Fragen von Lesern
● Paulus sagte, daß ein Versammlungsaufseher „Mann e i n e r Ehefrau“ sein müsse. Wieso zählte er dies unter den Anforderungen für Aufseher auf, da doch kein Christ ein Bigamist oder Polygamist sein durfte?
Der Apostel Paulus schrieb in 1. Timotheus 3:2: „Der Aufseher muß daher untadelig sein, Mann e i n e r Ehefrau, mäßig in den Gewohnheiten.“ Der Ausdruck „Mann e i n e r Ehefrau“ bedeutete, daß der Mann von jeglichem Verdacht frei war, in geschlechtlicher Hinsicht verderbt zu sein, daß er sich beispielhaft an den christlichen Ehemaßstab hielt.
Jesus hatte angeordnet, daß seine Jünger an Gottes ursprünglicher Eheeinrichtung festhalten sollten: e i n Mann für e i n e Frau (Matth. 19:5, 6). Somit konnte niemand als ein Christ getauft werden, der noch ein Polygamist war. Dennoch war es angebracht, daß Paulus diese Angelegenheit in Verbindung mit den Ältesten hervorhob, weil die Polygamie unter den Juden erlaubt war und in Ländern vorherrschte, in denen sich das Christentum ausbreitete. Ein Neuer, der sich mit der Versammlung verband, sollte am Beispiel der Ältesten erkennen können, daß nicht die Polygamie, sondern die Einehe die für Christen annehmbare Einrichtung war.
Doch die Wendung „Mann e i n e r Ehefrau“ könnte noch mehr bedeuten. Die damals herrschende laxe Moral drückte sich in leichtfertigen, häufigen Scheidungen und Wiederverheiratungen aus.
„Die Scheidungsgesetze der Griechen und Römer waren so freizügig, daß es für einen Mann und eine Frau nichts Besonderes war, sich zu trennen und einen anderen Partner zu heiraten, während der frühere noch am Leben war. So konnte ein Mann drei oder vier lebende Frauen haben: d. h., sie waren vielmehr nacheinander seine Frauen“ (The Life and Epistles of St. Paul von Conybeare und Howson). Bei einem Christen sollte es anders sein. Er wäre nur dann frei, sich scheiden zu lassen und einen anderen Partner zu heiraten, wenn sein Ehepartner „Hurerei“ (schwere geschlechtliche Unsittlichkeit) begangen hätte (Matth. 5:32; 19:9). Die Anforderung, „Mann e i n e r Ehefrau“ zu sein, würde bedeuten, daß ein Ältester ein Vorbild sein sollte, ein Mann, der sich nicht aus unbiblischen Gründen von seiner Frau scheiden ließ und danach wieder heiratete.
Einige Gelehrte verstehen 1. Timotheus 3:2 so, als ob ein Ältester überhaupt nicht ein zweites Mal heiraten dürfe. Doch aus dem, was Jesus gesagt hatte und was Paulus an anderer Stelle schrieb, geht hervor, daß eine Wiederheirat nicht verkehrt war. Somit war ein Mann dieserhalb nicht zu tadeln, noch war er untauglich, als ein Ältester in der Versammlung zu dienen. Denken wir daran, daß Paulus schrieb, für Witwen (und logischerweise auch Witwer) sei es besser zu heiraten, als von Leidenschaft entbrannt oder unbeschäftigt zu sein und sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen (1. Kor. 7:8, 9, 36-39; 1. Tim. 5:13, 14).
„Mann e i n e r Ehefrau“ zu sein war gleichbedeutend damit, daß der Betreffende nicht der Bigamie oder des Ehebruchs schuldig war. Er sollte in seinem Eheleben in moralischer Hinsicht untadelig sein, ja er sollte seiner Frau absolut treu sein. Deshalb sagt die New English Bible in diesem Vers, daß der Aufseher „tadelsfrei sein muß, seiner e i n e n Frau treu“.
Folglich betonte Paulus mit seinem Hinweis, daß ein Aufseher „Mann e i n e r Ehefrau“ sein muß, in wenigen Worten mehrere Gesichtspunkte des von einem verheirateten Ältesten erwarteten vorbildlichen moralischen Verhaltens. Jeder Beobachter sollte bei einem Ältesten das Empfinden haben können, daß er ein lebendiges Beispiel für den erhabenen Standpunkt ist, den wahre Christen in bezug auf die Ehe einnehmen.