Wir beobachten die Welt
Ehe im Verfall begriffen
In Kanada erlebt die Institution Ehe einen rapiden Verfall. Gemäß einem Bericht von „Statistics Canada“, auf den sich der Toronto Star bezieht, hat sich in den vergangenen 15 Jahren „die Zahl der Kanadier, die einfach zusammenleben, fast verdreifacht, und zwar von 700 000 auf 2 Millionen — eine jährliche Zunahme, die sechsmal so groß ist wie die der Eheschließungen“. Hinzu kommt, daß „es sich in Kanada bei der Hälfte der erstmaligen Bindungen, die Paare eingehen, um eheähnliche Gemeinschaften handelt, und in Quebec sind es sogar vier Fünftel“. Was ist der Grund für diesen Wandel? Eheähnliche Gemeinschaften sind „offensichtlich Teil einer gesellschaftlichen Revolution, eine der vielen Ablehnungen von Institutionen einer Gesellschaftsordnung, die aus der Mode kommt“, heißt es in dem Bericht. Der Zeitungsartikel weist darauf hin, daß „das Zusammenleben einst als Ehe auf Probe galt, aber jetzt sieht man es als Alternative zur Ehe an“.
„Der Moseseffekt“
Zwei japanischen Physikern ist es gemäß einem Bericht im New Scientist gelungen, im Labor Wasser zu teilen. Masakazu Iwasaka und Shogo Ueno von der Universität Tokio erzeugten mit leistungsfähigen Spulen ein starkes Magnetfeld um ein waagrechtes Rohr herum, das zum Teil mit Wasser gefüllt war. Das Magnetfeld, das 500 000mal stärker war als das Magnetfeld der Erde, drängte das Wasser an die beiden Enden des Zylinders, so daß in der Mitte ein trockener Abschnitt entstand. Das Phänomen, erstmals 1994 entdeckt, ist von Physikern in Europa und in den Vereinigten Staaten nachgeahmt worden. Wie kommt es zu diesem Phänomen? Gemäß Koichi Kitazawa, einem Mitarbeiter an der Universität Tokio, „hat Wasser eine schwache Abneigung dagegen, magnetisiert zu werden. Ein solch starker Magnet wirkt auf das Wasser abstoßend, so daß es von Stellen, wo das Magnetfeld stark ist, vertrieben wird und sich an andere Stellen begibt, wo das Feld schwach ist.“ Kitazawa hat das Phänomen „Moseseffekt“ genannt.
Ungesittete Touristen
Italiens reiches kulturelles Erbe macht das Land zu einem beliebten Touristenziel. Leider achten Urlauber dort nicht genug auf ihr Benehmen. Gemäß Mario Lolli Ghetti, Beauftragter für die Erhaltung der Umwelt und der Architektur von Florenz, „meinen viele, sie dürften etwas tun, was ihnen zu Hause nicht im Traum einfiele“. Deswegen hat, wie die Zeitung La Repubblica schreibt, die Stadt Florenz eine „Satzung der Rechte und Pflichten von Touristen“ verfaßt, um die Besucher daran zu erinnern, was sie tun dürfen und was nicht. Es folgen einige Hinweise: „Baden Sie nicht in Brunnen, auch nicht nur die Füße; picknicken Sie nicht vor Monumenten und Museen; werfen Sie keine Getränkedosen und keinen Kaugummi auf den Boden; tragen Sie beim Besuch von Museen keine ärmellosen T-Shirts; sonnen Sie sich nicht in Badekleidung in historischen Anlagen oder auf historischen Plätzen.“ Natürlich sind Touristen mit guten Umgangsformen stets geschätzt und willkommen.
Stillen oder nicht?
„Seit zwei Jahrzehnten haben Ärzte und Gesundheitsämter in ärmeren Ländern den Müttern einmütig folgendes geraten: ‚Wenn Sie Ihr Kind stillen, schützen Sie seine Gesundheit‘“, heißt es in der New York Times. „Aber wegen der Aidspandemie geht diese einfache Gleichung jetzt nicht mehr auf. Gemäß Studien ist die Möglichkeit einer Übertragung des Aidsvirus über die Muttermilch durch infizierte Mütter signifikant vorhanden. ... Die Vereinten Nationen schätzten kürzlich, daß ein Drittel aller HIV-infizierten Kinder das Virus über die Milch ihrer Mutter bekamen.“ Die Alternative wäre Flaschennahrung, aber damit sind wieder andere Probleme verbunden. In vielen Ländern können es sich die Mütter nicht leisten, Flaschennahrung zu kaufen oder Flaschen zu sterilisieren, und es steht ihnen kein sauberes Wasser zur Verfügung. Die Folge ist, daß die Babys an Diarrhö und Dehydratation sowie an Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts leiden. In armen Familien verdünnt man die Flaschennahrung, was zu Unterernährung der Kinder führt. Die Gesundheitsbehörden bemühen sich nun, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Weltweit kommt es täglich zu über 1 000 neuen HIV-Infektionen bei Babys und Kindern.
Der Hygienestandard der Welt sinkt
„Fast drei Milliarden Menschen — über die Hälfte der Weltbevölkerung — steht keine Toilette zur Verfügung, die nur den Mindestanforderungen an Hygiene entspricht“, meldet die New York Times. Diese Untersuchungsergebnisse, die Teil von Progress of Nations sind, einer jährlichen Erhebung von UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen), lassen auch erkennen, daß „die Hygienestatistiken zu denen gehören, die sich weltweit eher verschlechtern als verbessern“. Laut dem Bericht versagen zum Beispiel einige Länder, die Fortschritte auf dem Gebiet der Trinkwasserversorgung für die Armen gemacht haben, wenn es um das Abwasser geht. Das Fehlen einfacher Hygiene fördere beträchtlich die Ausbreitung neuer Seuchen und das Wiederauftreten alter Krankheiten. Man schätzt, daß über zwei Millionen Kinder jährlich an Krankheiten sterben, die mit unhygienischen Bedingungen zu tun haben. Akhtar Hameed Khan, Autor der Studie, sagt: „Bei einem mittelalterlichen Hygienestandard hat man eine mittelalterlich hohe Zahl von Krankheiten.“
Das Zuhause ist am wichtigsten
Ist Ganztagsbetreuung — Beaufsichtigung der Kinder durch andere, während die Eltern berufstätig sind — gut für die Kinder? Das sollte durch eine amerikanische Studie des National Institute of Child Health and Human Development herausgefunden werden. Namhafte, auf dieses Gebiet spezialisierte Forscher an 14 Universitäten beobachteten 1 364 Kinder von der Zeit ihrer Geburt bis zum Ende des 3. Lebensjahres. Über 20 Prozent der Kinder wurden von ihrer Mutter zu Hause betreut; die übrigen wurden in Kindertagesstätten oder zu Tagesmüttern gebracht. Die Ergebnisse? „Die Forscher stellten fest, daß Kinder in qualitativ guten Kindertagesstätten — wo erwachsene Personen viel mit den Kindern sprechen und auf ihre Reaktionen eingehen — in bezug auf Sprach- und Lernfähigkeit gegenüber den Kindern geringfügig im Vorteil sind, denen in ihrem Umfeld weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird“, heißt es in der Zeitschrift Time. „Aber die hauptsächliche Feststellung war, daß die Qualität der Ganztagsbetreuung für die geistige und emotionale Entwicklung der Kinder weit weniger wichtig war als die Qualität des Familienlebens. ... Die Forscher errechneten, daß nur 1 % der Unterschiede unter den Kindern auf Faktoren der Ganztagsbetreuung zurückgeführt werden konnte, aber 32 % konnten durch die unterschiedliche Qualität ihrer Erlebnisse in der Familie erklärt werden. Was ist daraus zu entnehmen? Das Zuhause ist das Lernzentrum, auf das es ankommt.“
Ungewöhnliche Freundschaft
Wissenschaftler staunen schon lange über die Beziehung zwischen Ameisen und afrikanischen Akazien. Die Bäume geben den Ameisen Nahrung und Obdach. Die Ameisen ihrerseits greifen Insekten an, die dem Baum schaden, und sie stechen Tiere, die die Blätter abfressen. Für die Bäume scheint dieser Schutz lebenswichtig zu sein. Allerdings brauchen die Bäume auch fliegende Insekten, die ihre Blüten bestäuben. Wie können die Insekten trotz der Ameisen ihre Aufgabe erfüllen? Gemäß dem Wissenschaftsjournal Nature senden die Bäume, wenn sie „in voller Blüte“ stehen, eine chemische Substanz aus, die die Ameisen offenbar abschreckt. Das gestattet es den Insekten, die Blüten „im entscheidenden Moment“ aufzusuchen. Nachdem die Blüten bestäubt worden sind, kehren die Ameisen wieder auf ihren Wachtposten zurück.
Gutenberg-Bibel entdeckt
In einem Kirchenarchiv in Rendsburg ist ein Fragment einer von Johannes Gutenberg gedruckten Bibel entdeckt worden, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Nach der Entdeckung des 150seitigen Fragments im Frühjahr 1996 wurde es eingehend geprüft, bevor es als Teil einer echten Gutenberg-Bibel bezeichnet wurde. Das berichtet der Wiesbadener Kurier. Es ist bekannt, daß es weltweit 48 Gutenberg-Bibeln gibt, von denen 20 vollständig sind. „Die berühmten, von Johannes Gutenberg gedruckten zweibändigen Bibeln gelten als erstes Großprojekt des Buchdrucks“, heißt es in der Zeitung. Die neuste Entdeckung „hat noch die komplette Original-Buchkette, mit der die Bibel zum Schutz vor Diebstahl an der Kanzel befestigt wurde“.
Länger leben
Was ist nötig, um gesund zu bleiben und länger zu leben? „Eine Persönlichkeit, die beständig eine Stimmung bewahrt und die weitgehend frei von psychischem Distreß ist, fördert die körperliche Gesundheit viel mehr als Bewegung oder gute Eßgewohnheiten“, sagte Dr. George Vaillant vom Brighamer Frauenkrankenhaus in Boston. Vaillants Meinung stützt sich auf eine laufende Studie an über 230 Männern, die ursprünglich im Jahre 1942 ausgesucht wurden. Im Alter von 52 Jahren wurden die Männer, die gesund waren, in drei Gruppen aufgeteilt: in diejenigen, die als „gestreßt“ betrachtet wurden (sie hatten Alkoholmißbrauch betrieben, regelmäßig Beruhigungsmittel eingenommen oder einen Psychiater konsultiert), diejenigen, die als „nicht gestreßt“ galten (sie hatten nie Alkoholmißbrauch betrieben, keine stimmungsverändernden Drogen genommen und keinen Psychiater aufgesucht), und die Gruppe „dazwischen“. Im Alter von 75 Jahren „waren nur 5 Prozent der ... [Ungestreßten] gestorben, verglichen mit 25 Prozent der Zwischengruppe und 38 Prozent der gestreßten Männer“, meldete Science News. Eine gesunde Kost und regelmäßige Bewegung tragen gewiß zur Förderung der Gesundheit bei. „Langlebigkeit scheint, zumindest bei Männern, von der Neigung zur emotionellen Stabilität abzuhängen, die vor extremen Depressionen schützt“, hieß es in Science News.