Das Evangelium — Was versteht man darunter?
EIN häufiges Gesprächsthema während der Weihnachtszeit ist in vielen Ländern das Evangelium. Der Begriff Evangelium ist allgemein bekannt. Könnte es aber sein, daß er von weit größerer Bedeutung ist als gewöhnlich angenommen? Kann das Evangelium uns und unseren lieben Angehörigen etwas Gutes bringen?
„Evangelium“ bedeutet „gute Botschaft“, und eine gute Botschaft hört man immer gern, nicht nur zu Weihnachten. Das Evangelium ist jedoch nicht irgendeine gute Botschaft. Es ist eine ganz bestimmte gute Botschaft aus einer ganz bestimmten Quelle über ein ganz bestimmtes Thema. Ja Gott hat sogar angeordnet, daß diese Botschaft allen Menschen bekanntgemacht werde.
Eugênio Salles, Erzbischof von Rio de Janeiro (Brasilien), sprach von dieser guten Botschaft, als er die mahnenden Worte äußerte: „Wir sollten in Übereinstimmung mit dem Evangelium handeln, statt Ideologien zu folgen.“ Der Erzbischof hatte recht. Wer allerdings in Übereinstimmung mit dem Evangelium handeln will, muß zunächst wissen, was das Evangelium beinhaltet. Wie kann man das erfahren? Inwiefern wird es für uns von Vorteil sein, in Übereinstimmung mit dem Evangelium zu handeln?
Worin besteht das Evangelium?
Worum es in dem Evangelium geht, wird oft falsch verstanden. 1918 pries der Nationalrat der Kirchen Christi in Amerika den heute nicht mehr existierenden Völkerbund als politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden und erklärte, er sei „im Evangelium verwurzelt“. Ihren Zweck, den Frieden zu bewahren, verfehlte jene Organisation kläglich. Die Aussage des Kirchenrats war eindeutig falsch. Der Völkerbund hatte mit dem Evangelium nicht das geringste zu tun.
In jüngerer Zeit haben Befürworter der Befreiungstheologie freimütig das Evangelium zur Sprache gebracht, wenn sie erläuterten, wie sie sich politische oder gesellschaftliche Reformen vorstellen. Dabei haben sie das echte Evangelium außer acht gelassen. In der brasilianischen Zeitschrift Veja war folgender Kommentar zu lesen: „Die katholische Kirche begann, das soziale Königreich zu bevorzugen, und ignorierte dabei die geistigen Bedürfnisse ihrer Gläubigen. Wer in einer Predigt nach dem Wort Gott suchte, bekam häufig nur rhetorische Argumente gegen soziale Ungerechtigkeit zu hören.“
Für manche ist eine Verbesserung der Lebensbedingungen oder ein Wechsel der politischen Systeme vielleicht eine gute Botschaft. Aber das ist nicht die gute Botschaft, das Evangelium. Ein Bischof räumte ein, seine Kirche versäume es, das echte Evangelium zu predigen; er sagte: „Die geistige Belehrung unserer Gläubigen haben wir seit den 60er Jahren vernachlässigt, weil unsere Doktrin vom Materialismus beeinträchtigt worden ist.“
Wie ein Bericht des amerikanischen Nachrichtenmagazins Time erkennen läßt, haben auch Protestanten das Evangelium aus den Augen verloren. Die Zeitschrift bemerkt: „Den herkömmlichen Konfessionen mißlingt es nicht nur, mit ihrer Botschaft Anklang zu finden; sie werden auch immer unsicherer, um welche Botschaft es sich eigentlich handelt.“ Um welche Botschaft sollte es sich denn handeln? Was ist das Evangelium?
Was ist das Evangelium?
In einem Wörterbuch wird „Evangelium“ wie folgt definiert: „die Botschaft über Christus, das Königreich Gottes und die Rettung“. Weitere Definitionen lauten: „eine Interpretation der christlichen Botschaft (das soziale Evangelium)“; „die Botschaft oder die Lehren eines religiösen Lehrers“. Treffen alle diese Definitionen zu? Nein, nicht wenn es um das Evangelium geht. Das echte Evangelium ist auf die Bibel gegründet; somit ist nur die erste der drei Definitionen zutreffend. Die beiden anderen lassen lediglich erkennen, in welchem Zusammenhang das Wort „Evangelium“ mittlerweile gebraucht wird.
In Übereinstimmung damit wird in Vine’s Expository Dictionary of New Testament Words erklärt, in den Christlichen Griechischen Schriften (dem „Neuen Testament“) bezeichne das Evangelium die frohe Botschaft vom Königreich Gottes und von der Rettung durch Christus, die durch Glauben und auf der Grundlage seines Sühnetodes zu erlangen sei. Dies zu verstehen ist insofern wichtig, als sich ein richtiges Verständnis der wahren guten Botschaft nachhaltig auf unser jetziges Wohl und unser künftiges Glück auswirkt.
Eine charakteristische Botschaft
Wie aus dem oben erwähnten Wörterbuch hervorgeht, ist das Evangelium eng mit Jesus Christus verknüpft — sogar so sehr, daß die vier Bibelberichte über sein Leben auf der Erde die vier Evangelien genannt werden. Von Anbeginn seines irdischen Lebens war die Botschaft über Jesus eine gute Botschaft. Der Engel, der seine Geburt bekanntgab, sagte: „Siehe, ich verkünde euch eine gute Botschaft [oder: ein Evangelium] großer Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden wird, denn euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren worden, welcher Christus, der Herr, ist“ (Lukas 2:10, 11).
Der neugeborene Jesus würde als Erwachsener der Christus werden, der verheißene Messias. Er würde enthüllen, wie Gott die Rettung herbeizuführen gedenkt, würde sein vollkommenes menschliches Leben zugunsten der Menschheit als Opfer darbringen, auferweckt und dann als der erwählte König des Königreiches Gottes eingesetzt werden. Wahrlich eine gute Botschaft! Aus diesem Grund wird die Botschaft über ihn das Evangelium genannt.
Jesus war während seines kurzen Dienstes auf der Erde eifrig damit beschäftigt, die gute Botschaft zu predigen. Im Matthäusevangelium lesen wir: „Jesus begab sich auf eine Reise durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte die gute Botschaft vom Königreich“ (Matthäus 9:35). Sein Predigen diente nicht lediglich dazu, die Menschen froher zu stimmen. Wie Markus berichtet, sagte Jesus: „Die bestimmte Zeit ist erfüllt, und das Königreich Gottes hat sich genaht. Bereut und glaubt an die gute Botschaft“ (Markus 1:15). Wer auf die gute Botschaft reagierte und ihr gehorchte, erlebte, wie sie sein Leben veränderte.
Nach Jesu Tod predigten seine Nachfolger weiterhin das Evangelium. Sie sprachen nicht nur über das Königreich, sondern fügten die gute Botschaft hinzu, daß Jesus auferweckt und zur Rechten Gottes in den Himmeln erhöht worden war und den Wert seines vollkommenen menschlichen Lebens zugunsten der Menschheit dargebracht hatte. Als der von Gott erwählte König des Königreiches Gottes würde er über die ganze Erde herrschen und als Beauftragter Gottes dessen Feinde vernichten sowie das Paradies auf der Erde wiederherstellen (Apostelgeschichte 2:32-36; 2. Thessalonicher 1:6-10; Hebräer 9:24-28; Offenbarung 22:1-5).
In unserer Zeit beinhaltet die gute Botschaft ein weiteres Element. Wie alle Anzeichen in Erfüllung der Prophezeiungen erkennen lassen, ist Jesus bereits als König eingesetzt worden, und wir leben in den letzten Tagen des gegenwärtigen Systems der Dinge (2. Timotheus 3:1-5; Offenbarung 12:7-12). Der Zeitpunkt, da das Königreich gegen Gottes Feinde vorgehen wird, rückt eilends näher. Könnte es eine bessere Botschaft geben?
Im folgenden Artikel wird gezeigt, wie machtvoll das Evangelium ist. Es verhalf einer Frau zur Freiheit, die im Okkultismus verstrickt war. Es verhalf einem Mann zum Glück, der wegen Diebstahl im Gefängnis saß. Es wird auch dir von großem Nutzen sein — vorausgesetzt, du hörst auf die gute Botschaft und gehorchst ihr.