„Dein Wort ist Wahrheit“
Was ist der Tod?
DIE wichtigste Frage, die uns gegenwärtig beschäftigt, ist der Tod.“ Diese Worte äußerte der amerikanische Psychiater Robert J. Lifton, Professor an der Yale-Universität. Er widmet der Erforschung des Todes sein ganzes Leben, und eine der Schlußfolgerungen, zu denen er bisher gelangt ist, lautet: „Wenn man tot ist, ist man tot“ (Newsweek, 16. April 1970).
Lexikas und Enzyklopädien geben eine ähnliche Antwort auf die Frage: Was ist der Tod? In dem Großen Illustrierten Gesundheitslexikon (Verlag für Bildung und Wissen, 1962) wird der Tod folgendermaßen definiert: „Das Aufhören des Lebens, das Zugrundegehen eines lebenden Organismus, kenntlich am völligen und dauernden Erlöschen aller Lebensvorgänge.“
Und im Großen Duden-Lexikon (1969), Band 8, wird unter dem Stichwort Tod gesagt: „Durch Erlöschen sämtlicher Körperfunktionen (biol. T.) gekennzeichneter, für alle Lebewesen ... den unabwendbaren Abschluß des Lebens darstellender, beim Menschen durch die auftretenden Todeszeichen gekennzeichneter Zustand.“
Was das „Erlöschen sämtlicher Körperfunktionen“ alles einschließt, zeigt die von Dr. V. J. Collins, leitender Narkosearzt an dem Cook-County-Krankenhaus in Chicago (Illinois), entwickelte „Zählkarte“. Darauf erscheinen folgende fünf Kriterien des Todes: „Aufhören der Gehirnfunktion, Fehlen von Nervenreflexen, Aufhören der Atmung, Aufhören des Kreislaufes und der Herztätigkeit.“ Sind diese Kriterien vorhanden, so sind die Bedingungen für die zweifelsfreie Todesfeststellung erfüllt (Science Digest vom August 1970).
Alles das ist im Einklang mit dem, was die Bibel über den Zustand der Toten sagt. Als Gott Adam, den ersten Menschen, wegen seines Ungehorsams verurteilte, sagte er: „Staub bist du und zu Staub mußt du wieder werden.“ (1. Mose 3:19, Kautzsch) Wo war Adam, bevor Gott ihn aus dem Staub des Erdbodens bildete? Er existierte nicht. Es gab keinen Adam. Wohin kam Adam, als er dahin zurückkehrte, von wo er gekommen war? Er kam weder in den Himmel noch in die Hölle, noch in ein Fegfeuer. Er hörte auf zu sein; es gab keinen Adam mehr; Adam existierte nicht mehr.
Die Heilige Schrift führt uns immer wieder vor Augen, daß der Tod das völlige Aufhören aller Lebensvorgänge ist. In den Psalmen finden wir daher den Rat: „Vertrauet nicht auf Fürsten, auf einen Menschen, bei dem keine Hilfe ist. Fährt aus sein Geist, so kehrt er zu seinem Boden zurück, an jenem Tage sind dahin seine Gedanken.“ — Ps. 146:3, 4, Kautzsch.
Der weise König Salomo weist auf die Nichtigkeit des Lebens hin und zeigt, daß im Tod Mensch und Tier gleich sind: „Ein Zufall sind die Menschenkinder und ein Zufall das Vieh, und e i n Zufall trifft sie (beide): Wie dieses stirbt, so stirbt (auch) jener, und e i n e n Odem haben alle, und einen Vorzug des Menschen vor dem Vieh gibts nicht, denn alles ist nichtig alles geht dahin an e i n e n Ort: Alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt zum Staub zurück.“ „Denn ist Einer (noch) allen Lebendigen [zugesellt], da bleibt Hoffnung; denn nimm einen lebendigen Hund — er ist besser als ein toter Löwe. Denn die Lebenden wissen (doch), daß sie sterben werden, die Toten aber wissen nicht das Geringste, auch einen Lohn haben sie nicht mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. Sowohl ihr Lieben wie ihr Hassen wie ihr Neid ist längst dahin.“ — Pred. 3:19, 20; 9:4-6, Kautzsch.
Nun taucht bei dir vielleicht die Frage auf: Was geschieht mit der Seele des Menschen? Aus Gottes Wort geht hervor, daß der Mensch, als Gott ihn erschuf, eine lebendige Seele wurde. Auch wird darin gesagt: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben.“ Das zeigt, daß nicht einmal von der Seele gesagt werden kann, sie führe ein bewußtes Dasein.a — 1. Mose 2:7; Hes. 18:4.
In der Bibel wird zwar von gewissen „Toten“ gesagt, sie würden leben, aber bei diesen handelt es sich um „Tote“ in geistigem, nicht in buchstäblichem Sinne. Der Apostel Paulus schreibt zum Beispiel: „Auch ihr waret tot in euren Übertretungen und Sünden, in welchen ihr vormals gewandelt seid nach dem Lauf dieser Welt.“ — Eph. 2:1, 2, Luther, 1965.
Es ist interessant, zu beobachten, daß der heutige Trend unter den Theologen dahin geht zuzugeben, daß die Toten wirklich tot sind. James Lapsley vom Princeton-Theologie-Seminar in New Jersey schrieb zum Beispiel in einer Besprechung verschiedener Bücher über das Thema „Tod“: „Dieses Schrifttum widerspiegelt und dokumentiert den Verfall des für die abendländische Kultur charakteristischen Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele und die Säkularisierung des Todes. In dem Werk Perspectives on Death (Der Tod in verschiedener Sicht), eine Sammlung von Aufsätzen, in denen das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet wird, vorwiegend von der theologischen Seite, zeigen Lou H. Silberman und Leander Keck, daß die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele keinesfalls biblisch begründet werden kann“ (Theology Today, April 1970).
Dennoch halten sich viele Geistliche in der Christenheit, wenn sie zu einer Trauergemeinde sprechen, an das, was die alten Glaubensbekenntnisse lehren, nämlich, daß die Seele des Menschen unsterblich sei. Sind sie protestantisch, sagen sie, der Verstorbene sei jetzt im Himmel. War der Verstorbene katholisch, dann sagt der Priester, seine Seele sei im Fegfeuer.
Das erinnert an die Worte eines Totengräbers. Er hatte schon viele Katholiken, Protestanten und Juden beerdigt, aber nachdem er die Beerdigungsansprache eines christlichen Zeugen Jehovas gehört und dann einen solchen Zeugen begraben hatte, murmelte er: „Zum erstenmal in meinem Leben habe ich einen Menschen begraben, der wirklich tot war!“
Doch die Geistlichen der Christenheit, die die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele verwerfen, sehen sich, wie sie selbst zugeben, vor ein weiteres Problem gestellt. Dr. Minton, der an einem College im Mittelwesten der Vereinigten Staaten Professor für Religion und Philosophie ist, schrieb in einem Aufsatz, der betitelt war „Die Notwendigkeit einer Theologie des Todes“: „Man muß sich in aller Ernsthaftigkeit mit der Frage des Fortlebens nach dem Tod der Person auseinandersetzen denn daß der Tod für den ,diesseitigen‘ Menschen ein Problem ist, muß jedem klar sein, es sei denn, er sei blind“ (The Christian Century, 25. März 1970).
Warum bildet der Tod für die „diesseitigen“ Geistlichen ein Problem? Weil sie nicht nur den Glauben an einen buchstäblichen Himmel ablehnen und an die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, sondern auch die schriftgemäße Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten, haben sie ihren Gläubigen nichts mehr zu bieten; das hat zur Folge, daß das Leben für sie keinen wahren Sinn mehr hat. Obwohl die Bibel lehrt, daß die Toten wirklich tot sind, bildet der Tod für denjenigen, der der Bibel wirklich glaubt, kein Problem, denn die Bibel lehrt, daß es eine Auferstehung der Toten geben wird.
Der Apostel Paulus beweist in 1. Korinther, Kapitel 15 auf meisterhafte Weise, daß es eine Auferstehung geben muß. Und Jesus selbst sagte: „Verwundert euch des nicht. Denn ,es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine [Jesu] Stimme hören, und werden hervorgehen‘.“ — Joh. 5:28, 29, Luther.
Somit verleiht die Auferstehungshoffnung dem gegenwärtigen Leben Sinn, denn wenn die Toten auferstehen, gibt es eine Hoffnung für die Zukunft. Der Tod löscht das Wissen, welches man erworben hat, und das Muster des rechten Wandels, das man geprägt hat, nicht aus, sondern in der Auferstehung wird uns das zugute kommen.
[Fußnote]
a In einer Anmerkung in der New American Bible (katholisch, 1970) wird gesagt, daß der Ausdruck „Seele“ sich auf die ganze Person bezieht, wobei der Nachdruck auf der Tatsache liegt, daß die Person, abgesehen davon, daß sie dinglich und körperlich ist, lebt, wünscht, liebt, will usw. ... Zwischen Seele und Leib ist kein Gegensatz, kein Unterschied; es sind lediglich zwei verschiedene Ausdrücke, mit denen man ein und dieselbe konkrete Wirklichkeit bezeichnet.“