APOSTELGESCHICHTE
Studienanmerkungen zu Kapitel 14
die Leute: Oder „die Seelen der Leute“. (Siehe Anh. A2 und Worterklärungen zu „Seele“.)
aufgrund der Ermächtigung Jehovas: Im Griechischen steht hier wtl. „auf dem Herrn“. (Siehe Anh. C.) Im Kontext dieses Verses wird die griechische Präposition für „auf“ (epí) so verstanden, dass sie anzeigt, auf welcher Grundlage die Jünger mutig und offen redeten: Gott bezeugte, dass sie sein Wort predigten und dabei seine Unterstützung hatten, wie aus dem zweiten Teil des Verses hervorgeht. (Vgl. Apg 4:29-31.) Der griechische Ausdruck kommt auch in der Septuaginta vor, und zwar an Stellen, wo im hebräischen Urtext das Tetragramm erscheint. Beispiele dafür sind Ps 31:6 [30:7, LXX] und Jer 17:7. In Einklang mit diesen Textstellen könnte der Ausdruck laut einigen Textforschern auch den Gedanken vermitteln, „im Vertrauen auf Jehova“ zu reden. (Siehe Anh. C3, Einleitung, Apg 14:3.)
Wunder: Oder „Vorzeichen“. (Siehe Anm. zu Apg 2:19.)
Zeus: Siehe Worterklärungen.
Hermes: Ein griechischer Gott, der als Sohn des Zeus und als Bote der Götter galt. Man hielt ihn für den klugen Ratgeber der mythologischen Helden und für den Gott des Handels, der Redekunst, der Gymnastik, des Schlafes und der Träume. Da Paulus als Wortführer auftrat, hielten ihn die Einwohner der römischen Stadt Lystra für Hermes. Das passte zu ihrer Vorstellung, dass Hermes ein Götterbote und der Gott der Redekunst war. Interessanterweise gibt es in der Bibel einige Wörter, die mit dem Namen Hermes verwandt sind und mit dem Übersetzen und Auslegen zu tun haben (z. B. wird das griechische Verb hermēneuō in Joh 1:42 und Heb 7:2 mit „übersetzen“ wiedergegeben und das Substantiv hermēnéia in 1Ko 12:10 (Fn.) mit „auslegen“; siehe auch Anm. zu Luk 24:27). Zu den archäologischen Fundstücken aus der Umgebung des alten Lystra gehören eine Hermesstatue und ein Altar, der Zeus und Hermes geweiht war. Die Römer setzten Hermes mit Merkur, ihrem Gott des Handels, gleich.
Kränze: Möglicherweise wollte der Zeuspriester die Kränze Paulus und Barnabas aufsetzen, so wie man das manchmal bei Götterstatuen machte, oder sie waren für ihn selbst, die Zeusanbeter und die Opfertiere gedacht. Solche Kränze fertigte man üblicherweise aus Blüten und Blättern, es gab aber auch Kränze aus Wolle.
die Jünger: Oder „die Seelen der Jünger“. (Siehe Anh. A2 und Worterklärungen zu „Seele“.)
setzten … ein: Aus der Bibel geht hier hervor, dass reisende Aufseher – wie Paulus und Barnabas es waren – Älteste einsetzten. Dabei beteten und fasteten sie, was zeigt, dass sie diese Ernennungen sehr ernst nahmen. Titus und offenbar auch Timotheus waren ebenfalls daran beteiligt, in den Versammlungen Älteste zu ernennen (1Ti 5:22; Tit 1:5). Das hier mit „einsetzen“ wiedergegebene griechische Verb cheirotonéō bedeutet wtl. „die Hand ausstrecken (heben)“. Deswegen sind einige der Meinung, dass die Ältesten von der Versammlung durch Handabstimmung gewählt wurden. Das griechische Verb wird aber auch in einem allgemeineren Sinn verwendet, ohne Bezug zu der Art und Weise, wie das Einsetzen abläuft. Das wird durch den jüdischen Geschichtsschreiber Josephus bestätigt. In seiner Schilderung, wie Gott Saul zum König einsetzte, verwendet er dasselbe griechische Wort (Jüdische Altertümer, 6. Buch, Kap. 4, Abs. 2 und Kap. 13, Abs. 9). Saul wurde nicht von der Versammlung Israel durch Handabstimmung in sein Amt gewählt. Wie aus der Bibel hervorgeht, goss der Prophet Samuel Öl über Sauls Kopf und erklärte: „Jehova hat dich zum Führer über sein Erbe gesalbt!“ Das zeigt, dass Saul von Jehova Gott als König eingesetzt wurde (1Sa 10:1). Dass laut dem vorliegenden Vers nicht die Versammlung, sondern die Apostel Paulus und Barnabas die Einsetzung der Ältesten vornahmen, wird auch durch die Satzstruktur im griechischen Text deutlich (wtl. „die Hände ausgestreckt habend“). Als bei anderen Gelegenheiten im 1. Jh. befähigten Männern verantwortungsvolle Aufgaben in der Versammlung übertragen wurden, legten ihnen die Apostel und andere befugte Männer buchstäblich die Hände auf. Diese Geste zeigte an, dass sie eingesetzt und in ihrer neuen Funktion anerkannt und bestätigt wurden. (Vgl. Anm. zu Apg 6:6.)
Älteste: Wtl. „ältere Männer“. Abgesehen von der wörtlichen Bedeutung bezeichnet der griechische Ausdruck presbýteros in der Bibel vor allem Personen, die in einer Gemeinschaft oder einem Volk eine mit Autorität und Verantwortung verbundene Position haben. (Siehe Anm. zu Mat 16:21.) So wie im alten Israel Führungs- und Verwaltungsaufgaben von älteren, reifen Männern übernommen wurden, gab es auch in der Christenversammlung des 1. Jh. reife Glaubensmänner in verantwortlichen Stellungen (1Ti 3:1-7; Tit 1:5-9). Wenn Paulus und Barnabas Älteste einsetzten, war es ihnen wichtig, zu beten und zu fasten, und das, obwohl sie „vom heiligen Geist“ auf diese Missionsreise geschickt worden waren. Anschließend vertrauten sie die Ältesten Jehova an (Apg 13:1-4; 14:23). Neben Paulus und Barnabas heißt es außerdem von Titus und offenbar auch von Timotheus, dass sie an der Ernennung von Ältesten in den Versammlungen beteiligt waren (1Ti 5:22; Tit 1:5). Die Bibel berichtet nichts darüber, dass Versammlungen im 1. Jh. solche Ernennungen eigenständig vornahmen. In den einzelnen Versammlungen gab es offensichtlich mehrere Älteste, die zusammen als Ältestenschaft dienten (Php 1:1; 1Ti 4:14).
vertrauten sie Jehova an: Das mit „anvertrauen“ übersetzte griechische Verb kommt auch in Apg 20:32 vor, wo Paulus zu den Ältesten aus Ephesus sagte: „Nun vertraue ich euch Gott … an“, sowie in Luk 23:46 in der Wiedergabe von Jesu Worten: „Vater, deinen Händen vertraue ich meinen Geist an.“ Dabei handelt es sich um ein Zitat aus Ps 31:5, wo in der Septuaginta (30:6) für „anvertrauen“ das gleiche griechische Wort steht. Im hebräischen Urtext findet man im unmittelbaren Kontext den Namen Gottes. Der Gedanke, dass man sich Jehova anvertraut, kommt in den Hebräischen Schriften mehrmals vor (Ps 22:8; 37:5; Spr 16:3; siehe Anh. C3, Einleitung, Apg 14:23).
das Wort Gottes: Verschiedene maßgebliche griechische Manuskripte enthalten hier die Lesart ton lógon („das Wort“), die auch in einigen Bibelübersetzungen abgebildet ist. Es gibt aber auch einige Handschriften mit der Lesart „das Wort des Herrn“ (ton lógon tou kyríou; siehe Anh. C und Anm. zu Apg 8:25); in wenigen anderen steht: „das Wort Gottes“. Und mindestens zwei Übersetzungen der Christlichen Griechischen Schriften ins Hebräische (in Anh. C4 unter J17, 28 aufgeführt) verwenden hier den Namen Gottes. Die Wiedergabe dort würde „das Wort Jehovas“ lauten. In der vorliegenden Übersetzung hat man sich zum besseren Verständnis für die Wiedergabe „das Wort Gottes“ entschieden.
Tür zum Glauben: Oder „Tür des Glaubens“. Jehova öffnete diese sinnbildliche Tür, als er Menschen aus den anderen Völkern – d. h. nicht jüdischen Menschen – die Möglichkeit eröffnete, zum Glauben zu kommen. Glauben aufzubauen beinhaltet im Sinne der Bibel den Gedanken, ein Vertrauen zu entwickeln, das sich in Gehorsam äußert (Jak 2:17; siehe Anm. zu Joh 3:16). Paulus gebrauchte den Ausdruck „Tür“ in seinen Briefen drei Mal im übertragenen Sinn (1Ko 16:9; 2Ko 2:12; Kol 4:3).