SALMANASSAR
(Salmanạssar) [aus dem Akkadischen: „Sulman (ein assyrischer Gott) ist vorzüglich“].
Der Name von fünf verschiedenen assyrischen Monarchen, von denen aber anscheinend nur zwei mit Israel direkt in Berührung kamen: Salmanassar III. und Salmanassar V. Eigentlich wird nur Letzterer im Bibelbericht erwähnt.
1. Salmanassar III. folgte seinem Vater Assurnasirpal II. auf den assyrischen Thron. In einer Inschrift nennt er sich „der König des Alls, der König ohnegleichen, der Alleinherrscher, die Machtfülle der Weltgegenden“ (Beiträge zur Assyriologie und semitischen Sprachwissenschaft, herausgegeben von F. Delitzsch und P. Haupt, Bd. 6, Heft 1, Leipzig 1909, S. 153). Er soll ungefähr 35 Jahre regiert haben, von denen er 31 Jahre anscheinend damit verbrachte, Kriege zu führen, um die assyrische Herrschaft aufrechtzuerhalten und auszudehnen. Salmanassar III. stieß wiederholt nach W gegen die Aramäerreiche in Syrien vor.
Seine Inschrift, in der angeblich Ahab erwähnt wird. Die Monolith-Inschrift Salmanassars III. enthält eine Beschreibung der Schlacht von Karkar (bei Hamath im Orontestal), zu der es im 6. Jahr der Regierung Salmanassars kam. Die Assyrer kämpften dort gegen eine Koalition von 12 vorwiegend syrischen Königen. In der Liste erscheint jedoch einer mit Namen Ahabbu Sirʼilāʼa. Dieser Name wird in heutigen Nachschlagewerken gewöhnlich mit „Ahab von Israel“ wiedergegeben (Textbuch zur Geschichte Israels, herausgegeben von K. Galling, Tübingen 1979, S. 50). Ahabs Teilnahme an der Schlacht als Verbündeter der Syrer gilt allgemein als eine anerkannte Tatsache. Die Bibel erwähnt aber dieses Ereignis nicht, und die Identifizierung von Ahabbu Sirʼilāʼa mit „Ahab von Israel“ kann trotz der anscheinenden Ähnlichkeit der Namen aus triftigen Gründen bezweifelt werden. In der Encyclopædia Biblica (London 1899, Bd. I, Sp. 91) heißt es: „Der Name Ahabbu Sirʼlai kann, wie die meisten Gelehrten jetzt übereinstimmen, nur Ahab von Israel bedeuten (oder, wie Hommel meint, ,von Jesreel‘)“ (Kursivschrift von uns). Das lässt erkennen, dass die Identifizierung nicht immer so allgemein anerkannt worden ist wie heute, und es zeigt außerdem, dass man die Übersetzung von Sirʼilāʼa mit „von Israel“ ebenfalls angezweifelt hat. Bemerkenswerterweise wird Sirʼilāʼa an anderen Stellen in assyrischen Inschriften nicht mit Bezug auf das Nordreich Israel verwendet. In anderen assyrischen Inschriften jener Zeit wird das Land entweder mit dem Namen seiner Hauptstadt Samaria (Sa-me-ri-na in den Inschriften) bezeichnet oder mit Bit-Hu-um-ri-ia (Omri-Land), einem Ausdruck, der noch ein Jahrhundert nach Omris Tod in Gebrauch war (Ancient Near Eastern Texts, S. 284, 285; vgl. Altorientalische Texte zum Alten Testament, herausgegeben von H. Greßmann, Berlin und Leipzig 1926, S. 343, Fn., S. 348, 352).
Aus Salmanassars Inschriften geht hervor, dass er im 18. Jahr seiner Regierung oder 12 Jahre nach der Schlacht von Karkar gegen Hasael von Damaskus kämpfte. Er berichtet: „Damals empfing ich die Abgabe der Tyrer, der Sidonier und des Jehu von Israel (Iaua von Bīt-Humrī)“ (Textbuch zur Geschichte Israels, S. 51). Folglich würde die Identifizierung von Ahabbu mit König Ahab einen Widerspruch zur biblischen Chronologie hervorrufen, gemäß der zwischen dem Tod Ahabs und dem Regierungsantritt Jehus ungefähr 14 Jahre vergingen, in denen Ahasja und Joram regierten (1Kö 22:51; 2Kö 3:1). Die meisten Kommentatoren sind zwar der Meinung, Ahabs vermutlicher Beitritt zu dem syrischen Bündnis sei erst gegen Ende seiner Regierung erfolgt, doch auch das würde mit dem „Zahlenskelett“ der biblischen Chronologie nicht übereinstimmen. Die Gelehrten Kamphausen und Kittel erkannten dieses Problem und äußerten deshalb die Vermutung, dass Ahabs Name mit dem Namen Jorams in den assyrischen Urkunden verwechselt wurde (Dictionary of the Bible, herausgegeben von J. Hastings, 1904, Bd. I, S. 53). In der Bibel wird jedoch nichts von einer Beteiligung Jorams an der Schlacht von Karkar berichtet.
Man könnte sich auch kaum erklären, wieso sich Ahab einem solchen Bündnis der hartnäckigen Feinde Israels angeschlossen hätte. Demgemäß heißt es in dem Werk The Encyclopedia Americana (1956, Bd. I, S. 269): „[Ahab] hat sich seltsamerweise mit seinem alten Feind Ben-Hadad gegen Salmanassar (q. v.) von Assyrien verbündet, obgleich man vermuten würde, dass Ahab am liebsten Ben-Hadads Vernichtung gesehen hätte; außerdem stellte Assyrien keine unmittelbare Gefahr dar.“ Ahab hatte gerade zwei Kriege gegen die Syrer geführt; dann herrschte eine kurze Zeit Frieden zwischen Israel und Syrien, doch im dritten Jahr dieser Zeitspanne zog Ahab ein letztes Mal gegen Syrien aus, wobei er sein Leben verlor (1Kö 22:1-4, 34-37). Die Versuche, seinen Eintritt in die syrische Koalition – ob freiwillig oder unter Zwang – zu erklären, sind nicht überzeugend.
Schließlich stimmt die große Streitmacht, die Ahabbu in Salmanassars Inschrift zugeschrieben wird, nicht mit den biblischen Hinweisen auf Israels Kriegsausrüstung überein. Von Ahabbu heißt es, er habe „2000 Wagen“ mitgebracht, mehr als die anderen verbündeten Könige. Gelehrte, die die Identifikation von Ahabbu mit König Ahab befürworten, verkomplizieren das Problem nur noch, indem sie eine weitere ungewöhnliche Vereinigung judäischer, tyrischer, edomitischer und sogar moabitischer Kontingente mit Ahabs Streitkräften vermuten, um auf die erforderliche Wagenzahl zu kommen (Encyclopædia Biblica, Bd. I, Sp. 92; The Encyclopædia Britannica, 1910, Bd. I, S. 429). Es sei bemerkt, dass selbst der mächtige König Salomo während seiner Regierung lediglich 1400 Wagen besaß (1Kö 10:26).
Angesichts aller oben genannten Punkte ist es also durchaus möglich, dass die Übersetzung des Namens Ahabbu Sirʼilāʼa mit „Ahab von Israel“ nicht korrekt ist und dass die Entzifferer der Inschrift vielleicht in ihrem Übereifer eine Verbindung des Namens zu einer bekannten geschichtlichen Gestalt sahen. Interessanterweise ist in der gleichen Inschrift von „Musri“ die Rede, und obwohl dieser Begriff an anderer Stelle mit Bezug auf Ägypten gebraucht wird, lehnen die Übersetzer hier eine derartige Verknüpfung als unlogisch ab und vertreten die Auffassung, mit dem Namen sei „wahrscheinlich ein Land im südlichen Kleinasien gemeint“ (Ancient Near Eastern Texts, S. 279, Fn. 9; vergleiche Altorientalische Texte zum Alten Testament, S. 341, Fn.). Es scheint ebenso gute Gründe dafür zu geben, die Verbindung von Sirʼilāʼa mit Israel als unlogisch zu betrachten. Möglicherweise stellt sich das im Lauf der Zeit heraus.
Die Hauptführer in der syrischen Koalition, der sich Salmanassar III. in Karkar gegenübersah, scheinen König Adad-idri von Damaskus und König Irhuleni von Hamath gewesen zu sein. Salmanassar behauptete, in der Schlacht einen großen Sieg errungen zu haben, doch der Sieg der Assyrer war offensichtlich nicht so entscheidend, dass sie einen weiteren Vorstoß nach W hätten wagen können. Deshalb sind in den folgenden Jahren weitere Schlachten gegen Adad-idri von Damaskus aufgeführt.
Inschriften, in denen Hasael und Jehu erwähnt werden. Wie Jehova durch Elisa vorhersagen ließ, tötete Hasael, der Kammerherr des Königs Ben-Hadad von Damaskus, seinen Herrn und wurde dann selbst König. Das geschah wahrscheinlich gegen Ende der Regierung König Jorams (ca. 917–905 v. u. Z.) (2Kö 8:7-15). Eine Inschrift Salmanassars III. bestätigt dies mit den Worten: „Hadadidri [offensichtlich Ben-Hadad II. von Damaskus] verschied. Hazaʼilu [Hasael], der Sohn eines Niemand, nahm den Thron in Besitz“ (Altorientalische Texte zum Alten Testament, S. 344). Zu Kämpfen mit Hasael kam es in Salmanassars 18. und 21. Jahr, wobei die Assyrer zwar einige Siege errangen, aber Damaskus nie einnehmen konnten.
Auf dem „Schwarzen Obelisken“ Salmanassars (jetzt im Britischen Museum) erscheint auch der Name König Jehus von Israel (ca. 904–877 v. u. Z.) in Verbindung mit einem Relief, das, wie man annimmt, einen Abgesandten Jehus zeigt, der sich vor dem assyrischen König verneigt und ihm Geschenke überbringt. Der dazugehörende Text lautet: „Tribut Jauas [Jehus] von Bît-Humri [gemeint ist ein Nachfolger Omris]: Silber, Gold, eine Schale (?) von Gold, Näpfe aus Gold, Becher aus Gold, Eimer (?) aus Gold, Bleistücke, Zepter für den König ... empfing ich von ihm“ (Altorientalische Texte zum Alten Testament, S. 343). Von diesem Tribut wird im Bibelbericht über Jehu allerdings nichts erwähnt. Wenn man jedoch die in 2. Könige 10:31-33 geschilderten Verhältnisse in Betracht zieht, kann es durchaus möglich gewesen sein. Dennoch sollte man nicht denken, dass den selbstherrlichen assyrischen Herrschern nicht zuzumuten wäre, dass sie in ihren Inschriften und auf ihren Reliefs die Dinge völlig falsch darstellten.
2. Salmanassar V. war der Nachfolger Tiglath-Pilesers III. Über seine Regierung geht aus weltlichen Urkunden kaum etwas hervor. In der babylonischen Königsliste erscheint er unter dem Namen Ulûlâi und soll fünf Jahre regiert haben (Altorientalische Texte zum Alten Testament, S. 333, Fn. b). Josephus führt auch den Historiker Menander an, der die Belagerung von Tyrus durch Salmanassar V. beschrieb (Jüdische Altertümer, 9. Buch, Kap. 14, Abs. 2). Abgesehen davon gibt die Bibel den wesentlichsten Aufschluss über diesen König.
Unterwerfung Israels. Während der Regierung Hoscheas, des Königs von Israel (ca. 758 bis 740 v. u. Z.), drang Salmanassar V. in Palästina ein; Hoschea wurde sein Vasall und musste ihm jährlich Tribut entrichten (2Kö 17:1-3). Später zahlte Hoschea aber den Tribut nicht mehr, und es wurde bekannt, dass er sich mit dem ägyptischen König So verschworen hatte. (Siehe SO.) Salmanassar setzte Hoschea deswegen in Gewahrsam. Darauf begann er mit der Belagerung Samarias, die drei Jahre dauerte und schließlich dazu führte, dass die gut befestigte Stadt fiel und die Israeliten ins Exil geführt wurden (2Kö 17:4-6; 18:9-12; vgl. Hos 7:11; Hes 23:4-10).
Der Bibelbericht nennt nicht den Namen des Assyrerkönigs, der Samaria endgültig unterwarf. (Siehe SARGON.)
Mit dem Sturz Samarias 740 v. u. Z. endete die 257 Jahre dauernde Herrschaft des Zehnstämmereiches Israel.