Fragen von Lesern
● Kann anhand von 2. Korinther 5:16 bewiesen werden, daß Jesus nicht im Fleische wiederkommt? — C. N., England.
Der fragliche Text lautet: „Infolgedessen kennen wir von nun an keinen Menschen gemäß dem Fleische. Selbst wenn wir Christus gemäß dem Fleische gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so.“ Was diese Worte in erster Linie bedeuten, erkennen wir am besten, wenn wir feststellen, was der Apostel Paulus in den damit in Verbindung stehenden Versen beweisen wollte.
Gemäß 2. Korinther 5:14 wies der Apostel darauf hin, daß Christus als Lösegeld für alle gestorben ist. Sein Opfer diente nicht nur der Sündenvergebung für die Juden und war auch nicht nur zum Nutzen der Heiden. Nein, alle, die ihn annehmen und Glauben ausüben würden, würden seinetwegen leben. (Gal. 3:8, 11) Da Jesus für alle gestorben ist, wäre es nicht richtig, wenn Christen jemand von einem menschlichen oder fleischlichen Standpunkt aus betrachten würden, wenn sie auf die einen herabblicken würden, weil sie Heiden oder von niederem Stand wären, oder zu anderen aufblicken würden, weil sie Juden oder in einer führenden Stellung wären. Eine solche Einstellung, die sich nach dem Äußeren, nach dem Fleische, richten würde, sei etwas, was für die, die Christen geworden seien, der Vergangenheit angehöre.
Dann folgert Paulus gemäß Vers 16, daß gesalbte Christen nun niemand mehr gemäß dem Fleische kennen würden. Das geistige Verwandtschaftsverhältnis, das sie zu ihren Brüdern hätten, sei nun das wichtige. Jesus vertrat gemäß Matthäus 12:47-50 die gleiche Ansicht. Er betonte ebenfalls sein geistiges Verwandtschaftsverhältnis zu denen, die ihn als Messias anerkannt hatten.
Zum Schluß spricht Paulus von denen, die Jesus gemäß dem Fleische kannten. Damit meinte er nicht notwendigerweise nur Personen, die Jesus mit ihren buchstäblichen Augen persönlich gesehen hatten, denn viele (wenn nicht sogar alle) Glieder der Korinther Versammlung hatten Jesus als Mensch nie gesehen. Er wollte damit eher sagen, Christen würden ihn nun nicht mehr vom Standpunkt des Fleisches aus betrachten, wie das einzelne — zum Beispiel Juden, die gehofft hatten, der Messias stelle ein irdisches Königreich wieder her — getan hatten. All das hatte sich dadurch geändert, daß Christus für sie nicht nur „gestorben“, sondern auch „auferweckt“ worden war. — 2. Kor. 5:14, 15.
Der Schreiber von 2. Korinther 5:16 wollte also in erster Linie diesen Gedanken darlegen. Seine Worte beweisen jedoch auch, daß Jesus nicht mehr im Fleische wiederkommt, denn wir können den Wechsel, der durch das Bekanntwerden mit Christus und seinen Nachfolgern hervorgerufen wird, nicht von der Auferstehung Christi, von seinem Auferwecktwerden von den Toten, trennen. Wäre er mit Fleisch und Blut auferweckt worden, so hätte er nicht in den Himmel auffahren und sich zur Rechten Gottes setzen können; er wäre somit nicht der Christus oder der Messias. (1. Kor. 15:50; Ps. 110:1; Apg. 2:32-36) In diesem Falle müßte man ihn immer noch gemäß dem Fleische kennen.
Wie wurde er aber von den Toten auferweckt? Der Apostel wußte es, denn in seinem ersten Brief an die gleiche Korinther Versammlung hatte er geschrieben, Jesus sei als ein lebengebender Geist auferweckt worden. (1. Kor. 15:45) In seinem zweiten Brief schrieb er, daß die gesalbten Christen ihren Fleischesleib aufgeben müßten, um Unsterblichkeit zu empfangen. (2. Kor. 5:1-4) Er hatte auch erkannt, daß Jesus seinen Fleischesleib als Lösegeld hingegeben hatte und diesen bei seiner Auferstehung nicht hätte zurücknehmen können, ohne das Lösegeld ungültig zu machen. (Hebr. 9:28; 10:10) Ja, der Apostel Paulus hatte zweifellos erkannt, daß kein Mensch Christus je wieder im Fleische sehen würde. Er konnte daher in doppeltem Sinne sagen, daß Menschen Jesus nicht mehr gemäß dem Fleische kennen würden. Aus diesem Grunde kann anhand dieses Textes auch bewiesen werden, daß die Wiederkunft Christi nicht sichtbar sein und im Fleische erfolgen sollte.