Brüter, die von Weisheit zeugen
„EINE der enttäuschendsten Lücken in den fossilen Belegen zur Stammesgeschichte der Wirbeltiere ist die, daß so wenig aus den frühesten Tagen der Kriechtiere erhalten blieb, aus der Zeit, als das beschalte Ei sich entwickelte.“ So wird auf Seite 37 des Buches Die Reptilien aus der Serie Life — Wunder der Natur geklagt. Doch dem Ei auf die Spur zu kommen ist nur der Anfang. Das nächste Problem ist das Brüten — die Fossilien enttäuschen die Evolutionisten auch hier.
DIE MEISTEN VÖGEL sind selbst Brüter. Sie brüten ihre Eier mit der eigenen Körperwärme aus. Dabei wären die Federn normalerweise ein Problem. Sie sind schlechte Wärmeleiter, und die für das Brüten notwendige Körperwärme kann kaum durch sie hindurchdringen. Der Schöpfer, Jehova Gott — nicht die ohnmächtige Evolution — hat das Problem auf verschiedene Weise gelöst. Bei den meisten Vögeln löst es sich von selbst: Es bildet sich ein Brutfleck. Einige Tage bevor das erste Ei gelegt wird, gehen die Daunenfedern auf der Brust aus; die Blutgefäße an dieser Stelle erweitern sich; die Haut wird dicker und schwillt an. Wenn sich der Vogel im Nest auf die Eier niederläßt, um sie auszubrüten, plustert er seine Brustfedern auf und scharrt so lange umher, bis der nackte, sehr warme Brutfleck dicht an den Eiern ist. Bei einigen Vögeln wäre es richtiger, Brutflecken zu sagen, denn sie haben drei. Sobald dieses „Heizkissen“ die Eier berührt, setzt das Brüten ein.
ABER NICHT BEI ALLEN VÖGELN bilden sich die Brutflecken von selbst. Einige Arten wurden von ihrem Schöpfer so programmiert, daß sie sie machen müssen. Enten und Gänse zum Beispiel rupfen sich die Daunen auf der Brust aus, damit die Eier direkt mit der Haut in Berührung kommen können. Andere Vögel gebrauchen ihre Füße zum Brüten. Der Blaufußtölpel umhüllt mit seinen leuchtendblauen Füßen sein einziges Ei, und die großen, gutdurchbluteten und daher warmen Schwimmhäute sind genauso wirksam wie die Brutflecken bei anderen Vögeln.
MAN HÖRT SOVIEL über Mutterliebe, aber wenn man an den Kaiserpinguin denkt, ist es höchste Zeit, auch die Vaterliebe gebührend zu erwähnen. Im tiefsten antarktischen Winter legt das Weibchen ein Ei und wandert sofort zum Meer, um sich satt zu fressen. Papa hingegen bleibt zurück und hält das Ei auf seinen Schwimmhäuten, die gut durchblutet und daher recht warm sind. Er stülpt über das Ei eine Hautfalte, die als Bruttasche dient. Das Ei liegt darin so geborgen, daß es auch dann in seinem warmen „Nest“ eingepackt bleibt, wenn Papa umhergeht. Die Temperatur fällt auf -60 °C; tagelang wüten eisige Schneestürme. Doch Papa brütet treu und brav das Ei auf seinen Füßen aus. Drei Monate vergehen — und kein Bissen zu fressen! Mama hat die Zurückgebliebenen aber nicht vergessen. Sobald das Junge geschlüpft ist, kehrt sie zurück, um die hungrigen Mäuler mit angedautem Fisch aus ihrem Magen zu füttern. Dann nimmt sie das Junge in ihre Obhut, während Papa zum Meer eilt, um zu fressen.
EINIGE VÖGEL BENUTZEN warme Plätze als Brutstätten. Das Hammerhuhn auf der indonesischen Insel Celebes legt seine Eier an den Fuß eines Vulkans, wo der Boden durch vulkanische Wärme ständig aufgeheizt wird. Andere Hammerhühner auf der Insel nutzen den schwarzen vulkanischen Sand an der Küste. Sie graben ihre Eier in den Sand ein, der, da er schwarz ist, die für das Brüten notwendige Wärme absorbiert.
ABER NICHT NUR VÖGEL benutzen den Sand als Brutstätte. Die Seeschildkröte schleppt sich nachts an den Strand und gräbt eine Grube, in die sie ihre Eier legt, manchmal immerhin 400 bis 500 während der Brutzeit. Das Nilkrokodil gräbt ein Loch in den Sand und legt bis zu 40 Eier hinein. Etwa drei Monate später schlüpfen die Jungen und geben leise Quaklaute von sich, worauf Mama die Grube freilegt und sie zum Wasser führt.
VON NOCH MEHR WEISHEIT zeugen die recht kunstvoll gebauten Bruthaufen des Leistenkrokodils und des Hechtalligators. Diese Tiere häufen in der Nähe eines Flusses oder in einem Sumpf einen Hügel aus Zweigen, Schilf, Laub und faulenden Pflanzenteilen auf. In die Mitte dieses etwa 1 m hohen Haufens legen sie ihre Eier, und von Zeit zu Zeit spritzen sie mit ihrem Schwanz Wasser darauf. Dies beschleunigt die Gärung in der faulenden Pflanzenmasse. Dadurch wird für eine gleichbleibend hohe Temperatur gesorgt, die für das Brüten notwendig ist.
DOCH SO KUNSTVOLL diese Bruthaufen der Reptilien auch sind, sie reichen bei weitem nicht an die der Wallnister heran. Man nennt diese Vögel auch Thermometerhühner. Sie bewohnen die trockenen Steppen im Inneren Australiens, wo die täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen erheblich sind. Beim Einsetzen des Herbstregens beginnen sie mit der Bautätigkeit, da das Pflanzenmaterial feucht sein muß, um zu gären. Sowohl das Männchen als auch das Weibchen bauen, doch das Männchen leistet den Großteil der Schwerarbeit. Das Weibchen hingegen gebärdet sich oft wie ein etwas kritischer Aufseher.
SIE GRABEN EINE METERTIEFE GRUBE, füllen sie mit Zweigen, Blättern und weiterem Pflanzenmaterial und häufen viel Sand darauf. Der Kompost darunter beginnt zu gären, aber es dauert vier Monate, bis die richtige Temperatur von 34 °C erreicht ist. Erst dann kann die Eiablage beginnen. Der Hahn gräbt eine Brutkammer in den Kompost, prüft die Temperatur mit dem geöffneten Schnabel und tritt dann zurück, damit die Henne ein Ei legen kann. Aber halt! Zuerst muß sie die Temperatur selbst prüfen. Ist sie nicht zufrieden, dann muß der Hahn eine geeignetere Stelle im Kompost suchen. Wenn sie einverstanden ist und ein Ei legt, scharrt der Hahn die Grube wieder zu. Dieser Vorgang wiederholt sich alle drei bis vier Tage, bis etwa 30 Eier im Nest sind.
DIE GANZE ZEIT ÜBER kümmern sich die Vogeleltern um den Hügel, graben in das Innere, wo die Eier liegen, prüfen die Temperatur und scharren dann die Löcher wieder zu. Je nach Tageszeit und Wetter fügen sie Sand hinzu oder nehmen einen Teil davon weg oder graben Lüftungsschächte in den Hügel und verschließen diese wieder zur rechten Zeit. Viele Stunden harter Arbeit werden eingesetzt mit dem Ergebnis, daß die Temperaturschwankungen nicht mehr als 1 °C betragen. Jedes Ei braucht 50 Tage für seine Entwicklung. Die Küken graben sich selbst aus dem Hügel aus und laufen davon, völlig unbeachtet von den Eltern. Das Legen, das Brüten und die Pflege des Hügels — all das läuft sechs bis sieben Monate lang nebeneinander her. Zusammen mit den vier Monaten, die es dauert, bis der Hügel die richtige Temperatur hat, kommt man auf fast 11 Monate unentwegter Arbeit. Und all das nur, um Küken hervorzubringen, denen keinerlei Beachtung geschenkt wird!
VON WELCHER WEISHEIT doch diese verschiedenen Brüter zeugen! Aber die besagten Tiere sind an sich nicht weise. Die Weisheit, die man bei ihnen feststellt, wurde ihnen von ihrem Schöpfer, Jehova Gott, gegeben. Daher heißt es in Sprüche 30:24: „Sie sind instinktiv weise.“
[Bilder auf Seite 14, 15]
Graugans
Kaiserpinguin
Hammerhuhn
Seeschildkröte
Alligator
Wallnister