Mensch mit Wunsch zur Anbetung erschaffen
ZWISCHEN dem Menschen und den niedrigen Tieren besteht eine große Lücke. Es gibt keine verläßlichen Unterlagen, um auch nur einen Anfang zu machen, eine Evolutionsbrücke für die Überbrückung dieser gewaltigen Lücke zu bauen. Die Bibel zeigt uns in ihrem Schöpfungsbericht, daß die Stellung des Menschen hervorragend ist, wenn sie diese Worte des Schöpfers des Menschen, Jehova Gottes, enthält: „Laßt uns den Menschen in unserem Bildnis machen, gemäß unserem Gleichnis, und laßt sie die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe des Himmels und die Haustiere und die ganze Erde und alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen, in Unterordnung halten.“ — 1. Mose 1:26, NW.
Jehova gab dem Menschen eine Verantwortung. Nur ein Geschöpf mit Intelligenz konnte sie auf sich nehmen. Dieses Geschöpf mußte Weisheit besitzen, um jene Aufgabe zu erfüllen, Gerechtigkeit, um sie mit Ehrlichkeit zu tun, Liebe, um sie selbstlos und zum Nutzen der ihm Anvertrauten zu tun, und Macht, um seine Aufgabe mit Erfolg auszuführen. Diese Eigenschaften gehören Jehova Gott und wurden keinem vorherigen irdischen Geschöpf gegeben, das er gemacht hatte. Deshalb sagt der Bericht, der Mensch sei im Bild Gottes erschaffen worden. Der Mensch hatte im Gegensatz zu anderen irdischen Geschöpfen die Fähigkeit, zu urteilen, Recht vom Unrecht zu unterscheiden, ein Gewissen zu offenbaren, Liebe zu zeigen und eine vernünftige Herrschaft über andere irdische Schöpfungen auszuüben. Dadurch konnte er Jehovas Eigenschaften widerstrahlen und ihn auf Erden vertreten. Der Mensch würde diese Segnungen dann wertschätzen und die Gabe liebender Dankbarkeit zeigen, wenn er seinen Schöpfer mit Intelligenz anbetete. Er wurde mit dem Wunsch geschaffen, so zu handeln. Er würde ein Verlangen haben, seine Liebe zum Schöpfer auszudrücken. Diese Notwendigkeit der Anbetung wird ebenfalls nur vom Menschen im Gegensatz zu allen anderen irdischen Schöpfungen empfunden. Das gibt uns einen weiteren Hinweis auf den Unterschied, der zwischen dem Menschen und irgendeinem Tier besteht.
Der Mensch gebraucht diese Fähigkeit bis auf den heutigen Tag. Viele wenden sie falsch an, aber sie wird gebraucht. Die Menschen sind vielleicht zu sophistisch, um Gott anzubeten. Sie mögen denken, daß Glaube an Gott unter ihrem geistigen Niveau sei. Doch haben sie das Verlangen in sich, und wenn es nicht in der rechten Weise gestillt wird, üben sie es auf eine falsche Weise aus. Sie beten bestimmt irgend etwas an. Oft beten diese Menschen sich selbst an, ihren eigenen Willen, ihr eigenes Gehirn, ihre Wissenschaft oder Kunst, ihre Musik oder Literatur, oder sogar ihre Philosophie der Gottesleugnung wird zu ihrer Religion. Nichts von diesen Dingen könnte Gott zufriedenstellend ersetzen! Sie sind eher eine Entartung als ein Fortschritt. Einige Wissenschaftler und Doktoren sehen bereits, daß es eine Torheit ist, wenn man in der Neuzeit eifrig darauf bedacht ist, Gott aus dem Leben zu verbannen.
In der amerikanischen Zeitschrift Woman’s Home Companion vom April 1954 wurde ein Aufsatz veröffentlicht, der die Überschrift trug „Wir sind dazu geboren, zu glauben“. Er war von Dr. Kline von der Universität Wien geschrieben und befaßte sich mit Dr. Viktor Frankl, der zum Lehrkörper dieser Universität gehört und Präsident der österreichischen Gesellschaft für medizinische Psychotherapie ist. Der Artikel hatte die Unterüberschrift: „Wir alle haben nach Gott ein Verlangen, das so mächtig ist wie unser Naturtrieb zum anderen Geschlecht oder der Hunger, sagt eine kühne neue Schule der Psychiatrie.“ Auszüge folgen.
„Nach Ansicht der Schule schafft die Tatsache, daß man die Notwendigkeit der Religion heute nicht wahrhaben will, viel Angst und Furcht in dieser Welt, die mit der Furcht vor der Atomkraft geplagt ist. Sie tötet unsere Aussichten ab, ein glückliches und zweckentsprechendes Leben zu führen.
Wenn die meisten Männer und Frauen in der heutigen Zeit ihre Schüchternheit bezüglich sexueller Empfindungen überwunden haben, werden sie vermehrt durch ihre Hemmungen in religiösen Gefühlen geplagt. Sie ersetzen die sexuelle Scheu mit der Scheu, Gott zu bekennen.
Wenn Männer und Frauen die Notwendigkeit für den Glauben an Gott und an die Bedeutung des Lebens neben ihrem persönlichen Vergnügen erkennen, so sagt die neue Schule, können sie Frieden des Herzens und Glück finden. …
Dr. Frankls Meinung ist einfach: Männer und Frauen werden nicht nur durch den Geschlechtstrieb und durch Ehrgeiz getrieben, sondern auch durch einen überwältigenden Drang nach Gott. Sie müssen besonders die Meinung der heutigen Welt überwinden, daß Religion und Gott keine wirklichen Bedürfnisse seien, und erkennen, daß es nicht sophistisch ist, nach dieser geistigen Seite des Lebens zu forschen.
Dr. Frankl sagt, die Religion sei, genauso wie die Liebelei, etwas Intimes. Wir können unsere innersten Gefühle über Gott vor anderen Menschen verdecken, aber verstecken wir sie vor unserem eigenen bewußten Sinn, dann erwecken wir Widersprüche in uns selbst, die schlimmer sind als solche, die eine alte Jungfer von 50 Jahren hat, wenn sie stets verneint, jemals einen Mann anziehend gefunden zu haben.
‚Die geistige Seite einer Natur zu verneinen, fügt ihr großen Schaden zu‘, sagt Dr. Frankl. ‚Ich habe viele Fälle gehabt, bei denen Patienten willig jede Einzelheit ihrer sexuellen Geschichten erzählten, ohne sich zu schämen, aber verlegen wurden, als ich sie über ihr geistiges Leben befragte.‘ …
Er schätzt, Dreiviertel der Menschen in Europa leiden irgendwie an dieser Depression. Er nennt diese Depression in geistiger Hinsicht ‚die wirkliche Pathologie unseres Zeitalters‘. …
‚Wir leben in einem Zeitalter intellektueller Verwirrung, in dem die Erkenntnisse ein Durcheinander bilden. Der Materialismus wird hochgeachtet, und die Gleichgültigkeit reitet im Sattel. Aber unsere Zeit ist auch eine einzige Tragödie und akute politische Krise. Die Schläge des Krieges und die Schrecken vor dem Kriege ohne religiösen Glauben hinzunehmen, der uns stützen kann, ist eine Last, die für den Menschen einfach zu groß ist‘, versichert uns Dr. Frankl.
‚In den bequemen Jahrhunderten mögen die Menschen sich vorstellen, daß sie das Leben ohne höhere Bedeutung ertragen können, aber in unserem Zeitalter ist das unmöglich. Der Mensch hat eine moralische Aufgabe. Er muß darauf achten, sein eigenes Leben als bedeutungsvoll zu betrachten.
Die atheistische Philosophie der letzten Jahrzehnte hat unsere Generation entmutigt, denn sie sagt uns, wir seien mehr oder weniger hilflose Opfer unserer Gefühle geworden, Opfer unserer Empfindungen und sexuellen Gelüste auf der einen Seite und auf der anderen die bloßen Produkte einer Vererbung und unserer Umwelt. Die menschliche Würde ist zerstört worden.
Der Mensch ist freier, als er denkt. Solange wir unsere menschlichen Fähigkeiten nicht unterschätzen noch durch begrenzte Ideale verkrüppeln, werden wir es möglich finden, anständig zu bleiben, in welche Lebensumstände wir auch kommen. Die Menschen sind sich heute im allgemeinen der Tatsache bewußt, daß sie einen Instinkt haben und unbewußte sexuelle Gelüste haben, aber viele moderne Menschen haben vergessen, daß sie auch Geistesmenschen sind.‘ …
Wie Dr. Frankl von den Auffassungen seiner Schule sagt, ‚erkennt man, daß der Mensch oft religiöser ist, als er denkt. Mehr Menschen hätten ihr Leben für geistige Ideale niedergelegt als für sexuelle Liebe. Wie können somit Psychiater — wenn sie logisch handeln wollen — besondere Betonung auf die sexuellen Motive legen und die anderen Interessen beiseite tun, die sich als genauso stark erwiesen haben?‘“
Tiere können leben, ohne Jehova anzubeten, denn sie sind ohne diesen Trieb erschaffen worden. Da aber die Menschen erschaffen worden sind, um ihren Schöpfer anzubeten, müssen sie beschämt werden, wenn sie diese Notwendigkeit nicht beachten. Sie degradieren sich selbst und werden „wie unvernünftige Tiere, naturgemäß zum Fang und Verderben geboren“. Indem sie geistige Dinge verwerfen und sich selbst nur als biologische Tiere betrachten, müssen sie schließlich auch am Geschick der Tiere Anteil haben. — 2. Pet. 2:12, NW.