Werden sie von Tür zu Tür predigen?
„PAPST sendet Prediger auf die Straßen Roms“. So lautete der Titel eines Zeitungsberichts von Greg Burke. Der Verfasser schrieb: „Papst Johannes Paul hat die Katholiken in Italien aufgefordert, dem Beispiel von Sekten wie Jehovas Zeugen, die immer wieder Personen aus der Bevölkerung bekehren, zu folgen und von Tür zu Tür zu predigen.
‚Jetzt ist nicht die Zeit, sich des Evangeliums zu schämen; jetzt ist die Zeit, es von den Hausdächern zu predigen‘, sagte der Papst am Montag zu 350 Wanderpredigern und Religionslehrern. ...
‚Ich hoffe, daß Ihr Vorhaben, das Evangelium auf den Straßen zu verkündigen, viel Frucht bringt‘, meinte er. ‚Sie haben eine Art des Predigens wiederentdeckt, mit der selbst diejenigen erreicht werden können, die vom Glauben abgeirrt sind.‘“
In seinem Bericht bemerkte Burke: „Während der letzten zwei Jahrzehnte ist der Kirchenbesuch innerhalb der katholischen Kirche in Italien deutlich zurückgegangen; die Begeisterung des Papstes für Prediger, die von Tür zu Tür gehen, scheint zumindest teilweise eine Reaktion auf den schwindenden Einfluß der Kirche zu sein.“
Die Ermahnung, „von Tür zu Tür zu predigen“, ist nicht neu. Papst Paul VI. hatte seinerzeit gesagt, die katholische Kirche sei „dazu da, das Evangelium zu predigen“. Und der jetzt amtierende Papst, Johannes Paul II., gab 1991 die Enzyklika Redemptoris Missio heraus, um seine Kirche auf die Notwendigkeit hinzuweisen, dem Gebot Jesu nachzukommen und öffentlich zu predigen.
Im Londoner Catholic Herald stellte der katholische Autor Peter Hernon die Frage: „Wie steht es eigentlich mit der Evangelisation?“ Er äußerte sich besorgt über die „Dekade der Evangelisation“, für die viel Reklame gemacht wurde und von der schon mehrere Jahre vergangen waren. Als er sich bei einem Bischof wegen des mangelnden Fortschritts erkundigte, erwiderte dieser: „Man darf nichts überstürzen. Die Kirche existiert erst seit 2 000 Jahren.“
Kein Wunder, daß Hernon fragte: „Wo ist die Dringlichkeit, mit der Jesus seine Jünger zum Evangelisieren der umliegenden Dörfer aussandte? Oder wie der heilige Paulus sagte: ‚Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!‘ (1. Korinther 9:16).“ Werden Katholiken tatsächlich die ersten Christen nachahmen, die öffentlich „und von Haus zu Haus“ predigten? (Apostelgeschichte 5:42; 20:20, Sigge).
Was das Verkündigen des Evangeliums von Tür zu Tür betrifft, konnte Hernon, wie er offen zugab, „das Murren der Skeptiker hören: ‚Unrealistisch! Unpraktisch!‘“ „Das ist es keineswegs“ war seine Antwort. „Um diese Behauptung zu stützen, muß ich mich einmal eines anstößigen Ausdrucks bedienen. Ich weiß, daß dieser Ausdruck Anstoß erregt, denn als ich ihn das letzte Mal in einem Artikel für Katholiken gebrauchte, wurde der ganze Teil gestrichen (sonst wurde nichts geändert). Ich meine den Ausdruck ‚Zeugen Jehovas‘. ... Jeder Zeuge [wird] auch gelehrt, daß allein seine Berufung ihn zwangsläufig zum Missionar macht.“
Obwohl Hernon mit den Glaubenslehren der Zeugen Jehovas nicht übereinstimmt, erkannte er an, daß ihre Art und Weise zu predigen „unwillkürlich an die Urkirche erinnert, von der in der Apostelgeschichte berichtet wird“.
Jehovas Zeugen setzen ihren Dienst von Tür zu Tür eifrig fort und erfüllen so in der heutigen Zeit das Gebot Jesu Christi: „Ihr werdet Zeugen von mir sein ... bis zum entferntesten Teil der Erde“ (Apostelgeschichte 1:8).