Heute Gottes Barmherzigkeit nachahmen
„Laß uns bitte in die Hand Jehovas fallen, denn viele sind seiner Erbarmungen“ (2. SAMUEL 24:14).
1. Wie dachte David über Gottes Barmherzigkeit, und warum?
KÖNIG DAVID wußte aus Erfahrung, daß Jehova barmherziger ist als Menschen. Überzeugt davon, daß Gottes Wege oder Pfade am besten sind, wollte David Gottes Wege kennenlernen und in Gottes Wahrheit wandeln (1. Chronika 21:13; Psalm 25:4, 5). Denkst du genauso wie David?
2. Wie vorzugehen, riet Jesus gemäß Matthäus 18:15-17 im Falle einer schwerwiegenden Sünde?
2 Die Bibel bietet uns Einblick in Gottes Gedanken, auch in bezug auf die Frage, was wir tun sollten, falls jemand gegen uns sündigt. Jesus sagte zu seinen Aposteln, die später christliche Aufseher waren: „Wenn dein Bruder eine Sünde begeht, so gehe hin, lege seinen Fehler zwischen dir und ihm allein offen dar. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.“ Bei dem hier erwähnten Fehler handelt es sich nicht lediglich um eine persönliche Beleidigung, sondern um eine schwerwiegende Sünde wie zum Beispiel Betrug oder Verleumdung. Kann die Sache durch diesen Schritt nicht beigelegt werden und sind Zeugen vorhanden, so sollte, wie Jesus sagte, derjenige, gegen den gesündigt worden ist, die Zeugen mitnehmen, um zu beweisen, daß eine Sünde vorliegt. Ist dieser Schritt die letzte Möglichkeit? Nein. „Wenn ... [der Sünder] nicht auf sie hört, sprich zu der Versammlung. Wenn er auch nicht auf die Versammlung hört, so sei er für dich ebenso wie ein Mensch von den Nationen und wie ein Steuereinnehmer“ (Matthäus 18:15-17).
3. Was meinte Jesus, als er sagte, ein reueloser Sünder sei „wie ein Mensch von den Nationen und wie ein Steuereinnehmer“ zu betrachten?
3 Als Juden verstanden die Apostel, was damit gemeint war, einen Sünder ‘wie einen Menschen von den Nationen und wie einen Steuereinnehmer’ zu behandeln. Die Juden vermieden den Umgang mit Leuten von den Nationen und verachteten diejenigen ihrer Landsleute, die als Steuereinnehmer im Dienst der Römer standen (Johannes 4:9; Apostelgeschichte 10:28).a Folglich wies Jesus die Jünger an, mit einem von der Versammlung verworfenen Sünder keinen Umgang mehr zu haben. Wie läßt sich das aber damit vereinbaren, daß Jesus manchmal mit Steuereinnehmern zusammen war?
4. Wieso konnte Jesus angesichts seiner Worte aus Matthäus 18:17 mit einigen Steuereinnehmern und Sündern Umgang haben?
4 In Lukas 15:1 heißt es: „Alle Steuereinnehmer und die Sünder kamen nun fortwährend in seine Nähe, um ihn zu hören.“ Nicht jeder Steuereinnehmer oder Sünder kam, sondern „alle“ im Sinne von „viele“. (Vergleiche Lukas 4:40.) Was für Menschen waren das? Menschen, denen an der Vergebung ihrer Sünden lag. Einige hatten sich schon früher durch die von Johannes dem Täufer verkündigte Botschaft der Reue angezogen gefühlt (Lukas 3:12; 7:29). Als andere zu Jesus kamen, mißachtete er somit nicht seinen eigenen Rat aus Matthäus 18:17, wenn er ihnen predigte. Beachten wir, daß ‘viele Steuereinnehmer und Sünder Jesus hörten und ihm nachzufolgen begannen’ (Markus 2:15). Es handelte sich nicht um Menschen, die weiterhin ein schlechtes Leben führen wollten und irgendwelche Hilfe ablehnten. Sie vernahmen vielmehr Jesu Botschaft, und ihr Herz wurde berührt. Auch wenn sie immer noch sündigten, obwohl sie sich wahrscheinlich bemühten, Änderungen vorzunehmen, ahmte der „vortreffliche Hirte“ seinen barmherzigen Vater nach, indem er ihnen predigte (Johannes 10:14).
Vergebung — eine christliche Pflicht
5. Wie ist Gott grundsätzlich zur Vergebung eingestellt?
5 Mit folgenden herzerwärmenden Worten wird uns die Bereitwilligkeit unseres Vaters zugesichert, uns zu vergeben: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, uns die Sünden zu vergeben und uns von aller Ungerechtigkeit zu reinigen.“ „Ich schreibe euch diese Dinge, damit ihr keine Sünde begehen mögt. Und doch, wenn jemand eine Sünde begeht, so haben wir einen Helfer beim Vater, Jesus Christus, einen Gerechten“ (1. Johannes 1:9; 2:1). Kann jemandem, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, vergeben werden?
6. Wann kann ein Ausgeschlossener Vergebung erlangen und wiederaufgenommen werden?
6 Ja. Wenn Älteste als Vertreter der Versammlung jemandem wegen einer nicht bereuten Sünde die Gemeinschaft entziehen, erklären sie ihm, daß er die Möglichkeit hat, zu bereuen und Gottes Vergebung zu erlangen. Er kann den Zusammenkünften im Königreichssaal beiwohnen, wo er biblische Unterweisung hört, die ihn zur Reue führen mag. (Vergleiche 1. Korinther 14:23-25.) Vielleicht bemüht er sich im Laufe der Zeit um die Wiederaufnahme in die reine Versammlung. Älteste, die daraufhin mit ihm zusammenkommen, werden festzustellen suchen, ob er bereut und seine sündige Handlungsweise aufgegeben hat (Matthäus 18:18). Ist das der Fall, so kann er im Einklang mit dem Musterbeispiel aus 2. Korinther 2:5-8 wiederaufgenommen werden. Falls er bereits jahrelang ausgeschlossen war, wird er sich sehr gewissenhaft bemühen müssen, Fortschritte zu machen. Er mag auch viel Hilfe benötigen, seine biblische Erkenntnis und seine Wertschätzung zu vertiefen, damit er ein geistig starker Christ wird.
Zu Jehova umkehren
7, 8. Welches Beispiel gab Gott in Verbindung mit seinem exilierten Volk?
7 Können aber die Ältesten von sich aus an einen Ausgeschlossenen herantreten? Ja. Wie die Bibel zeigt, kommt Barmherzigkeit nicht nur dadurch zum Ausdruck, daß von Strafe abgesehen wird, sondern oft auch durch positives Handeln. Jehova gibt uns darin das Beispiel. Noch bevor er sein untreues Volk, die Israeliten, ins Exil schickte, stellte er ihnen prophetisch ihre Rückkehr in Aussicht: „Gedenke dieser Dinge, o Jakob, und du, o Israel, denn du bist mein Knecht. ... Ich will wie mit einer Wolke deine Übertretungen auslöschen und wie mit Gewölk deine Sünden. Kehr doch um zu mir, denn ich will dich zurückkaufen“ (Jesaja 44:21, 22).
8 Jehova war positiv eingestellt und unternahm dann während ihres Exils weitere Schritte. Er sandte Propheten als seine Vertreter, um Israel einzuladen, ‘nach ihm zu suchen und ihn zu finden’ (Jeremia 29:1, 10-14). Gemäß Hesekiel 34:16 verglich er sich mit einem Hirten und das Volk Israel mit verlorenen Schafen: „Nach dem Verlorenen werde ich suchen, und das Versprengte werde ich zurückbringen.“ Auch in Jeremia 31:10 malt Jehova von sich das Bild eines Hirten der Israeliten. Doch stellte er sich nicht als einen Hirten dar, der an der Schafhürde steht und darauf wartet, daß ein verlorenes Schaf zurückkehrt, sondern als einen Hirten, der nach den verlorenen Schafen sucht. Beachten wir, daß Gott — obwohl das Volk der Israeliten im allgemeinen nicht bereute und sich im Exil befand — von sich aus Schritte unternahm, um ihre Rückkehr zu veranlassen. Und in Übereinstimmung mit Maleachi 3:6 änderte sich an Gottes Handlungsweise auch im Falle der christlichen Organisation nichts.
9. Wie wurde Gottes Beispiel in der Christenversammlung nachgeahmt?
9 Legt das nicht nahe, daß es einen Grund geben könnte, in bezug auf einige, denen die Gemeinschaft entzogen wurde und die jetzt vielleicht bereuen, etwas zu unternehmen? Behalten wir im Sinn, daß der Apostel Paulus die Anweisung erteilte, einen gewissen Übeltäter aus der Versammlung in Korinth hinauszutun. Später ermahnte er die Versammlung, ihre Liebe ihm gegenüber zu bestätigen, weil er bereut hatte, was dann zu seiner Wiederaufnahme in die Versammlung führte (1. Korinther 5:9-13; 2. Korinther 2:5-11).
10. (a) Welches Motiv sollte allen Bemühungen, mit einigen Ausgeschlossenen Verbindung aufzunehmen, zugrunde liegen? (b) Warum sollten christliche Verwandte in dieser Hinsicht nicht die Initiative ergreifen?
10 In der bereits zitierten Enzyklopädie heißt es außerdem: „Logisch begründet wurde die Exkommunikation mit dem Schutz der Maßstäbe der Gruppe: ‚Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse‘ (1. Kor. 5:6). Dieses Motiv wird in den meisten biblischen und nichtkanonischen Textpassagen deutlich, doch das Interesse am einzelnen, selbst nach dem Ausschluß, bildete die Grundlage für den Antrag des Paulus aus 2. Kor. 2:7-10“ (Kursivschrift von uns). Demnach sollten die heutigen Hirten der Herde logischerweise solches Interesse bekunden (Apostelgeschichte 20:28; 1. Petrus 5:2). Frühere Freunde und Verwandte eines Ausgeschlossenen mögen hoffen, daß er zurückkehrt, doch aus Achtung vor dem Gebot aus 1. Korinther 5:11 haben sie keinen Umgang mit ihm.b Sie überlassen es den ernannten Hirten, die Initiative zu ergreifen und zu sehen, ob der Betreffende daran interessiert ist zurückzukehren.
11, 12. Mit welcher Art von Ausgeschlossenen sollten selbst Älteste keine Verbindung aufnehmen, doch wen mögen sie besuchen?
11 Es wäre allerdings nicht einmal für Älteste angebracht, in bezug auf gewisse Ausgeschlossene die Initiative zu ergreifen, zum Beispiel wenn es sich um Abtrünnige handelt, die „verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“. Dies sind ‘falsche Lehrer, die versuchen, verderbliche Sekten einzuführen und die Versammlung mit verfälschten Worten auszubeuten’ (Apostelgeschichte 20:30; 2. Petrus 2:1, 3). Die Bibel liefert auch keine Grundlage dafür, Ausgeschlossene ausfindig zu machen, die Streit suchen oder zum Unrechttun ermuntern (2. Thessalonicher 2:3; 1. Timotheus 4:1; 2. Johannes 9-11; Judas 4, 11).
12 Viele Ausgeschlossene sind jedoch nicht von dieser Art. Jemand hat vielleicht die schwerwiegende Sünde gelassen, aufgrund deren ihm die Gemeinschaft entzogen wurde. Ein anderer hat in der Vergangenheit womöglich geraucht oder sich betrunken, versucht jetzt aber nicht, andere zum Sündigen zu veranlassen. Vergessen wir nicht: Bevor sich die Israeliten im Exil Gott zuwandten, sandte er Vertreter, die sie aufforderten umzukehren. Ob Paulus oder die Ältesten der Versammlung in Korinth von sich aus etwas unternahmen, um sich über den Ausgeschlossenen zu erkundigen, wird in der Bibel nicht gesagt. Als der Mann bereut und seine unsittliche Handlungsweise aufgegeben hatte, wies Paulus die Versammlung an, ihn wiederaufzunehmen.
13, 14. (a) Was deutet darauf hin, daß einige Ausgeschlossene auf das ansprechen könnten, was aus Barmherzigkeit unternommen wird? (b) Wie kann die Ältestenschaft für eine Kontaktaufnahme sorgen?
13 In letzter Zeit ist es mehrmals vorgekommen, daß ein Ältester zufällig einen Ausgeschlossenen antraf.c Wenn es angebracht war, erläuterte der Hirte kurz die für eine Wiederaufnahme notwendigen Schritte. Einige dieser Personen bereuten und wurden wiederaufgenommen. Solch erfreuliche Ergebnisse deuten darauf hin, daß es Personen geben mag, die ausgeschlossen worden sind oder die Gemeinschaft verlassen haben, jedoch günstig reagieren würden, wenn Hirten sie in barmherziger Weise ansprechen würden. Aber wie könnten die Ältesten dabei vorgehen? Einmal im Jahr — nicht öfter — sollte die Ältestenschaft besprechen, ob solche Personen im Versammlungsgebiet wohnen.d Dabei sollten die Ältesten diejenigen ins Auge fassen, die schon länger als ein Jahr ausgeschlossen sind. Wenn es unter den gegebenen Umständen angebracht ist, sollten sie zwei Älteste (möglichst Älteste, die mit der Situation vertraut sind) dazu bestimmen, eine solche Person zu besuchen. Man würde indes niemand besuchen, der eine kritische, gefährliche Einstellung verrät oder wissen läßt, daß er keine Hilfe wünscht (Römer 16:17, 18; 1. Timotheus 1:20; 2. Timotheus 2:16-18).
14 Die beiden Hirten könnten telefonisch anfragen, ob ein kurzer Besuch erwünscht ist, oder zu einer passenden Zeit persönlich vorsprechen. Sie sollten sich bei ihrem Besuch weder streng noch kühl verhalten, sondern auf herzliche und barmherzige Weise ihr Interesse bekunden. Statt den Fall wieder aufzurollen, könnten sie Bibeltexte wie Jesaja 1:18 und 55:6, 7 sowie Jakobus 5:20 besprechen. Wenn der Betreffende daran interessiert ist, zu Gottes Herde zurückzukehren, könnten sie ihm freundlich erklären, welche Schritte er unternehmen sollte — zum Beispiel in der Bibel und in den Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft lesen und die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen.
15. Was sollten Älteste im Sinn behalten, wenn sie mit einem Ausgeschlossenen Verbindung aufnehmen?
15 Die beiden Ältesten werden Weisheit und Unterscheidungsvermögen benötigen, um herauszufinden, ob Anzeichen der Reue vorliegen und ein weiterer Besuch ratsam ist. Sie sollten natürlich im Sinn behalten, daß einige Ausgeschlossene nicht „zur Reue zu beleben“ sind (Hebräer 6:4-6; 2. Petrus 2:20-22). Nach dem Besuch werden sie dem Versammlungsdienstkomitee mündlich darüber berichten. Dieses wiederum wird die Ältestenschaft bei der nächsten Ältestenbesprechung unterrichten. Daß die Ältesten barmherzig sind und die Initiative ergreifen, spiegelt Gottes Standpunkt wider: „‚Kehrt um zu mir, so will ich zu euch umkehren‘, hat Jehova der Heerscharen gesprochen“ (Maleachi 3:7).
Anderen auf barmherzige Weise helfen
16, 17. Wie sollten wir zu christlichen Verwandten eines Ausgeschlossenen eingestellt sein?
16 Was ist von denen unter uns zu sagen, die keine Aufseher sind und nichts Derartiges in bezug auf Ausgeschlossene unternehmen sollten? Was können sie im Einklang mit dieser Vorkehrung tun und so Jehova nachahmen?
17 Solange jemand ausgeschlossen oder kein Teil der Versammlung ist, weil er die Gemeinschaft verlassen hat, sollten wir die Anweisung befolgen, „keinen Umgang mehr mit jemandem zu haben, der Bruder genannt wird, wenn er ein Hurer oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Schmäher oder ein Trunkenbold oder ein Erpresser ist, selbst nicht mit einem solchen zu essen“ (1. Korinther 5:11). Aber diese biblische Anweisung sollte nicht unsere Einstellung zu christlichen Familienangehörigen beeinflussen, die mit dem Ausgeschlossenen unter einem Dach wohnen. Die Juden reagierten in alter Zeit so heftig auf Steuereinnehmer, daß sich ihr Haß sogar auf deren Familie erstreckte. Jesus hieß das nicht gut. Er wies darauf hin, daß ein Sünder, der Hilfe ablehnt, „ebenso wie ein Mensch von den Nationen und wie ein Steuereinnehmer“ betrachtet werden sollte; aus seinen Worten geht nicht hervor, daß christliche Familienangehörige so behandelt werden sollten (Matthäus 18:17).
18, 19. Nenne einige Möglichkeiten, wie wir gegenüber treuen Familienangehörigen eines Ausgeschlossenen unsere christliche Gesinnung zum Ausdruck bringen können.
18 Die Familienangehörigen eines Ausgeschlossenen, die treue Christen sind, sollten wir besonders unterstützen. Sie mögen allein schon deshalb zu leiden haben und vor manchen Hindernissen stehen, weil sie mit einem Ausgeschlossenen die Wohnung teilen, der sie womöglich von der Ausübung ihres Glaubens abzuhalten sucht. Vielleicht möchte er nicht, daß sie zu Hause von Christen besucht werden; oder wenn das geschieht, mag er nicht so taktvoll sein, sich von solchen Besuchern fernzuhalten. Möglicherweise behindert er auch die Bemühungen der Familie, alle christlichen Zusammenkünfte und Kongresse zu besuchen. (Vergleiche Matthäus 23:13.) Christen, die so benachteiligt sind, verdienen wirklich unsere Barmherzigkeit (2. Korinther 1:3, 4).
19 Eine Möglichkeit, liebevoll Barmherzigkeit zu erweisen, besteht darin, daß wir den Treuen in einer solchen Hausgemeinschaft ‘tröstend zureden’ und ermutigende Gespräche mit ihnen führen (1. Thessalonicher 5:14). Vor und nach den Zusammenkünften, im Predigtdienst oder bei einem Zusammensein zu anderen Zeiten ergeben sich ebenfalls gute Gelegenheiten, Unterstützung zu gewähren. Wir müssen uns nicht über den Gemeinschaftsentzug unterhalten, sondern können über viele erbauende Dinge sprechen (Sprüche 25:11; Kolosser 1:2-4). Die Ältesten werden weiterhin Hirtenbesuche bei den christlichen Familienmitgliedern machen, und auch wir mögen sie besuchen können, ohne mit dem Ausgeschlossenen etwas zu tun zu haben. Wenn der Ausgeschlossene zufällig an die Tür kommt oder sich am Telefon meldet, können wir einfach nach dem christlichen Verwandten fragen, den wir sprechen möchten. Vielleicht ist es den christlichen Familienmitgliedern manchmal möglich, eine Einladung zu uns nach Hause anzunehmen. Auf jeden Fall sollten sie — ob jung oder alt — als unsere Mitdiener und als geliebte Angehörige der Versammlung Gottes nicht gemieden werden (Psalm 10:14).
20, 21. Wie sollten wir empfinden und handeln, wenn jemand wiederaufgenommen wird?
20 Ein weiteres Gebiet, Barmherzigkeit zu bekunden, tut sich auf, wenn ein Ausgeschlossener wiederaufgenommen wird. Jesu Gleichnisse heben die Freude hervor, die im Himmel herrscht, wenn ‘ein Sünder bereut’ (Lukas 15:7, 10). Paulus schrieb den Korinthern bezüglich des Mannes, dem die Gemeinschaft entzogen worden war: „[Ihr solltet] verzeihen und ihn trösten ..., damit ein solcher nicht etwa von seiner übergroßen Traurigkeit verschlungen werde. Darum ermahne ich euch, eure Liebe zu ihm zu bestätigen“ (2. Korinther 2:7, 8). In den Tagen und Wochen nach einer Wiederaufnahme sollten wir diesen Rat auf vernünftige und liebevolle Weise befolgen.
21 Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn macht uns auf etwas aufmerksam, was wir vermeiden sollten. Der ältere Bruder freute sich nicht über die Rückkehr des reuigen Sünders, sondern war ärgerlich. Mögen wir uns nicht so verhalten und keinen Groll wegen einer früheren Verfehlung hegen noch jemandem mißgönnen, daß er wiederaufgenommen worden ist. Unser Ziel ist, dem Vater zu gleichen, dessen Verhalten die Reaktion Jehovas veranschaulicht. Der Vater freute sich, daß sein Sohn, der verloren und so gut wie tot war, gefunden wurde oder zum Leben kam (Lukas 15:25-32). Dementsprechend sollten wir ungezwungen mit dem wiederaufgenommenen Bruder sprechen und ihn auch anderweitig ermuntern. Ja, wir sollten beweisen, daß wir ebenso Barmherzigkeit walten lassen wie unser himmlischer Vater, der zum Vergeben bereit und barmherzig ist (Matthäus 5:7).
22. Was bedeutet es, Jehova Gott nachzuahmen?
22 Es steht also außer Frage: Wenn wir unseren Gott nachahmen möchten, müssen wir barmherzig sein, und das im Einklang mit seinen Geboten und seiner Gerechtigkeit. Der Psalmist beschreibt ihn folgendermaßen: „Jehova ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an liebender Güte. Jehova ist gut gegen alle, und seine Erbarmungen sind über alle seine Werke“ (Psalm 145:8, 9). Welch ein liebevolles und für Christen nachahmenswertes Beispiel!
[Fußnoten]
a „Steuereinnehmer wurden von der jüdischen Bevölkerung Palästinas aus mehreren Gründen besonders verachtet: 1. Sie zogen Geld für die fremde Macht ein, die das Land Israel besetzt hatte, und vergrößerten so indirekt noch diese Schmach; 2. sie galten als skrupellose Menschen, die sich auf Kosten anderer Landsleute bereicherten, und 3. hatten sie aufgrund ihrer Arbeit regelmäßig Kontakt mit Heiden, wodurch sie rituell unrein wurden. Steuereinnehmer werden sowohl im N[euen] T[estament] als auch in der rabbinischen Literatur verurteilt ... Gemäß letzterer sollte der Haß selbst die Familie des Steuereinnehmers treffen“ (The International Standard Bible Encyclopedia).
b Wenn ein Ausgeschlossener in einer christlichen Familie lebt, hätte er immer noch am normalen, alltäglichen häuslichen Geschehen und an familiären Aktivitäten teil. Das könnte auch bedeuten, daß er anwesend ist, wenn die Familie als Ganzes biblischen Stoff betrachtet. (Siehe Wachtturm vom 15. November 1988, Seite 19, 20.)
c Siehe das Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1991, Seite 53, 54.
d Wenn irgendein Zeuge im Haus-zu-Haus-Dienst oder auf andere Weise erfährt, daß ein Ausgeschlossener im Gebiet wohnt, sollte er die Ältesten davon unterrichten.
Ist dir folgendes aufgefallen?
◻ Wie verhielten sich die Juden gegenüber Steuereinnehmern und Sündern, aber warum hatte Jesus mit einigen von ihnen Umgang?
◻ Welche biblische Grundlage gibt es dafür, daß in barmherziger Weise gegenüber Verlorenen die Initiative ergriffen wird?
◻ Wie können Ältestenschaften die Initiative ergreifen, und in bezug auf wen?
◻ Wie sollten wir Wiederaufgenommenen und den Angehörigen von Ausgeschlossenen Barmherzigkeit erweisen?
[Kasten auf Seite 23]
Wer einmal zu Gottes reiner und glücklicher Versammlung gehörte, aber ausgeschlossen wurde oder die Gemeinschaft verlassen hat, muß nicht in diesem Stand bleiben. Er kann vielmehr bereuen und von sich aus mit den Ältesten der Versammlung in Verbindung treten. Der Weg zurück ist offen.
[Bildnachweis auf Seite 24]
Garo Nalbandian