 12).
26 Unser Gott, der verlangt, daß ein reueloser Übertreter aus der Versammlung ausgeschlossen wird, zeigt liebevollerweise auch, daß der Sünder wieder in die Versammlung aufgenommen werden kann, wenn er bereut und umkehrt. (Auch jemand, der die Gemeinschaft verlassen hat, kann darum bitten, wieder ein Teil der Versammlung zu werden.) Danach kann er von Christen getröstet werden, die ihre Liebe zu ihm bestätigen (2. Korinther 2:5-11; 7:8-13). Ja, es verhält sich so, wie Paulus schrieb: „Allerdings scheint jede Züchtigung für die Gegenwart nicht erfreulich, sondern betrüblich zu sein; nachher aber trägt sie denen, die durch sie geübt worden sind, eine friedsame Frucht ein, nämlich Gerechtigkeit“ (Hebräer 12:11).
[Fußnoten]
a Johannes gebraucht hier das Wort cháirō, das ein Gruß war, wie zum Beispiel „Guten Tag“ (Apostelgeschichte 15:23; Matthäus 28:9). Er gebrauchte nicht aspázomai (wie in Vers 13), ein Wort, das „mehr [bedeutet] als bloß ‚begrüßen‘, etwa sich freundschaftl. stellen zu, verehren, gernhaben, zugetan sein“, und wahrscheinlich eine sehr herzliche Begrüßung, sogar mit einer Umarmung, bezeichnete (Lukas 10:4; 11:43; Apostelgeschichte 20:1, 37; 1. Thessalonicher 5:26). Die Anweisung in 2. Johannes 11 konnte also ohne weiteres bedeuten, die Betreffenden nicht einmal mit „Guten Tag“ zu grüßen. (Siehe Wachtturm vom 15. Juli 1985, Seite 31.)
b Die Situation, die durch den Gemeinschaftsentzug eines Verwandten entsteht, wird im Wachtturm vom 15. Dezember 1981, Seite 25 bis 31 erörtert.
c 819 F.2d 875 (9th Cir. 1987).
d Obwohl verschiedene Personen Klage erhoben, hat kein Gericht ein Urteil gegen Jehovas Zeugen wegen ihrer biblisch begründeten Gepflogenheit, bestimmte Personen zu meiden, gefällt.
Punkte zur Erinnerung
◻ In welcher Hinsicht kann ein Gemeinschaftsentzug eine Form der Zucht sein?
◻ Warum verhält sich ein Christ gegenüber einem Ausgeschlossenen anders als gegenüber einem Sünder in der Welt?
◻ Welche biblischen Anweisungen sollte man im Sinn behalten, wenn ein Verwandter ausgeschlossen worden ist?
◻ Zu welchem Schluß kam ein Appellationsgericht im Falle einer ausgeschlossenen Person?
◻ Was können wir aus einigen Äußerungen über den Gemeinschaftsentzug lernen?
[Herausgestellter Text auf Seite 26]
„Die Gemeinschaft mit [meiner ausgeschlossenen Schwester] Margaret völlig abzubrechen stellte unsere Loyalität gegenüber der Anordnung Jehovas auf die Probe. Wir erhielten so die Gelegenheit, zu zeigen, ob wir wirklich glaubten, daß der Weg Jehovas der beste ist“ (Lynette).
[Kasten auf Seite 30]
Die Auswirkung der Exkommunikation
Der englische Historiker Edward Gibbon schrieb, Bezug nehmend auf die Zeit kurz nach den Tagen der Apostel, über Angemessenheit und Auswirkung des Gemeinschaftsentzugs:
„Es ist ein unbezweifelbares Recht jeder Gesellschaft, aus ihrer Mitte und von ihren Vortheilen solche Mitglieder auszuschließen, welche die durch allgemeine Zustimmung festgesetzten Regeln verwerfen oder verletzen. ... Die Folgen der Exkommunikation waren sowohl zeitlicher [irdischer] als geistlicher Natur. Der Christ, gegen welchen sie ausgesprochen wurde, verlor jeden Antheil an den Gaben der Gläubigen. Die Bande sowohl der religiösen als der Privatfreundschaft wurden gelöst.“