Fragen von Lesern
● Was ist in Johannes 7:39 mit den Worten gemeint: „Denn noch war der Geist nicht da.“? — A. A., USA.
Es bedeutet im wesentlichen, daß noch keiner von Christi Jüngern mit heiligem Geist gesalbt und zu himmlischem Leben berufen worden war.
Etwa ein halbes Jahr vor seinem Tode sagte Jesus: „Wenn jemand durstig ist, komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, ‚aus dessen Innerstem werden Ströme lebendigen Wassers fließen‘.“ Dann heißt es in dem inspirierten Bericht weiter: „Das sagte er jedoch hinsichtlich des Geistes, den jene, die an ihn glauben, empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ — Joh. 7:37-39.
Es ist klar, daß Jesus nicht meinte, Gottes wirksame Kraft oder seinen heiligen Geist hätte es bis dahin, bis zur Zeit des Laubhüttenfestes im Jahre 32 u. Z., noch nicht gegeben. Er und seine Hörer wußten, daß Gott seinen heiligen Geist seit langem gebraucht hatte. (1. Mose 1:2; 2. Sam. 23:2; Apg. 28:25) Gottes Geist ruhte auf treuen Dienern wie zum Beispiel Othniel, Jephtha und Simson. (Ri. 3:9, 10; 11:29; 15:14) Aber auf eine bestimmte Weise war der Geist in Verbindung mit unvollkommenen Menschen noch nicht gebraucht worden. Keiner dieser treuen Diener war durch den Geist zu himmlischem Leben berufen worden.
Während des Laubhüttenfestes ging jeweils ein jüdischer Priester zum Teich von Siloam in Jerusalem hinab und brachte ein goldenes Gefäß mit Wasser zum Tempel hinauf. Jesus bezog sich wahrscheinlich auf diesen Brauch und sagte, etwas Erfrischenderes und Wichtigeres werde kommen. Und dieses künftige ‘lebendige Wasser’ würde irgendwie damit in Verbindung stehen, daß seine Nachfolger Gottes Geist empfingen.
In der Nacht vor seinem Tode sagte Jesus seinen Aposteln, er werde ihnen den heiligen Geist der Wahrheit senden, der ihnen alle Dinge in den Sinn zurückrufen würde, die er ihnen mitgeteilt habe. (Joh. 14:16, 17, 26) Bedeutet das, daß sie damals den Geist überhaupt nicht gehabt hätten? Nein, denn durch den Geist waren sie in der Lage gewesen, in Verbindung mit ihrem Lehren Wunderheilungen durchzuführen. (Matth. 10:5-8) Und dank diesem Geist verstanden sie viele geistige Dinge, die Jesus lehrte. Aber da sie noch nicht die Salbung mit dem Geist empfangen hatten, von der Jesus in Johannes 7:39 sprach, war ihnen ein ganzer Abschnitt seiner Lehren noch unbegreiflich. Sie erkannten zum Beispiel nicht, daß Christus am dritten Tag von den Toten zu geistigem Leben auferstehen würde und daß sein Königreich in den Himmeln sein sollte. (Joh. 20:9; Apg. 1:6) Dies ist verständlich, da ihnen der Gedanke, daß Menschen zu Geistgeschöpfen werden und im Himmel leben würden, fremd war. Als sie erst einmal mit Geist gesalbt waren und die himmlische Hoffnung erhalten hatten, konnten sie die Bedeutung dessen begreifen, was Jesus über solche Dinge gesagt hatte.
Selbst als Jesus nach seiner Auferstehung seinen Aposteln erschien, war in dem Sinne, wie er es in Johannes 7:39 meinte, „der Geist nicht da“. Der auferstandene Christus verhieß ihnen: „Ihr werdet jedoch Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen sein wird, und ihr werdet Zeugen von mir sein.“ (Apg. 1:8) Sie waren bereits Zeugen von Jesus als dem Messias gewesen, aber sie hatten kein Zeugnis darüber abgelegt, daß er zusammen mit geistigen Mitverbundenen, die früher Menschen waren, im Himmel als Geistgeschöpf herrschen würde.
Schließlich goß Jesus zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. auf seine Nachfolger den heiligen Geist aus, den er als ein verherrlichter Geist von Jehova empfangen hatte. (Apg. 2:4, 33) Das war das erste Mal, daß unvollkommene Menschen die Hoffnung auf ein geistiges Leben im Himmel empfingen. Mit dieser Salbung waren die Christen in der Lage, die Bedeutung der vielen Dinge zu verstehen, die Jesus ihnen gesagt hatte. Auch hatten sie ein Werk zu verrichten.
Jene gesalbten Christen sollten in einer neuen Bedeutung „Zeugen“ von Jesus sein. Jetzt hatten sie den ‘heiligen Geist, der ein Unterpfand ihres Erbes’ im Himmel war. (Eph. 1:13, 14) Dadurch, daß sie von dem himmlischen Königreich predigten, flossen ‘aus ihrem Innersten Ströme lebendigen Wassers’, denn die lebengebenden Wasser der Wahrheit, die sie austeilten, konnten zu ewigem Leben führen. Und die Gewißheit darüber lag nicht in der Ferne, die Berufung zu himmlischem Leben war damals schon möglich. An demselben Tag machten sich dreitausend Seelen jenes ‘lebendige Wasser’ zunutze, sie wurden getauft und empfingen „als freie Gabe den heiligen Geist“. — Apg. 2:38-42.
Und Jehova hat solche gesalbten Christen weiter gebraucht. Durch sie hat er ein Verständnis seines Vorhabens vermittelt, wozu auch die Aussicht gehört, daß Menschen dieser Generation, die Glauben an Christus ausüben, das Ende dieses bösen Systems überleben und für immer auf einer paradiesischen Erde leben werden. Wie wahr sind doch die Worte Jesu aus Johannes 7:38, 39 über die Salbung mit heiligem Geist und über das ‘lebendige Wasser’ gewesen, das durch Christen fließt, die zu himmlischem Leben berufen sind!
● Was waren die in der Bibel (NW) erwähnten „bocksgestaltigen Dämonen“? — T. W., USA.
Das hebräische Wort sa‘ir, das wörtlich „Haariger oder Zottiger“ bedeutet, bezieht sich gewöhnlich auf einen Ziegenbock oder ein Ziegenböcklein. (1. Mose 37:31; 3. Mose 4:24) Bei vier Texten sind die Übersetzer jedoch allgemein der Ansicht, daß das hebräische Wort eine Bedeutung hat, die außerhalb seiner gewöhnlichen Verwendung liegt. — 3. Mose 17:7; 2. Chron. 11:15; Jes. 13:21; 34:14.
In 3. Mose 17:7 und 2. Chronika 11:15 wird der Ausdruck (se‘irim, Plural) mit Bezug auf Dinge verwendet, denen in Verbindung mit der falschen Religion Anbetung und Opfer dargebracht werden. In der griechischen Septuaginta wird das Wort mit „unvernünftige Dinge“ und in der lateinischen Vulgata mit „Dämonen“ wiedergegeben. Neuzeitliche Übersetzer und Wörterbuchverfasser machen sich dieselbe Ansicht zu eigen, indem sie den Ausdruck mit „Dämonen“, „Bocksgeister“, „Satyrn“ (Elberfelder Bibel; SB; HSK; Herder; Jerusalemer Bibel; Parallel-Bibel, Randbemerkung) oder „bocksgestaltige Dämonen“ übersetzen. — NW; Lexicon in Veteris Testamenti Libros, Wörterbuch zum hebräischen Alten Testament in deutscher und englischer Sprache.
Anscheinend waren die Israeliten in einem gewissen Maße von der falschen Anbetung, die in Ägypten ausgeübt wurde, beeinflußt. (Josua 24:14; Hes. 23:8, 21) So meinen einige Gelehrte, 3. Mose 17:7 und 2. Chronika 11:15 zeigten an, daß es unter den Israeliten eine Form der Ziegenbockverehrung gegeben habe, wie sie in Ägypten bekannt gewesen sei. Herodot behauptet, von einer solchen ägyptischen Verehrung hätten die Griechen ihren Glauben an Pan und an die Satyrn abgeleitet, lüsterne Waldgötter, die mit Hörnern, einem Ziegenschwanz und Ziegenbeinen dargestellt wurden.
Die Bibel erklärt nicht, was solche Haarigen oder Zottigen eigentlich waren. Der Ausdruck weist nicht unbedingt auf Götzen in Form von Ziegenböcken hin, denn die Verwendung des Ausdrucks „Ziegenböcke“ mag lediglich eine Äußerung der Verachtung sein, wie auch das Wort für „Götzen“ von einer Bezeichnung herrührt, die ursprünglich „Mistkugeln“ bedeutete. Es ist möglich, daß die Ausdrücke „Haarige“ oder „Ziegenböcke“ einfach anzeigten, daß sich diejenigen, die solche falschen Götter anbeteten, diese als bockähnlich in ihrer Form oder haarig in ihrer Erscheinung vorstellten.
Der Sinn des Wortes se‘irim in Jesaja 13:21 und 34:14 ist nicht so deutlich, da hier die falsche Anbetung nicht direkt verurteilt wird. Jesaja beschrieb die öde Trümmerstätte, zu der Babylon werden würde, mit den Worten: „Wüstentiere werden dort lagern, und ihre Häuser mit Uhus angefüllt sein; und Strauße werden dort wohnen und bockgestaltige Dämonen dort hüpfen.“ (Jes. 13:21, Fußnote) Es ist interessant, daß die Septuaginta in diesem Fall „Dämonen“ sagt; und in Offenbarung 18:2 wird in der Beschreibung Babylons der Großen erwähnt, daß sie die Heimat von unreinen Vögeln und von „Dämonen“ sei.
Wenn somit se‘irim in Jesaja 13:21 und 34:14 als etwas zu verstehen ist, das nicht nur „Ziegenbock“ bedeutet, ist die Wiedergabe „bocksgestaltige Dämonen“ passend, da sie mit der Wiedergabe in 3. Mose 17:7 und 2. Chronika 11:15 übereinstimmt.
Jesaja mag in seiner Aufstellung buchstäblicher Tiere einen Hinweis auf Dämonen eingeworfen haben, was nicht bedeutet, daß sie sich als Ziegenböcke verkörpert hätten, sondern daß sich die Heiden von Babylon und Edom solche Stätten als von Dämonen bewohnt vorstellten. Die Geschichte zeigt, daß die Bewohner von Syrien und Arabien lange Zeit abscheuliche Geschöpfe mit ähnlichen Trümmerstätten in Verbindung gebracht haben. Und wenn es an den öden Trümmerstätten von Edom und Babylon Tiere mit zottigem Haar gab, könnte das dazu geführt haben, daß Beobachter an Dämonen dachten.