-
Läßt sich die Welt vereinen?Erwachet! 1993 | 22. Dezember
-
-
irreführt“ (Offenbarung 12:9; 1. Johannes 5:19).
Ein Hoffnungsstrahl
Nach dem weltweiten Aufruhr in jüngster Zeit zu urteilen, ist der Traum von einer vereinten Menschheit anscheinend in unerreichbare Ferne gerückt. Nationalistische und ethnische Rivalitäten bedrohen mehr denn je die Existenz des Menschen. Durch die Finsternis der Welt dringt jedoch ein helleuchtender Hoffnungsstrahl! Im Sommer 1993 hat eine Gruppe bewiesen, daß ihre Angehörigen, obwohl sie aus verschiedenen sich bekämpfenden Völkern stammen, durch etwas verbunden sind, was ihnen hilft, ethnische Spannungen zu überwinden und in Liebe und Einheit zusammenzuarbeiten.
Dieses verbindende Element ist überraschenderweise gerade das, was oft entzweiend gewirkt hat — die Religion. In der Zeitschrift Time wurde folgendes festgestellt: „Bei aggressivem Stammes- oder Nationalstolz stößt man unter der Oberfläche meist auf einen religiösen Kern ... Religiöser Haß ist nicht selten erbarmungslos und unerbittlich.“ Die Zeitschrift India Today äußerte sich ähnlich: „Die abscheulichsten Verbrechen sind unter dem Banner der Religion verübt worden. ... Sie ist eine Brutstätte der Gewalttätigkeit, eine außerordentlich zerstörerische Macht.“
Im allgemeinen trägt die Religion tatsächlich zu den Problemen bei, anstatt sie zu lösen. Die zuvor genannte — zahlenmäßig beachtliche — religiöse Gruppe dagegen hat gezeigt, daß Religion nicht immer entzweit, sondern vereinen kann. Um welche Gruppe handelt es sich? Und weshalb ist sie gerade da, wo andere versagt haben, so erfolgreich? Diese Fragen werden in den folgenden Artikeln beantwortet. Vielleicht können sie dem Leser zu einer neuen Ansicht über die Zukunft des Menschen verhelfen.
-
-
Einheit, über die die Welt stauntErwachet! 1993 | 22. Dezember
-
-
Einheit, über die die Welt staunt
DER plötzliche Zusammenbruch des Kommunismus und die sich ständig mehrenden Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen in jüngerer Zeit haben in der Welt Bestürzung hervorgerufen. Gleichzeitig waren jedoch Millionen Menschen in Osteuropa über die vereinte, freudige Tätigkeit einer Gruppe erstaunt, die keine Feindseligkeiten wegen Rasse oder Nationalität kennt — Jehovas Zeugen.
Jehovas Zeugen ist es gelungen, inmitten von Kriegswirren in der Anbetung vereint zu bleiben. Als 1991 in Zagreb (Kroatien) eine internationale Zuhörerschaft von 14 684 Zeugen zusammengekommen war, meinte ein Polizist: „Es wäre gut, den Massenmedien zu zeigen, was im Stadion gerade hier vor sich geht: Serben, Kroaten, Slowenen, Montenegriner und andere sitzen in Frieden beieinander.“
Im selben Jahr beobachtete ein Zeitungsmann auf einem Kongreß in Sibirien einige Russen, die eine neugetaufte Person burjatischer Herkunft umarmten. Da er wußte, daß es zwischen Angehörigen der beiden so unterschiedlichen Völker kaum echte Freundschaften gibt, stellte er die Frage: „Wie konnten Sie diese nationalen Schranken überwinden?“
Im vergangenen Sommer haben Jehovas Zeugen in Osteuropa und in Asien 45 Kongresse durchgeführt, von denen zwei — in Moskau und in Kiew — internationale Kongresse waren. Bei den 45 Kongressen wurden insgesamt mehr als 368 000 Anwesende gezählt, davon über 112 000 in den Ländern der früheren Sowjetunion und fast 11 000 in vier Städten des ehemaligen Jugoslawien.
Etwa 215 Zeugen gelang es, den Kongreß in Belgrad (Serbien) vom 19. bis 22. August zu besuchen, obwohl in den Gebieten, aus denen sie kamen, gekämpft wurde. Die Zahl der Anwesenden betrug 3 241. Ein Berichterstatter sagte: „Sogar Gruppen aus der Gegend von Sarajevo konnten den Kongreß besuchen. Sie mieteten einen Bus, und 56 kamen — aus Lukavica, Pale, Ilidža und Vogošća. Weitere fünf Delegierte waren aus Benkovac. Bemerkenswert ist außerdem, daß von den 174 Personen, die sich auf dem Kongreß taufen ließen, 23 aus den Krisengebieten kamen.“
In Moskau und in Kiew
Am 28. Juli 1993 erschien auf der Titelseite der New York Times ein großes Bild, auf dem Zeugen Jehovas in Moskau zu sehen waren. Der Begleittext lautete: „Aufgrund der größeren religiösen Freiheit in Rußland war es neubekehrten Zeugen Jehovas möglich, zu einer Massentaufe ins Moskauer Lokomotiv-Stadion zu kommen.“
Die Times berichtete: „Mit Tränen in den Augen umarmen Gläubige die Neugetauften. Im Gegensatz zu dem sonst im Lokomotiv-Stadion üblichen Benehmen raucht niemand, flucht niemand, und niemand ist betrunken.“ Vier Tage lang füllten Zeugen aus Rußland und aus mehr als 30 anderen Ländern das Stadion; die Höchstzahl betrug 23 743 Anwesende.
In Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, fand ein noch größerer internationaler Kongreß der Zeugen Jehovas statt. Die Höchstzahl derer, die sich hier im Republik-Stadion, einem der größten Stadien Osteuropas, versammelten, betrug 64 714. Auf der ersten Seite der Zeitung Wetschirnij Kyjiw war zu lesen: „Was Jehovas Zeugen ... vereint, sind nicht nur die blauen Abzeichen mit der Aufschrift ‚Göttliche Belehrung‘, sondern es ist ihr echter Glaube.“
Wie die Einheit zustande kommt
Wie eine solche Einheit möglich ist, wurde auf dem Kongreß in Kiew treffend von einer älteren ukrainischen Zeugin veranschaulicht. Sie deutete zum Himmel und sagte: „Jehova!“ Dann formte sie mit den Armen einen Kreis und hielt dabei einen Finger hoch. Es war klar, was sie meinte: „Wir sind alle eins, vereint durch die göttliche Belehrung von Jehova.“
Interessanterweise berichtete der Verlag der Encyclopædia Britannica über Jehovas Zeugen in der früheren Sowjetunion und nannte folgende Gründe für die Einheit der Zeugen: „Sie kennen ihre [biblischen] Lehren, bekunden großen Bekehrungseifer und richten ihr gesamtes Leben nach ihren Glaubensansichten aus.“ Wie passend war es daher, daß die Kongresse der Zeugen Jehovas im vergangenen Sommer unter dem Motto „Göttliche Belehrung“ standen!
Jesus Christus, der für die göttliche Belehrung eintrat, wies auf einen wichtigen vereinigenden Grundsatz hin, als er in einem Gebet seine Nachfolger betreffend sagte: „Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin.“ Ja, Jehovas Zeugen sind durch ihre neutrale Haltung vereint, und genau darum bat Jesus, als er betete: „Damit sie alle eins seien, so wie du, Vater, in Gemeinschaft bist mit mir und ich in Gemeinschaft bin mit dir, daß auch sie in Gemeinschaft mit uns seien“ (Johannes 17:16-21).
Inwiefern die Weigerung, ein Teil der Welt zu sein, Gottes Volk vereint, zeigt die Erfahrung eines Delegierten aus Spanien. Auf der Reise zum Kongreß in Moskau saß er neben einem Mann aus Afghanistan, der erklärte, daß in dem Bürgerkrieg in seinem Land sogar Angehörige derselben Religion einander umbrachten. „Für welche politische Partei ist Ihre Religion?“ fragte er anschließend. „Für keine!“ war die Antwort. Da Jehovas Zeugen in politischer Hinsicht neutral sind, beteiligen sie sich nicht an ethnischen Kämpfen, in denen Völker zu Rivalen werden.
Delegierte aus der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan hatten auf der Anreise ein Erlebnis, das ihnen die Schrecklichkeit des Krieges drastisch vor Augen führte. Ihr Zug geriet zwischen Truppen, die sich gerade ein Feuergefecht lieferten. Wie froh die Delegierten doch waren, als sie unversehrt in Kiew ankamen und die Liebe und Einheit verspürten, die im Stadion unter Angehörigen zahlreicher ethnischer Gruppen aus vielen Nationen herrschte!
Einige der deutschen und der russischen Delegierten schätzten ganz besonders, was die göttliche Belehrung bei ihnen bewirkt hatte. Als junge Männer hatten sie im Zweiten Weltkrieg gegeneinander gekämpft. Doch auf dem Kongreß in Kiew waren sie in der wahren Anbetung vereint, wie das Bild auf Seite 7 zeigt.
Beobachter waren erstaunt
Die etwa 9 Millionen zählende Moskauer Bevölkerung hatte vorher kaum Gelegenheit gehabt, Jehovas Zeugen kennenzulernen. Wohl hatten viele von der Verfolgung und der Inhaftierung von Zeugen unter der kommunistischen Herrschaft gehört. Auch waren bis zum Sommer dieses Jahres — wegen der wachsenden Zahl der Anwesenden bei den Zusammenkünften der Zeugen — in Moskau 18 und in Kiew 13 Versammlungen gegründet worden. Nun aber sah man auf dem Kongreßgelände und überall in den beiden Städten Zehntausende Delegierte mit Abzeichen. Viele Beobachter waren überrascht.
Der Leiter der Moskauer Brandschutzbehörde sagte: „Dieser Kongreß ist höchst eindrucksvoll. Es ist etwas Wunderbares, daß so viele Menschen verschiedener Nationalitäten eine gemeinsame Sprache finden. Ich staune, wie reinlich und ordentlich Ihre Leute sind. In diesem Stadion arbeite ich schon 20 Jahre, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Eine Fremdenführerin meinte: „Bei den meisten Gruppen, die ich führe, gibt es Anzeichen von Uneinigkeit, sobald sie den Flughafen verlassen. Bei Zeugen Jehovas ist das nicht so.“ Eine Kongreßbesucherin in Kiew rief aus: „Sie sind wirklich vereint! Welch ein Unterschied zu den Verhältnissen außerhalb der Stadionmauern!“
Als am Donnerstag, den 22. Juli der Kongreß in Moskau begann, konnte man im oberen Bereich eines im Bau befindlichen großen Gebäudes in der Nähe mehrere Handwerker sehen, die in ihrer Arbeit innehielten. Offenbar beeindruckte sie der Gesang von über 23 000 Stimmen. Noch größer wäre ihre Verwunderung gewesen, hätten sie gewußt, daß die Lieder in mehr als einem Dutzend verschiedener Sprachen gesungen wurden. Selbst gehörlose Zeugen, die nicht mit ihrer Stimme singen konnten, „sangen“ mit den Händen in der Zeichensprache.
An den Abenden versammelte man sich gern auf Moskaus riesigem Roten Platz, der an die Mauern des Kreml grenzt. Freudig umarmten sich hier am Abend vor dem Kongreß (es wurde erst nach 22 Uhr dunkel) viele Hunderte Zeugen Jehovas, die verschiedenen Rassen und Nationen angehörten. Ein Reporter der Moscow Times, der zufällig vorbeikam, wurde neugierig. „Wen vertreten Sie?“ fragte er. Nachdem man seine Frage beantwortet hatte, sagte er: „Ich habe auf dem Roten Platz noch nie so viele Völker glücklich vereint gesehen. So große Gruppen sind sonst nur zu Demonstrationen oder zu Protesten hier.“
Die Tausende von Abzeichen tragenden Delegierten, die sich freudig begrüßten, sich umarmten und sich zu verständigen suchten, hinterließen bei den Bewohnern von Moskau und Kiew einen tiefen Eindruck. Ein Geschäftsmann aus dem Iran, der sich gerade in Kiew aufhielt, sprach einen Zeugen aus den Vereinigten Staaten an. „Sie haben etwas Wunderbares“, sagte er. „Während der vergangenen Tage habe ich Ihre Leute beobachtet. Ich möchte gern etwas von Ihrer Literatur in englischer Sprache lesen.“ Er erklärte, daß er zum Kongreß kommen würde, wenn er am nächsten Morgen nicht die Rückreise in den Iran antreten müßte.
Überall in Moskau und in Kiew — vor allem auf den Straßen und Plätzen und in der Untergrundbahn — sprachen Kongreßdelegierte mit den Menschen und boten ihnen biblische Traktate und Broschüren an. Jeden Abend sah man auf dem Roten Platz unweit des Lenin-Mausoleums Zeugen Jehovas stehen, die sich friedlich mit den Leuten unterhielten und Traktate verbreiteten. Das Angebot wurde in der Regel bereitwillig angenommen, oft mit einem freundlichen Lächeln. Menschen, die in der Untergrundbahn Schriften entgegennahmen, fingen meist sofort an zu lesen. Es war nichts Ungewöhnliches, in einem U-Bahn-Wagen fünf oder sechs Personen biblische Traktate lesen zu sehen.
Nach dem Lesen brachten Fahrgäste häufig ihre Wertschätzung zum Ausdruck. „Bisher hatten wir keine Gelegenheit, etwas darüber zu hören“, erklärte ein Mann mittleren Alters in gebrochenem Englisch. „Vielen Dank!“ In einem anderen Fall waren ein junger Mann und seine Mutter von dem, was sie lasen, so angetan, daß sie, um das Gespräch mit dem Kongreßdelegierten fortsetzen zu können, mit ihm ausstiegen.
In Kiew mußten über 50 000 Delegierte — Zeugen aus mehr als 30 Ländern — untergebracht werden. Die meisten wohnten in Hotels, Privatwohnungen und Schulen; ungefähr 1 800 fanden jedoch Unterkunft auf sechs Schiffen. Eine Schiffsangestellte hinterließ für die Zeugen folgende Zeilen: „Mir ist, als seien Sie von einem anderen Planeten gekommen. Bei Ihnen gibt es so viel Schönes und Harmonisches, daß Sie für uns ein Segen sind. Vielleicht sind Sie Gottes Kinder. Ständig denke ich darüber nach.“
Wie gut, daß Jehovas Zeugen diese großen Kongresse abhalten konnten und daß sowohl die Behörden als auch die Bevölkerung solche vortrefflichen christlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen, durch die Gott verherrlicht wird, zu sehen bekamen! Ortsbehörden, die mit den Zeugen zu tun hatten, waren voll des Lobes für deren rationelle Arbeitsweise, deren Höflichkeit und deren gute Zusammenarbeit mit der Stadionverwaltung und anderen städtischen Abteilungen.
„Während der letzten 13 Jahre ist das Stadion nie so gründlich gesäubert worden“, bemerkte ein Beamter in Kiew. Und ein Polizist rief aus: „Was für Menschen! Man fühlt sich wie in einer neuen Welt. Es ist mir unbegreiflich, daß man Sie verfolgt hat.“
Höhepunkte der Kongresse
Die Anwesenheit von Tausenden Delegierten aus vielen fremden Ländern, einschließlich einiger Mitglieder der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas, war für die Zeugen in Moskau und in Kiew vielleicht der herausragendste Höhepunkt. Allein schon die Freude, beisammen zu sein — mit Menschen aus so vielen Nationen in der Anbetung friedlich vereint —, war unbeschreiblich. Als in Moskau und in Kiew der Schlußredner darauf hinwies, daß der Dank in erster Linie Jehova Gott gebührt, der den Kongreß ermöglicht hat, erhoben sich die Anwesenden und klatschten mehrere Minuten lang Beifall, bis der Redner den Vortrag fortsetzte.
Andere Höhepunkte der Kongresse waren die Vorträge, die täglich von Mitgliedern der leitenden Körperschaft in englischer Sprache gehalten wurden, und die kurzen Berichte, die Delegierte aus verschiedenen Ländern gaben. Diese englischen Darbietungen wurden simultan in viele Sprachen übersetzt — in Kiew beispielsweise in 16 Sprachen! So konnten die Delegierten aus den einzelnen Sprachgruppen in den jeweiligen Sektoren die genannten Programmpunkte in der eigenen Sprache hören.
Die Freigabe der neuen Broschüre Was ist der Sinn des Lebens? in Russisch und in Ukrainisch war ein weiterer Kongreßhöhepunkt. Besonders geschätzt wurde die Freigabe des Leitfadens für die Theokratische Predigtdienstschule in Russisch; anhand dieses Buches lernen Jehovas Zeugen, biblische Wahrheiten wirkungsvoller darzubieten. Mein Buch mit biblischen Geschichten, ein hauptsächlich für die Jüngeren geschriebener chronologischer Abriß der biblischen Geschichte, wurde ebenfalls in Russisch freigegeben. Von diesem Buch sind bereits über 36 Millionen Exemplare in mehr als 80 Sprachen gedruckt worden.
Einen echten Höhepunkt bildete die Taufe einer gewaltigen Zahl neuer Jünger. Unter den Täuflingen waren viele Jugendliche, was nicht unbemerkt blieb. Auf einer Pressekonferenz in Kiew sagte ein Korrespondent der Zeitung Oswita: „Es ist auffallend, wie viele junge Menschen Ihren Kongreß besuchen. Sie sind freundlich, sehen nett aus und haben gute Manieren. Wie schaffen Sie das? Haben Sie eine besondere Methode für Jugendliche? Ich arbeite mit Jugendlichen, deshalb würde mich das sehr interessieren.“
Wenn auch die Hingabe an Gott auf Erkenntnis gegründet sein muß und nicht auf Gefühlen beruhen darf, so ist doch die Taufe ein Anlaß, der das Herz und das Gefühl anspricht. Von der Zeit an, als die ersten der 1 489 Taufbewerber in Moskau auf die drei Taufbecken zugingen, applaudierte die Menge stehend über eine Stunde lang, bis alle getauft waren.
In Kiew, wo mehr als 64 000 Personen zugegen waren, hatte man für die Taufe sechs Becken an einem Ende des Stadions aufgestellt. Da in jedem Becken mindestens sechs Täufer tätig waren, entsprach die Zahl derer, die untergetaucht wurden, alle zwei Minuten einer größeren Versammlung. Dennoch dauerte die Taufe über zwei Stunden! Auf dem internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“, der 1958 in New York stattfand, wurden 7 136 Personen getauft. Die Taufe in Kiew war jedoch mit 7 402 neuordinierten Zeugen Jehovas aus der Ukraine und aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken die bisher größte zahlenmäßig belegte christliche Taufe. Es handelte sich ausschließlich um Menschen, die in Gebieten beheimatet sind, wo Jehovas Zeugen jahrzehntelang — noch bis vor kurzem — verboten waren.
Ein Höhepunkt des Kongresses in Belgrad war die Anwesenheit von Delegierten aus den vom Krieg geschüttelten oder eingeschlossenen Gebieten. „Immer wieder bedankten sich diese Delegierten herzlich für das Vorrecht, daß sie zum Kongreß kommen durften“, berichtete ein Kongreßarbeiter. „Aber wir meinen, daß durch das Zusammensein mit ihnen — durch ihre Liebe und ihren Eifer für die biblische Wahrheit — eigentlich wir übrigen ermuntert wurden.“
Auf vielen der Kongresse „Göttliche Belehrung“ wurde ein bewegender Brief aus Sarajevo vom vorigen Winter vorgelesen. Darin erzählt der Schreiber: „Die Temperatur beträgt etwa − 15 °C. Ich bin mit meiner Frau und zwei Söhnen zusammen, und wir haben keinen elektrischen Strom und nicht genügend Brennholz ... Maschinengewehrfeuer und Explosionen sind zu hören. Aber wegen der Wahrheit und wegen unseres guten Verhältnisses zu Jehova sind wir innerlich ruhig, und es ist uns warm ums Herz. ... Wir bitten Euch, weiterhin zu Jehova zu beten, damit er uns hilft, auszuharren und mit einem starken Glauben all das Schreckliche zu ertragen. Wir beten für Euch.“
Ist ihre Einheit von Belang?
Zweifellos hebt sich die Einheit der Zeugen deutlich von der Uneinigkeit ab, die man bei den Religionsorganisationen der Welt beobachtet. Doch ist das wirklich von Belang? In einem Leitartikel über einen vor Jahren durchgeführten Kongreß der Zeugen hieß es: „Eins ist sicher: Würde die ganze Welt nach dem [biblischen] Glauben der Zeugen Jehovas leben, dann gäbe es kein Blutvergießen und keinen Haß mehr, und die Liebe würde als König regieren.“
Allerdings ist die Mehrheit der Menschen nie der göttlichen Belehrung gefolgt. Im ersten Jahrhundert hörten die meisten nicht einmal auf Gottes Sohn, Jesus Christus. Ist es demnach unrealistisch, zu erwarten, daß wir eines Tages eine geeinte Welt haben werden? Wie wird die Welt tatsächlich vereint werden?
[Kasten auf Seite 12]
KONGRESSE IN OSTEUROPA UND IN ASIEN
Land Anwesendenhöchstzahl Täuflinge
Albanien (1 Kongreß) 598 39
Bulgarien (1 Kongreß) 704 45
Früheres Jugoslawien
Kroatien (1 Kongreß) 5 003 157
Mazedonien (1 Kongreß) 642 27
Serbien (1 Kongreß) 3 241 174
Slowenien (1 Kongreß) 1 961 69
Frühere Sowjetunion
Estland (2 Kongresse) 4 732 383
Kirgistan (1 Kongreß) 5 678 604
Rußland (3 Kongresse) 32 582 2 454
Ukraine (2 Kongresse) 69 333 7 797
Polen (13 Kongresse) 152 371 4 352
Rumänien (9 Kongresse) 36 615 2 375
Slowakei (2 Kongresse) 13 215 473
Tschechische Republik (2 Kongresse) 20 025 620
Ungarn (5 Kongresse) 22 191 798
GESAMT: 368 891 20 367
[Bild auf Seite 7]
Mehr als 64 000 Personen versammelten sich im Republik-Stadion (Kiew)
[Bild auf Seite 7]
Deutsche und Ukrainer, einst Feinde im Zweiten Weltkrieg — heute durch die biblische Wahrheit vereint
[Bilder auf Seite 8, 9]
Über 23 000 vereinte Anbeter im Lokomotiv-Stadion (Moskau)
In Kiew wurden 7 402 und in Moskau 1 489 Personen getauft
Delegierte aus dem Ausland brachten für ihre bedürftigen Brüder Tonnen von Lebensmitteln
Oben und Mitte: Zahlreiche ethnische Gruppen friedlich vereint
Unten: Zeugnisgeben auf dem Roten Platz
[Bild auf Seite 10]
Kongreßdelegierte waren begeistert, als sie das „Geschichten“-Buch, das „Leitfaden“-Buch und die neue Broschüre in ihrer Sprache erhielten
-